Interview mit TANKARD - immer noch durstig


Ganz spontan schnappte ich mir Gerre von TANKARD auf den Walpurgis Metal Days, um backstage ein kurzes Interview zu machen. Noch etwas verschwitzt, aber gut gelaunt drückt er mir ein Bier in die Hand und dann konnte es schon los gehen.

War wieder eine coole Show, wie war's für dich?


Ich war sehr überrascht über die Reaktion des Publikums, dass die uns so geil aufgenommen haben, weil hier doch eher nur düsteres Zeug gespielt wird, aber mir hat es total Spaß gemacht.


Ihr habt schon einige Zeit euer neues Album draußen. Wie zufrieden bist du damit und wie sind die Reaktionen?


Wir waren nicht in den Charts. (lacht)
Nein, darum geht’s ja gar nicht. Also wir sind mit dem Endprodukt sehr zufrieden… immer noch. Also 2002 war schon so ein großer Break für uns, neues Label, neuer Produzent. „B-Day“, „Beast Of Burbon“, „Beauty & The Beer“ und „Thirst“ stehen so in einer Reihe, würde ich mal sagen. Natürlich immer wenn wir ins Studio gehen, dann bin ich schon immer so: „Ah, wir müssen den Standard halten“, und so. Aber wenn man dann die fertige Platte so 10 Mal hintereinander anhört, dann weiß ich, dass das schon passt. Es ist kein Ausfall auf der Platte „My Daddy Comes To Play“ ist ein total TANKARD–untypischer Song. Am Anfang hatte ich mit dem Song ein paar Schwierigkeiten, aber mittlerweile ist er einer meiner drei Lieblingssongs.



„Thirst“ ist ja ein zu TANKARD passender Titel, gibt es aber auch einen tieferen Hintergrund?


Es ist ein bisschen ein zweideutiger Titel. Er ist ein wenig an die Tubourg Werbung angelehnt. Der Typ, der auf der Straße rumläuft und nix zu trinken bekommt und der nächste Pub ist 666km weit weg. Natürlich heißt aber auch „Thirst“, dass wir immer noch hungrig oder eben durstig sind diese Art von Musik weiter zu machen. Ich meine, ich werde jetzt in 2 Wochen 42 und mach das seitdem ich 15 bin und es macht einfach immer noch Spaß.


Wie kam die Idee zum Cover und wer hat es entworfen?


Die Idee hatte unser Manager und wir haben dann verschiede Künstler angecheckt, die uns verschiedene Skizze angefertigt haben und dann haben wir uns für dieses entschieden, aber die Rückseite war auch gut und etwas künstlerischer, was uns auch sehr gut gefallen hat und darum haben wir dieses dann als Backcover genommen.


Wie fügen sich die neuen Songs in die Live-Setlist ein? Und wie werden sie von den Fans aufgenommen?


Ich denke, was jetzt schon absehbar ist, „Stay Thirsty“ wird wohl in 10 Jahren noch gespielt. Hätte ich am Anfang gar nicht gedacht, aber das ist wohl der Hit von der Platte. Bei 60 Minuten kannst du nur 2 oder höchstens 3 neue Songs bringen. Die Leute wollen ja alte Sachen hören und wir haben heute 2 neue gespielt und wenn wir 90 Minuten spielen, dann gibt’s schon 3 oder 4 zu hören. Wir werden auch immer ein bisschen kritisiert, dass wir die Setlist nicht zu sehr verändern. Das tun wir schon, aber du kannst halt „Empty Tankard“, „Chemical Invasion“ und „Zombie Attack“ einfach nicht rausschmeißen. Das geht nicht. Wir haben jetzt schon „Space Beer“ draußen. Das ist schon ein hartes Brot irgendwie. Manchmal spielen wir das dann wieder und schmeißen etwas anderes raus. Also, wir improvisieren da schon.


Die Leute verlangen von euch immer wieder die Klassiker, die ihr vielleicht schon 100 Mal gespielt habt…


(ohne mich ausreden zu lassen) …die spiele ich immer noch total gerne.


Gibt es aber Songs, die du gerne spielen würdest, aber es bisher noch nicht in die Setlist geschafft haben?


So einen Song wie „When Daddy Comes To Play“ live zu spielen, wäre natürlich schon mal interessant, aber ich glaube das würde nicht 100% in eine TANKARD Show reinpassen.


Gab es einen richtig großen Tiefpunkt in deiner Karriere?


Es gibt seit 27 Jahren einen einzigen Tiefpunkt. (lacht)
Nein, Quatsch. Mitte bis Ende der 90er war total schwierig für Old-School Thrash Metal Bands. Nur drei Angebote im Jahr zum spielen, das ist schon hart, aber du musst einfach durchhalten und weitermachen, in einem Jugendclub mit so 80 Leuten totalen Spaß haben. Auch als der alte Gitarrist die Band verlassen hat und wir monatelang nach einem neuen suchen mussten, da ging echt nicht viel. Dann hab ich mich mal an den Mandeln operieren lassen, da hatte ich nur noch Schmerzen, monatelang ging da nix mit singen und das waren schon echte Tiefpunkte. Aber ich denke mal der Höhepunkt von der Band ist unabhängig zu sein. Wir müssen nicht davon leben. Wir müssen keine hundert Gigs im Jahr spielen. Die könnten wir locker spielen, aber wir machen halt das, worauf wir Bock haben. Das zeichnet die Band auch aus. Lieber spiele ich 30 Gigs im Jahr, anstatt beim zigsten Gig auf einer Tour fertig von der Bühne zu fallen. Wir sind halt echt keine 20 mehr, das muss man schon dazu sagen.



Naja, Energie ist noch reichlich auf der Bühne vorhanden, wie ich finde.


(lacht) …ja, macht auch immer noch total Spaß.


Was macht mehr Spaß? Ein Album aufzunehmen, es entstehen zu sehen…


(wieder sofort) Live, live, live…
Klar, es ist auch eine spannende Arbeit, Songs zu komponieren und zu basteln. Im Studio dann das bestmögliche herauszuholen. Aber es ist einfach immer noch die Energie live. Das Energie geben und zurückbekommen von den Leuten. Das ist ja so eine Symbiose. Das macht mir persönlich am meisten Spaß.



Wann wird der letzte TANKARD Gig sein? Wie alt wirst du da sein?


Das ist eine sehr schwierige Frage. Also wir müssen natürlich ein bisschen aufpassen, aber so wie das die letzten Jahre gelaufen ist… wird ja immer besser im Moment. Wir werden immer mehr gebuchtnund so. Der Frank, der ja die Band gegründet hat und ich haben uns mal lange unterhalten über die Band und so. Es bedeutet uns auch persönlich sehr viel. Wir haben gesagt, wir lösen uns nie auf und dann spielen wir halt mit 65 noch einen Gig im Jahr und gut is es. Das wird mal ein Horror-Tag wenn wir uns auflösen.


Gibt es noch unerfüllte musikalische Träume?


Naja, wir werden oft unterschätzt… so die Funband, die nicht spielen kann oder so. Da müssen wir niemanden etwas beweisen. Unerfüllte Wünsche und Träume sind natürlich in Ländern aufzutreten, in denen wir noch nie waren.


Wo zum Beispiel?


Nordkorea. Da hat noch nie ne Metal Band von außerhalb live gespielt, glaub ich.


Die Rock Hard DVD ist jedes Mal wieder sehr unterhaltsam. Wird es die noch weiter geben?


Ja, wir haben gerade einen Rentenvertrag unterschrieben und ihr müsst uns noch weiter ertragen.


Auf der letzten DVD wart ihr ja auf dieser Heimwerkermesse und habt den Mille von KREATOR getroffen, kannst du da was dazu erzählen?


Ja, das war ihm so zu blöd. Auf einmal saß der Mille da mit seiner Freundin oder wem auch immer und hat uns aus dem Augenwinkel gesehen und wohl gedacht: „Oh nein, die 2 Idioten“. Das war dann schon so witzig.


Habt ihr nachher noch gequatscht oder so, oder gab es wirklich nur dieses kurze Treffen?


Ja hallo, wir müssen arbeiten und drehen, da haben wir keine Zeit zu quatschen. (grinst) Das ist professionelle Arbeit.


Was steht als nächstes an für TANKARD?


Viele Live-Gigs und Anfang nächsten Jahres kommt eine neue DVD raus.


Willst du sonst noch was los werden?


Wir müssen unbedingt mal wieder nach Österreich kommen.


www.tankard.info

Autor: maxomer

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Beitrag vom 26.07.2009
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