Nachdem ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet hatte, mit den Holzfällern von KATAKLYSM plaudern zu dürfen, da es am ersten Festivaltag durch den Sturm, der am Vortag gewütet hatte, für die Veranstalter einiges an Problemen zu bewältigen gab, rief mich der Manager von Nuclear Blast plötzlich doch noch an und vereinbarte ein Treffen mit J.F. Dagenais und mir. Um 22:30 Uhr wurde ich abgeholt und zu dem gut gelaunten Gitarristen der kanadischen Extreme Metal Band geführt. Kurzes Händeschütteln und Bekanntmachung und ohne Rücksicht auf Verluste ging die Fragerei los.

Wie hat euch der heutige Auftritt gefallen?


Es war großartig, wir waren zwar ein bisschen besoffen, aber sonst echt spitze.


Mich würden der Anfang eurer Band und eurer Karriere interessieren. Wann und wie hast du die anderen Mitglieder von KATAKLYSM kennen gelernt?


Wir haben uns in der High-School kennen gelernt und wollten einfach eine Band gründen. Wir konnten nicht einmal unsere Instrumente richtig spielen. Ich habe Gitarre vielleicht ein Jahr zuvor erst angefangen zu spielen und das selbe war’s mit den anderen Jungs. Aber wir wollten einfach eine Band gründen und etwas wirklich Extremes machen und das Extremste was es auf der Welt gibt sein.
Wir waren so ca. 16 Jahre alt und fingen an, ein paar Gigs in der Schule zu spielen. Aus irgendeinem Grund bekamen wir sechs Monate später einen Plattenvertrag mit Nuclear Blast. Sie dachten, wir seien ziemlich gut und somit kam alles ins Rollen.


Was war die Inspirationsquelle für eure extreme Musik zu diesem Zeitpunkt?


Uns beeindruckte immer schon die frühe britische Death Metal Szene. Der größte Einfluss waren wohl alte CARCASS Sachen oder Bands wie NAPALM DEATH oder BOLT THROWER. Natürlich haben wir auch viel METALLICA und IRON MAIDEN gehört, aber so beeinflusst wie die Briten haben sie uns nicht.


Hast du vor KATAKLYSM bereits schon Erfahrung in anderen Metal Bands gesammelt?


Vor KATAKLYSM habe ich mit ein paar Freunden, in einer METALLICA Cover Band gespielt. Aber danach startete KATAKLYSM durch. Mittlerweile haben wir eine weitere Band EX DEO. Es spielen dieselben Mitglieder von KATAKLYSM, jedoch haben wir einige extra Musiker dabei. Wir bringen gerade eine CD heraus und es ist ein großer Unterschied zu KATAKLYSM erkennbar, aber das macht das ganze interessanter und abwechslungsreicher.


Was inspiriert euch heute bei eurer Musik? Ist es dieselbe Quelle wie vor 15 Jahren?


Alles inspiriert einen. Vielleicht ein Film oder wenn du nur in einer schönen Umgebung herum spazierst und dir ein Riff in den Sinn kommt. Bei der nächsten Probe sagst du nur mehr: „Hey Jungs, was haltet ihr von dem…dedatt…dedatt…dedatt!!!“. Einige unserer Songs kamen von einer dummen, besoffenen Idee.


Was ist dir lieber, auf Tour gehen oder Musik zu schreiben und zu proben?


Ich mag beides. Auf Tour gehen heißt sehr viel Party, Leute kennen lernen, herum hängen… Zuhause Musik machen ist viel entspannter, man kann einfach besser und genauer an Songs arbeiten, z.B. Harmonien und Arrangements besser anpassen etc. Wenn ich wählen müsste, würde ich mich wahrscheinlich für auf Tour gehen entscheiden.


Wie vertreibt ihr euch auf Tour die Zeit, wenn ihr mal nicht gerade auf der Bühne steht?


Also, normalerweise spielen wir ja nur einmal am Tag und dann auch nur für ca. 1 oder 2 Stunden, d.h. den Rest des Tages haben wir frei. Meistens schlafen wir sehr lange, wenn wir dann mal auf sind, fängt meistens schon die Party an. Aber wenn uns langweilig wird, schauen wir uns oft Filme an oder hängen einfach herum.


Hat es irgendwann eine Zeit gegeben, wo irgendjemand von euch mit dem Gedanken gespielt hat, die Band und das Musikgeschäft zu verlassen?


Im Musikgeschäft geht es ziemlich viel um Politik und anderen Kram, mit dem wir eigentlich alle nicht so viel am Hut haben. Wir sind keine Geschäftsleute. Wir haben andere Menschen, die sich für uns darüber Sorgen machen. Dafür sind das Label und das Management hauptsächlich verantwortlich. Wir machen nur die Musik und genießen das auch.


Ich habe auf der Metal-Hammer DVD von irgendwann, einen kurzen Ausschnitt gesehen, wo ihr von euch erzählt und uns einen Einblick in eure Häuser gebt. Dabei habe ich aufgeschnappt, dass einige von euch einen beruflichen Plan B auf Lager gehabt hätten. Deshalb meine Frage: Hattet ihr gute Noten in der Schule?


Wir hatte alle eine gewisse Vorstellung von unseren Berufen in Zukunft, falls der Musikerweg scheitern sollte. Ich glaube heut zu Tage ist es immer gut die Möglichkeit zu haben, einen zweiten beruflichen Weg gehen zu können, falls der eine fehlschlägt. Denn nichts ist fix. Du kannst einfach so deinen Job verlieren, und besonders ein Job als Musiker ist nicht sehr sicher. Du weißt nicht was passiert. Deshalb genießen wir aber trotzdem das, was wir tun.


Wie waren die Reaktionen der Medien und der Fans auf das neue Album „Prevail“, obwohl man sagte, dass „In The Arms Of Devastation“ unübertrefflich sei.


Im Grunde denken wir nicht wirklich darüber nach, was mit einem Album passieren wird, viel mehr beschließen wir einfach etwas Neues zu tun und ziehen das durch. In den Medien habe ich eigentlich nur Gutes darüber gehört und wenn wir unser Publikum vor der Bühne so sehen, wie sie komplett ausrasten, dann glaube ich, es gefällt auch den Fans.


Hast du ein paar Lieblingssongs auf dem neuen Album, welche ihr immer live spielen werdet?


Ich glaube mein Favorit ist „Blood In Heaven“ und ich wollte ihn live spielen, aber die anderen haben mir dazwischen gefunkt. Wir debattierten darüber, aber die Mehrheit entschied sich dagegen.


Nachdem ihr euer neues Album eingespielt habt und auf Welt-Tournee gewesen seit, wie schafft ihr es da zusätzlich eine neue Band zu gründen? Habt ihr zu viel Zeit oder zu viel Ideen?


Wir sind manchmal so kreativ, dass es gar nicht mal so lange dauert ein neues Album zu schreiben. Die Ideen hatten wir schon lange, aber sie passten einfach nicht zu KATAKLYSM, aber sie waren trotzdem da. Ich bin gerne beschäftigt und ich hasse es nichts zu tun. Es ist Zeitverschwendung.


Letzte Frage für den Abend. Gibt es für dich ein Ziel, welches du mit KATAKLYSM noch nicht erreicht hast, aber noch erreichen willst?


Ich würde sagen, wir sind ziemlich zufrieden mit dem, was wir bis jetzt erreicht haben. Um ehrlich zu sein, überwältigt es mich jeden Tag von neuem. Wenn wir was Neues machen, wächst die Zuhörerschaft, die Konzerte werden immer größer, wir wissen nicht wie es enden wird. Mein Ziel ist einfach so weiter zu machen, wie wir es gerade tun. Hoffentlich ist es uns möglich, wir werden sehen, was die Zukunft bringen wird.


Ein paar letzte Worte für eure Fans und den Lesern von Earshot?


Auf jeden Fall ein riesiges Dankeschön an all unseren loyalen Fans, die uns so tatkräftig unterstützen, die ständig an unserer Seite sind. Es ist echt super eine solche Familie hinter einem zu haben. Nochmals Danke!



PS: Ein großes Danke an Simona für die Fotos!