Interview mit AMORPHIS - Das ist unser bestes Album


Mit „Skyforger“ veröffentlichen die Ausnahmemetaller von AMORPHIS am 29. Mai wieder einmal ein unglaublich atmosphärisches, tiefgründiges und düsteres Album! Ein aufgeregt aber glücklich klingender Tomi Joutsen nahm sich die Zeit um für Earshot einige Fragen zur Vergangenheit und natürlich auch zum neuesten Prachtstück „Skyforger“ zu beantworten.

Tomi, wie läufts mit der Tour? Ihr hattet ja jetzt eine kleine Pause und morgen ist wieder die nächste Show!


Ja, morgen ist unsere letzte Show vor den Sommerterminen und es wird bestimmt sehr interessant! Ich schätze wir werden ein paar neue Songs spielen, ich bin also ein bisschen nervös!


Erwartest du dir irgendwas von morgen?


Hm…es ist ausverkauft! Es ist jetzt eine coole Zeit mit der Band, es wird bestimmt sehr stark!


In welchem Land spielt ihr am liebsten? Ist es eure Heimat Finnland, wo euch die Leute am besten kennen, oder ist es interessanter in anderen Ländern zu spielen?


Ich mag beides! In Finnland bekommen wir die besten Reaktionen vom Publikum, denn dort sind wir sehr berühmt. Aber auch außerhalb unserer Heimat ist es immer ziemlich cool zu spielen, denn man lernt immer viele Leute kennen, kommt viel rum und es hat immer etwas von einem Abenteuer! Natürlich ist es in Finnland leichter für uns, ausverkaufte Shows zu bekommen. Wir müssen eben in anderen Ländern noch härter arbeiten!


Was denkt ihr als finnische Metalband, woran liegt es, dass so viele Bands aus dem Norden, also Finnland, Schweden oder Norwegen, die düsterste Musik mit der meisten Atmosphäre machen?


Hm…ich weiß nicht. Ein Grund könnte vielleicht sein, dass wir Finnen eher schüchterne Leute sind, und es für uns leichter ist, sich mit dunkler oder trauriger Musik auszudrücken. Ein anderer Grund könnte auch noch die langen Winter sein, wo es immer ziemlich dunkel ist.


Um etwas in die Vergangenheit zu blicken: Ihr seit für ein Album bei Virgin Records unter Vertrag gewesen, habt dann aber zu Nuclear Blast gewechselt und seid dort auch geblieben? Warum habt ihr damals gleich wieder gewechselt und was gefällt euch so an Nuclear Blast?


Naja, ich war damals ja noch nicht in der Band, aber was ich gehört habe, war Virgin zwar ziemlich gut in Sachen Promotion in Finnland, aber außerhalb von Finnland eher nicht. Außerdem hat Virigin, soweit ich weiß einfach nicht so viele Metalbands unter Vertrag, und die wissen somit einfach nicht so gut, wie man mit Metalmusik arbeitet. Nuclear Blast hingegen, sind sehr erfahren, was Metalbands angeht, es ist also viel leichter mit denen zu arbeiten. Ich denke es war eine gute Entscheidung!


Bei den ersten Alben wurde viel Growlgesang verwendet, dann seid ihr immer weiter in Richtung Cleangesang gegangen. Seit du in der Band bist, gibt’s wieder mehr Growls! War das deine Idee?


Als ich der Band damals beigetreten bin, wusste ich, dass ich wieder Growls verwenden würde. Ich war schon immer ein Fan von AMORPHIS. Ich liebe die alten Alben wie „Karelian Isthmus" oder „Tales From The Thousand Lakes“. Wir spielen viele Songs von diesen Alben auch live. Also wie gesagt, ich wollte wirklich wieder die Growls zurück in die Band bringen, denn ich bin ein großer Fan von dieser Art des Gesangs. Es ist einfach eine kräftige Art, seine Gefühle auszudrücken. Und als wir für „Eclipse“ ins Studio gingen, probierte ich ein paar Growls aus und die anderen sagten einfach: „Okay, mach, was immer dir gefällt!“ Und sie waren dann eigentlich sehr zufrieden mit dem Resultat!



Du wolltest also von Anfang an diesen Gesangsstil wieder zu AMORPHIS bringen?


Ja, als wir anfingen die Rohfassungen der damals neuen Songs zu hören, wusste ich bereits, dass da einige Stellen sein würden, wo Growls sehr gut passen würden. Ich war mir anfangs nicht sicher was die anderen dazu sagen würden, aber im Endeffekt fanden sie es gut und ich glaube ich habe dabei einiges an frischer Energie in die Band zurückgebracht.


Was sagst du eigentlich dazu, dass euch ab dem Album „Elegy“ viele alte Fans den Rücken gekehrt haben?


Ich verstehe es! Denn unser Musikstil hat sich sehr verändert. Es war damals einfach nicht mehr so harte Musik. Ich kenne Leute, die so richtige Hardcore-Metal-Fans sind und wenn die Cleanvocals hören, dann ist das für sie einfach scheiße! (lacht) Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass wir auch viele Fans haben, die wirklich aufgeschlossen gegenüber neueren Stilen sind. Viele dieser Leute mögen alle möglichen Musikrichtungen, von Rock bis Elektro oder was weiß ich, aber ich bin wirklich glücklich darüber, dass die Band schon verschiedene Stile hinter sich hat, denn es ist jetzt sehr leicht für uns, eine neue Platte zu machen, jetzt können wir machen was immer wir wollen. Wir können ebenso total brutal wie vollkommen soft klingen. Es ist also gut, dass wir eine vielseitige Bandgeschichte hinter uns haben!


Bist du persönlich denn auch aufgeschlossener, wenn sich eine Band verändert?


Wenn es gute Musik ist natürlich! (lacht) Natürlich ist es immer eine schwere Situation für einen Fan, wenn eine Band ein Album veröffentlicht, das total anders klingt als die vorigen. Aber ich versuche immer der neuen Musik eine Chance zu geben.


Genug über die Vergangenheit geplaudert! Zu eurem neuersten Album „Skyforger“: Wie kamt ihr zu dem Namen? Hat er irgendeine Bedeutung?


Der Titel kommt von der Geschichte, die wir mit diesem Album erzählen.“Skyforger“ ist die Hauptrolle in diesem Album, er ist ein antiker Schmied und schmiedet den Himmel. Bei dem Album geht es um einige Geschichten von diesem Typen und deshalb nahmen wir diesen Namen für den Albumtitel.


Ich finde das Cover schlichtweg genial! Wer hat es entworfen?


Oh, das war Travis Smith! (nicht mit dem gleichnamigen TRIVIUM-Drummer zu verwechseln! – Anm. d. A.)



Hatte er dafür irgendeinen Anhaltspunkt oder eine Inspirationquelle?


Esa Holopainen (Gitarrist –Anm. d. A.) hatte ein paar Ideen für das Cover und besprach diese mit Travis. Travis hatte dann einige gute Ideen dafür, und wir suchten uns schließlich dieses Cover aus. Der Baum trägt den Himmel, und das passt irgendwie gut zum Thema „Himmelsschmied“.


Habt ihr auf „Skyforger“ in Sachen Produktion irgendetwas anders gemacht als bei den vorigen Alben?


Hm…ja ein größerer Unterschied zu den vorigen Alben war, dass unser Soundmann der uns seit vielen Jahren live gemixt hat, diesmal auch unser Album aufgenommen hat. Wir kennen uns durch die jahrelange Zusammenarbeit schon sehr gut und er weiß wirklich, wie wir klingen sollen. Das war also das erste Mal, dass wir mit ihm im Studio gearbeitet haben!


War er also der Produzent des neuen Albums?


Nein, er hatte zwar auch einige Ideen, aber ich würde ihn nicht als Produzenten bezeichnen. Ich würde sagen, dass die Band das Album produziert hat. Natürlich hatte ich einen Produzenten für die Vocals, das war Marco Hietala von NIGHTWISH. Aber wir hatten keinen einzelnen, der für die Produktion des Albums verantwortlich war.


Und wie war das Songwriting? Habt ihr wieder alle an den Songs geschrieben?


Oh ja, wir hatten alle Ideen für das Album! Ich glaube wir hatten 18 Songs, bevor wir ins Studio gingen. Aber die Vocals und die meisten Melodien hatten wir noch nicht. Daran mussten wir erst im Studio ziemlich hart arbeiten. Ich finde es ist super, dass wir alle an unserer Musik schreiben. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum wir unsere Alben so schnell rausbringen können! Es ist beim Songwriting wie in einer Demokratie und das finde ich sehr wichtig!


Und die Lyrics? Sind sie wieder von Pekka Kainulainen, wie auf „Silent Waters“ geschrieben worden?


Ja, die Lyrics sind wieder von ihm. Wir waren sehr zufrieden mit dem, was er für „Silent Waters“ gemacht hat, also wollten wir wieder mit ihm zusammen arbeiten. Er hatte wieder sehr gute Ideen für dieses Projekt und schrieb 15 Gedichte für das Album, von denen wir die besten rauspickten und ins Englische übersetzten. Es steckt also ein Haufen Arbeit hinter den Texten.


„Skyforger“ ist, wie so ziemlich jedes Album von AMORPHIS, sehr atmosphärisch! Wie wichtig ist für dich die Atmosphäre in einem Song? Muss ein guter Song viel Atmosphäre vermitteln?


Mir persönlich helfen atmosphärische Melodien oder Atmosphäre im Allgemeinen, beim Singen meine Emotionen zu vermitteln. Es ist auch etwas total anderes, wenn eine gute Atmosphäre herrscht, während wir auf der Bühne stehen! Das hat dann immer was von Magie! (lacht)


Wenn du das neue Album mit einem Wort beschreiben würdest, was wäre es?


(Nach sehr langem Nachdenken und vielen „Hm…s“): Beautiful! Denn es ist nicht so sehr Metal, es gibt einfach sehr schöne Momente auf dem Album! Und natürlich das Cover, das ist auch wunderschön! (lacht)


Wovon holst du dir deine Inspirationen? Hörst du dazu bestimmte Bands?


Ja natürlich höre ich Musik, die mich inspiriert. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Bands, die mir gefallen. Wir mögen auch alle diese klassischen Bands wie LED ZEPPELIN, ACDC oder PORCUPINE TREE. Ich war ein richtiger Metalhead als ich noch jünger war, in letzter Zeit versuche ich mehr alles mögliche zu hören, aber meine Wurzeln sind noch im Metal. Die Band die bei uns im Tourbus am meisten läuft ist AC/DC. Die meisten von uns mögen AC/DC einfach am liebsten!


Hörst du auch gerne ACDC?


Naja ich steh eigentlich nicht soo sehr auf AC/DC. Ich finde sie sind eine richtig klassische Band mit vielen tollen, groovigen, simplen Songs. Aber sie gehören jetzt nicht zu meinen „Top Five“ oder so.


Was sind denn deine „Top Five“ Bands?


Im Moment höre ich gerade sehr viel MASTODON und…hm..was noch? Ich habe auch eine super Hardcore Band aus den USA gefunden, die klingt wirklich gut! Ich bin da wie gesagt ziemlich offen für andere Musikstile! Ich höre auch sehr viel softe Musik. Außerdem höre ich sehr gerne DANZIG. „Danzig 4“ gehört zu meinen Lieblingsalben!


Was machst du eigentlich neben der Musik? Hast du auch einen „normalen Job“?


Ich habe viele Jahre als Betreuer für Jugendliche gearbeitet, habe dann aber vor etwas zwei Jahren gekündigt, um mehr Zeit für meine Kids zu haben. Ich kann jetzt sehr viel Zeit mit ihnen verbringen und bin sehr glücklich damit!



Von welcher zukünftigen Show erwartest du dir eigentlich am meisten?


Ich muss sagen, dass wir einige gute Festivals in Finnland haben! Im Sommer gibt’s da sehr viele! Dort wird zwar immer ziemlich viel getrunken (lacht), aber das sind trotzdem immer sehr wichtige Auftritte für uns!


Gut, lass uns zu unserer letzten Frage kommen: Welche Reaktionen zu „Skyforger“ erwartest du dir?


Ich habe bereits einige Reviews dazu gelesen und die waren alle ziemlich positiv! Ich habe ein gutes Gefühl bei diesem Album! Es ist immer schwer zu sagen aber ich denke, wenn jemand die vorigen Alben gemocht hat, dann wird er dieses auch mögen! Es ist jetzt zwar sehr klischeehaft zu sagen, aber dieses ist das beste Album bisher! (lacht)


Ja, das wars auch schon! Die letzten Worte gehören dir:


Oh, die letzten Worte sind immer schwierig! (lacht) Ich weiß nicht…ich finde es immer toll wenn Leute unsere Musik interessiert! Danke für das Interview!


Wir haben zu danken!


www.amorphis.net

Autor: Doano

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Beitrag vom 22.05.2009
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