Den ganzen Tag warte ich bereits auf den einen Anruf des Sängers von ELUVEITIE Christian „Chrigel“ Glanzmann. Um drei Uhr war es dann so weit. Das Telefon scheppert, es meldet sich der sehr sympathische und zuvorkommende Frontman.


Ich habe gehört, ihr habt gestern ein Konzert in Wien gespielt. Wie war‘s???


Ja, es war eigentlich ganz OK, grundsätzlich freuen wir uns immer, wenn wir dort in der netten Location spielen. Das ist so ein Highlight für uns, wenn wir auf Tour sind.


Pagan Metal bzw. Folk Metal ist ja eigentlich eine neuere Erscheinung und essentiell dafür sind die markanten volkstümlichen Instrumente, welche natürlich auch von jemandem gespielt werden müssen. Deshalb ist es bestimmt schwer, eine Band in diesem Genre zu gründen, im Gegensatz zu z.B. einer Thrash Metal Band. Wie entsteht eine Pagan/Folk Metal Band???


Ja, eigentlich wie jede andere Band. Ich weiß nicht ob es einen Unterschied macht, ob man mit drei oder mit acht Leuten spielt.


Das heißt, ihr habt euch einfach gefunden und beschlossen eine Pagan Metal Band zu gründen?


Naja nein, ich habe einfach die ersten Songs geschrieben für das erste Release und für mich war von Anfang an klar welche Instrumente, welche Klänge ich haben will, und dann habe ich mir einfach dementsprechende Musiker gesucht.


Also, das Songwriting sieht dann so aus, dass du die Lieder selbst schreibst?


Größtenteils ja


Also bist du sozusagen der Bandleader.


Naja, ich kümmere mich um den Weg, könnte man sagen, ja


Mich würde es noch sehr interessieren, wie ihr zu den keltischen oder gälischen/gallischen Texten kommt. Hast du das gelernt oder studiert ….. wie macht ihr das?


Nein, man kann in dem Fall eigentlich nicht von lernen sprechen, da das ja eine ausgestorbene Sprache ist. Aber ich beschäftige mich einfach seit einigen Jahren bereits damit und wir arbeiten immer wieder sogar mit Wissenschaftlern zusammen.
Das ist einfach eine nahe liegende Sache, ich meine, wir kommen aus der Schweiz und spielen so keltische Mucke, dann leg ich natürlich auch nahe, dass man die dementsprechende Sprache verwendet.



Ich euer neues Album „Evocation I: The Arcane Dominion“ schon gehört und es gefällt mir persönlich sehr gut. Glückwunsch zu einem klasse Album.
Was hat der Titel „Evocation I– Die Hervorrufung/Beschwörung I“ für eine Bedeutung für euch und die Band?



Grundsätzlich ist das so eine Art „Konzept Album“, da sich der lyrische Inhalt etc. um die gallische Mythologie dreht, d.h.es ist sehr authentisch gemacht, es werden größtenteils originale Texte verwendet, also echte Schriftstücke, die so um die 2000 Jahre alt sind, welche alle ihren magischen oder mystischen Charakter haben. Insofern widerspiegelt das die damalige Zeit natürlich auch.


Und könnte es sein, dass es unter Umständen auch ein „Evocation II“ geben wird?


Ja genau, sonst würde es ja wenig Sinn machen dem Titel eine Nummer zu geben. Also, als ich damit ein Konzept begann hat sich heraus kristallisiert, dass das ein mehrteiliges Ding werden soll, doch dafür lassen wir uns noch Zeit, d.h. im April wird der erste Teil veröffentlicht und das war‘s dann auch erstmal, als nächstes kommt wieder ein ganz normales/reguläres Metal Album bzw. Folk Metal Album und danach werden wir uns erst an den zweiten Teil von „Evocation“ machen….was weiß ich, vielleicht 2011 oder so. Dann hätten wir auf jeden Fall genug Zeit.


Mit diesem akustischen Album, finde ich zumindest, lenkt ihr diesen neuartigen Stil, den Folk Metal, in ganz andere Bahnen und ihr beweist natürlich auch, dass man geile, fetzige Musik auch ohne verzerrte Gitarren machen kann, was ich sehr bewundere.
Was hat euch dazu bewegt ein reines akustisches Album aufzunehmen?



Diese Idee hatten wir eigentlich schon seit Urzeiten. Wir dachten immer, das wäre mal was, was uns reizen würde, was wir irgendwann mal gerne machen würden. Naja, und in den letzten eineinhalb Jahren begannen wir konkreter zu überlegen, wie das aussehen könnte. Ich begann ein Konzept zu schreiben und so ist das einfach entstanden, es hat uns einfach gereizt. Die Idee ist halt… ich meine, wir sind eine Folk Metal Band und wenn wir jetzt ein Akustikalbum machen, dann ist es halt naheliegend, dass das einfach ein Folk Album ist. Und genau das wollten wir eben nicht. Wir wollten einen Schritt weiter gehen und etwas Neues machen, nicht einfach herkömmliche/gewöhnliche Volksmusik, sondern rein akustische Musik von ELUVEITIE. Das, was du bereits gehört hast, ist eben dabei raus gekommen.


Habt ihr vor vielleicht auch das ein oder andere „Unplugged“ Konzert zu geben?


Ja, das haben wir auf jeden Fall vor. Wir werden 100%ig das Album live präsentieren, aber in dem Umfang, wie wir das bei der „Slania“ Tour gemacht haben, wir sind jetzt gerade auf der fünften Tournee, so intensiv werden wir das hier eher nicht machen. Wir werden auch auf so manchem Festival das akustische Material spielen. Also, das wird’s auf jeden Fall live zu hören geben.


Bei euch hat es von Anfang an sehr viele Umbesetzungen von den Bandmitgliedern gegeben. Aber spätestens nach dem Album „Slania“ hatte ich das Gefühl von einer gewissermaßen festen Besetzung. Jedoch sind bei euch vor kurzem die Kirder Brüder aus dem line-up verschwunden. Gab es einen Grund für das Austreten der beiden?


Ja, natürlich,… eigentlich ganz ähnlich wie bei den vorherigen Wechseln. Also, wir waren letztes Jahr einfach viel auf Tournee, was auf der einen Seite sehr schön ist, kann auf der anderen Seite einfach sehr anstrengend sein. Es ist auf jeden Fall eine extreme Lebenssituation, wo man mehr und mehr auch Sachen entbehren muss. Letztlich denk ich auf Tournee zu gehen ist etwas, das du liebst oder hasst und das war bestimmt ein Grund für das Aussteigen. Der Hauptgrund würd ich sagen ist der Zeitaufwand. Eben, wie gesagt, allein letztes Jahr hatten wir an die 120 Konzerte, in einem Jahr, d.h. umgerechnet jeden zweiten, dritten Tag ein Konzert. Zusätzlich spielt man bei Festivals und eine neue CD wird auch aufgenommen etc. etc. . Dann kommt noch dazu, dass jeder seit jeher seine eigene Band hatte. Sevan singt z.B. noch in einer Power Metal Band. Der Zeitaufwand wurde einfach zu groß und man muss einfach Prioritäten setzen. Das war bis jetzt meistens das Problem, da bei uns der Zeitaufwand sehr schnell immer größer wurde. Man muss sich einfach entscheiden.


Zum Schluss hätte ich noch zwei Fragen.
Was war das beste und was das schlechteste Konzert in eurer Karriere bis jetzt?



…Puh, schwer zu sagen. Möglicherweise eines auf der Heidenfest Tour, im letzten November. Da hatten wir eine Menge wirklich geiler Konzerte und eine Menge Spaß. Ja, aber ich kann mich nicht konkret auf eines festlegen, denn es gab einige sehr gute Konzerte.
Das schlechteste…. Wir hatten auch ein paar schlechte, ganz klar. Wir hatten letzen Dezember ein wirklich beschissenes Konzert. Es war irgendwo in Deutschland bei so einem Weihnachtsfestival. Ich glaub „Hail Christmas“ hieß das, oder so. Ja, wir waren halt sowieso schon sehr ausgelaugt, weil wir ja praktisch ein Jahr lang auf Tour waren und dann waren wir noch im Studio, um unser neues Album zu produzieren. Da kam einfach so manches zu kurz. Wir sind aus dem Studio mit unserem Bus nach Deutschland gerast, um dort zu spielen und gleich darauf wieder zurück, nach Hause ins Studio. Wir waren allesamt übernächtigt, noch dazu kamen technische Probleme. Das war bestimmt eines unserer schlechtesten Konzerte überhaupt.



Jetzt hätte ich noch gerne gewusst, welches Land, das Pagan oder Folk Metal tauglichste Publikum hat?


...Ähm, das ist schwer zu sagen. Ich glaube, das beste Publikum für dieses Genre findet man in Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich, würde ich sagen.


Na gut, das war’s dann. Ich bedanke mich für das Interview. Viel Glück noch für anstehende Konzerte, ich glaube, ihr seid auch im Moment noch auf Tour?


Genau, wir sind jetzt gerade wieder bei der Hälfte unserer Tour.


Dann noch Mal viel Glück, viel Spaß und vielleicht sieht man sich noch.


Ja, spätestens am „Summer Nights“.


Ja, genau, bis dann und auf Wiederhören.



Interview von Stoney