Interview mit SINISTER - Zeit für Veränderung


SINISTER braucht man denke ich nicht großartig vorstellen – seit Anfang der 90er sind sie ein fixer Bestandteil der Death Metal Szene und ein Garant für qualitativ hochwertige Alben, so auch ihr neuerster Output „Creative killings“. Allerdings hatten sie in der Vergangenheit einige Line Up Probleme (vor allem am Posten des Vokalisten), und auch diesmal gab es Line-Up-mäßig zwei Veränderungen zu vermelden, einerseits ist jetzt Rachel von OCCULT die Neue hinterm Mikro, andererseits verließ Gitarrist Bart die Band – mehr dazu im Interview mit Basser Alex!

Alex, SINISTER sind ja beliebe kein unbeschriebenes Blatt mehr, könntest du vielleicht trotzdem einen kurzen Rückblick auf eure History geben?

Ja klar... SINISTER wurden so um 1988/89 gegründet, nach einem Demo haben wir eine Promo aufgenommen und an verschiedene Labels verschickt, was uns 1991 den Deal mit Nuclear Blast brachte. Für sie haben wir fünf Alben aufgenommen, als da wären „Cross the styx“, „Diabolical summoning“, „Hate“, „Bastard saints“ und „Aggressive measures“. Wir sind bisher sehr fleißig getourt, hatten aber 2000 den Split mit Nuclear Blast, was uns dann zu Hammerheart Records brachte. Unser neues Album „Creative killings“ ist bereits über Hammerheart Records erschienen und sollte bei euch schon in den Läden stehen.


Du hast immer betont, dass SINISTER eine Death Metal Band waren, sind und auch bleiben werden – wie stehst du zur allgemein verbreiteten Meinung, dass sich Bands aus diesem Genre mit der Zeit nur mehr wiederholen und sich selbst kopieren?

Das trifft sicher auf einige Bands zu – allerdings nicht nur im Death Metal, ja nicht einmal nur im Metal, es gibt bei jeder Musik Bands, die immer das gleiche spielen. Für uns speziell habe ich in der Hinsicht keine Befürchtungen, SINISTER haben bis jetzt auf jedem Album etwas neues geboten, haben einen Schritt nach vor oder auch zurück gemacht und so wird es auch in Zukunft laufen. Wir werden uns weiterhin in gewissen Bahnen verändern und das ist auch gut so.


Wie du bereits angesprochen hast, ist „Creative killings“ euer neues Album und wurde über Hammerheart Records veröffentlicht. Was bewegte euch dazu, den Deal mit Nuclear Blast nicht zu erneuern, was gibt es über das neue Album zu sagen?

Nach 10 Jahren auf Nuclear Blast dachten wir, dass es an der Zeit wäre, eine Veränderung einzuschlagen. Hammerheart Records haben uns die besseren Konditionen als Nuclear Blast geboten und mehr Promotion versprochen, daher sind wir auf ihr Angebot eingegangen.
Das neue Album ist trotz der üblichen Veränderung ein typisches SINISTER-Album – schnell, brutal, sehr technisch aber auch sehr eingängig. Unsere alten Fans werden es genauso lieben wie wir.



Zum ersten Mal in eurer Bandgeschichte habt ihr mit Rachel (OCCULT) eine Frau am Mikro, die ihren Job allerdings genauso gut macht wie ihre männlichen Vorgänger Mike, Erik oder auch Joost. Wie ist eure Zusammenarbeit mit ihr entstanden?

Wir kannten sie schon durch OCCULT und wussten daher, wie gut sie ist und dass sie sich vokaltechnisch gesehen perfekt in den typischen SINISTER-Sound einfügen würde. Nachdem wir bereits 15 Typen zu einer Audition bei uns gehabt haben, die alle nicht besonders gut waren haben wir einfach bei ihr an die Türe geklopft und angefragt. Es ist uns herzlich egal ob unser Vokalist männlich oder weiblich ist, sie ist äußerst talentiert und das ist es, was für uns wichtig ist.


Bevor ihr mit Rachel die No Mercy Festivals verwüstet habt und mit „Creative killings“ eine Bombe in den Läden platziert habt, konnte man in eurem Gästebuch zahlreiche Einträge lesen, in denen euch vorgeworfen wurde, eine Frau in die Band geholt zu haben. Haben sich die Reaktionen seither geändert oder wird euch nach wie vor Verweichlichung und Ausverkauf vorgeworfen?

Die Reaktionen haben sich total ins Positive umgekehrt, es ist unglaublich! Die Leute haben wohl gedacht, SINISTER würden jetzt Gothic spielen hahahaha – no way! Nach den No Mercy Auftritten und dem neuen Album mussten sie einfach eingestehen, dass SINISTER um kein kleines bisschen leiser oder softer geworden sind, im Gegenteil...


Gab es bei Liveauftritten gemeinsam mit Rachel bisher auch schon Aktionen á la „Hör auf zu singen und lutsch mein Ding!“?

Nein, das hatten wir in der Form noch nicht und ich hoffe, dass das uns auch weiterhin erspart bleibt. SINISTER sind mehr als eine Band, wir sind eine Familie und wer einem aus der Band einen Schaden zufügt, muss auch die Konsequenzen tragen und ertragen. Wir erlauben keinen derartigen Bullshit, zu keinem von uns, so etwas muss sich niemand bieten lassen, auch wir nicht.


Inwiefern unterscheidet sich Rachel zu ihren Vorgängern? Hat sie für „Creative killings“ auch die Texte geschrieben?

Sie ist einfach besser als alle ihre Vorgänger zusammen hahahaha... Nein, im Ernst, sie ist eine exzellente Vokalistin, aber die Texte habe ich geschrieben – das ist mein Job und wird es auch weiterhin bleiben.


Bei eurem letzten Auftritt in Wien (No Mercy Festival 2001) hattet ihr eine ausgesprochen kurze Setlist – werden wir 2002 die Möglichkeit haben, euch mehr als nur 20 Minuten zu sehen?

Wir wurden erst sehr spät zu dem Billing hinzugefügt und weil wir in den vorhergegangen zwei, drei Jahren nicht allzu viel auf der Bühne gestanden haben, war unsere Setlist auch dementsprechend kurz. Nichtsdestotrotz war es eine großartige Show, die Leute sind derartig ausgeflippt, es war unglaublich! Im Mai wollen wir zuerst einmal durch Amerika touren und kommen dann Ende 2002 wahrscheinlich bei euch vorbei – lass dich überraschen...


Wie kam es nun zum Ausstieg eures Gitarristen Bart Anfang des Jahres?

Er konnte zu wenig Zeit für SINISTER erübrigen, er hat eine Familie und das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ausgiebiges Touren wäre für ihn nicht möglich gewesen – daher stieg er aus. Wir haben aber keinerlei Probleme mit ihm, er ist nach wie vor ein guter Freund von uns und wir wünschen ihm auch weiterhin alles Gute.


Welche Auswirkungen wird sein Ausstieg auf SINISTER haben?

Keine. SINISTER werden weitermachen, so wie wir es bisher immer gemacht haben.


Ich nehme an, ein Ersatz ist bereits gefunden – wer ist es?

Der neue Mann an der Gitarre heißt Pascal und war bis vor kurzem in der Death/Thrash Band CANTARA tätig (Die Band des GOD DETHRONED-Gitarristen Jens v.d. Walk – A.d.V.), er ist ein äußerst talentierter Gitarrist und fügt sich perfekt in die Band ein.


SINISTER sind Teil der Death Metal Szene seit ihren Anfängen – wie siehst du die Entwicklung der Szene von damals bis hin zum heutigen Zeitpunkt?

Über so was denke ich nicht wirklich nach, ich ziehe mein Ding durch, was die anderen machen, ist ihr Ding.


Wie kamst du in Kontakt mit Death Metal?

Durch die „bösen“ harten Bands von damals, KREATOR, POSSESSED, CELTIC FROST, SLAYER und DEATH – das waren so meine ersten Kontakte mit der „harten“ Szene.


Wenn du den Urkern der Szene – MORBID ANGEL, DEATH, CANNIBAL CORPSE, DEICIDE,... – mit den neuen Bands vergleichst, sind die alten Bands dann schon ausgelutscht, langweilig und out?

Ich bin ja nicht nur selber Musiker sondern vor allem auch Fan – daher: Es gibt sowohl bei den „alten“ als auch bei den „neuen“ Bands absolute Killerbands als auch massenhaft Schrott. Mir ist es herzlich egal, wie lang es eine Band schon gibt, so lang sie einen guten Ton macht, hör ich sie mir an!


Reihenweise Bands zählen SINISTER zu ihren Einflüssen, wen würdest du als eure Inspirationsquelle angeben?

Zu unseren Anfängen waren es definitiv die alten Thrash Metal Bands, POSSESSED und CELTIC FROST, heute versuchen wir aber, möglichst frei von äußeren Einflüssen unsere Songs zu kreieren, aber die Wurzeln werden wohl immer ersichtlich sein.


Stichwort Chuck Schuldiner...

Mit ihm haben wir einen äußerst talentierten Musiker verloren, er war einer der Mitbegründer der Death Metal Szene und hat auch sehr viel für sie bewirkt. Ich konnte mich zwar weder mit CONTROL DENIED noch mit dem letzten Album von DEATH besonders anfreunden, aber dennoch war Chuck ein äußerst talentierter, kreativer, vielseitiger Mensch, den wir alle vermissen werden.
Dazu möchte ich noch etwas loswerden: DEATH wird ja oft Ausverkauf und Verweichlichung vorgeworfen, ich finde es aber schade, dass Weiterentwicklung mit Verweichlichung gleichgesetzt wird. Auch SINISTER haben sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt, das müssen wir jedoch nicht mit Violinen und Keyboards beweisen hahaha...



Wenn du auf eure Zeit mit Nuclear Blast zurückblickst, bist du dann zufrieden mit der Arbeit eures ehemaligen Labels? Zumindest am Schluss merkte man schon deutlich, dass den kommerziell erfolgreichen Bands ein Großteil der Kohle in den Arsch geschoben wird, während sich der Rest mit einem kleinen Happen begnügen muss...

Nach wie vor gibt es keine negativen Worte über Markus und Nuclear Blast zu verlieren – sicherlich, die kommerziell erfolgreicheren Bands bekamen auch mehr Geld, da hast du schon recht, aber das ist wohl mehr als verständlich und überall so – auch ein Label muss Geld machen! By the way, Markus hat aus einem kleinen Label eine riesige Firma gemacht, und das macht ihm so schnell keiner nach – nur weil wir jetzt auf Hammerheart Records sind, heißt das noch lange nicht, dass wir irgendeinen Groll, Zorn oder Hass gegen unser altes Label hegen, nur haben wir jetzt einen besseren Deal bei einem anderen Label...


Es gibt einige großartige Bands in Holland – nicht nur SINISTER und HOUWITSER, bei denen du ja auch tätig bist, sondern auch noch eine Menge anderer. Verlier bitte ein paar Worte über die Szene bei euch oben!

Wie du schon richtig bemerkt hast, haben wir hier einige Top-Metal-Acts, neben den von dir erwähnten zählen sicher auch noch GOD DETHRONED, DISAVOWED und PYAEMIA zu bemerkenswerten Bands. Sonst ist die Szene nicht sonderlich als auch bei euch, der Großteil der Leute ist cool und ganz ok, allerdings rennen auch einige Arschlöcher herum, das ist überall so – auch bei uns hahaha...


Gehst du auch als Privatperson zu Konzerten?

Klar, aber ich bin ein verdammt faules Arschloch, wenn ich nicht auf der Bühne stehe – da gibt’s kein großartiges Gebange, Gemoshe oder was sonst noch möglich ist mehr, ich schau mir die Show lieber an, als dass ich vor lauter Haare im Gesicht genauso gut zuhause vor der Anlage bangen könnte hahaha...


SINISTER bürgen für hochqualitativen Death Metal, und das schon seit Jahren – wie aber hat sich der Zugang zur Musik im Laufe der Zeit geändert?

Im Prinzip nicht großartig, nur dass die ersten Alben jeweils von mehr oder weniger einer Person geschrieben wurden, während die letzten beiden Alben im Proberaum entstanden, mit der ganzen Band aktiv dabei.


Einige sagen, dass du aggressiv sein musst, um Death Metal zu spielen, andere wiederum sagen, dass man Kirchen niederbrennen muss, um Black Metal zu spielen – was denkst du, macht die Musik aus?

Alle diese Vorstellungen sind vorpubertäre, dumme Sprüche die nichts mit der Realität zu tun haben, ich sehe in Death Metal keineswegs eine Möglichkeit um Aggressionen herauszulassen, ihnen freien Lauf zu gewähren, vielmehr ist es harte Arbeit und auch eine Menge Spaß, gute Songs zu kreieren. Wir wissen, wie man ein Instrument haben muss und es braucht eine Menge Zeit, ein neues Album fertig zu stellen – das hat nichts, aber auch gar nichts mit Aggressionen zu tun!


Worin liegt deiner Ansicht nach der Unterschied zwischen dem typischen amerikanischen Death Metal und dem europäischen?

Bei uns in Europa ist die Szene weitaus vielschichtiger, du kannst meist sofort erkennen, woher aus Europa eine Death Metal Band kommt – in Amerika klingen so gut wie alle Bands gleich, da gibt es nicht so große Unterschiede, die Europäer sind einfach kreativer als die Amis hahaha...


Wie stehst du zum aktuellen Thema Religion und Terrorismus?

Der Islam ist für die westliche Bevölkerung auf jeden Fall eine größere Bedrohung als das Christentum, die Einstellungen der Islamisten sind einfach zu extrem und zu engstirnig, noch mehr als die der Christen. Bei mit in der Stadt sind 40 Prozent Muslime, keine großartige Entwicklung seitdem wir hier das Problem mit den extremen Christen gelöst haben. Die Welt ist auf jeden Fall seit dem 11. September 2001 vorgewarnt.


Wenn ich euer neues Album mit dem älteren Zeug vergleiche, habt ihr wieder einen Schritt zurück zu “Hate” gemacht. Weniger Gebretter als auf „Aggressive measures“ oder den ersten Alben, eher der technische Aspekt von „Hate“ im Vordergrund...

Ja, das neue Album geht schon in Richtung „Hate“, nur als Schritt zurück würde ich das nicht bezeichnen – es ist bei uns mehr ein Schritt zurück und zwei nach vorne... Allerdings ist „Creative killings“ auch nicht so technisch wie „Hate“.


Ist Rachel nach wie vor in OCCULT tätig?

Nein, Rachel steckt all ihre Energie in SINISTER und daher ist es ihr nicht möglich, weiterhin bei OCCULT tätig zu sein. OCCULT gibt es aber weiterhin – und auch ohne Rachel sind sie eine hervorragende Band.


SINISTER sind eine grandiose Liveband, ohne Frage – macht es für euch einen Unterschied, vor welcher Menschenmenge ihr spielt und wie das Publikum auf euch reagiert?

Wir versuchen immer, unser bestes zu geben, ganz egal ob da 50 oder 500 Leute sind, und ganz egal, ob sie ausflippen oder einfach nur dastehen. Sicherlich, ein Unterschied ist schon da, aber eher unterbewusst – wir sind nicht solche Typen, dass wir auf die Bühne gehen, die Köpfe abzählen und dann sagen: „Es sind weniger als 500 Leute, heute gehen wir es ganz gemütlich an.“ – das wäre den Fans gegenüber nicht fair.


Wie stehst du zum Internet?

Das Internet ist eine gute Möglichkeit, sich selbst, die Band, ein Label, ein Magazin oder was auch immer zu präsentieren. Durch das Internet ist eine größere Zielgruppe erreichbar und man kann eine größere Bandbreite abdecken. Speziell was Magazine anbelangt – es ist natürlich weitaus billiger, seine Artikel ins Netz zu stellen als von einem Zine 100 Exemplare drucken zu lassen.
Natürlich haben auch SINISTER eine Homepage, unter sinister.wingsofdeath.nu kann man sich alle Infos zu SINISTER holen.



Woher kommt euer Bandname?

Das war die Idee von unserem Drummer, ich hab keine Ahnung wie er da drauf gekommen ist, sorry. Es war jedenfalls ein langer Weg bis wir ihn gefunden hatten!


Würdest du sagen, dass die Line-Up-Wechsel euch daran gehindert haben, so groß zu werden wie zum Beispiel CANNIBAL CORPSE, BOLT THROWER oder DEICIDE?

Absolut, ohne Zweifel, ja! Es ist einfach nicht gut für eine Band, wenn sie dauernd von vorne anfangen muss, weil wieder einer aus der Band ausgestiegen ist oder aufgrund irgendeiner Unpässlichkeiten rausgeworfen wurde, außerdem wird oft viel zu viel Zeit in Streitereien investiert. Aber ich hoffe, dass wir das nun endlich überwunden haben...


Ihr hattet bis vor kurzem einen Poll auf eurer Homepage – was ist nun dein Lieblingsalbum und die Top-Ten eurer Songs?

Mein Lieblingsalbum ist “Hate”, bei den Top-Ten muss ich etwas überlegen... Ich würde sagen – in abänderbarer Reihenfolge – „The bloodfeast“, „Awaiting the Absu“, „Doomed“, „Leviathan“, „Bastard saints“, „Enslave the weak“, „Bleeding towards the Wendigo“, „Cross the Styx“, „Creative killings“ und „Embodiment of chaos“.


Wie schaut dein Ausblick in Hinsicht Death Metal und SINISTER aus?

Ich kann die Zukunft nicht vorhersehen, aber was SINISTER betrifft hoffentlich noch eine Menge Shows und weitere Alben!


So, ich denke, ich habe nun genug deiner Zeit in Anspruch genommen – hast du vielleicht noch ein paar Schlussworte für mich übrig?

Danke für das Interview – man sieht sich und die anderen Maniacs aus Österreich hoffentlich bald!!!

sinister.wingsofdeath.nu

Autor: Macabre

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Beitrag vom 25.02.2002
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