Interview mit KREATOR - eine Bestandsaufnahme unserer Zeit


Auf der "Hordes Of Chaos - Tour" sollte ich mit der Thrash Ikone Miland "Mille" Petrozza etwas über die neue Scheibe und sonstige Zukunftspläne quatschen, nur war dieser verschwunden und nicht auffindbar. Doch als EMERGENCY GATE schon auf der Bühne fuhrwerkten, war Mille ausfindig gemacht und lud in einen winzigen, kargen, aber dennoch irgendwie gemütlichen Raum zum Interview:


Das neue Album ist jetzt draußen. Wie fühlst du dich damit?


Ich fühl mich ganz gut damit. Ich glaube, es ist so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich mag den Sound, ich mag die Art der Produktion und ich mag auch die Songs darauf. Ich denke, gemessen an den Reaktionen auf der Tour, ist es so, dass es die Fans auch gut finden. Die Songs fügen sich gut in unser altes Albenmaterial ein. Ich finde das immer gut, wenn es eigentlich so ist als würde man alte Songs spielen.


Es ist ja in den Charts relativ gut angekommen. Wie kannst du dir das erklären? Es ist ja immerhin ein recht heftiges Album.


Ich weiß es nicht. Ich denke mal, es hat damit zu tun, dass wir eben schon lange dabei sind und viele Fans haben, die das Album noch kaufen, obwohl es ja irgendwie schon 2 oder 3 Monate vorher im Netz veröffentlicht wurde. Ich glaube es wird daran liegen, dass sich viele Leute einfach nicht mit so einem billigen MP3-Scheiss mit brüchiger Soundqualität zufrieden geben. Davon profitieren wir halt einfach, dass wir viele treue Fans haben.


Ihr habt euch ja auch recht viel Mühe gegeben mit dem Album Booklet und der ganzen Aufmachung.


Ja, das kommt noch dazu, dass das Artwork stimmt, sodass alles schön ist.


Warum hat es so lange mit dem neuen Album gedauert?


Ich weiß gar nicht, wir waren viel auf Tour. Wir haben nicht wirklich Pause gemacht. Es war jetzt nie so, dass wir gar nichts gemacht hätten. Anfang des Jahres 2008 haben wir uns zusammengesetzt und haben die Songs zusammen arrangiert und für diese habe ich vorher, in den Jahren 2006 und 2007, Ideen zusammen getragen und Demos gemacht. Es hat sich halt dann irgendwie so ergeben, dass es dann 4 Jahre waren. Ich hoffe mal, dass es beim nächsten Album nicht so lange dauert, weil ich habe da echt keinen Bock mehr drauf, es dauert mir auch selber einfach zu lange.


Ich finde, die neue CD ist wieder viel härter, weniger Experimente, weniger Melodien. Wie kam es dazu?


Es ist direkter. Es ist ein direktes Album und es sind auch weniger Songs drauf, aber mehr Songs, die wir auch live besser präsentieren können. Einfach ein pureres Album- ich kann das gar nicht beschreiben - ursprünglicher vielleicht?


Ein kleiner Schritt zurück vielleicht?


Ja, ein Schritt zurück - nun ja, wenn man so will, von mir aus. Aber bin ich nicht ganz zufrieden damit. Vom Songwriting her würde das nicht zutreffen, aber auf der produktionstechnischen Ebene haben wir vielleicht einen Schritt zurück gemacht. In Anführungsstrichen „zurück“, weil wir das ganze Album live eingespielt haben. Wir hätten das auch einfacher haben können, aber wir wollten halt eben dieses Gefühl vermitteln.



Wie du gerade angesprochen hast, habt ihr ja diesmal einen anderen Weg bei den Aufnahmen gewählt. Kannst du da vielleicht Näheres dazu sagen?


Ja, also wir haben uns wirklich einfach in einem Raum zusammengesetzt und haben das Album live eingespielt. Das macht man heutzutage nicht mehr so.


Ihr habt es ja über irgendeine spezielle Anlage eingespielt?


Ja, es gab da so ein Mikrofon, das wir noch dazu gemischt haben. Das größte Mikrofon der Welt - von Moses Schneider entwickelt. Dadurch entsteht dann so etwas Pulsierendes.


Kommen wir zu den Texten. Wer oder was sind die „Hordes of Chaos“?


Wer oder was das jetzt ist, weiß ich gar nicht genau. Ich glaube, dass ist mehr so eine Bestandsaufnahme unserer Zeit, in der wir leben. Es geht um Gewalt auf den Straßen und darum, dass vieles heutzutage auf egoistischer Ebene abläuft. Hordes of Chaos deshalb, weil ja wirklich alle gegen alle. Es ist ja nicht so, dass sich alle zusammenschließen würden um einen Feind zu attackieren, sondern eher jeder versucht seine Schäfchen über den Zaun zu bringen.


Der Song „Absolute Misanthropy“ klingt ja rein nach dem Titel ziemlich provokant. Was willst du damit sagen?


Ja. Es geht in dem Song weniger um einen Menschenfeind, sondern um jemanden, der die Welt hasst. Ich finde solche Gedankenspielereien interessant. Ich versuche mich in so einen Menschen reinzuversetzen, der absolut nicht in der Lage ist, irgendetwas gut zu finden. Das setzt Energie frei, die man dann schön in einen Song umsetzen kann.


Hast du einen Favoriten auf dem Album?


Ich find den Titelsong „Warcurse“ ganz gut, „Amok Run“ find ich auch recht gut. Ich mag eigentlich alle Songs auf dem Album, aber wenn ich welche rauspicken soll, wir spielen auch ein paar davon live und die Nummern gefallen mir immer besser, weil man sie immer wieder anders interpretieren kann.


Wie viele neue Songs werdet ihr heute spielen?


Mehrere.(Mille grinst)


Okay, dann lass ich mich überraschen. Was erwartet uns heute sonst noch bei eurer Show?


Wir haben unsere Multimedia Bühne mit und es wird cool werden.


Ihr habt ja ein eigentlich ziemlich buntes Line-Up im Schlepptau. Wie findest du die Bands?


Ich finde alle Bands gut. Das sind alles sehr hart arbeitende Leute. ELUVEITIE kannte ich vorher noch nicht so gut, ich hab sie nur mal auf CD angehört und sie gefallen mir immer besser.


Wie ist eigentlich diese extreme Mischung zustande gekommen?


Im Grunde ist es ja so, dass das eine fixe Headliner Tour ist und da können wir mitentscheiden. Wir wollten nicht wieder eine Doppelheadliner Tour machen und da haben sich einige Bands angeboten. EMERGENCY GATE wollten unbedingt mitfahren, die kannte ich vorher auch noch nicht und ELUVEITIE, das hat sich irgendwie so ergeben.


Mittlerweile gibt es ja schon sehr viele junge Bands, die sich vom KREATOR Sound „beeinflussen“ lassen. Was hältst du davon und kennst du welche?


Ich kenn da mehrere, aber das ist ja auch gut. Als ich angefangen hab, habe ich mich ja auch von anderen Bands beeinflussen lassen. Es ist halt auch wichtig, dass man sich seine Inspiration auch aus anderen Quellen sucht. Ich finde es aber richtig, dass man sich irgendwann davon verabschiedet und irgendwann in der Lage ist zu sagen: okay, wir haben unser eigenes Ding, auch wenn es nur irgendetwas Kleines ist, und das bauen wir jetzt aus.


Bist du manchmal auch stolz darauf eben so ein Vorbild für andere Bands zu sein?


Stolz ist jetzt vielleicht das falsche Wort. Ich mag den Begriff nicht so gerne, aber ich glaube es ganz gut, dass es so ist.


Vielleicht noch ein paar Worte zum Cover-Konzept?


Es ist so, dass ein Freund von uns, der auch heute hier ist, Joachim Luetke, der hat sich das ausgedacht. Basierend auf den Film Zargos (lacht) hat er sich das ausgedacht. Ich weiß jetzt ehrlich gesagt gar nicht so genau, was das jetzt ist. Genauso wie beim Booklet. Wir sagen: wir haben jetzt die Musik, lass dich mal irgendwie inspirieren. Wir lassen den Leuten da auch freie Hand. Also von daher müsstest du wahrscheinlich darüber mit Joachim persönlich sprechen.


Wie sieht es festivalmäßig heuer aus? Ich weiß ihr seid heuer einmal in Österreich am Summer Nights.


Ist es gut da?


Ja schon, letztes Jahr war es dort ziemlich cool.


…ja dann kommen wir dort hin (lacht). Aber im Ernst, wir haben noch ein paar im Ausland, wo genau weiß ich gerade nicht, denn es sind recht viele, aber wir werden sicher hier und da auftauchen, klar.


Wie geht es dann nachher weiter?


Nachher machen wir noch eine Tour. Also nach dieser, geht es erst mal nach Nordamerika und Asien, glaub ich.


Nun, kannst du uns vielleicht noch irgendwas vom Tour-Leben verraten. Irgendwas Lustiges oder vielleicht nicht so Schönes?


Es gibt natürlich auf Tour immer wieder Geschichten, die ganz lustig sind, aber mir fällt von dieser Tour nicht wirklich was ein, wo ich mich jetzt richtig kaputt gelacht hätte. Klar, es gibt auch unschöne Geschichten, Geschichten an der Grenze, man wird abgeholt morgens um 5 und muss sich dann irgendwie verantworten. Dann gibt’s natürlich Drogen-, Alkoholgeschichten, die ich total langweilig finde mittlerweile. Ich kuck mal, dass ich irgendwann mal so eine Biografie schreibe oder so, da schreib ich das dann alles rein. Mir fällt jetzt spontan nix ein, aber ich weiß da gab’s total viel. Da müsstest mit den anderen Jungs reden, ich merk mir sowas eigentlich eher selten.


Ihr wart schon relativ oft in Österreich. Wie gefällt es euch hier?


Ich finde es schön. Also die Landschaft gefällt mir jetzt besser als hier die Großstadt, obwohl ich die Großstadt jetzt auch nicht so gut kenne. Da wo wir immer sind, zum Beispiel haben wir schon im Planet Music gespielt und da fand ich die Umgebung einfach etwas trist und hier ist es auch nicht wirklich spannend. Ich denke wir müssten uns einmal richtig herumführen lassen.
Aber irgendwann war ich schon mal hier, ist schon länger aus, da war ich in dieser komischen Kirche. Ich finde eben die Umgebung in Österreich recht schön, aber Wien ist für mich eine Großstadt wie jede Andere auch.



Hast du noch irgendwas zu sagen?


Nö, eigentlich nicht.



Danach gab es noch ein schönes Meet And Greet mit der ganen Band, den Cover "Models" und genanntem Cover Künstler Joachim Luetke und zu guter letzt natürlich einen gewohnt starken Auftritt der deutschen Thrash Institution.

www.kreator-terrorzone.de

Autor: maxomer

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Beitrag vom 23.03.2009
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