Interview mit GODSLAVE - Gleich dem Phönix aus der Asche




Obwohl ihr schon seit dem Jahr 2000, mehr oder weniger, gemeinsame musikalische Wege beschreitet (wenngleich zur damaligen Zeit noch unter dem Banner SLAVERY) seid ihr mir hoffentlich nicht böse, wenn ich euch als noch recht unbeschriebenes Blatt bezeichne. Würdet ihr uns aus diesem Grund bitte ein wenig über die Bestandshintergründe von SLAVERY/GODSLAVE und den ausführlichen *g* Lebenslauf der Männer dahinter schildern?


WIE KANNST DU ES WAGEN??? Hahaha, ne, nur Spaß, du hast ja vollkommen Recht. Die Zeit mit SLAVERY war zu großen Teilen vergeudet, das muss man einfach zugeben. Damals haben wir das aber nicht so empfunden, da Thommy (Vocals) und ich eh noch eine andere Band hatten (ICON, gibt es auch nach wie vor, auch mit uns ;-)), um die wir uns gekümmert haben. Der Fokus wurde aber immer mehr auf SLAVERY gelegt, weswegen wir uns ab einem gewissen Zeitpunkt ernsthafte Gedanken um die Zukunft der Band machten. Das hatte Besetzungs- und auch Namenswechsel zur Folge und jetzt stehn wir hier *g*. Der Namenswechsel kam aus zweierlei Gründen. Es gab auf der einen Seite schon zig Bands mit dem Namen SLAVERY, anderseits wollten wir diese Zeit abschließen und komplett neu anfangen. Übrig geblieben aus der alten Zeit sind Thommy und ich, wir machen schon seit 2003 zusammen Musik und sind „e Kopp unn e Arsch“ wie man bei uns so schön zu sagen pflegt haha. Gitarrist Meyer ist seit 2005 dabei und hat noch die 80er live miterlebt. Unser Basser Blitz war ein gänzlicher Frischling in der Musikszene, als er zu uns stieß. Er wechselte für uns von der Haus-Gitarre zum Bass und unser gerade volljähriger Drummer hat vorher schon in einer unwichtigen Rumpelcombo Musik gemacht. Jetzt sind wir alle zusammen und machen einen Haufen Unsinn hehe.


Der Namenswechsel hat meinem Wissen nach ja mit Problemen im Line-up zu schaffen, wobei ihr dem Wort „Slave“ im wahrsten Sinn ja sklavisch treu geblieben seid. Welche spezielle Bedeutung misst ihr dem Wort bei, und soll der Name GODSLAVE ein Seitehieb/Denkanstoß auf jedwede Religion und die darin involvierten Personen sein?


Das hast du genau erfasst. Wir wollten das Grundthema „Sklaverei“ im Namen lassen, um trotz allem Neuanfang irgendwie unseren Wurzeln treu zu bleiben. Warum weiß ich heute auch nicht mehr genau haha.
Die Gedanken hinter dem Namen GODSLAVE drehen sich nicht zwangsweise um Religionen, sondern eher generell um die Menschheit und ihre Unfähigkeit, für sich selbst zu existieren. Religionen sind ja prinzipiell nur das plakativste Beispiel der menschlichen Unfähigkeit. Es wird immer so laut nach Individualität geschrieen und am Ende macht sich doch wieder jeder die Frisur, die momentan „in“ ist und konsumiert die entsprechenden Produkte. Der Mensch braucht Führung, sei das nun ein höheres Wesen oder ein Modetrend, ganz egal. Alleine und selbstverantwortlich kann er nicht existieren.



Nach der Veröffentlichung von „Bound By Chains“ 2008 ging noch im selben Jahr die aktuelle EP auf ihre Reise in die internationalen Wohnzimmer der Thrash-Fans. Seid ihr derart kreative Workaholics die mit ihren Instrumenten schlafen gehen, oder wurden im Fall des Vorgängers einfach alte Demostücke neu ins Licht gerückt?


Ach, wir wären es so gerne ;-). Ein Traum wäre es, morgens aufzustehen und Musik zu machen und erst abends damit aufzuhören. Dummerweise sind wir normale Kerle, die morgens anstatt in den Proberaum auf die Arbeit fahren.
Der Grund, warum die beiden Scheiben so flott hintereinander veröffentlicht wurden liegt einfach darin, dass „Bound By Chains“ noch aus altem SLAVERY Material besteht, dass wir vor etlichen Jahren begonnen haben aufzunehmen. Wir wussten, dass die neuen GODSLAVE Songs anders klingen würden, wollten aber das gute Material nicht verkommen lassen. „BBC“ war für uns gleichzeitig ein perfekter Abschluss und ein Neuanfang!



Auf einigen Fotos kann man euch im Zombieoutfit bewundern, wobei eine derartige Maskerade jedoch nicht gerade typisch für das Thrash-Genre ist. Fühlt ihr euch in euren jungen Jahren innerlich schon wie Zombies, oder ist das eher als Werbegag zu verstehen?


Was typisch für die Thrash Szene ist interessiert uns nicht! Wir richten uns nach unserem eigenen Geschmack und unseren eigenen Ideen. Wir alle lieben Zombiefilme, „Dead Reckoning“ von der EP ist sogar maßgeblich von Romeros „Land of the dead“ beeinflusst. Ein Werbegag ist es also nun wirklich nicht hehe.
Wir wollten Promopics, die von der Norm abfallen, dieses austauschbare Rumgepose auf den meisten Bandfotos langweilt mich zu Tode! Wir wollen für uns einfach etwas anderes machen, was man nicht schon überall gesehen hat. Wir haben auch schon Ideen für die nächsten Bilder, das wird creepy *g*



Wenn man sich „Bound By Chains“ und „Out Of The Ashes“ zu Gemüte geführt hat, kommt man nicht umhin sich zu fragen, welchen Stellenwert alteingesessene Truppen wie KREATOR oder METALLICA für euch einnehmen, da ich mir zumindest einbilde, einen gewissen Einfluss in euren Stücken herauszuhören.


Lustigerweise höre ich den KREATOR-Vergleich sehr oft, was mich sehr ehrt! Ich liebe diese Band, genau so wie METALLICA in ihren jungen Tagen. Allerdings muss ich dir leider das sagen, was dir wahrscheinlich die meisten Bands sagen werden *g*. Wir schreiben unsere Musik aus dem Bauch heraus, wer in diesem Moment der entsprechende Einfluss war, ist nicht auszumachen. Wir lieben den alten Thrash und auch die neue Welle, von daher spielen die Größen des Genres sicherlich auch eine wichtige Rolle für unsere Musik, wie alle Bands die wir hören und die uns unterschwellig beeinflussen.
Wo wir gerade dabei sind: „Hordes of chaos“ ist großartig!





Schon auf „BBC“ gab es mit „King“ ein eher doomig angehauchtes Stück zu hören, welches nun mit „Where The Sun Sleeps“, einem ebenfalls eher behäbiger Song, anscheinend eine Fortsetzung gefunden hat. Wie kommt man als Thrash-Band dazu derart „aus dem Rahmen zu fallen“, wobei beide Stücke meiner Meinung nach gut umgesetzt sind und zeigen, dass ihr mit Scheuklappendenken nichts am Hut habt.


Wir machen einfach, was uns gefällt ;-)
Meyer kam mit diesem Song an und wir waren begeistert! Zu Anfang (noch vor GODSLAVE) haben wir uns dann gefragt, ob das denn überhaupt in unsere Marschrichtung passt, bis wir gemerkt haben, wie bescheuert solch ein Gedanke eigentlich ist! Wenn jeder auf den Song abfährt, was spricht denn dann dagegen? Nix! Die Grundzutat wird immer Thrash bleiben, weil wir tierisch drauf abgehen und bei GODSLAVE endlich alles umsetzen können. Wenn sich aber andere Einflüsse rein schleichen, die von allen geliebt werden, dann werden sie auch gnadenlos umgesetzt! GODSLAVE sind keine Pferde mit Scheuklappen, die einen Wagen ziehen, wir sind wilde Hengste in freier Wildbahn, hahaha.



Ein weiteres Indiz für eure Vielfältigkeit ist auch die Tatsache, dass Bernhard und Thomas nebenbei noch in der Death Metal Band ICON zu Werke gehen. Besteht dabei jedoch nicht die Gefahr, dass man sich eventuell „überarbeiten“ könnte und die Kreativität mit der Zeit rasch versiegt?


Nein, die Gefahr besteht nicht. Wir sehen zu, dass beide Bands nicht kollidieren. Und da ICON eher regional agieren, gibt es da nicht viele Überschneidungen, der Fokus liegt stets auf GODSLAVE.
Je mehr Stress man hat, desto unkreativer wird man selbstverständlich, das ist wahr. Allerdings kommt dieser Stress bei uns nicht durch ein „Überarbeiten“ oder eine Überlastung wegen der zwei Bands. Bei ICON sind da drei weitere Kerle, die sich um die Geschicke der Band kümmern können, wenn wir keine Zeit dafür haben.



Aufgenommen wurde die EP in SU2 Studio gemeinsam mit Phil Hillen, der schon mit Bands wie VENDETTA oder POWERWOLF zusammengearbeitet hat. Welche Eindrücke konntet ihr von der Session mitnehmen – was wäre im Nachhinein betrachtet verbesserungswürdig?


Nix :). Wir sind rundum zufrieden mit der EP! Irgendwann wird man bestimmt was finden, wenn man nur lang genug suchen würde. Aber das ist Unsinn, „Out Of The Ashes“ präsentiert GODSLAVE 2008, eine Momentaufnahme sozusagen. Wir haben uns sehr viel Mühe mit allem gegeben, von daher hat alles seine Richtigkeit. Über bereits aufgenommene Songs mache ich mir keine Gedanken, ich schaue lieber in die Zukunft und auf die Songs, die noch geschrieben werden müssen ;-)




Auffallend ist der rote Faden bei der Gestaltung des Coverartworks, das ja aus der Feder von Jim Svanberg stammt. Steckt eine bestimmte Aussage hinter den Motiven, gerade auch weil ja beide Male dieselbe gesichtslose (stellvertretend für weite Teile der Musikindustrie???) Kreatur dargestellt wird.


An die Musikindustrie haben wir bei der Gestaltung nicht gedacht, nein, dafür sind wir vielleicht noch nicht tief genug eingetaucht, hehe. Das Cover zu „Bound By Chains“ haben wir im Netz gefunden und es hat auf beeindruckende Weise unsere Ideen widergespiegelt, dass es uns einfach fasziniert hat. Wir mussten es einfach haben. Das zweite hat Jim ja extra für uns angefertigt.
Um das grob anzureißen, die Cover zeigen eine Entwicklung, die mit der der Band gleichzusetzen ist. Zu Beginn von Ketten gebunden (respektive Unfähigkeit von Mitstreitern bei SLAVERY) und nun aus der Asche emporsteigend (die Asche der Vergangenheit, SLAVERY wurde eingestampft, um etwas gänzlich neues zu erschaffen – GODSLAVE).
Der arme Kerl auf dem Cover (wir nennen ihn momentan noch „Horst“ *g*) kann allerdings auch sinnbildlich für die Menschheit gesehen werden und damit kommen wir wieder zurück auf die Idee hinter dem Namen GODSLAVE. Horst erscheint als eine gesichtslose seelenlose Person, gebunden von selbst angelegten Ketten, als Mensch.





Wie realistisch schätzt ihr eure Chancen für einen musikalischen Ausbruch aus dem Untergrund beim gerade stattfindenden Boom auf Pagan/Viking-Metal ein – und ist das überhaupt euer Ziel?


Darüber machen wir uns keine Gedanken. Wir ziehen unser Ding durch, egal, was momentan in oder out ist. Wir arbeiten hart und wollen so viel wie möglich live spielen, das ist unser Ziel. Wenn mehr kommt, gerne.
Ganz davon abgesehen hoffe ich, dass die neue Thrashwelle diesen ganzen Pagan-Flöten-Schmonkes so schnell wie möglich in den Boden stampft und nur noch Asche übrig lässt, aus der niemand mehr empor steigt ;-)



Deutschland sucht doch jedes Jahr verzweifelt den Superstar (wie viele wollt ihr euch eigentlich noch züchten *g*)– warum seid ihr es noch nicht geworden?


Weil wir’s nicht wollen.
Man muss jedes Jahr einen neuen züchten, da diese Pflanzen so schnell verwelken ;-.
Ne, geh mir fort mit dem Kram, das einzig Interessante bei diesem Scheiß sind die Idioten, die sich in den Castings zum Affen machen *g* und selbst das ist nur zu ertragen, wenn nix anderes im TV kommt.



Einige alte Thrash-Heroen sind in den letzten Jahren mit, mehr oder weniger erfolgreichen, Comebacks wieder aus der Versenkung auferstanden - wäre es euch lieber in den frühen 80igern musikalisch aufzuwachsen um somit eventuell ein Stück der Musikgeschichte zu werden und ist es eurer Meinung nach heutzutage noch möglich etwas (gutes) Neuartiges zu kreieren?


Wir leben im Hier und Jetzt und das ist es, was zählt! Es gibt schon viel zu viele Bands, die in den 80ern leben, wobei sie damals nicht mal geboren waren, das ist Unsinn. Die Musik zu der Zeit war großartig (frag mal unsern Gitarristen Meyer, der hat die Entstehung der deutschen Thrash Szene live miterlebt!) und es ist toll, dass man heute auch noch diese Musik hört. Aber es gibt nichts Langweiligeres als Bands, die sich regelrecht in dieses 80er Korsett rein zwängen. Die Zeit ist nun mal vorbei und der Pioniergeist ist auf keinen Fall mehr zu reproduzieren!!
Allerdings, und da kommen wir auf den zweiten Teil deiner Frage zu sprechen, muss es auf der anderen Seite nicht immer was tolles Neues sein, finde ich. Prinzipiell ist es heute meiner Meinung nach unmöglich, so etwas Großartiges noch einmal zu schaffen. Schau dir aber mal die Metalcore-Geschichte an, so kacke der ganze Mist auch ist, dieses Genre hat eine ganze Jugendkultur massiv geprägt (LEIDER! ;-)). Somit kann ich die Frage am Ende wirklich nicht beantworten, sorry.



2009 ist laut eurem Infoschreiben das GODSLAVE-Jahr. Was können wir uns davon erwarten?


Gigs, gigs, gigs!! Wir werden 2009 so viel live spielen, wie möglich und Songs für unser nächstes Album schreiben. Außerdem wird es noch eine ganz spezielle Veröffentlichung geben, über die ich jetzt natürlich noch keine Details preisgebe, muahaha. Aber eins kann ich dir schon mal leise flüstern, unter vier Augen sozusagen *g* - ab sofort wird jedes Jahr ein GODSLAVE-Jahr ;-) Wir lassen euch nicht mehr in Frieden, hahaha


Nennt mir doch zum Abschluss 3 gute Gründe, warum man sich „Out Of The Ashes“ unbedingt anschaffen sollte.


1. Unser Drummer macht gerade den Führerschein, das ist teuer
2. Unserem Sänger zittern immer so die Hände, wenn kein Bier da ist, das ist teuer
3. Unser Gitarrist ist so alt, dass er langsam über einen eigenen Zivi nachdenken muss, das ist teuer.

Gegenfrage: Warum nicht? ;-)



Danke für eure Zeit und alles Gute für die Zukunft.


Vielen Dank für das lustige Interview und den Support! Metal on!

www.myspace.com/godslaveband

Autor: Juergen

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Beitrag vom 20.01.2009
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