Interview mit BIOHAZARD - Miteinander sprechen ist das neue Schweigen


Backstage bei BIOHAZARD am 19.11.2008 in der Szene Wien: Wer Superstar-Gehabe samt Hardcore-Männlichkeitswahn erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen findet man reizende Menschen, die mit ihren Müttern telefonieren, sofort gastfreundlich Bier anbieten und einen gar nicht mehr gehen lassen wollen sowie einen äußerst gut gelaunten Billy Graziadei, der sich Zeit zur Beantwortung meiner Fragen genommen hat.


Wie läuft denn die Tour bisher?


Absolut großartig, seit drei Wochen nonstop großartig. Ich habe nicht gedacht, dass wir jemals wieder als Band zusammenkommen würden. Ein Traum, den ich bereits vor Jahren aufgegeben hatte, ist schließlich doch wahr geworden, es ist fantastisch.


Wie ist denn die Reunion im Endeffekt zustande gekommen?


Ich habe ja wie gesagt nicht gedacht, daß es BIOHAZARD jemals - vor allem auch in der alten Form - wieder geben würde. Wir sind nach dem Split alle getrennte Wege gegangen, Bobby ja auch schon viel früher.


Also habt ihr eigentlich keinen Kontakt gehabt die letzten Jahre?

Nein, überhaupt nicht, keiner von uns. Zwar liefen wir uns ab und zu mal über den Weg, aber ernsthafte Treffen gab es nicht. Bobby hat nicht mal gewußt, dass ich damals BIOHAZARD verlassen habe, weil ich so angepisst war von dem ganzen Bullshit, der letztendlich zur Auflösung der Band geführt hat. In letzter Zeit jedoch liefen wir uns plötzlich häufiger über den Weg in Manhattan, mal Bobby und ich, mal Danny und Bobby und irgendwann mal beschlossen Evan und Bobby bei einem gemeinsamen Abendessen, es doch einfach mal wieder zu versuchen. Wir haben das Kriegsbeil begraben und endlich auch über die Dinge, die damals abgelaufen sind, geredet.


Klar, damit tun Männer sich ja zwangsläufig schwer!


Genau, es gab damals deshalb auch viel Mißverständnisse, Lügen, Infos aus dritter Hand, der eine hätte das gesagt, der andere jenes, viel Blödsinn ist gelaufen, der unsere Freundschaft zerstört hat, also fast zerstört hätte.
Durch die Gespräche konnten wir unsere Beziehung zueinander wieder aufbauen und derzeit läuft es wieder so wie früher, als wir angefangen haben - wir sind Freunde, hängen zusammen ab, machen Musik.



Was hast Du denn gemacht nach deinem Ausstieg bei BIOHAZARD?


Nun, ich habe meine Band SUICIDE CITY.


Welche Musik machen denn SUICIDE CITY, auch Hardcore?


Nein, es ist, sagen wir es mal so: Die Misfits treffen The Cure treffen die Ramones und das alles mit Hardcore-Einflüssen (naja…. Anm. d. Verfassers, auszuchecken unter www.myspace.com/suicidecity). Wir sind recht melodisch, energiegeladen und unsere Live-Show ist der nackte Wahnsinn, SC macht mir sehr viel Spaß.


Wie anstrengend kommt dir denn das Tourleben heutzutage vor, Du bist ja auch keine 20 mehr.

Nicht so arg, ich bin Schlimmeres gewöhnt. Mit SUICIDE CITY sind wir die letzten drei Jahre mit lediglich einem Van getourt, also da bin ich mit dem BIOHAZARD Tour-Bus schon recht zufrieden. Genügend Platz für alle, jeden Tag leckeres Essen, bequeme Betten, kein Problem.


Lebt ihr eigentlich immer noch in Brooklyn? Erzähl mal ein paar “Tales from the Hardside“.


Naja, die meisten von uns sind zwischenzeitig verheiratet, haben Kinder und haben der Gegend den Rücken gekehrt. Ich wollte auch nicht, daß meine Tochter in Brooklyn aufwächst und so sind wir nach New Jersey gezogen.


Wie ist das nun mit New York, sprich Brooklyn – ist das tatsächlich so eine gefährliche Ecke?


Doch, es gibt schon sehr viel Kriminalität dort. Aber schau, gefährlich kann es überall werden und New York ist generell ein hartes Pflaster - definitiv gefährlicher als New Jersey.


Weil wir gerade über Amerika sprechen. Was sagst Du denn zur Wahl von Barack Obama?


Ich habe ihn gewählt! Es war das erste Mal bei einer Präsidentenwahl, daß ich stolz auf das Ergebnis bin. In der Vergangenheit war es für mich leider immer so, daß ich dem geringeren Übel meine Stimme gegeben habe, aber Obama ist einfach ein guter Mann. Ich bin stolz, froh und sehr zufrieden, dass er es geschafft hat. Er ist noch gar nicht im Amt und hat sich schon auf so vielen Ebenen bewährt, er ist der richtige Mann.


Gehen wir abschließend zurück zur Musik. Was passiert nach der Tour? Gibt’s vielleicht schon neues Material?


Also ich werde mit SUICIDE CITY im Mai nächsten Jahres eine neue Scheibe herausbringen. Direkt neues BIOHAZARD-Material gibt’s derzeit noch nicht, aber wir haben Tonnen von unveröffentlichtem Zeug, also Songs und Konzertmitschnitte, die wir unter Umständen rausbringen werden – stay tuned!



www.myspace.com/biohazard

Autor: Bettina

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Beitrag vom 25.11.2008
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