Interview mit THE AMBER LIGHT - Musik wie in einem Albtraum?


THE AMBER LIGHT aus Wiesbaden, waren am 21.5. das erste Mal in der Wiener Arena zu Gast. Dabei hatten sie eine nicht ganz einfache Aufgabe: sie supporteten TRAIL OF DEAD. Vor dem Konzert sprach ich mit Gitarrist Jan Sydow über ihre Musik, die Herausforderung als Vorband aufzutreten und David Lynchs Twin Peaks.



Wie würdest du eure Musik kurz beschreiben?

Ich sage mittlerweile eigentlich wirklich Popmusik.
Es gibt ja immer diese musikwissenschaftliche Seite und letztendlich: bei Popmusik macht man niemanden etwas vor. Früher haben wir uns auch als Progressive – Rockband bezeichnet, dann kamen Leute auf unsere Konzerte und meinten: Ihr macht ja gar keinen Progressive Rock. Die meisten Leute haben schon so eine vorgefertigte Meinung, wie ein bestimmtes Genre zu klingen hat, das wir als Band dann irgendwann keinen Bock mehr auf so was hatten. Wir machen experimentellen Pop, also bei uns kann ein Song fünf Minuten dauern oder auch 20 – alles ist erlaubt!



Seid ihr als Musiker also gegen solche Genre-Zuteilungen?

Ich versteh es, aber als Musiker möchte man sich nicht so festnageln lassen: so wir machen jetzt die eine Schiene und das war’s. Wir haben uns vorgenommen, dass bei uns jede Platte anders klingen soll.


In euren Songs transportiert ihr eigentlich eine ziemlich melancholische Stimmung.

Auf jeden Fall. Ja sehr


Jetzt habe ich mir die Frage gestellt: der Sänger und Gitarrist von WIR SIND HELDEN ist auf euch aufmerksam geworden. Sie machen aber eher so Happy Sound, gibt es zwischen euch und WIR SIND HELDEN eine musikalische Gemeinsamkeit, oder warum ist er auf euch aufmerksam geworden?

Naja, wir hatten einen SupportGig für sie und er fand unsere Musik so klasse, dass er fragte ob wir bei ihm aufnehmen wollen. Das hat sich so ergeben. Aber trotz der Tatsache, dass er bei WIR SIND HELDEN spielt, hat er einen eigenen Musikgeschmack und ist für andere Musikrichtungen offen, also gerade für so Musik, wie wir sie machen ist er ziemlich offen.


Aber Überschneidungen gibt es da keine?

Nein eigentlich nicht. Wir haben Konzerte mit ihnen gespielt und haben sie auch kennen gelernt. Aber musikalisch gibt es da keine Parallelen - Jean-Michel hat jetzt auch nicht versucht uns seinen Stempel aufzudrücken.
Wir haben die Songs geschrieben, sind ins Studio gegangen und er hat halt seinen Senf dazugegeben, wie ein Produzent das eben macht. Aber mehr eigentlich nicht: er ist unser Produzent und hat uns viele Tipps gegeben, auch über das Musikbusiness, dass wir uns da nicht verarschen lassen. Er hat uns sein Know-How mit auf den Weg gegeben, aber auf die Musik hatte das eigentlich wenig Einfluss.





Kommen wir zu einem anderen Thema: ein Song von euch heißt „Fire Walk With Me“. Seid ihr Twin Peaks-Fans, hat euch der Film und die Serie beeinflusst?

Ja es ist durch die Serie beeinflusst. Textlich weiß ich nicht … der Text hat eigentlich mit dem Film gar nichts zu tun, der Song hieß früher auch ganz anders, aber irgendwann kamen wir auf die Idee den Song so zu nennen – denn wir hatten ganz bestimmte Assoziationen. Du spielst ein Riff oder eine Melodie und irgendwie hat uns das an Twin Peaks erinnert. Also wir sind alle große David Lynch Fans.


Ihr seid große Fans: wie lang habt ihr gebraucht, bis ihr Twin Peaks angeschaut hattet?

Ich glaube in einem Tag. Naja, zwei Tage habe ich für beide Staffeln gebraucht. Die erste habe ich morgens angefangen, da war ich noch Schüler. Es sind ein paar Stunden ausgefallen und den Rest des Tages habe ich geschwänzt, um 10 am Abend war ich dann fertig. Die zweite Staffel kam ja erst später raus, was mich richtig angekotzt hat.
Von früher kannte ich ein paar Folgen, in den 90ern lief Twin Peaks ja auch mal im Fernsehen, aber erst als die DVD raus kam konnte ich es in einem Stück sehen …
David Lynch ist schon ein großer Einfluss für uns, wenn man jetzt nach Einflüssen außerhalb der Musik fragt, David Lynch und Stanley Kubrick sind so..



Eher von der Bildsprache oder von den Geschichten?

Sowohl als auch, aber wenn man es wieder auf die Musik bezieht ist es die Atmosphäre, die er erzeugt. Also gerade bei David Lynch ist ja immer dieses Albtraumhafte was man so ein bisschen aus …. Also bei mir ist es so, ich träume sehr viel und da sehe ich oft Parallelen, es ist immer wie ein Traumbild. Also du einschläfst und du gerätst in eine Situation, die in der nächsten Sekunde ganz anders sein kann. So halte ich es ein bisschen auch mit der Musik, also es kann jede Sekunde anders sein. Etwas Unerwartetes zu machen. Ich weiß nicht ob du unsere erste Platte kennst?


Nein, leider nicht.

Die ist viel experimenteller und düsterer als die Aktuelle.


Auf eurer EP ist ja der erste Track 15 Minuten lang, ziemlich ungewöhnlich für Pop und für einen Opener.

Das stimmt, aber letztendlich haben die Beatles auch Songs über sieben Minuten gemacht, und die Beatles sind ja für mich so die Vorzeige-Popband. Die Beatles haben experimentelle Platten gemacht und gelten trotzdem als Popband oder Rockband.


Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Wieder Touren – jetzt seid ihr ja auf einer sehr kurzen Tour.

Wir spielen jetzt 7 Tage, heute ist das vierte Konzert mit TRAIL OF DEAD. Im Sommer spielen wir dann ein oder zwei Festivals, also kleinere Festivals und im Herbst gehen wir alleine auf Tour. Wir fangen jetzt an die ersten Konzerte für Herbst/ Winter zu buchen, damit wir dann unsere Show auch mal länger spielen können. Die Konzerte die wir jetzt in den letzten ein, zwei Jahren so gegeben haben waren immer als Vorgruppe, mit maximal 45 Minuten Spielzeit und jetzt können wir dann auch Shows spielen, die zwei Stunden dauern, oder so.


Bei einer kurzen Spielzeit, also so von 45 Minuten, könnt ihr live wahrscheinlich weniger experimentell auftreten?

Man muss es ein bisschen stauchen, weil ganz außen vor lassen, können wir sie nicht. Wir haben bewusst auf die ganz langen Tracks verzichtet.
Die neue Platte ist aber generell etwas kürzer gehalten, was die Songs angeht. Die ganz alten Schinken die so über 15 oder 20 Minuten gehen haben wir jetzt live weggelassen – auch weil wir ja die neue CD promoten wollen. Und es ist ja auch so, was man gerade aufgenommen hat, spielt man am liebsten. Die alten Sachen zwar auch, aber der Schwerpunkt liegt auf der neuen Platte.



Auf der Tour habt ihr ja jetzt schon ein paar Konzerte gespielt. Wie läuft die Tour, wie war es gestern im Rockhaus Salzburg?

Das war sehr geil, schöner Club, schöne Atmosphäre – also das hat wirklich Spaß gemacht. Gestern war unser erstes Konzert in Österreich.
Vorprogramm ist generell etwas schwieriger, die Leute kennen einen ja noch nicht, und dann geht’s ums überzeugen und unsere Musik ist generell etwas ruhiger als TRAIL OF DEAD, die legen ja schon ordentlich los. Aber bis jetzt haben uns die Leute gut aufgenommen. Gestern war das stärkste Konzert von den drei die wir jetzt gemacht haben.



Ihr seid ja jetzt noch nicht so lange im Musikgeschäft, wie viel müsst ihr nebenbei nach arbeiten?

Also wir sind eigentlich alle noch Studenten, aber das Studium leidet darunter. Also ich war schon seit zwei Semestern in keiner Vorlesung mehr. Es ist so ein Dreieck: du machst Musik, es reicht nicht zum Leben, deshalb machst du einen Nebenjob und dann noch das Studium. Aber studieren kommt halt zum Schluss. Wenn es mit der Band irgendwann gar nicht mehr funktioniert, kann ich noch die Kurve kriegen und das Studium fertig machen. Im Moment konzentrieren wir uns auf die Musik und verdienen Geld nebenbei.


Was ist dein Nebenjob?

Also als Nebenjob arbeite ich – das ist jetzt nicht so spannend – als Küchenhilfe, also als Koch in einem kleinen Bistro, in einer Bar mehr oder weniger. Damit verdiene ich mein Geld. Ja .. harter Weg. (lacht)


Danke für das Interview.


www.theamberlight.de

Autor: doubleRR

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Beitrag vom 31.05.2008
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