Interview mit HATESPHERE - Joller: Tausche HighSchool gegen HateSphere


Eigentlich wollte ich mit Pepe, dem Gitarrist und einzig verbliebenen Gründungsmitglied von HATESPHERE sprechen. Als ich ihn nach dem Konzert (Bericht hier) zum Interview bat, vertröstete er mich mit den Worten: “Let’s do it later, I have to go backstage first, change clothes and ride my girlfriend“. Als nach den fünf Minuten, die ich ihm dafür zugestanden hatte, aber Jonathan "Joller" Albrechtsen, der neue Sänger, aus der Tür kam und sich bereit erklärte ein paar Fragen zu beantworten, sollte es mir auch recht sein.

Hier die gekürzte Fassung eines sehr informativen Gesprächs:



Du bist also der neue HATESPHERE Sänger. Du bist ganz schön groß für dein Alter…

Ja, meine Mutter hat mich mit „Boller“ groß gezogen.


Wie gefällts dir bei HATESPHERE?

Echt gut. Ich hab den Job gekriegt und freu mich riesig.


Das hat man dir auf der Bühne angesehen. In den letzten Monaten hat sich bei euch im Line-Up ja einiges getan. Manche Leute sagen jetzt, HATESPHERE sei eine HATESPHERE-Coverband. Was sagst du dazu?

Ich verstehe diese Reaktion. Wenn eine Band ihr Line-Up derart radikal verändert, kann ich nachvollziehen, dass es etwas seltsam aussieht. Wir spielen noch keine neuen Songs, aber ich glaube HATESPHERE ist jetzt stärker als vor den ganzen Break-Ups. Die jetzige Band ist motiviert und will unterwegs sein und ordentlich reinhauen. Aber wir freuen uns darauf, nach der Tour neue Songs zu schreiben, wenn wir wieder daheim sind.


Findest du es OK, dass ihr euch immer noch HATESPHERE nennt?

Im Moment, ja! Auf dem nächsten Album wird sicher HATESPHERE oben stehen. Bei HATESPHERE ging es immer darum viel zu touren, jeden Tag live das Beste zu geben und genau das tun wir gerade. Darum finde ich es OK die Band HATESPHERE zu nennen. Natürlich ist es ein anderes HATESPHERE als früher, das lässt sich nicht leugnen. Der Sound wird sich zwangsläufig ein bisschen verändern…


In welche Richtung?

Das fällt beim Gesang natürlich besonders auf. Ich habe nicht vor, den Sound absichtlich in irgendeine Richtung zu verändern. Schauen wir mal wo es hingeht. Ich kann mir vorstellen, dass wir frischer klingen werden und schneller. Meine Stimme ist tiefer als die von Jakob (Bredahl, Anm.), also denke ich, dass das Gesicht der Band brutaler sein wird. Aber Pepe wird weiterhin die meisten Riffs schreiben, also wird’s auch weiterhin wie HATESPHERE klingen.


Wie ist es unter einem Chef wie Pepe zu arbeiten? Er schreibt traditionell alle Songs und bestimmt die Richtung. Würdest du dich selbst gerne musikalisch einbringen?

Ich würde beim nächsten Album gerne meine eigenen Lyrics einbringen. Es ist ganz natürlich „unter“ Pepe zu arbeiten. Klar ist er der Boss, weil er das einzige Gründungsmitglied ist. Ich und Jakob (Nyholm, Git) haben auf der Tour ein paar Sachen ausprobiert und natürlich haben wir sie zuerst Pepe vorgespielt und wollten wissen, was er davon hält, weil wir den Sound eigentlich nicht verändern wollen. Ich glaube es ist Teamwork, weil Pepe kommt auch mit Ideen und wir reden dann darüber. Er unterdrückt keine Ideen, er ist da sehr offen. Er ist ein sehr guter Musiker. Für mich ist es eine Ehre in der Position zu sein mit ihm arbeiten zu können.


Wie bist du eigentlich zu deinem Job als Sänger von HATESPHERE gekommen?

Eigentlich hätte ja dieser Kerl aus Italien der neue Sänger werden sollen. Irgendwie ist aber nie was draus geworden, wahrscheinlich war die Distanz zwischen Dänemark und Italien zu groß. Also hat mein Freund Dennis, der jetzige Drummer, mich vorgeschlagen. Pepe hat mich dann angerufen und in den Proberaum eingeladen. Wir haben fünf Songs gespielt und ich war dabei.


Hast du zu der Zeit in einer anderen Band gesungen?

Ja, ich singe auch noch in einer anderen Band. SCARRED BY BEAUTY aus Dänemark.


Wie ist es als neuer Sänger in eine Band zu kommen, die über die letzten Jahre in Europa doch ziemlich bekannt geworden ist und sich einen guten Namen erspielt hat. Fühlst du dich akzeptiert?

Ich fühle mich sehr akzeptiert. Das erste was ich gedacht habe, als ich bei HATESPHERE eingestiegen bin, war: „Die Leute werden mich umbringen!“. Jakob (Bredahl) war und ist ein fantastischer Frontman und Entertainer und hat riesige Fußstapfen hinterlassen. Aber die Shows werden immer besser. Besonders hier in Österreich. Die letzten Konzerte hier waren wirklich gut.


Du verdienst dein Geld zurzeit mit Musik. Ich finde das ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass du erst 19 bist…

Ja, das macht mir selber Angst. Ich habe die „High School“ für diese Tour abgebrochen. Mein Plan ist, nach diesem Sommer wieder anzufangen. Aber unter anderen Bedingungen. Die meisten Schulen in Dänemark unterstützen junge Leute, die neben der Schule wichtige Sachen am Laufen haben, wie z.B.: Sport, Musik, etc… Im Moment arbeite ich auch noch als Barkeeper in Kopenhagen.


Wie stellst du dir deine Zukunft nach dem Schulabschluss vor?

Eigentlich wollte ich mich weiterbilden und Sozialarbeiter werden oder Kindergärtner. Aber mein Traum war immer Profimusiker zu werden. Ich könnte mir auch vorstellen ins Promotiongewerbe einzusteigen oder als Booker zu arbeiten. Diesen Teil des Musikbusiness finde ich sehr spannend. Aber Musik ist meine erste Wahl, den Traum zu leben, durch Europa und die Welt zu reisen um zu spielen. Es ist so: alle in der Band sind 10 Jahre älter als ich und haben ihre Ausbildung. Irgendwann möchte ich das nachholen, wenn es passt und bis dahin und danach möchte ich das machen, was mir wirklich Spaß macht, nämlich unterwegs sein, touren, CDs aufnehmen, whatever.


Wie bist du zum Metal gekommen?

Eigentlich habe ich mit Crossover angefangen. Ich glaube, ich komme aus der Metal-Generation, die am Anfang über Bands wie LIMP BIZKIT, LINKIN PARK, …


Du bist wirklich jung…

Ich bin echt ziemlich jung… KORN, etc… SLIPKNOT war dann der Übergang zum brutalen Metal.


Um SLIPKNOT ist es ja zur Zeit recht ruhig. Was hältst du von STONE SOUR?

Ich mag STONE SOUR nicht.


Die klingen wie NICKELBACK.

Früher hab ich mal einen Song von ihnen gehört, der hat ziemlich nach SLIPKNOT geklungen, drum bin ich zu einer Show von ihnen gegangen. Ich will Niemanden schlecht machen, wenn sie so eine Musik machen wollen, dann sollen sie das tun, aber es macht den Eindruck, als ginge es dabei auch ums Geld.


Wie weit würdest du gehen, wenn’s um Kohle geht? Stell dir vor, das Label sagt, sie hätten gerne ein paar NICKELBACK-Gesangslinien bei HATESPHERE…

Ich würde sagen: “Fuck You!“. Ich würde nie etwas machen, das ich nicht selber will. Drum hab ich die Schule geschmissen um hier zu sein, drum hab ich immer schon Metal gespielt. Ich würde nie auf die Bühne gehen und etwas spielen, hinter dem ich nicht stehe.


Was hältst du von deinen dänischen Landsmännern VOLBEAT?

Ich mag Leute von VOLBEAT, die stehen gerade und sind wirklich cool und ich bin sehr stolz, dass eine Band aus Dänemark soviel Erfolg hat, in ganz Europa. Aber VOLBEAT macht nicht die Art Musik, die ich mir daheim auf der Stereoanlage anhöre.


Eher PANZERCHRIST?

Ich glaube das ist zu alt für mich. Um ehrlich zu sein hab ich’s nie wirklich gehört. Das großartige an VOLBEAT ist aber, dass sie eine Art Musik machen, die Leuten einen Zugang zum Metal schafft, die normalerweise keinen Metal hören würden. Auch wenn sie sehr melodiös geworden sind, haben sie immer noch Elemente in ihren Songs, die die normalen Radiohörer auf einen härteren, brutaleren Sound aufmerksam machen.


Zurück zu HATESPHERE. Hast du eine Ahnung was die ehemaligen Mitglieder jetzt machen?

Jakob hat gerade mit Laurits von AS WE FIGHT eine neue Band gegründet. Eine Old School Hardcore Band namens LAST MILE.


Das macht er doch schon mit BARCODE. Ist er dort auch ausgestiegen?

Nein, er spielt immer noch bei BARCODE.


Und die anderen?

Heinz ist immer noch bei KOLDBORN und Mikael ist vor kurzem als Bassist dort eingestiegen. Jakob, unser Gitarrist, spielt auch dort. Anders und Mikael hatten familiäre Gründe für ihren Ausstieg bei HATESPHERE, bei Heinz war es ähnlich. Ich habe Jakob (Bredahl) nur ein paar Mal getroffen, hatte aber keine Gelegenheit mit ihm darüber zu sprechen. Sie waren einfach dauernd auf Tour und irgendwann wollten sie nicht mehr. Das ist meine allererste Tour, drum kann ich noch nicht wirklich mitreden.


Kannst du mit dem Jägermeisterkonsum deines Vorgängers mithalten?

Ich bin schon ziemlich besoffen.


www.hatesphere.com

Autor: roomservice

Weitere Beiträge von roomservice


Zurück

Beitrag vom 29.02.2008
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: