Interview mit GODDAMNED X – von W.A.S.P. und Wespen




Beschreibe uns bitte GODDAMNED X – in drei Stichworten!

Hart, direkt, rau.


Euer neuestes Werk, „The Art of closing Eyes“, ist nun endlich fertig geworden. Wie seid ihr damit zufrieden, und wieso hat es so lange gedauert?

Lange gedauert hat es in der Tat, die Aufnahmen an sich fanden im November 2005 statt. Danach gab es Probleme, die aus der Aufnahme resultierten wie zum Beispiel ein schlecht abgenommenes Schlagzeug, das einfach sehr schwer zu mischen war. Außerdem verlor der erste Mischer, dessen Dienste wir in Anspruch nahmen, die Aufnahmen und war Monate lang nicht zu erreichen. Danach gingen wir den Mix wieder von Neuem an und konnten ein Maximum aber kein Optimum an Qualität, die mit dieser Grundlage möglich war, erreichen. Auch das Mastering dauerte seine Zeit, da die CD den Postweg Wien – Bialystok und zurück mehrmals bestritt und zu guter letzt folgte noch die Suche nach einem Label, für die wir uns erstens Zeit ließen und bei der zweitens auch noch unsere Schleißigkeit ein bisschen den Prozess verzögerte...
Zufrieden? Musikalisch auf jeden Fall, soundtechnisch wie gesagt nicht ganz.



Ihr beschreibt euren Stil selbst als „Death n’ Roll“. Wie kommt ihr auf den Begriff; bzw. hat er mit „Black n’ Roll“ zu tun? Das ist schließlich ein (Mode?)-Begriff, den man in letzter Zeit öfters gehört hat?

Seit „Marching Through The Inferno“ haben wir neben unseren Extrem Metal-Einflüssen immer mehr den Hardrock der 70er, 80er und frühen 90er für uns (wieder)entdeckt – zum Beispiel haben wir ja auch einige Male „Animal (Fuck Like A Beast)“ von W.A.S.P. live gecovert - und wir halten unsere Art und Weise Konzerte oder auch nur die eine oder andere Nacht anzugehen für recht „rock’n’rollig“. Beides spiegelt sich in unserer Musik wider und deswegen haben wir diesen Begriff als Motto für die Marke GODDAMNED X kreiert ;)
Und ich weiß, dass „Black n’ Roll“ mit manchen Black Metal Bands in Verbindung gebracht wird. Mich wundert aber, dass du bei unserem „Death n’ Roll“ nicht eher an ENTOMBED denkst, die auch gerne damit beschrieben werden oder an CARCASS, die sich glaub’ ich sogar selber als Rot’n’Roll bezeichnet haben. Diese beiden Bands würden uns zumindest musikalisch näher stehen als diverse „Black n’ Roller“ – obwohl ich vermute, dass bei diesen ähnliche Gründe für die Bezeichnung ausschlaggebend waren...
Wie gesagt: Im Grunde geht es um Death Metal mit Eiern, aus der Hüfte geschossen anstatt von Gitarrenlehrerhirnen konstruiert.



Immer wieder betont ihr, dass ihr wieder erkennbare und eingängige Musik machen wollt, die trotzdem knallhart rüberkommt. Genau diese Balance hinzukriegen ist aber wohl die Schwierigkeit für jede extreme Metalband?

Nicht unbedingt. Ein Song wie „Where The Slime Lives“ (MORBID ANGEL) ist tausend Mal brutaler als irgend so ein Blast Beat Massaker, bei dem man nicht mehr ausmachen kann, wer wer und was was ist, und dabei aber auch genauso eingängig wie ein Hardrock-Klassiker oder die neue AVRIL LAVIGNE-Nummer. Schwierig ist es nur, dabei auch noch originell und eigenständig zu sein.


Wie sieht der bisherige Werdegang von GODDAMNED X aus? Es hat kürzlich einen Lineup-Wechsel gegeben?

Eigentlich recht simpel: seit Gründung bestanden wir aus denselben vier Leuten, voriges Jahr ergaben sich leider einige - sagen wir mal - „organisatorische“ Probleme mit unserem Drummer Schuarl. Wir mussten die Tour mit VADER im Herbst ohne ihn bestreiten, konnten dafür im letzten Moment noch Michael Gassebner, der früher bei LOST DREAMS gespielt hat, einspannen. Im Winter entschied sich Schuarl für seinen endgültigen Ausstieg und wir begannen unsere Suche nach einem neuen fixen Drummer, den wir schließlich in Franz Löchinger (Ex-VANITAS) fanden. Seitdem ist er der Mann an den Fellen. Zum aktuellen Album konnte er zwar nichts mehr beitragen, seine bisherigen Live-Performances waren aber vom allerfeinsten. Er spielt einen etwas simpleren Stil als Schuarl. Dabei drischt er aber rein wie Sau und ist genau und verlässlich wie ein Uhrwerk.




Bild: GODDAMNED X in alter Besetzung

Thrash und Death Metal finden sich gleichermaßen im Sound von GODDAMNED X wieder. Habt ihr bestimmte Lieblingsbands, an denen ihr euch orientiert?

Jeder hat seine eigenen Favoriten, bei allen sind natürlich vor allem Death- und Thrash-Metal-Bands der 80er und 90er in den jeweiligen „ewigen Top-Ten“ enthalten.
Neben der vorhin bereits erwähnten Hardrock-Bands wie MOTÖRHEAD, GUNS’N’ROSES, BLACK SABBATH, KISS oder Sachen wie MANOWAR, die neben anderen immer wieder gern am Weg zu Konzerten im CD-Player rotieren, haben uns allen glaube ich vor allem BEHEMOTH und DECAPITATED in den letzten Jahren sehr imponiert. Sowohl auf CD als auch live. Und wir sind auch froh mit beiden live gespielt zu haben.
Ansonsten streben unsere Geschmäcker teilweise ziemlich auseinander, da ist von Grindcore, melodischem Black Metal, Stoner Rock bis Balkanmusik alles vertreten und jeder fängt sich dann und wann ein kollektives Kopfschütteln der anderen als Reaktion auf seine momentanen Vorlieben ein.



GODDAMNED X gehören zu den fleißigsten Live-Bands Österreichs. Was war die bisher beste, was die schlechteste Erfahrung?

Ich glaube wir teilen alle die Meinung, dass Songs schreiben und diese aufzunehmen zwar nett ist, aber das Live spielen der eigentliche Grund für uns ist, das alles durchzuziehen.
Eine „beste“ Erfahrung fällt mir jetzt gar nicht ein. Es gab einige Gigs, nach denen wir von der Bühne gegangen sind und alle einfach nur noch gesagt haben „War das jetzt GEIL!“. Der erste dieser Art war vor ein paar Jahren, als wir zum zweiten Mal innerhalb einer Woche in Graz spielten. Nach RAW, als kurzfristig eingesprungener Ersatz für den eigentlichen Headliner. Wir erwarteten uns nicht viel, aber die Leute sind absolut ausgezuckt und wir mussten drei Zugaben spielen. Noch ärger ausgezuckt sind sie einmal in Ungarn, wo sich unaufgefordert Moshpits bildeten wie bei einem HATEBREED-Konzert. Und generell die letzten paar Konzerte waren mit wenigen Einschränkungen sehr toll: wir haben auf der Bühne eine uns zufrieden stellende Leistung gebracht (was gar nicht so leicht ist... wir sind glaub’ ich unsere strengsten Kritiker, was das angeht), und auch das Publikum hat seinen Spaß gehabt.
Die schlechteste? Sowas verdräng ich ganz gern. Bringt ja auch nix, sich damit zu belasten. Aber es hat da schon einige Sachen gegeben. Teilweise lustig, so zum Beispiel ein Auftritt bei einem der DAYS OF LOSS Proberaum-Konzerte, wo wir alle fast nicht mehr stehen haben können, teilweise weniger lustig, wo ich mich nach dem Gig am liebsten hinter der Bühne versteckt hätte, weil wir so peinliche und viele Fehler gemacht haben und auch sonst einfach scheiße waren. Einmal, ich glaub am vorjährigen Metal Camp, wollt eine Wespe nicht mehr weg von meinem Mikro. Jetzt musst du als Sänger aber halt einmal singen. Nur geht man nicht all zu gern mit offenem Mund zu einer von der Hitze damischen Wespe hin. Ich hab dann drauf geschissen und mir gedacht „wenn die mich jetzt sticht und ich wegen der Anschwellung erstick, wird die Band wenigstens zur Legende“ ;) Solche einzelnen Momente fallen mir als schlechteste Erfahrungen ein. Zum Beispiel auch meine peinlichste Leistung auf der Bühne: auf der Tour mit VADER habe ich in Augsburg auf der Bühne fast gekotzt, hatte das Gefühl, jeder Bassdrumschlag schiebt mich 10 Zentimeter näher zum Bühnenrand und bei der letzten Nummer hab’ ich auch noch vergessen die erste Strophe zu singen. Im Moment, in dem der Gesang einsetzen sollte, hab’ ich mich im Bangen sogar noch gewundert, „da fehlt doch was“...
Andere schlechte Erfahrungen waren sicherlich auch 400 Kilometer zu einem Gig zu fahren um dort vor den fünf Mitgliedern der darauf folgenden Band zu spielen oder auf einem tschechischen Acker zu übernachten, weil bei der Adresse, die der Veranstalter uns gegeben hat, alles außer einem Hotel war. Aber solche Anekdoten könnte ich noch zig aufzählen...



Wo seht ihr GODDAMNED X in fünf Jahren? Pläne, Hoffnungen?

Hoffnungen: zwei ausverkaufte Gigs in Wembley mit METALLICA als Vorband, anschließend heim auf die Privatinsel im Indischen Ozean.
(Realistische) Pläne: wir haben uns gegenseitig nicht erschlagen und noch immer Freude an der Musik, die wir machen. Mehr kann man sich als extreme Metalband auch nicht erwarten und mir persönlich geht’s auch nicht um was anderes.



Danke für das Interview – und bitte um die „famous last words“!

Danke dir für die Gelegenheit und dem Leser / der Leserin für die Aufmerksamkeit.
Schnell ist Laut!



Rede und Antwort stand Gitarrist und Frontman Helmut Lechner.



www.goddamnedx.com

Autor: marian

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Beitrag vom 02.09.2007
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