Interview mit PRO-PAIN - im Gespräch mit Gary Meskil


Anlässlich PRO-PAIN’s 15. Geburtstages fand in der Kellersauna des Wiener Shelter eine „Fan Appreciation Party“ statt, bei der jeder der anwesenden Gäste mit einer PRO-PAIN CD seiner Wahl beschenkt wurde. Nach der Show bat ich den gut gelaunten Gary Meskil zum Interview nach oben und sprach mit ihm über Produktivität und Härtegrad der Band und den „Kratzfaktor“ von Filzgewebe.


Erstmal vielen Dank für die gratis CD. Es kommt nicht oft vor, dass eine Band ihre CDs verschenkt und sich die Fans eine aus der Diskographie aussuchen dürfen. Wie kam’s dazu?

Wir haben beschlossen den Fans zu unserem 15-jährigen Jubiläum etwas zurückzugeben. Aus diesem Grund veranstalten wir überall „Fan Appreciation Shows“. Wir hatten eine in Köln, dort haben wir 100 CDs an die ersten 100 Besucher verteilt, heute gab’s natürlich für jeden, der da war, eine umsonst. Das ist das Mindeste was wir für die Fans tun können, die uns ja schon seit 15 Jahren unterstützen.


Welche davon hättest Du Dir ausgesucht?

Es ist schwer eine Lieblings-CD zu nennen, ich habe mehrere Favoriten. Ich würde sagen „Foul Taste Of Freedom“ wird immer eine meiner Favoriten sein, „Act Of God“, „Fistful Of Hate“ und die neue, „Age Of Tyranny“, aber die ist dafür noch zu jung, aber das wird sich wahrscheinlich noch ändern. Ich steh zur Zeit total auf dieses Album.


Mit „Age Of Tyranny“ habt Ihr ja jetzt das zehnte Studio Album in 15 Jahren veröffentlicht. Das heißt Ihr habt im Durchschnitt alle anderthalb Jahre ein Album rausgebracht. Verglichen mit anderen Bands ist das ein enormer Output…

Wir sehen die Dinge grundsätzlich vom Fan-Standpunkt aus. Früher war ich selber leidenschaftlicher Plattensammler und wollte ständig mehr von den Künstlern hören, die mir gefallen. Aber aufgrund der Pläne und Vorschriften der Plattenfirmen bringen Bands neue Platten üblicherweise leider nur alle zweieinhalb bis drei Jahre raus, manchmal sogar nur alle vier Jahre, das ist schade. Aber wir müssen uns nicht an solche Richtlinien halten, wir haben den Luxus unser eigenes Ding zu drehen, weil wir unser eigenes Label haben. Wir verkaufen die Lizenzen auf unsere Produkte an andere Firmen, also können wir im Grunde genommen machen was wir wollen. Und wir glauben, dass die Fans alle anderthalb Jahre ein neues Album hören wollen, daher kommt unsere Produktivität.


Auf dem neuen Album habt ihr wieder experimentiert und einige neue Stilmittel einfließen lassen, wie zum Beispiel Rock- und Blueselemente, verschiedene Gesangsstile oder Flamencogitarren. Aber größtenteils findet man auf dem Album tonnenschwere und absolut angepisste Riffs. Kann es sein, dass euer Härtegrad immer in direktem Zusammenhang mit dem aktuellen Zustand der US-Regierung steht?

Das ist gut möglich. Ich glaube, immer wenn das politische Klima schlechter wird und die Welt für die Menschen schlechter wird, machen PRO PAIN bessere Alben, weil genau das schürt das Feuer hinter dem was wir machen. In solchen Zeiten ist es leichter für mich Songs zu schreiben, weil’s viel Inspiration gibt. Wir sind eine politisch inspirierte Band. Wenn die Zeiten besser sind, wie’s zum Beispiel zeitweise unter der Clinton-Regierung war, suche ich andere Inspirationsquellen und schreibe persönlichere Songs. Als Hardcoreband ist es schwierig politische Songs zu schreiben, wenn die Dinge relativ gut laufen, haha!


Wie sind die neuen Songs bis jetzt beim Publikum angekommen?

Großartig! In manchen Songs gibt’s melodiösere Momente, wie zum Beispiel bei “All For King George”. Den Leuten die’s noch nicht kennen kommt’s vielleicht anfangs ungewöhnlich vor, aber im Großen und Ganzen kommen die Songs beim Publikum super an. Live wie auf CD - das freut uns natürlich.


In 15 Jahren auf Tour erlebt man sicher Einiges, welche Höhepunkte oder Tiefpunkte gab es in Eurer Karriere?

Ein Highlight war zum Beispiel das Dynamo Open Air Festival 1996. Das war unser erster großer Gig auf einem europäischen Festival. Plötzlich kamen wir aus den Clubs raus und standen vor 100.000 Leuten. Das ist etwas, das wir später wieder gemacht haben, aber das Gefühl, das man dabei beim ersten Mal hat, hat man später nie wieder. Das war echt etwas Besonderes. Oder unsere erste Arena Tour mit BÖHSE ONKELZ 1998, die war fantastisch. Besonders deren Abschiedskonzert auf dem Lausitzring, das war bestimmt auch ein Highlight unserer Karriere, vor so vielen Leuten zu spielen.

Einer der Lowlights war ein ziemlich schwerer Busunfall, den wir hatten. Das war eine ernste Sache. Wir trugen schwere Verletzungen davon und hatten ziemliches Glück da lebend rauszukommen und noch einige Gigs der Tour absolvieren zu können.



Was ist Dir passiert?

Ich hab mir beim Unfall die Nase gebrochen und ich hatte eine ziemlich üble Platzwunde am Schädel. Aber wenn man bedenkt, dass wir alles im Feuer verloren haben und fast von den Flammen eingesperrt wurden, waren wir froh, dass wir mit einigen „kleineren“ Verletzungen davongekommen sind.


Abgesehen davon, wie geht’s Euch körperlich nach so vielen Jahren auf Tour?

Hahaha, es wird nicht leichter wenn man älter wird. Aber wir haben immer noch Spaß daran und machen weiter. Ich glaube, wenn man es schon so lange macht, wird’s irgendwann ein Teil von dir. Ich kann’s mir schon fast nicht mehr vorstellen es nicht zu machen.


Wie schaut das PRO PAIN Tourleben abseits der Bühne aus? Ich bin ein großer Fan der PANTERA Home Videos. Geht’s bei euch auch so zu?

Ich kann nicht behaupten, dass wir so hart Party machen wie es die Jungs von Pantera betrieben haben, aber wir machen uns eine schöne Zeit, so wie jeder andere auch. Manche von uns sind verheiratet und haben Familie und Kinder zu Hause. Nach einer Tour gehen wir getrennte Wege. Es ist immer eine Reunion wenn wir uns wieder treffen und für Aufnahmen oder eine Tour proben.



Plant ihr anlässlich Eures Jubiläums eine live DVD?

Ja, das würde ich gerne machen, es haben schon viele Interesse an so einer DVD bekundet. Wir haben auch jede Menge wirklich gutes Bildmaterial. Ich glaube es braucht einfach noch Zeit sich mal alles anzuschauen und richtig zusammenzustellen.


Zusammen mit Bands wie BIOHAZARD wart Ihr so ziemlich die ersten, die Metal mit Hardcore vermischt haben, Ihr habt also Metalcore im ursprünglichen Sinn erfunden. Was hältst du von der Entwicklung dieses Genres heutzutage?

Gefällt mir eigentlich ganz gut. Aber Hardcore und Metalcore sind Musikrichtungen, die hauptsächlich von jungen Leuten betrieben werden. Insofern bin ich vielleicht Fehl am Platz um einen Kommentar dazu abzugeben. Das ist Musik einer jüngeren Generation, das gehört ihnen und ich will nicht der alte Veteran sein, der dazu seine Meinung abgibt. Ich kann mich nicht wirklich damit identifizieren, weil ich doch schon um einiges älter bin, als die meisten Kerle in diesen Bands. Aber ich hör’s mir gern an.


Stört’s Dich nicht, dass sie Deine Riffs kopieren?

Hahaha. Yeah, das tun sie vielleicht, zu einem gewissen Grad. Aber ich glaube Imitation ist die beste Form von Kompliment. Haha!


Letzte Frage: 1996 habt ihr diese PRO PAIN Filz-Kapuzenpullis am Merch-Stand auf der Tour verkauft. Die waren extrem unbequem. Wer war dafür verantwortlich?

Haha, das war die Merch-Firma die wir damals hatten, wann war das?


Ich glaub es war 1996…

Dann wars wahrscheinlich eine Firma namens „Art Works“…


Das war so ein schwarzer Filz-Kapuzenpulli mit weisser Pro Pain Aufschrift vorn drauf…

Ja genau, mit so einem groben baumwollartigen Filzgewebe innen - was weis ich. Stimmt, ich hab selber so einen, und er ist wirklich nicht besonders angenehm zu tragen.


Er kratzt!

Ja das war das Problem. Wir bestellen die Pullis hauptsächlich bei europäischen Merchandise-Firmen, und wir haben wirklich keine Gelegenheit das meiste Zeug eigenhändig auf seine Qualität zu prüfen. Also vertrauen wir ihnen einfach wenn sie sagen, dass es gut ist und sagen: „Ok, great!“, aber wir wissen’s eigentlich nicht, bis wir das fertige Produkt irgendwann in der Hand halten. Aber jetzt wo du’s sagst, das nächste Mal werd ich das Zeug auf seinen “Kratzfaktor” testen… Hahaha!


Gut zu wissen, ein schöner Gedanke! Vielen Dank für das Gespräch Gary.

Danke auch, cheers!


www.myspace.com/propainspace

Autor: roomservice

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Beitrag vom 01.07.2007
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