Interview mit MEGADETH – kein Thrash!


Nicht nur, dass Dave Mustaine nur zwei Interviewer nimmt und ich daher auf Zweitgitarrero Glen Drover abgeschoben werde; der gute Mann eröffnet mir auch sogleich, dass er „nur über Musikalisches“ reden will, und scheint über die Unterbrechung seiner Ipod-Session auch nicht eben überglücklich. Zumindest zu Beginn ist dieses Interview dementsprechend eine klassische Würmer aus Nase-Angelegenheit. Aber lest selbst, wie sich das Gespräch entwickelt…



Also, „United Abominations“ – großer Erfolg! Das Album ist auf Platz 8 in die amerikanischen Charts eingestiegen, die höchste Position seit „Youthanasia“. MEGADETH are back?!

Ja, wir sind sehr happy damit! Alles läuft toll!


Man möchte annehmen, dass dieser Erfolg durch eine kommerziellere Ausrichtung erzielt worden wäre, aber eigentlich ist „United Abominations“ ziemlich „back to the roots"?

Ja, finde ich über weite Teile auch; mehr Gitarrensoli, aggressivere Musik und Vocals. Aber es ist mit den neueren Elementen gemischt.


Aber es hat definitiv ein ziemlich aggressives Feeling…

Ja! Das Album wurde sicherlich auch dadurch geformt, dass wir mit den alten MEGADETH-Sachen aufgewachsen sind und das eingebaut haben.


Wenn es um Aggressionen geht, berührt das aber doch schon die „verbotene“ textliche Ebene. MEGADETH nehmen auch auf „United Abominations“ eine sehr kritische Position ein und sprechen reale Probleme in der Welt an?

Ja, aber das ist alles Dave (Mustaine), das hat er schon immer gemacht. Er ist offensiv, es mag manche beleidigen, aber so schreibt er nun mal; und es ist echt!


Ist es aber eher Kritik, vielleicht sogar ein Versuch die Welt zu einem besseren Ort zu machen, oder zynisch gemeint?

Hmmm… Es kann schon Problembewusstsein (Awareness) schaffen…


Also haben die Kids neben gutem Thrash Metal die Chance, auch ein bisschen nachzudenken?

Ja, ich denke schon! Es gibt insofern schon eine Botschaft, und es geht um etwas Echtes, zumindest für mich ist das so.


Willst du deine Meinung zur weltpolitischen Situation äußern?

Nein, nicht wirklich. Ich lebe in Kanada, ich lebe in meiner eigenen kleinen Blase (lacht). Das ist gut und gleichzeitig schlecht; was soll’s…


Gibt es schon Pläne für die Zeit nach „United Abominations“?

Nein, wir sind total beschäftigt mit der Tour und der ganzen Promo-Arbeit, es läuft super, also ist es mir egal, was in fünf Jahren ist. Wir verstehen und gut, wir spielen gut, wir haben Spaß, also „Live for the Day“ – das ist im Moment alles worauf es ankommt!


Die Tour lief gut?

Ja, sehr positive Reaktionen, mehr können wir nicht verlangen. Wir waren viel in Großbritannien und Skandinavien, jetzt sind wir schon ziemlich am Ende der Tour, es kommen noch Italien und Israel und dann geht’s heim! In den Staaten sind wir mit HEAVEN AND HELL getourt, aber was als nächstes genau kommt weiß ich noch nicht.


Was denkst du vom Thrash Metal an sich?

Na ja… ich höre diese Musik sehr gern! Es ist viel los, und das ist gut. Wenn die Bands sich alle auflösen, dann ist es schlecht. Aber es passiert was, DEATH ANGEL haben sich reformiert, das ist sehr cool. Und POSSESSED machen ja auch wieder was (na ja, eine Reunion-Show am Wacken).


Betrachtest du MEGADETH noch als Thrash-Metal-Band?

Nein, eigentlich nicht. Es gibt Elemente, aber wenn du das neue Album anhörst, ist da noch viel Thrash Metal drin?

Ja…

Nein! Äh… na ja. Sicher, MEGADETH sind zu dieser Zeit groß geworden, die ersten drei Alben waren wohl Thrash. Aber ab „Countdown to Extinction“ und „Youthanasia“ nicht mehr. Es ist mehr Song-orientiert, vielleicht sogar ein wenig progressiv. Die Notendichte ist viel höher… Also, es gibt zwar sicher Thrash-Elemente, aber man kann MEGADETH nicht so kategorisieren.


Dass MEGADETH nach offiziellen Zahlen (wie realistisch die auch immer sein mögen) als die zweitgrößte Thrash-Metalband aller Zeiten bezeichnet wird ist dir vermutlich egal?

Ach, was auch immer. Die Kategorien sind mir wurscht, es ist alles einfach Metal. Manche Songs sind schneller, manche weniger, das ist es auch schon.


Ok, möchtest du uns zum Abschluss noch was über deine musikalischen Tätigkeiten vor MEGADETH aufklären?

Ich und Shawn (Drover, sein Bruder) waren vorher in EIDOLON, und ich habe mal bei KING DIAMOND gespielt. Mit EIDOLON ist aber nichts geplant, MEGADETH beschäftigt mich sehr, und es wird nie langweilig.


Dann lass ich dich zurück zu deiner Musik! Was hörst du gerade?

Ach, ich hab ihn auf random. Zuletzt aber OBITUARY.


www.megadeth.com

Autor: marian

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Beitrag vom 30.06.2007
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