Interview mit LAUSCHANGRIFF - Spiwi


Spiwi, der steirische Veteran in Sachen Metal, dürfte nun doch einigen "Insidern" bekannt sein. Wer dennoch etwas mehr über den "Steirerbuam", Organisator des legendären KALTENBACH OPENAIRs und Fronter von DARKFALL wissen möchte, der lese diesen amüsanten Lauschangriff...


Dein erster Berührungspunkt mit Metal: Wann, wo, wie, was???

Das dürfte Mitte der Achtziger gewesen sein. Der ausschlaggebende Grund war mein um vier Jahre älterer Bruder, der sich damals Bands wie IRON MAIDEN, AC/DC, WARLOCK, KISS und dergleichen reinzog. Eben die alten Haudegen des Metals. So kam es, dass ich natürlich auch recht schnell ein reges Interesse an dieser Musik entwickelte, und auch Gefallen daran fand. Zwar verstand ich mit circa acht Jahren noch nicht die Hintergründe, welche dieser Musik oblagen, aber das ist einem in diesem Alter wohl auch herzlich egal. Laut, schräg und anders als alles Andere, was ich bis dahin gehört hatte, war Metal allemal, und das reichte vollkommen aus, um mich in den Bann zu ziehen.
Erst mal in den Bann gezogen, kaufte ich mir wenig später auch schon von meinem zusammengesparten Geburtstags- und Taschengeld meine erste LP: BONFIRE – "Don’t Touch The Light“, welche ich auf dem Plattenspieler meines Bruders rauf und runter hörte. Dies muss so Ende '86 gewesen sein.
Weitere Erstexemplare meiner Plattensammlung waren MAGNUM – "On A Storyteller’s Night“, BON JOVI – "Slippery When Wet“ und einige andere Konsorten aus der damaligen Hard Rock- und leichteren Heavy Metal-Szene. Doch schon damals entwickelte ich irgendwie meine eigenen Vorstellungen, wie „wahrer“ Heavy Metal für mich zu klingen hatte, und 1987 sollte sich für mich alles ändern. Mein Bruder hatte sich MANOWAR – "Fighting The World“ besorgt, und dies war genau die Musik, die ich hören wollte. Diese Scheibe war vielleicht so etwas wie meine eigene persönliche Geburtsstunde des Heavy Metals. Von da an stieg der Härtegrad meiner Sammlung stetig, und schon bald sollten sich Alben von MEGADETH, SLAYER, METALLICA und Konsorten auf dem Plattenteller drehen. Doch wie es so läuft, hat man als knapp 10-jähriger und 14-jähriger (mein Bruder...) nicht viel Taschengeld, und Geburtstag, Ostern und Weihnachten gibt es auch nur einmal im Jahr, und so musste eine Alternative her, zu den doch recht teuren Platten.
Leerkassetten waren die Lösung, und so überspielten wir uns die Platten, welche sich mein Bruder und ich uns von diversen Kumpels ausgeborgt hatten, eben auf Kassette. So kam es bei uns in der Nachbarschaft zu einem recht regen Herborgen und Überspielen der Scheiben, da sich mal der, dann wieder mal der andere (je nachdem, wer gerade Kohle hatte...) eine neue Scheibe kaufte, welche sich natürlich die anderen wiederum sofort überspielen mussten. Mein damaliger Metal Hauptgefährte war Michael Freitag (Gründer und Chefredakteur des Arising Realm Magazins), welcher auch heute noch zu meinen besten Freunden zählt, und dem ich wohl so einige Schmankerl in meiner heutigen Kassettensammlung zu verdanken habe. Irgendwann Ende der Achtziger tauchte dann der Thrash Metal erstmals so richtig bei uns auf, und im Speziellen hatte es mir das Album SODOM – "Agent Orange“ besonders angetan.
Inzwischen hatte sich mein Bruder leider etwas vom Metal entfernt, da man anscheinend bei den Mädchen mit anderen Sachen wohl doch etwas mehr Eindruck schinden konnte als mit Metal. Und so war ich von da an familiär gesehen in Sachen Metal etwas mehr auf mich alleine gestellt.
Wenig später tauchten dann Anfang der Neunziger schon die ersten Death Metal-Scheiben in meiner Sammlung auf, wobei CANNIBAL CORPSE, DEICIDE, OBITUARY, UNLEASHED und NAPALM DEATH meine ersten Death Metal-Highlights waren. Es war damals einfach unglaublich, so etwas zu hören. Diese Power, einfach genial! So wurde meine Sammlung immer größer, und ich denke, ich hatte noch nicht mal die ersten Death Metal-Schübe so richtig verdaut, sollte bald darauf wieder etwas völlig Neues in Leoben-Lerchenfeld über mich hereinbrechen. An jenem unheilschwangeren Tag schnappte ich mir im Leobener Melodie Plattenladen aufgrund des geilen Covers die MARDUK – "Those Of The Unlight“ Scheibe zum Probehören, und so ward der Black Metal auch für mich entdeckt. Wenig später tauchte dann auch schon Michael mit Alben wie EMPEROR – "In The Nightside Eclipse“ oder ABIGOR – "Verwüstung (Invoke The Dark Age)“ bei mir auf, und von da an konnte uns dann musikalisch gesprochen eigentlich nichts wirklich mehr erschüttern.
Wenig später machte ich dann auf der Schule noch die Bekanntschaft von Wolfgang Koch und Marc Weissensteiner, mit denen ich dann im Jahre '95 die Band DARKFALL gründete. Der Rest ist Geschichte, welche es wohl endgültig und für immer besiegelt hat: einmal Metal, immer Metal!


Deine zuletzt gekaufte CD?

Ich bin mir zwar jetzt nicht absolut sicher, aber ich glaube es war die neue ASMODEUS-Scheibe „Imperium Damnatum“. Zumindest fällt mir jetzt spontan kein anderer Kauf ein.

Dein erstes Konzert als Fan und als Musiker?

Ich glaube mein erstes ernstzunehmendes Konzert war das Nuclear Blast Festival in der Wiener Szene mit AMORPHIS, BENEDICTION, DISMEMBER, HYPOCRISY und MESHUGGAH im Jänner 1995. Eigentlich wollte ich schon viel früher zu diversen Konzerten fahren, wie etwa zur MANOWAR „The Triumph Of Steel“-Tour, aber ich hatte leider nie die nötigen finanziellen Mittel, um diese Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es war für einen 15-jährigen Schüler aus Leoben auch doch recht schwer, das nötige Kleingeld zu erlangen, um nach Wien fahren zu können. Und es war auch schon damals so, dass die besten Konzerte schon immer in Wien stattgefunden haben.
Als Musiker war mein erstes Konzert mit DARKFALL am 02.05.1997 in der Truschner Halle in Leoben im Vorprogramm von EKPYROSIS und SYSTEM ABSURD. Vor gar nicht mal so wenigen Leuten und mit circa zehn Bier in der Vase thrashten wir alles in Grund und Boden. Ein einmaliges Erlebnis, welchem sogar mein Vater beiwohnte – Respekt!


Groupies?

Ja klar, gab es gelegentlich Angebote, welche man nicht ausschlagen konnte. Jedoch vor rund fünf bis sieben Jahren waren sie noch zahlreicher als in der Gegenwart. Heute liegt mein persönlicher Wert so bei null. Liegt wohl an dem doch eklatanten Gewichtsunterschied von rund 30 kg zwischen mir als knapp 20-jährigen und dem heutigen mir als knapp 30-jährigen. Und da heißt es immer, dass bei Frauen nur die inneren Werte zählen! Genau...!!!

Dein peinlichstes / schönstes Erlebnis in Sachen Metal?

Peinlichstes Erlebnis? Ich bin doch selbst die größte Peinlichkeit, die es überhaupt gibt. Und daran wird sich wohl auch in naher Zukunft nicht all zuviel ändern. Aber genau das ist doch mitunter das Schönste am Metal an sich: man kann peinlich sein wie Sau, es gibt immer einen, der noch peinlicher ist als Du selbst!
Aktuelles Beispiel: Auf dem Queens of Metal Open Air in Deutschland legte ich am Vorabend zu unserer Show im gut gefüllten Party Zelt zu GUNS N’ ROSES – "Paradise City“ den Strip des Jahrhunderts hin (frag Fred von GODDAMNED X, er träumt noch heute davon...), und am nächsten Tag läuft ein völlig Irrer von MY FIRST BAND beim Auftritt von XENOTAPH komplett nackt über die Bühne. Das ist einfach geil peinlich und schön zugleich! Das gibt’s nur im Metal, das ist Metal! (Nicht zu vergessen der Auszucker des DEBAUCHERY-Gitarristen, der auf der Bühne seinen Sänger vermöbeln wollt... andere Peinlichkeiten gewisser österreichischer Musiker auf diesem Festival erspar' ich uns an dieser Stelle lieber*g* - Anm. Kronos)


Deine Vorbilder?

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du damit musikalische Vorbilder meinst. Und leider muss ich Dich in diesem Punkt enttäuschen, denn im Prinzip habe ich eigentlich keine. Denn ich zähle wohl zu den Musikern, die ihre musikalischen Stärken und Schwächen kennen, und so bin ich damit beschäftigt letztere so gut wie möglich zu verbergen. Und somit habe ich einfach keine Zeit, auch noch irgendwelchen Vorbildern nachzueifern, die ich so und so nie erreichen werde!
Aber wenn Du mich nach dem besten Metal Sänger der Geschichte fragen würdest, gibt es nur eine Antwort: Eric Adams von MANOWAR!


Was tust Du für die Szene, was macht die Szene für Dich?

Hm, ich weiß nicht. Ich versuche mit meiner Band so gut als möglich Musik zu machen, veranstalte zusammen mit den anderen Jungs vom KV Kaltenbach einige Konzerte in der Steiermark und Wien, und unter anderem auch das inzwischen einzige und größte Extreme Metal Open Air Österreichs. Ich denke, das ist doch eigentlich ganz OK, oder?
Hm, was tut die Szene für mich? Herumnörgeln wie hoch doch unsere Eintrittspreise sind, welch beschissene Musik ich doch mit DARKFALL mache, und überhaupt bin ich eines der größten Arschlöcher überhaupt seit Erfindung dieses Wortes! Ist doch eigentlich nur ausgleichende Gerechtigkeit, oder?


Sponsored by...?

Bis jetzt habe ich noch nie von einer Person Geld für mein freizeitliches Handeln bekommen, aber ich selbst sponsere gerne Murauer, Gösser, Puntigamer und Lucky Strike.
Arbeitstechnisch gesehen war ich früher sponsered by Mama, aber inzwischen verdiene ich nun doch mein eigenes Geld! Also sponsored by Frank Stronach und Magna Steyr?


Mit welchem Rockstar würdest Du gerne mal auf ein Bier gehen?

Verdammt, ich habe schon mit so vielen Möchtegern-Rock-Star-Idioten ein Bier trinken müssen, dass es mir wirklich vergangen ist, meine Zeit noch weiter an solche Deppen zu verschwenden. Eigentlich trinke ich mein Bier nur noch mit den Jungs von DARKFALL, diversen Freunden und einigen wenigen anderen österreichischen oder auch internationalen Bands. Aber die sind doch alle keine Rock Stars.
Doch der netteste Rock Star mit dem ich mal ein Bier trinken durfte, war Scott Columbus von MANOWAR auf deren „Warriors Of The World“ Tour in Wien.


Dein Lieblingslokal?

Früher war es mal das Labyrinth in Graz, doch leider gibt es das nicht mehr. Jetzt treibe ich mich zumeist im Q oder Re-Load rum. Und wenn ich mal wieder Lust auf einen meiner peinlichen Strips habe, gehe ich ins Nachtexpress!

Womit finanzierst Du Dir „zwangsweise“ Deine Musik?

Derzeit arbeite ich als Freigabetechniker bei Magna Steyr in Graz, und dies schon seit rund seit Jahren. Deswegen erwähnte ich oben auch sponsored by Frank Stronach. Sicher, arbeiten geht niemand gern, außer man hat ein schwerwiegendes sexuelles Problem, aber ich hätte es auch sicher schlimmer treffen können.

Welchem Politiker würdest Du ein Lied widmen und wenn ja, welches?

Ich bin zwar schon politisch interessiert, aber ich bin in Bezug auf Äußerungen in einem größeren Rahmen etwas vorsichtig geworden. Man kann ohne detaillierte Angaben auch sehr schnell missverstanden werden, und dies ist auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Meine politischen Ansichten behalte ich mir lieber für ein Interview mit der News auf.

Word-Rap:
steirische Szene


Eine der besten Österreichs, wenn nicht neben Wien die beste. Was jetzt die musikalische Qualität und Quantität anbelangt. Sicher gibt es auch in den anderen Bundesländern einige saugeile Bands, aber nicht in dieser Dichte.

Kaltenbach

Dazu kann ich jetzt wenig objektiv sein. Aber inzwischen wohl eine der wichtigsten Veranstaltungen im österreichischen Metal Kalender. Es liegt an den Fans selbst, wie oft es dieses Fest noch geben wird!

Darkfall

Für mich eine der innovativsten und besten Bands Österreichs überhaupt. Manche mögen mich jetzt einen arroganten Arsch schimpfen, aber ich bin nun mal stolz darauf, ein Teil dieser Band zu sein, und auch auf das, was wir mit DARKFALL erreicht haben. Speziell mit unserer „Firebreed“-Scheibe und hoffentlich auch mit unserer aktuellen Veröffentlichung „Phoenix rising“.

Earshot

Bestes und größtes Webzine Österreichs. Sorry, an die anderen österreichischen Internet Metal Medien, aber so ist es nun mal. Was österreichische Metal Print Medien anbelangt, bevorzuge ich das Arising Realm Magazine.

Festivals

Wichtiger Bestandteil meiner Sommerplanung. Sowohl mit der Band, als auch privat. Jedoch muss ich zugeben, dass mir kleinere Festivals à la „Fuck the Commerce“ oder auch „Kaltenbach Open Air“ besser gefallen als große Festivals wie eben das „Wacken Open Air“ und Konsorten. Es ist im kleinen Rahmen einfach entspannter und die Wege sind kürzer (außerdem gibt es weniger Stripperkonkurrenz, nicht wahr? ;) - Anm. Kronos).

Internet

Inzwischen ein nicht wegzudenkender Bestandteil meiner Freizeit. Früher habe ich es gehasst, jetzt ist es ein wichtiger Bestandteil rund um DARKFALL und dem KV Kaltenbach.

Politik

Wie schon oben erwähnt, möchte ich dazu erst bei einem News-Interview Stellung beziehen.

Hü oder Hot:
Gösser oder Ottakringer?


Ich komme aus Leoben, der Heimatstadt des Gössers. Also ganz klar: Gösser!

Blackmetal oder Nu-Metal?

Ganz klar Black Metal! Mit Nu Metal kann ich eigentlich recht wenig anfangen. Verdient diese Musik überhaupt die Bezeichnung Metal?

Kneipe oder Proberaum?

Schwer! Am besten vorher im Proberaum ein paar Bier, und dann in der Kneipe noch ein paar mehr. Endgültige Entscheidung: Proberaum! Dort geht mir wenigstens niemand auf die Eier.

Vor oder hinter der Bühne?

Wieso nicht auf der Bühne? Vor der Bühne ist wohl als Zuseher gemeint, hinter der Bühne als nervendes Arschloch, welches sich gerne wichtig macht. Also vor der Bühne. Außer ich kann hinter der Bühne gemütlich mein Bier trinken. Aber ich bleib dabei, vor der Bühne.

Auto oder Bike?

Kommt auf die Situation drauf an. Aber wenn ich meinen „Gössermuskel“ betrachte, ist es wohl eher das Auto.

Ö3 oder FM4

Da ich eigentlich fast nie Radio höre, ist es mir relativ egal. Aber wenn, dann doch eher noch FM4.

darkfall.at

Autor: Lugi

Weitere Beiträge von Lugi

1 bereits abgegebene Kommentare


Zurück

Beitrag vom 02.07.2006
War dieses Interview
interessant?

7 Stimme(n)
Durchschnitt: 6.14

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: