Interview mit HATEBREED - still the same


Im Rahmen der Persistance Tour sprach ich mit Matt Byrne, seines Zeichens Drummer bei HATEBREED.



Wie lang seid ihr jetzt schon auf Tour?


Wir waren zuerst von 1. November an ein paar Wochen in den Staaten unterwegs bis kurz vor Thanksgiving, hatten dann ein paar Tage frei und kamen am 30. November nach Europa, wo wir unsere erste Tour am 1. Dezember hatten. Also sind wir erst eine Woche hier in Europa, aber schon länger auf Tour.


Und wie lang geht’s noch weiter?


Noch fünf Konzerte.


Meiner Meinung nach ist Hardcore generell eher Live- als Studiomusik…


Definitiv.


Also was ist euch an Live-Shows wichtig?


Natürlich die Fans. Sie kommen, um das, was sie von den Platten kennen, live zu sehen und um die Energie eines Auftritts zu erleben, wenn jeder ausrastet. Es ist zwar eine gewisse Barriere zwischen den Bands und den Fans, aber trotzdem ist es ein sehr persönliches Erlebnis. Du rockst und die auf der anderen Seite auch. Und wir gehen auch jede Nacht raus und geben einhundert Prozent und das ist wichtig für mich.


Haltest du es für eine gute Idee, so verschiedene Bands wie NAPALM DEATH und AGNOSTIC FRONT oder auch euch zusammenspielen zu lassen?


Ich halte es für eine großartige Idee! Du hast ein paar Hardcore-Bands, ein paar Crossover-Bands und dann noch NAPALM DEATH, die man wohl als straight up Grind bezeichnen würde, oder auch Death Metal. Ja, es ist ein guter Mix und jeder kann die verschiedenen Stile erleben. Wir hatten etwas Ähnliches vor ein paar Jahren in den Staaten, wo wir nicht ganz ein Monat auf Tour waren mit MADBALL, TERROR, HATE ETERNAL, einer Death Metal Band aus Florida und CEPHALIC CARNAGE, einer Death Metal Band aus Colorado. Also eine ähnliche Tour mit noch unterschiedlicheren Bands und das Gute an so etwas ist, dass es verschiedene Leute zusammenbringt. Also ich würde mir so ein Package auf jeden Fall ansehen gehen…



Man könnte ja behaupten, es gibt drei Headliner auf dieser Tour, euch, AGNOSTIC FRONT und NAPALM DEATH. Ihr habt euch doch auch schon vor dieser Tour gekannt. Wie ist euer Verhältnis zueinander?


Ja, mit AGNOSTIC FRONT haben wir schon einige Touren gemacht, zum Beispiel die Jailhouse Rock Tour in den Staaten oder die Resistance Tour 2002 mit AF und BIOHAZARD. Wir haben also schon viel mit ihnen getourt und ich bin auch dieses Mal froh, es wieder zu tun. Und eine Band wie NAPALM DEATH: ich habe schon lange darauf gewartet, dass wir mit ihnen auf Tour gehen und nun hatten wir endlich die Gelegenheit dazu. Ich hoffe, dass wir das in Zukunft wiederholen können.



Du hast BIOHAZARD erwähnt. Was hältst du von deren Auseinandergang? Es hat ja geheißen, das aktuelle sei ihr letztes Album.

Das habe ich auch gehört, aber ich weiß nicht, ob sie das auch offiziell verkündet haben, aber es hat sie lange gegeben und sie haben viele Alben herausgebracht und ich weiß nicht, was ihre Zukunftspläne sind. Ich habe auch schon länger nicht mehr mit ihnen geredet.


Du weißt also nichts davon…


Nicht wirklich. Ich meine, ich bin ein Fan, ich würde es gerne sehen, wenn sie weitermachen, aber wenn sie planen aufzuhören, dann ist das die Entwicklung dieser Band. Manche gibt es ewig, manche nicht.


Euer letztes Album ist nun auch schon fast drei Jahre draußen. Gibt es bereits neues Material? Oder plant ihr vielleicht überhaupt schon ins Studio zu gehen?


Ja, auf dieser Tour spielen wir einen Song, der sich „The Defeatest“ nennt, und der eigentlich für das letzte Album geschrieben war. Er hat es nicht raufgeschafft, also haben wir ihn überarbeitet und spielen ihn nun. In den Staaten haben wir auch einen anderen neuen Song ein paar Mal live gespielt, „Spitting Venom“. Dieser Song wird wahrscheinlich auch auf dem Album sein. Wir haben auch zwei andere ziemlich fertig und einen Haufen Ideen. Wir planen Ende Februar ins Studio zu gehen, damit wir bis Frühjahr oder frühen Sommer ein neues Album veröffentlichen können.


Im Hardcore wird ja immer viel Aufsehen um die „Credibility“ gemacht und ich kann mir gut vorstellen, dass euch nach dem Erfolg des letzten Albums einige Leute vorwerfen, diese Credibility verloren zu haben. Wie reagierst du auf solche Vorwürfe? Kümmert es dich überhaupt?


Natürlich kümmert man sich drum, wenn Leute schlecht über einen reden. Aber was dabei ein Problem ist, ist, dass wenn man auch nur ein wenig Erfolg hat, die Leute sofort denken, du bist jetzt reich. Was einfach nicht stimmt, wir sind nicht reich. Sobald die Leute mitbekommen, dass du ein Video machst oder deine Plattenverkäufe steigen, denken sie, du wärest Millionär. Aber das ist lächerlich. Und was den „Label Sell Out“ angeht, also dass man einen Major-Vertrag unterschrieben hat: die Leute meinen dann „oh jetzt werden sie ihre Musik verändern um ins Radio zu kommen“. Aber du kannst dir ja unsere alten Alben anhören und sie mit den heutigen vergleichen, wir haben uns nicht verändert. Es ist noch immer dieselbe Art Musik und es wird mit derselben Herangehensweise dieselbe Message rübergebracht. Da hat sich nichts verändert. Also verstehe ich nicht, wie man uns „Sellouts“ nennen kann, denn wir haben uns nicht verändert. Das einzige, was sich verändert hat – und das würde ich als etwas Gutes sehen – ist, dass wir einen Vertrag bei einem Major Label unterschrieben haben. Das Gute daran ist, dass wir einen weiteren Kreis an Leuten erreichen können und uns mehr Leute hören, denn man will ja, dass einen die Leute hören. Also ich verstehe nicht, wie man uns Sell Outs oder ähnliches nennen könnte, denn es hat sich nichts verändert.

Wieso gibt es dann aber trotzdem Leute, die euch so bezeichnen? Neid?


Vielleicht ein bisschen davon. Viele Leute wollen, dass Dinge klein bleiben.


Sie wollen euch für sich behalten.


Ja. Die sehen ihre Lieblingsband lieber in einer kleinen Bar als in einer großen Halle. Und natürlich ist es ein anderes Erlebnis. Aber egal, es ist eben so und wird auch so bleiben, dass Leute einfach nicht damit zurechtkommen und da muss man einfach drüber hinweg sehen und das weitermachen, was man für das richtige hält.


Wie sieht’s denn eigentlich bei euch mit Nebenprojekten aus?


Jamey hat da einiges am Laufen, aber die anderen in der Band lassen das. Manchmal jammt man natürlich mit Freunden oder so. Ich habe neulich zum Beispiel mit ein paar Funkmusikern gespielt, aber das ist nichts, was ich irgendwie ausbauen möchte. Und vielleicht machen die anderen auch so was…


Ihr interessiert euch also auch für andere Musik als Hardcore.


Klar. Sean mag Hip Hop sehr gern und wir hören eigentlich alle alles mögliche.



Ich frage nur, weil es in der Hardcoreszene – genauso wie in jeder anderen Szene – doch auch immer wieder Puristen gibt, die meinen, man darf nichts anderes hören als in dem Fall eben Hardcore.


Natürlich. Ich habe zum Beispiel einen Freund, der nur Death Metal hört. Ich mag Death Metal zwar auch, aber ich würde durchdrehen, wenn ich nur Death Metal hören würde. Man braucht eine gewisse Abwechslung.


Komischerweise sagen das meistens die Musiker und die Puristen sind Nichtmusiker… ein gutes Beispiel ist da ja zum Beispiel auch Phil Caivano, der Ex-Gitarrist von MONSTER MAGNET. Mit dem habt ihr ja auch zusammengearbeitet.


Richtig. Er hat uns am letzten Album was die Gitarren anging betreut. Er ist ein richtiger Gitarrenguru und durch ihn kamen wir zu dem Sound, den wir wollten.



Wenn wir schon beim Thema Studio sind: wie lang brauchst du eigentlich so, um ein Album einzuhämmern?


Bei “Perseverance“ habe ich etwa 20 Tracks in vier Tagen, bei „Rise Of Brutality“ das ganze in drei Tagen gemacht. Das waren auch 16 Tracks, obwohl dann nur 12 aufs Album kamen.



Das ist aber ganz schön zügig. Normalerweise brauchen die Aufnahmen bei Bands eurer Größenordnung um einiges länger.


Ja, aber wenn man sein Zeug zusammenhat, dann sollte das schon so schnell und schmerzlos gehen.



Ihr verändert im Studio also nichts mehr an den Liedern.


Nein. Wenn ich aufnehmen gehe, weiß ich schon, was ich spielen werde, ich führe das Geprobte nur noch durch, wir nehmen drei oder vier Takes auf und dann nehmen wir den besten.



Viele amerikanische Hardcorebands neigen dazu, ein bisschen patriotisch zu sein. Wie stehst du zu deiner Heimat?


Heimat… ich liebe den Ort wo ich lebe. Ich mag auch Europa, natürlich hat es durch seine ältere Geschichte mehr Kulturelles anzubieten. Ich mag zum Beispiel Deutschland sehr gern oder England, man fühlt einfach die Geschichte in diesen Ländern. Auch Japan mag ich sehr gern, das Essen ist toll, die Leute sind toll. Und ich könnte mich mit diesen Orten anfreunden.
Aber wie gesagt: ich mag den Ort, an dem ich lebe und natürlich stehe ich zu Amerika, denn ich komme von dort. Es gibt bei uns viel Leute, die ihren Erfolg und ihr Vermögen Amerika verdanken, aber dann reden sie schlecht über dieses Land. Man kann ja über die Regierung denken, was man will, nicht jeder mag sie, das ist klar, aber es gibt so das Sprichwort „you don’t shit where you eat“ und da ist viel Wahres dran. Und das trifft genau auf die Leute zu, die von wo anders herkommen, alles, was sie haben Amerika verdanken und dann aber schlecht über Amerika reden.



Ganz was anderes: Könntest du dir vorstellen, dass es einmal Hatebreed-Vans gibt, so wie von SOCIAL DISTORTION, BAD RELIGION oder MOTÖRHEAD?


Sicher. Ich liebe Vans, heute trage ich zwar keine, aber ja. Ich könnte mir das schon vorstellen.


Last Words?


Just come to the show and I hope you’ll like it. See ya next time.



www.hatebreed.com

Autor: Kronos

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Beitrag vom 08.01.2006
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