Interview mit MASTIC SCUM - Eine natürliche Weiterentwicklung


Mit "Mind" haben unsere Landsleute erneut einen satten Schuss vor den Bug gesetzt, der es sich natürlich verdient hat, für unser Medium näher unter die Lupe genommen zu werden. Also in diesem Sinne - here we go.

Nachdem es sich mittlerweile ja schon um das dritte Interview mit uns handelt, ist eure Entstehungsgeschichte an sich mittlerweile denke ich zur Genüge abgehandelt worden. Deswegen würde ich euch bitten, dass ihr unseren Lesern die Beweggründe schildert, die euch anno 1992 dazu bewegt haben MASTIC SCUM ins Leben zu rufen.


Harry: Wir sind alle mit Metal aufgewachsen und waren total begeistert von dieser Musik und dieser Szene sodass wir einestages beschlossen haben unser eigenes Ding zu machen. Zu dieser Zeit gab es sehr viele Bands die uns beeinflusst und geprägt haben, von der Thrash Metal Welle Mitte/Ende der 80er und auch vom Deathmetal Anfang der Neunziger, es gibt viele Releases aus dieser Zeit die für mich bis heute unerreicht bleiben. Tja, 1992 wurde dann Mastic Scum gegründet, wir haben 1993 ein Demo aufgenommen und die ersten Gigs gespielt wobei jemand auf uns aufmerksam wurde und so ein Deal mit Rodel Rec. aus Berlin zustande kam. Im Herbst 93 wurde dann unsere erste 12“ EP veröffentlicht, das war sozusagen der Anfang einer Reihe von Split Releases mit verschiedensten Bands auf verschiedensten Labels...


Will: Also ich hörte seit zirka 1985 Metal, eingeengtere Kliesches gabs damals noch nicht wie z.B. Death, Black, Thrash, Grind... oder doch?? Schon lange her! Ich befasste mich auch schon immer mit Texten diverser Lieblingsbands von damals wie Slayer, Venom, Metallica, Napalm Death, gesungen hab ich auch schon früher, im Kirchenchor!? und ein Kind von Unschuld war ich nie! Anno 1992 war erster Kontakt mit den Gandler Brüdern Harry und Man, wir kommen alle aus dem Raum Zell/See in Salzburg und nicht zu vergessen den damaligen Bassisten ''Linga'', seit 94 raus aus der Band - dieser Tage mit seiner Band G.F.P.M im Underground tätig. Aktuelle CD „Mushroom Cloud Messiah“ auf Ohne Maulkorb Produktion … zurück zu Mastic Scum 93. Zu dieser Zeit gabs das Angebot von Rödel Records und ich wurde von den Herrn Mastic Scum gefragt ob ich die Vocals für die 12'' übernehmen möchte, eh klar!!


Im Frühling dieses Jahres habt ihr Much als neuen Bassisten ins Team geholt. Welche Gründe waren ausschlaggebend, dass euer alter Bassist die Band verlassen hat? Steht ihr noch im Kontakt zu ihm, oder ist der Bruch nicht freundschaftlich verlaufen?


Will: Alexanderr von Hof, ein Franzose der auch das letzte Album „mind“ im Studio einspielte und uns auch live 2 Jahre begleitete widmet sich seit Frühjahr 05 seiner eigenen Band Svegleati, es besteht immer noch guter Kontakt, man trifft sich auch regelmäßig auf Kozerten u.s.w. er war in vieler Hinsicht eine Bereicherung für die Band.


Harry: Unser neuer Bassist „Much“ ist seit Frühjahr 2005 in der Band, wir haben nach dem Ausstieg von Alex sofort Ersatz gefunden, zum Glück, der Wechsel ist relativ schnell über die Bühne gegangen, nach 2 Wochen bei der Band musste er schon mit uns auf die Bühne, es mussten auch keine Shows abgesagt werden. Der neue Bassist passt menschlich und musikalisch perfekt zu Mastic Scum, es hätte nicht besser laufen können.


Das auffälligste am neuen Album ist die Tatsache, dass ihr den Death/Grind-Pfad größtenteils verlassen habt und nunmehr melodischer und bedachter zu Werke geht. Hat der neue Mann so viel frischen Wind in die Band gebracht oder war diese Richtungsänderung schon länger geplant?


Harry: Von einer wirklichen Richtungsänderung kann man denke ich nicht sprechen, es ist einfach eine natürliche Weiterentwicklung, das Songwriting und die Produktion ist ausgereifter und die Band hat sich musikalisch weiterentwickelt. Das neue Werk ist wieder etwas mehr vom Deathmetal beeinflusst und dadurch etwas melodischer und das Ganze wirkt offener, jedoch geht alles in eine klare Richtung. Auf unserem letzten Album „Scar“ wurden im Grunde dieselben Elemente verarbeitet, auf „Mind“ sind lediglich die musikalischen Werte höher gesetzt, das Ganze ist immer noch 100% MASTIC SCUM.


Will: Ich möchte noch erwähnen das wir zu viert bei diesem Album nicht bedacht zu werke gingen, definitiv aber gut vorbereitet. Melodie kann nicht Schaden, unsere Hauptstrukturen Blast, Midtempo, Groove sind auch wieder deutlich zu erkennen, Death/Core/Metal Mix wie auch immer... Desweiteren typische Mastic Scum Vocals. Von großartigen Richtungsänderungen kann ich nicht berichten, aber von einer Weiterentwicklung und keiner Stagnation, gut so.


Eine absolute Überraschung für mich war der Schlusstrack „Control?“ mit seinem absolut doomig angehauchten Touch. Welchen Gemütszustand habt ihr beim Komponieren dieses Tracks gehabt und können wir in Zukunft vermehrt mit solch getragenen Songs von euch rechnen?


Harry: Vermehrt nicht unbedingt, jedoch wird es auf dem nächsten Album sicher wieder einen Track dieser Art geben. Einen solchen Track hat es auch schon auf „Scar“ gegeben, „Eyesolation“ nennt sich das gute Stück und ist auch eine sehr träge, schleppende, aber auch interessante Nummer … Aber nochmal zu „Control“, normalerweise ist es eher schwierig eine 6-7 min Nummer zu schreiben ohne dass diese langweilig wirkt, jedoch war es bei „Control“ gar nicht der Fall, diese Länge war gar nicht beabsichtigt, es ist einfach entstanden, und dieser Hang und diese Inspiration von Industrial Elementen gab es schon immer. Es ist auch immer sehr interessant und eine große Herausforderung einen langsamen Track zusammenzubasteln, dann kann manchmal auch etwas länger dauern.


Will: Bei dem Song "ontrol" kann man nicht wirklich von einem permanenten doomigen Gefühlszustand sprechen da er Monate brauchte um sich so zu entwickeln, ich würde lieber sagen up and down. Control deshalb, da wir uns in einer Gesellschaft bewegen mit zunehmender Kontrolle. Neue Pässe, Handy, Camaras, Security, Satelliten... der Mensch wird zum Produkt-Objekt, dem ahnungslosen Gesetzesgeber willkürlich ausgeliefert. Es wird natürlich mit solchen schwermütigen Nummern in Zukunft auf unseren Tonträgern zu rechnen sein.


Wo seht ihr MASTIC SCUM in 10 Jahren? Bei all den gecasteten Showbands und Superstarshows in letzter Zeit, kommt das wesentliche, nämlich die Musik, meiner Ansicht nach neben den pompösen Showelementen zu kurz. Hat der Metal eurer Meinung nach überhaupt noch eine Chance?


Will: Der Metal braucht keine Chance, nennen wirs mal so, er steht für sich selbst, das genügt.
Gecastete Bands a`la Starmania liegen mir nicht, desweiteren ist Musik frei und jeder sollte frei entscheiden was er konsumiert. Wenn „Gott“ will gibts MASTIC SCUM im Studio und live in zehn Jahren immer noch, hurra! Doch haben wir dieser Tage genug zu tun, Dezember wieder ins Studio und so bleibt wenig Zeit? Desweiteren ist so eine Frage für mich nicht wirklich zu beantworten, wohin uns die Zukunft führen mag werden wir noch früh genug erfahren, an der Motivation wird es nicht scheitern.



Harry: Ich denke der Metal hat sich die letzten Jahre etabliert und ist ein fixer Bestandteil im Musikmarkt, wie sich aber das ganze Business entwickelt ist sowieso nicht vorhersehbar, Trends kommen und gehen, sobald man auf einen Zug aufspringt und mit dabei ist, ist man im nächsten Augenblick schon wieder Schnee von gestern und noch weiter unten als man war, dieser ganze Wahn ist für MATSIC SCUM nicht interessant, wir machen was wir wollen, mal sehen was die Zukunft so bringt, zur Zeit läuft alles bestens.


Welche Informationen könnt ihr mir zur Aufnahmesession zu „Mind“ geben? Gab es irgendwelche nennenswerte Zwischenfälle für euch zu meistern? Rückblickend betrachtet, gibt es gewisse Passagen, die ihr zum jetzigen Zeitpunkt anders aufnehmen oder abmischen würdet?


Will: Wir mussten das Recordable Studio nach zwei Wochen verlassen, wir konnten uns mit dem Produzenten auf absolut nichts mehr einigen, musikalisch wie auch persönlich. Vollendeten dann aber sehr glücklich bei Fast Forward und Goldchamber. Wir sind zufrieden mit dem Endresultat von „Mind“.


Harry: Wir haben bestimmte Vorstellungen wie unser Album klingen soll und lassen uns da nichts dreinreden, es war unser elfter Studiobesuch und da weiß man mittlerweile was man will. Wie schon erwähnt gab es im Recordable Studio Probleme und wir haben die Produktion abgebrochen, das Album wurde dann im Fast Forward Studio, wo auch das letzte Album „Scar“ gemischt wurde fertiggestellt. Und dann im Goldchamber gemastert. Da wurde wirklich gute Arbeit geleistet, ich bin mit der Produktion von „Mind“ sehr zufrieden.


Wo bezieht ihr die Inspiration für eure Musik und die Texte im speziellen? Gibt es einen roten Faden, den ihr verfolgt?


Will: Man kann von einem dunkelroten Faden sprechen der sich da durchs Album „mind“ zieht und unseren geistigen, textlichen, musikalischen und künstlerischen ,,Jetztzustand'' beschreibt. Der Moment ist das wichtigste in der Musik von mir aus, aus dem Moment und unserem persönlichen Umfeld beziehe ich genügend Inspiration, ich würde sagen lebe für den Tag.


Harry: Da ich mich täglich mit Musik und der Band beschäftige ziehe ich meine Inspiration auch aus dem täglichen Leben, man braucht nur jeden Tag etwas die Augen und Ohren offen halten, da kommt einem im täglichem Leben einiges unter was man für einen Track oder Text verarbeiten kann. Ich befasse mich ständig mit Songs und Sounds und für mich ist die Richtung und der angesprochene rote Faden klar, jedoch ist jedes neue Album eine neue Herausforderung, da weiss man nie genau was am Ende rauskommt, aber im Grossen und Ganzen ist für uns die Richtung klar.


Denkt ihr manchmal darüber nach, wie es für euch karrieremäßig hätte laufen können, wenn ihr euch musikalisch in späten 70er oder frühen 80er Jahren entfalten hättet können? Denn heutzutage ist es ja beinahe unmöglich besonders innovativ zu Werke zu gehen, um aus der Masse hervorzustechen – oder?


Will: Die 70er.u. 80er sind soweit nicht wichtig da es uns seit Anfang der 90er gibt. Ich verschwende keinen Gedanken an was wäre wann wie wo gewesen. Gute innovative Musik wird gute Kritik bekommen und besteht somit.



Harry: Ja, da hast du auf alle Fälle Recht, es ist heutzutage nicht einfach schnell nach oben zu kommen, es ist ein langer Weg. Jedoch geht es uns in erster Linie um die eigene Zufriedenheit und eine Band bringt auch einiges an Erfahrung mit sich. Es ist für mich immer eine Herausforderung einen neuen Songs zu schreiben und Tracks mit der Band auszuarbeiten. Da ist es auch sehr wichtig musikalisch und auch menschlich zueinander zu passen, man verbringt ja doch sehr viel Zeit miteinander und es sind auch miteinander viele Entscheidungen zu treffen. Das alles zusammen ist eine sehr interessante Herausforderung und ist das Interessante an einer Band.


Momentan seid ihr auch live recht häufig anzutreffen. Wird es nach der Veröffentlichung von „Mind“ eine größere (internationale) Tournee von euch geben?


Will: Es ist eine Europa Tour im Früjahr 06 in Planung. Weiters mal nach England, wir haben einige Kontakte, die U.S.A. waren letztes Jahr devinitiv geil, also nichts wie rüber über den großen Teich. Ja ja ein Weltmusikant möcht man sein das wär doch was…



Harry: Wie „Will“ schon erwähnt hat ist eine Europa Tour in Planung, kann sein dass sie sich wegen diverser Umstände verzögert, hat aber mit der Band nichts zu tun.


In den 13 Jahren eures Bestehens sind euch sicherlich einige obskure und interessante Dinge widerfahren. Welche Geschichten sind euch hier besonders in Erinnerung geblieben?


Will: Die besten Partys sind die an die man sich nicht mehr erinnern kann! Ich möchte hier auch noch bemerken das mir Leute sehr suspekt sind die sagen wir mal bis mitte 20 voll auf Metal abgefahren sind und dann den ganzen Zeugs lebewohl sagen, so von Heute auf Morgen und von der Gesellschaft gefressen werden, uns aber mit fragen foltern wie z.b. wie lange machts ihr das noch? Verdammt gut das die Band so ist wie sie besteht, bereut wird absolut nichts.


Gebt unseren Lesern zum Schluss bitte noch drei gute Gründe, warum sie sich „Mind“ unbedingt anschaffen sollen.


Will: Wenn abwechslungsreiche agressive Musik dich zufriedenstellt solltest du unbedingt reinhören, unsere beste Produktion wenn ich die Kritiken der letzten Tage so lese.


Harry: Wer auf Deathmetal, Grind und Hardcore steht, und zusätzlich noch auf etwas Abwechslung, der sollte auf alle Fälle mal reinhören.


Zu guter Letzt noch eure letzten Worte an die Leser bzw. die Möglichkeit noch von mir Ungefragtes aber enorm Wichtiges anzubringen.


Will: Die Musik ist eine persönliche Art zur Kommunikation, verbindet Menschen aller Nationen miteinander, ohne Gedanken an die Herkunft, durch die Musik sind wir manchmal alle gleich, und das ist eine einzigartige Sache. Wir sind alle etwas erwachsener geworden, das ganze spiegelt sich auch in den Texten und in der Musik. Eine Band versucht immer einen gewissen Sound oder Stil zu haben, sich aber dennoch ständig weiterzuentwickeln, unser neues Album ist deshalb ein weiterer Schritt in einer Entwicklung die Mastic Scum entlang geht.


Harry: Schaut mal auf unsere Homepage www.masticscum.com, da gibt`s jede Menge Shirts u.s.w. ausserdem viele Downloads und Tracks zum Reinhören.


Danke für das Interview und alles Gute für eure Zukunft!


Will: Ebenso. Ach ja, wissen sie schon, ein Earshot ist jemand der versucht andere mit Musik zu beeindrucken wie auch zu belasten!? Up the horns, Mastic Will.


Harry: Danke, cheers!

www.masticscum.com

Autor: Juergen

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Beitrag vom 16.12.2005
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