Interview mit SOILWORK - Einfach nur Metal


Im Rahmen ihrer Europa Tournee machten SOILWORK am 22. Oktober in Wien im Planet Music Station. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und schnappte mir Sänger Björn „Speed“ Strid nach dem Soundcheck, um ein sehr aufschlussreiches Gespräch zu führen. Dabei entpuppte sich der Schwede als sympathischer etwas wortkarger Zeitgenosse, der mit ganzen Herzen an seiner Musik und der Band hängt.



Wie gefällt es dir hier in Wien?


Wir sind heute in der Früh angekommen und bis jetzt habe ich noch nicht sehr viel von der Stadt gesehen. Obwohl wir schon so oft hier gespielt haben, fanden wir noch nie die Zeit uns Wien richtig anzusehen. Das Wetter ist diesmal auch ziemlich mies…trotzdem glaube ich, dass diese Stadt ziemlich genial ist.


Morgen spielt ihr in Salzburg, vor einem Jahr habt ihr in Graz ein Konzert gegeben. Wie hast du bis jetzt das österreichische Publikum erlebt?


Die Stimmung ist stets sehr gut. Die Leute hier sind sehr zuverlässig. Es kommen konstant viele Personen zu unseren Shows.


Gibt es große Unterschiede zwischen den europäischen und den amerikanischen Zusehern?


Die Amerikaner tendieren mehr zur Aggressivität und Brutalität. Manche Leute kommen zu unseren Auftritten um zu „kämpfen“. Dies ist natürlich nicht immer der Fall. Aber „Violent Dancing“ ist in den Staaten sehr angesagt. Die Europäer gehören eher zu dem Typ von Fan, der in Pits abmosht, gerne headbangt, laut grölt und eben so gute Stimmung macht. So gesehen gibt es sehr wohl große Unterschiede.


Um noch kurz beim Thema zu bleiben: Hier bei uns sind Sachen wie „Violent Dancing“ oder „Death Walls“ schwer im kommen. Was ist deine persönliche Meinung dazu? Forderst du das Publikum zu bestimmten Dingen auf?


Gelegentlich fordere ich unsere Fans dazu auf „Circle Pits“ beziehungsweise „Mosh Pits“ zu formen. Normalerweise geht dann auch alles mit rechten Dingen zu. Die Leute, die dabei mitmachen, wissen wie sie sich zu verhalten haben. Da passiert eigentlich so gut wie nie etwas.


Wie ist die Tour mit HATESPHERE und CONSTRUCDEAD bis jetzt verlaufen?


Wir verbrachten eine wirklich geniale Zeit miteinander. Wir stellen uns vor jeder Tour selbst die Frage, was ein passendes und zugleich gutes Line-up wäre. Die Wahl viel auf HATESPHERE, da sie als sehr gute Live-Band allseits bekannt sind. Außerdem handelt es sich bei ihnen noch dazu um sehr sympathische Zeitgenossen. Das Gleiche gilt für CONSTRUCDEAD. Die Jungs sind bereits alte Freunde von mir und wir verstehen uns blendend. Vor dieser Tour hatten sie jedoch noch nie die Möglichkeit, in größeren Hallen zu spielen. Die Meisten ihrer Gigs begrenzten sich auf sehr kleine Clubs. Ich wollte der Band einfach mal die Chance geben, sich vor einem größeren Publikum zu behaupten.


Ihr musstet erst kürzlich in Hamburg eine Show absagen, da sich euer Drummer verletzt hatte. Was ist genau passiert und wie haben die Fans darauf reagiert?


Die Vorgeschichte dazu ist Folgende: Wir sollten beim Ozzfest lediglich 20 Minuten spielen. Tatsächlich dauerte unser Gig aber eine Stunde und 20 Minuten. Nach diesem Auftritt zeigte uns Dirk (der Drummer, Anm. des Verf.) seine Hände. Seine Haut an den Handflächen hatte sich buchstäblich abgelöst. Er musste am nächsten Tag zum Arzt und bekam Hautimplantate. Dass SOILWORK eine Show absagen benötigt schon einiges an unglücklichen Umständen, dass wissen unsere Fans auch. In Hamburg spielten CONSTRUCDEAD und HATESPHERE und wir machten eine Art „Meet and Greet“ und waren in dieser Art und Weise für unsere Fans da. Ich glaube nicht, dass uns das jemand übel nimmt. Denn wir informierten die Leute vor Ort genauestens über die Umstände.


Auf eurer offiziellen Homepage (www.soilwork.org) ist mir aufgefallen, dass du höchst persönlich alle News postest und auch noch im „Speed`s Corner“ schreibst. Ist das deine Art mit den Fans in Kontakt zu bleiben?


Ich will die Leute so viel und gut als möglich darüber informieren, was bei uns gerade geschieht. Ich arbeite mit keinem Ghostwriter, obwohl das eine Menge Musiker tun. Mir ist es wichtig mit unseren Fans in einer guten Beziehung zu stehen. Sie sollen die Informationen aus erster Hand von mir persönlich und unverfälscht bekommen.




Ich habe gehört, dass ihr während eurer Tour in den Staaten mit Hurrikan Kathrina in Kontakt geraten seid. Wie hast du das persönlich erlebt?


Wir mussten den Hurrikan mit unserem Tourbus umfahren und kamen dann schließlich in Memphis an, wo wir einen Auftritt hatten. Der Sturm war gerade im Anmarsch, aber in Memphis war es zum Glück nicht so schlimm. Die Leute dort waren teilweise auf der Flucht ins Landesinnere und alle Hotels etc. vor Ort waren vollkommen überlastet. Die ganze Situation war schon ein wenig beängstigend.


Habt ihr den Gig trotzdem durchgezogen und hatte „Kathrina“ Auswirkungen auf die Besucheranzahl?


Ja wir spielten und ich glaube nicht, dass Leute aus New Orleans dort waren. Der Hurrikan hatte also keine direkten Auswirkungen auf unseren Gig.


Was denkst du persönlich darüber, wenn du solche Umweltkatastrophen quasi hautnah mitbekommst?


Es passieren so viele Sachen in letzter Zeit, wie eben zum Beispiel die vielen Hurrikans speziell in Amerika. Ich glaube die Natur schlägt nun zurück, da wir sie mit all unseren Kräften Jahrzehntelang zerstört haben.


Nach dieser Europa Tournee spielt ihr wieder in den Staaten. Weißt du schon mit welchen Bands?


Wir sind als Support für FEAR FACTORY angekündigt. Außerdem begleiten uns noch DARKANE und STRAPPING YOUNG LAD werden als Opener fungieren. Ich glaube das ist ein gutes Package.


Auf jeden Fall. Doch nun zu eurer Musik und dem aktuellen Longplayer „Stabbing The Drama“. Für mich hat die Musik viele Einflüsse aus dem Metalcore Bereich. Siehst du das genauso?


Nicht wirklich! Da muss ich eines richtig stellen: Die vielen Metalcore Bands wurden von Combos wie zum Beispiel SOILWORK oder IN FLAMES beeinflusst. Ich glaube nicht, dass wir uns vom Metalcore eine Scheibe abschneiden müssen. Dieses Genre wurde von uns Schweden maßgeblich beeinträchtigt. Ich würde sowieso sagen, dass 90 Prozent aller Metalcore Bands Bullshit sind! Die einzigen, die es wirklich drauf haben, sind KILLSWITCH ENGAGE. CHIMAIRA sind auch ganz gut, das war es dann aber auch schon wieder. 90 Prozent der Bands geht es nur um ein bestimmtes Image und den Look. Da ist nichts dahinter.


Wenn man einen eurer alten Tracks wie zum Beispiel „Steelbath Suicide“ mit neuerem Material vergleicht, ist der musikalische Unterschied riesengroß. Siehst du diese Art der Entwicklung als normal beziehungsweise natürlich?


Wir alle in der Band haben so unterschiedliche musikalische Wurzeln. Für mich bedeutet Musik Veränderung. Es war niemals unsere Absicht ein und dasselbe Album zweimal aufzunehmen. Wir wollen uns immer weiterentwickeln. Trotzdem findet man in jedem Song die typischen Trademarks von SOILWORK. Wir wollen uns und unsere Fans mit jedem neuen Album überraschen und nicht stagnieren. Diese Herausforderung ist uns dabei sehr wichtig.


Mit „Figure No. Five“ habt ihr in Europa den Durchbruch geschafft. Hat sich durch diesen Erfolg eure Fangemeinde lediglich vergrößert oder spielt ihr nun vor einem gänzlich anderen Publikum?


Du hast Recht, die Fanbase wurde viel größer und es sind ganz unterschiedliche Personen dabei. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Genres, wobei die meisten Zuseher sehr „open-minded“ sind und eben gerne Metal hören. Ich finde dieses bunte Zusammenkommen ziemlich cool. Sicherlich gibt es immer Personen, die unsere neuen Sachen nicht so gut finden. Aber ich glaube, dass sich der Großteil mit SOILWORK zusammen weiterentwickelt. Es ist auch für unsere Fans eine Herausforderung da sie nicht wissen, was als nächstes kommt.




Würdest du eure Mucke noch immer typischen Göteborg Death Metal nennen oder ist diese Bezeichnung veraltert?


Für mich ist es einfach nur Metal. Denn richtiger Death Metal handelt, wie der Name schon sagt, vor allem vom Tod. Wir verwenden solche Texte nicht. Bei uns geht es um soziale realistische Themen. Wie gesagt, handelt es sich bei unserer Musik einfach nur um Metal. Vor allem kannst du in einem SOILWORK Song viele verschiedene Einflüsse heraus hören.


Haben bestimmte Bands eure Musik direkt beeinflusst?


Nicht unsere Musik, aber unsere Denkweise und die Art an bestimmte Sachen heranzugehen. Dabei handelt es sich um DEVIN TOWNSEND, der uns diesbezüglich sehr stark inspiriert hat. Er hat sich einen Dreck darum gekümmert ob seine Musik nun wirklich Metal ist oder nicht. Dasselbe gilt für SOILWORK: Wir müssen nicht in irgendeine Schublade passen.


Was für Musik ziehst du dir gerne privat rein?


Da gibt es so viel…ich höre viel 70er und 80er Jahre Hard Rock beziehungsweise Heavy Metal. Doch ich höre mir auch andere Sachen an… das ist so eine schwere Frage… zeitlose Musik trifft es wohl am besten. Damit meine ich Songs, die ich schon mit sieben Jahren gehört habe und auch heute noch gerne höre.


Arbeitet ihr gerade an neuen Liedern?


Nun, ich habe ein paar Ideen, jedoch noch nichts Konkretes. Da wir nächstes Jahr unser zehnjähriges Bandjubiläum feiern, wird es eine Live-DVD dazu geben. Wir haben inzwischen genug Material gesammelt, um die DVD wirklich voll mit unveröffentlichten Aufnahmen zu packen.


Wenn du beginnst ein neues Lied zu schreiben, hast du schon vorher eine Vision dessen, wie es sich anhören soll, im Kopf?


Manchmal taucht plötzlich eine spezielle Melodie oder ein Rhythmus in meinem Kopf auf. Dann arbeite ich diese auf meiner Gitarre aus und versuche dazu zu singen. Ich bin nicht der Typ der sich hinsetzt um Songs zu schreiben. Ich brauche eine Inspiration oder es taucht eben eine Idee in meinem Kopf auf.


In welche Richtung wirst du mit SOILWORK musikalisch gehen? Obwohl du bereits erwähnt hast, dass ihr euch mit jeder Scheibe weiterentwickeln möchtet könnte es auch möglich sein, dass ihr eines Tages wieder zu euren Wurzeln zurückkehrt?


Wer weiß das schon? Ich bin nicht der Typ der sagt, er wird nie wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren. Das nächste Teil wird mit Sicherheit wieder etwas anders ausfallen. Doch ob es nun härter, melodischer oder gar langsamer wird kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.


Björn, ich danke dir von ganzen Herzen für das Interview und wünsche dir noch einen geilen Gig heute Abend…





www.soilwork.org

Autor: Gunther

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Beitrag vom 01.11.2005
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