Interview mit GRAVEWORM - Über den Neuanfang


Das Neue Album steht vor der Tür, und so traf man sich im Abyss, um in das Album „(N)UTOPIA“ reinzuhören und danach die Band zu befragen. Nach einer kurzen Wartezeit, ließ man uns dann zu GRAVEWORM und traf auf einen, durch den Fragenmarathon erschöpften Lukas Flarrer und eine hungrige Sabine Mair.



Also, wie kommt man auf den ungewöhnlichen Namen „(N)Utopia“?
Auf was bezieht sich das?



Wie wir auf den Namen gekommen sind, weiß ich jetzt selbst nicht „(N)Utopia“ ist einfach ein ganz guter Titel, für das Album und für die Band selbst. Ich weiß jetzt nicht, inwiefern du die alten GRAVEWORM Alben kennst, aber es ist schon ein bisschen was anderes, wie diese Scheibe jetzt klingt. Ich will jetzt nicht sagen, dass es ein komplett neuer Anfang ist, aber einfach offen sein für Veränderungen, die man nicht aufhalten kann, wenn sich eine Band nicht ändert wird es einfach langweilig. Was den Titeltrack betrifft, ist es einfach der Weltuntergang, du siehst auf den Cover wie alles unter Wasser steht, gleichzeitig aber auch die Gräber die es bei GRAVEWORM immer gab. Das es unter Wasser steht, soll heißen, dass jetzt was Neues kommt, das Alte ist immer noch da, wir wollen das nicht vergessen, so wie wir auch die Fans nicht auswechseln wollen. Wir stehen schon noch dazu, was wir gemacht haben, wir brauchen nur einfach eine Veränderung, sonst fährt man sich auf einen bestimmten Stil fest, und genau das wollen wir verhindern. Da es sonst einfach zu langweilig wird, wenn 5 Alben rauskommen und alle klingen gleich. Und genau dafür steht der Titel einfach.


Leider vermisse ich aber eine Coverversion wie „Losing My Religion“


(Fällt ins Wort) „Losing My Religion“ ist auch auf der neuen CD, wir haben es in der Listeningsession nur nicht angespielt. Es gab die Problematik, das auf dem letzten Album der Text minimal verändert wurde, und wir deshalb eine neue Version aufgenommen haben. Die Erste war gesetzlich nicht vereinbar-bar, (Sabine schmunzelte selbst über dieses Wort) wenn man einen Song covert, muss man sich an die gesetzliche Vorlage halten, ansonsten darf man es nicht veröffentlichen, aus diesem Grund, mussten wir es neu aufnehmen. Wir mussten sogar einige Pressungen zurücknehmen, da der neue Text nicht legal war. Was wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten, deshalb haben wir es jetzt mit den Originaltext aufgenommen.


Nach welchen Kriterien sucht ihr eure Coverversionen aus? Zwischen Iron Maiden und R.E.M. erkenne ich keine große Verbindung


Ach, grad nach dem Feeling, wenn jemand sagt „das wär doch ein geiler Song zum covern“ probieren wir es mal, und wenn es dann umsetzbar ist, machen wir es. Das hat jetzt nichts mit Stilrichtung oder Band zu tun, es geht rein nach dem Feeling.


Ihr schafft es ja, regelmäßig im 2 Jahreszyklus ein neues Album herauszubringen, hattet ihr noch nie richtigen Stress oder Probleme ein neues Album zu entwickeln? Ich rede von kreativen Problemen.


Es war früher schon so, also bevor Lukas zu uns gestoßen ist, der ja Hauptsongwriter bei der Neuen Cd ist, dass wir uns nie sonderlich viel Gedanken darüber gemacht haben. Vereinzelt haben wir schon darüber nachgedacht, doch nie ein Konzept dafür entwickelt. Dadurch war es immer Stress für uns, wir wussten nur: bis zu dem Zeitpunkt muss ein Konzept stehen, aber wir hatten noch keine Songs. Das ist irrsinniger Stress jedes Mal. Aber dieses Mal, ist alles an Lukas hängen geblieben. Aber die Feinheiten der Songs entstehen ja sowieso erst bei der Aufnahme. Also denken wir, bis dato eigentlich nur darüber nach, ob der Song Live umsetzbar wäre, das ist ein Hauptkriterium. Einfach Stress pur.


Wo wir gleich beim Thema Live wären, wann hat man euch mal wieder konzertmäßig in Österreich zu erwarten?


Nächstes Frühjahr voraussichtlich, es kommen zurzeit noch Angebote rein. Von April bis Anfang Mai, werden wir mit Finntroll auf Europatour unterwegs sein, und ich denke das Österreich sicher dabei sein wird.




So Nebenbei: wie hat euch das Skeleton Bash gefallen?


Im Hafen geht’s immer gut, ich habe da schon öfters gespielt, auch mit verschiedenen Bands. Und soweit ich weiß, ist außer in Innsbruck und Wien sowieso kaum was los, außer in Graz vielleicht, und in Salzburg waren wir noch nicht. Für einen Tiroler Event ist es schon recht groß würde ich sagen. Ist schon geil.


Ihr habt ja nicht nur in Österreich, Deutschland und Italien Fans, sie sind ja überall auf der Welt, wirklich extrem verteilt, wie erklärt ihr euch das?


Wir wissen das auch nicht, aber als wir noch bei Last Episode waren, sind wir ja nicht so gut promotet geworden, Aber seit dem letzten Album, sind wir ja bei Nuclear Blast, und die haben viel mehr Möglichkeiten uns im Ausland zu vermarkten. Wir bekommen das ja auf der Homepage mit, oder mit Zuschriften von Leuten aus Brasilien, Mexiko, Neuseeland und Australien, die uns bitten bei ihnen aufzutreten. Was leider nicht möglich ist, da jeder sein eigenes Berufsleben und Privatleben hat. Naja, jedenfalls scheint bei Nuclear Blast der Vertrieb ganz gut zu arbeiten. Trotzdem ist es immer wieder eine Überraschung, aus welchen Ländern man uns schreibt.


Habt ihr auch mal vor, auf anderen Kontinenten zu spielen? Besonders Amerika scheint euch ja zu erwarten.


Na klar, wenn Nuclear Blast zu uns kommt und uns fragt: „Wie wär’s mit einer Tour in der USA“ würde ich nicht „Nein“ sagen. Es ist einfach nur die Ungewissheit, wir wissen nicht was da drüben los ist, wir wissen nicht ob wir überhaupt genug Fans haben. Wir haben keine Infos, ob es da überhaupt einen Markt für uns gibt, aber wenn man es uns anbietet, werden wir natürlich nicht ablehnen. Wir wären ja blöd, wenn wir die Chance nicht nutzen würden, es würde sicher jede europäische Band gerne machen. (Einwurf von Sabine) Sightseeing Pur, man muss auch die Chance nutzen und so was auszuprobieren. So wie wir jedes Mal die Chance nutzen, um ein neues Album aufzunehmen. Ein Risiko ist immer dabei. Überhaupt mit den Veränderungen mit der neuen CD, bleiben uns die alten Fans treu? Bekommen wir Neue?


Also eine Tour nach Amerika ist noch nicht fix geplant?


Wir waren auf Tour mit KATAKLYSM, und der Sänger hat uns angeboten, sie auf Festivals in Kanada und der USA zu begleiten. Diese Chance werden wir ergreifen. Da aber die Tourbusse in Amerika um einiges teurer sind als hier und wir überhaupt auf den Kostenpunkt achten müssen, werden wir erstmal schauen wie die neue CD hier anläuft, dann stellt sich heraus ob wir die Festivals spielen werden, oder nicht. Aber wie gesagt, die nächste Tour wird im Frühjahr mit FINNTROLL in Europa stattfinden.


Gibt es einen Traumtourpartner?


Einen Traumtourpartner in dem Sinne nicht, aber es wäre nicht falsch, mit einer großen Band auf Tour zu gehen, aber welche Band genau, haben wir uns noch nicht überlegt. Da jeder in der Gruppe unterschiedliche Bands hört, wird dir jeder etwas anderes antworten. Aber das macht auch unsere Bands aus. Außerdem ist es schwer, das neue Album einzuordnen, keiner hat bis jetzt gesagt „das ist Death Metal“ oder „das ist Black Metal“, deswegen ist es schwierig einen großen Tourpartner zu finden, der zu uns passt. Deswegen ist es fast „wurscht“, hauptsächlich ne große Band. Sicherlich schwer zu sagen.


Wie steht’s mit euren Nebenprojekten, wie bringt ihr das mit GRAVEWORM überein, vor allem Moritz Neuner hat ja eine ganze Reihe von Bands


Moritz ist ein guter Kumpel von uns und hilft uns eigentlich nur aus, da unser eigentlicher Drummer momentan einfach keine Zeit hat für die Band und vermutlich erst Mitte nächsten Jahres wieder dabei sein wird. Natürlich spielen die meisten von uns noch in einer anderen Band. Ich hab mehrere Soloprojekte, Eric (Anm: Treffel) hat eine Band namens SOUL AT ZERO, hat aber noch keinen Plattenvertrag, so wie ich mit meiner Nebenband Namens VOICES OF DECAY noch keinen Plattenvertrag habe. Jeder macht für sich selbst die Pläne, und es gilt der Gig der zuerst zugesagt wurde. Sonst ist das nicht zu vereinbaren, wenn uns einer Fehlt suchen wir für das Konzert einen Ersatz, falls keiner Gefunden wird, müssen wir canceln.


Also stellt GRAVEWORM keine totalitäre Autorität dar?


Natürlich ist GRAVEWORM wichtig, aber wenn eine Tour ansteht, wird man sicher nicht wegen eines einzelnen Gigs anfahren. Wenn es sich allerdings um ein größeres Konzert, oder ein Festival handelt, wird man sich schon überlegen, ob das nicht wichtiger wäre. Wir sehen die Gruppen allerdings nicht als Nebenprojekte an, sondern es sind immer noch eigene Bands, deswegen ist jede Band so wichtig wie GRAVEWORM, egal wie bekannt sie ist. Wir sagen auch Konzerte nicht einfach zu, zuerst wird die Meinung von jedem einzelnen eingeholt. Abgesagt werden Gigs bei GRAVEWORM nur in Krankheitsfällen, oder bei einem Unfall. Bei den Nebenprojekten nehmen wir die Angebote durchaus an, ohne die anderen zu konsultieren oder sagen ab. Aber bei GRAVEWORM werden Konzerte nur bei Krankheiten abgesagt. Die, die in mehreren Bands spielen haben zwar mehr Stress, aber das haben sie zu entscheiden.


Doch jetzt zu etwas völlig anderem: Kurz vor dem Skeleton Bash kam das Gerücht auf GRAVEWORM würde sich umbenennen, man nannte auch den Namen „Graveworld“, woher kommt das?


(Gelächter) Naja der Name GRAVEWORM ist schon über 10 Jahre alt, er kommt aus der Zeit, wo wir noch nur Coverversionen gespielt haben. Deswegen wäre es schade den Namen zu verwerfen, andererseits haben wir selber öfters über den Namen nachgedacht „Grabwurm“ passt jetzt nicht unbedingt zu dem, was wir musikalisch machen. Intern haben wir öfters daran gedacht den Namen zu wechseln, während wir eine neue Musikrichtung einschlugen, aber es wurde im vornherein vom Label abgelehnt, weil es keinen Sinn hat. Es wäre vom kommerziellen Bereich her Schwachsinn. Wenn du den Namen änderst, müsstest du wieder von vorne anfangen.


Entwickelt ihr euch absichtlich in eine Bestimmte Richtung oder lasst ihr euch treiben?


So lange wir uns alle mit einer Musikrichtung identifizieren können, ist es OK. So lange es uns Spaß macht zu spielen, geht es in Ordnung. Mitglieder gehen und kommen dazu, dadurch findet auch ein Wechsel in der Musikrichtung statt, natürlich steckt auch eine Absicht dahinter, wenn wir uns nicht weiterentwickeln, wird es langweilig. Den größten Anteil trägt zur zeit Lukas, (Amn: Flarer) er ist neu dazugekommen und hat eigene Ideen, kennt unsere Musik aber auch seit Langem. Die Optionen waren: auf einem Platz bleiben und sich nicht weiterzuentwickeln, oder Lukas ranzulassen. Er hat uns einen Song vorgelegt und wir alle waren begeistert, diese Richtung wollten wir dann einschlagen.

www.graveworm.de

Autor: Lenny

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Beitrag vom 22.12.2004
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