Interview mit IMPURITY - Mögen die Nazgul den Tontechniker holen!


1989 erlebt die Steiermark die Gründung einer wüsten Death-Truppe namens MORTUARY. Ab 1990 wird diese IMPURITY genannt. Die Besetzung wechselt laufend, und mit ihr auch der Stil. IMPURITY stehen Anno 2004 für Melodic Death/Black Metal, und mit „At the gates of dawn“ haben sie auch ein frisches Produkt vorzuweisen. Was schön ist daran, und womit man sich als Underground-Band so herumzuärgern hat, darüber klärt Schreihals Thomas Spiwak auf.



Trotz fortschreitender Bekanntheit im Untergrund dürfte noch nicht jeder von Impurity gehört haben. Daher: Für welche Art von Metalhead ist Impurity gemacht, in der Nähe welcher (bekannteren) Bands würdest du Impurity ansiedeln?

Zu behaupten, dass IMPURITY ausschließlich für eine bestimmte Art von Metal Fans „gemacht“ wird, wäre wohl definitiv falsch, da wir auf unseren Konzerten zumeist ein ziemlich breit gefächertes Publikum haben. Aber generell würde ich behaupten, dass IMPURITY eher die Extrem Metal Freaks anspricht, welche auch mal gerne eine etwas härtere Gangart bevorzugen.
Einen Vergleich mit bekannteren Bands soll sich jeder selbst zusammenreimen, da ich denke, dass man IMPURITY nicht wirklich direkt mit anderen Bands vergleichen kann und das breite Spektrum, der in unseren Reviews angeführten Vergleichbands (von Kataklysm, über Setherial, bis hin zu Gorgoroth oder auch Asphyx ist alles dabei...) gibt mir hier wohl recht.



Impurity steht für Melodic Death/Black Metal – was eine recht weitläufige Kategorie ist. Wo liegen deiner Meinung nach eure Besonderheiten?

So gesehen möchte ich IMPURITY nicht wirklich durch bestimmte Kategorisierungen limitieren, da unsere Musik dafür zu vielschichtig ist. Ich denke, man kann uns nicht einfach in eine Schublade stecken und diese dann schließen. Ob wir nun bestimmte Besonderheiten besitzen wage ich uns nicht anzumaßen, da es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Aber wir versuchen einfach unsere alten Einflüsse (klar Death Metal) mit den durch die Line Up Wechsel bedingten neuen Einflüssen (klar Black Metal) zu verbinden und daraus unseren Stil zu formen.


Das Jahr 2004 brachte mit „At the gates of dawn“ euren ersten Label-Release. Wie bist du mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?

Bisher sind die Meinungen und Reviews ziemlich zweigeteilt und eher klar differenzierbar. Entweder klar positiv oder klar negativ – nur selten sind wir im mittleren Bereichen der Wertungsskala vertreten. Aber vielleicht ist es auch ganz gut so, dass wir so stark polarisieren, da man die Leute so zu Diskussionen anregt und wir haben bestimmt kein Problem damit, nicht jedermanns Lieblingsband zu sein. Wir machen einfach unsere Musik und wenn sie jemandem gefällt, freut uns das und wenn nicht, ist es uns auch Scheiß egal...!
Im Großen und Ganzen sind die Reaktionen aber eher positiv, auch wenn ich diverse Kritikpunkte (z.B. am Songaufbau) in einigen Reviews durchaus nachvollziehen kann. Manche Lieder auf „At the gates of dawn“ klingen leider doch etwas unausgegoren und werden deswegen für anstehende Live Shows noch modifiziert werden.
Und einige alte Songs aus den Jahren 2000 und 2001 werden endgültig aus dem Programm gekickt, da sie einfach nicht mehr zu 100% repräsentativ sind.
In Bezug auf die Labelarbeit möchte ich nicht viel sagen, da das ganze eher eine „Augenauswischerei“ ist und uns dieses Label eigentlich überhaupt nichts gebracht hat und auch keinen Gedanken daran verschwendet, uns auch nur in irgendeiner Form zu unterstützen. Wie dem auch sei, es bleibt abzuwarten, ob wir für unsere nächste Veröffentlichung ein professionelleres Label finden.



Habt ihr schon Pläne für euer nächstes Album? Wie sieht die musikalische Marschrichtung für die nähere Zukunft aus?

Wir sind gerade dabei, neue Songs auszuarbeiten und wir werden wohl im März 2005 eine
MCD mit 5 Liedern aufnehmen. Das neue Material wird wieder etwas geradliniger als auf „At the gates of dawn“ sein und wir werden versuchen, die musikalische Verschmelzung von Black und Death Metal noch weiter zu verfeinern. Besonders die Übergänge sollen nicht mehr so abrupt sein und auch der Gesang wird nicht mehr so extrem zwischen den beiden Bereichen (Gekreische und Gegrunze) variieren, sondern eher im Schnittpunkt dieser Stile liegen. Dadurch soll die Musik etwas homogener und für den Hörer leichter zugänglich werden.



Am 29.8. dieses Jahres waren beide Gitarristen weg, weshalb alle anstehenden Gigs gecancelt wurden, am 4.9. wurden bereits zwei neue angekündigt. Warum so plötzlich? Und wie geht’s euch jetzt mit den zwei neuen?

Genaue Termine kann ich Dir nicht mehr nennen, aber beide haben sich irgendwann im Sommer 2004 verabschiedet, wobei Nando666 aufgrund diverser persönlicher Differenzen mit der Band im allgemeinen und auch im speziellen mit mir, die Band verließ und Ramirez Diabolis einfach ein Angebot einer anderen Band annahm und uns verließ.
Seitdem habe ich fast oder gar keinen Kontakt mehr mit den beiden und weiß auch nicht im speziellen, welche musikalischen Wege sie nun beschreiten. Wie dem auch sei, dass ganze ist für uns Geschichte und wir wollen uns auf die Gegenwart und Zukunft konzentrieren.
Womit wir auch gleich bei unseren beiden neuen Mitgliedern Simone und Maltor wären, welche im Herbst 2004 von Mario rekrutiert wurden. Das ganze verlief recht reibungslos, da sich Mario und Maltor schon von früher her kennen und dieser Simone gleich mit in die Band brachte. Von daher gab es überhaupt keine Probleme und inzwischen beherrschen die beiden das alte, noch bandrelevante Material einwandfrei. Und die neuen Sachen werden logischerweise schon ausschließlich von Mario und Maltor verfasst.



Ganz neu war diese Erfahrung für euch nicht: die Bandhistorie ist ja geprägt von Stil- und Lineup-Wechseln. Seid ihr so scheiße, dass es keiner bei euch aushält, oder so gut, dass jeder zu euch will? Ernsthaft: Wie hat dieser bewegte Werdegang die Band beeinflusst?

Da ich selber erst seit zwei Jahren dabei bin, kann ich Dir zu den vorangegangenen Wechseln nicht viel erzählen. Den Ausstieg meines Vorgängers bekam ich auch nur am Rande mit und kenne inzwischen zwei verschiedene Versionen zu diesem Hergang, aber auch egal – was kümmert es mich im Nachhinein, warum jemand vor meiner Zeit die Band verlassen hat. Weg ist weg und weitere Gedanken daran zu verschwenden, wäre für mich wenig sinnvoll. Die Hintergründe zu den Line Up Änderungen, welche mich direkt betreffen, sind oben nachzulesen, die restlichen Vorgänge sind mir nicht detailliert genug bekannt und deswegen werde ich mich auch nicht einzeln zu ihnen äußern.
Der Werdegang der Band wurde durch die Wechsel Anfang 2000 wohl mit Sicherheit am meisten beeinflusst, da zu dieser Zeit auch die Neuorientierung in Richtung „mehr Black Metal“ stattfand. Damals wurden beide Gitaristen und auch der Schlagzeuger ersetzt und seit diesem Zeitpunkt ist Mario auch das einzig verbleibende Gründungsmitglied bei IMPURITY – sozusagen das Herz der Band.



Zu eurer Live-Tätigkeit: Ich habe gehört, dass ihr vor einigen Monaten einen Auftritt im Andino abgesagt habt – was war da los?

Wir wollten damals (14.05.2004) unsere neue CD in Wien vorstellen und waren an diesem Abend dementsprechend motiviert. Nur leider war es der Soundtechniker eher weniger und so kam es zu einer kleinen verbalen Auseinandersetzung zwischen mir und ihm während des Auftrittes, welchen wir schließlich nach dem zweiten Song abbrachen.
Der Grund für den Abbruch war die Tatsache, dass jener besagte „Techniker“ entgegen meiner vermehrten Hinweise, doch etwas gegen den beschissenen Bühnensound zu unternehmen, absolut keine Reaktion zeigte und das ganze recht uninteressiert mit einem Achselzucken quittierte. Ich persönlich, habe zwar kein Problem damit, auch bei „schlechteren“ Soundbedingungen zu spielen, da dies bei Undergroundshows leider eh der Standard ist, aber ich habe absolut kein Verständnis für unvermögende Soundtechniker, welche nicht zu 100% bei der Sache sind. Die Leute haben das Recht uns mit 100%iger Leistung zu sehen und so ist es mein Recht von allen Beteiligten hinter den Kulissen zu verlangen, das Optimum aus den vorhandenen Mitteln herauszuholen.
Wenn es nicht besser geht, nehme ich dies zur Kenntnis, aber ich möchte sehen, dass diejenigen mit einer gewissen Ernsthaftigkeit bei der Sache sind. Und dies war an diesem Abend nicht der Fall. Zwar tut es mir für den Veranstalter (Tom von Seeds of Sorrow) und die anwesenden Fans wirklich leid, aber für mich gab es zu diesem Zeitpunkt nur diese eine Entscheidung. Manche mögen diese Einstellung nicht verstehen, aber auch wenn wir nur eine Undergroundband sind, lasse ich mir von niemanden auf den Schädel scheißen und schon gar nicht in dieser arroganten Art und Weise. Wenn sich andere Bands eine solche Behandlung gefallen lassen wollen, bitte – dies hat jeder für sich selbst zu entscheiden. Ich verlange von jedem, der mit mir arbeiten möchte, seinen ganzen Einsatz und damit Ende. Ich habe meine Prinzipien und hinter diesen stehe ich zu jeder Zeit zu 100%. Zwar hatte ich anschließend auch die Einsicht mich nach den ersten Emotionen für die Art und Weise meiner Reklamation bei diesem Techniker zu entschuldigen, aber sicher nicht für den grundsätzlichen Inhalt.



Ihr habt dieses Jahr unter anderem auf dem: Kaltenbach- und Devil Days -Open Air gespielt, dazu etliche Indoor-Shows. Was waren die Höhe-, was die Tiefpunkte?

Meine absoluten Höhepunkte waren der Gig am Austrian Black Metal Force III, das Kaltenbach Open Air und der Auftritt in der Zeche Carl in Deutschland, da bei diesen Shows einfach alles optimal war.
Andere Shows wie unsere CD Präsentation in Graz (15.05.2004) und der Auftritt am Devil Days Festival (nochmals unseren Dank an die Veranstalter...) verliefen auch ganz OK, nur das absolute Desaster war eben jener Auftritt am 14.05. in Wien. Doch genug von der Vergangenheit und lasst uns mal sehen, was das Konzertjahr 2005 bringen wird.



Zu euren Lyrics: Die lesen sich sehr „klassisch“: Satan, Jesus, Blut vom Himmel und Anleihen an den Herrn der Ringe. Geliebte Klischees, oder steckt mehr dahinter?

Stimmt, alles sehr klassisch. Doch musst Du wissen, das rund 70% der Songs noch aus der Feder meines Vorgängers stammen und ich die Texte nur mehr überarbeitet und meinen groben Vorstellungen angeglichen habe. Die Grundinhalte der Texte habe ich beibehalten, da wir die Identität dieser „alten“ Songs bewahren und so auch die Vergangenheit würdig abschließen wollten. Im Endeffekt stammen nur 3 Songs („World domination“, „Blood screams“ & „On blackened wings“) von mir, welche relativ schnell erklärt sind.
„World domination“ und „Blood screams“ befassen sich relativ plakativ mit den Themen „Satanismus und Christentum“, wobei meine Herangehensweise an diese Themen in diesen speziellen Fällen ziemlich von der dunklen Grundausrichtung des gesamten Albums beeinflusst wurde. Generell nähere ich mich diesen Themen etwas subtiler, aber die Grundattitüde des Albums verlangte eindeutig etwas mehr Räudigkeit und Direktheit, was die Inhalte betrifft.
„On blackend wings“ ist einfach eine Hommage an den Themenkreis rund um Mittelerde und im speziellen an die Nazgul, die Ringgeister. Da ich schon seit Jahren von dieser „Welt“ und ihrer Geschichte begeistert bin (eben auch mein Sublabel zum KV Kaltenbach heißt Balrog Productions...), nutzte ich einfach die Gelegenheit und verfasste einen Text dazu.



Ihr scheint ja alle Metaller mit Herz und Seele zu sein. Was bedeutet Metal für euch, was bedeutet es, mit Impurity ein Teil des Metal zu sein – oder werde ich da zu pathetisch?

Was heißt zu pathetisch – Metal ist und bleibt einfach eine Attitüde, welche man mit Stolz in sich trägt oder nicht. Entweder man hat die Eier, diese Form der Kunst zu leben oder nicht. Hier gibt es für mich keine Kompromisse. Ich für meinen Teil, musste speziell in den letzten Jahren erkennen, dass es in dieser Szene zwar viele „Redner“ gibt, aber nur sehr wenige die auch wirklich danach handeln. Deswegen war ich auch schon kurz davor, dieser „Szene“, aber wohlgemerkt NIEMALS der Musik oder meinen Bands (IMPURITY & DARKFALL), den Rücken zu kehren, da ich einfach die Schnauze voll hatte, von diversen Individuen, ihrer Inkompetenz und der daraus resultierenden Zeitverschwendung.
Und nur aufgrund meiner Verbundenheit zu Metal an sich, entschied ich mich meiner Linie weiterhin treu zu bleiben und habe schließlich mit den anderen Jungs vom KV Kaltenbach (Fred von Goddamned X, Aries von Sanguis / Hellsaw & Bernd von Sternenstaub) auch endlich Leute gefunden mit denen man arbeiten kann und die wirklich das tun, wovon andere nur reden.



… und die letzten Worte gehören dir: Allfällige Grüße, Aufforderungen, Verwünschungen?

Vielen Dank für eure Unterstützung in diesem Medium, Grüße an alle Metalheads, welche wirklich für diese Musik leben und ein FUCK YOU an alle selbstgefälligen Arschkriecher, welche nicht die Courage haben für diese Sache ernsthaft einzustehen.


www.impurity.at

Autor: marian

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Beitrag vom 05.12.2004
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