Interview mit INCORPORATED - Mit neuen Namen zu neuen Ufern


INCORPORATED sind längst österreichweit zu einem der bedeutesten Vertreter der Sparte New/Alternative Rock avanciert, und auch das selbstbetitelte Debutwerk
konnte vollends überzeugen. Das sind genug Gründe um bei Sänger/Bassist Christian Fischereder anzuklopfen und ihm ein paar Fragen zu sellen.

Kurz vor Veröffentlichung eures Debutalbums wurde bei eurem Bandnamen eine Veränderung vorgenommen: Statt INFERNAL INC. hört eure Formation fortan auf den Namen INCORPORATED. Als Grund dafür wurde darauf angegeben, dass der alte Bandname allzu oft mit Death Metal etc. in Verbindung gebracht wurde etc. und euch somit nicht mehr als sonderlich passend erschien. Wie lebt es sich mit dem neuen Namen bzw. wie fielen die Reaktionen eurer über Jahre aufgebauten, treuen Fangemeinde aus, die sich an diesen Einschnitt wohl erst gewöhnen musste?


Wie vieles hat auch diese Sache zwei Seiten. Zum einen sind wir persönlich sehr happy über diese Veränderung, auch den Namen betreffend, eben aus von dir oben bereits erwähnten Gründen. Die nicht so positive Seite daran ist, dass man schon öfter die Erfahrung machen musste, dass Leute, die zuvor Infernal Inc. gekannt haben leider mit dem Namen Incorporated nichts mehr anzufangen wissen. Es haben halt eben nicht alle Leute mitbekommen….
Die Resonanz auf das gesamte Album ist für uns wirklich sehr erfreulich ausgefallen. So gesehen erneute Zufriedenheit unsererseits.



Welche Bands sind als eure Hauptinspirationsquellen/Idole zu nennen?


Wir sind natürlich bestrebt so eigenständig wie möglich zu erscheinen. Dennoch ist man klarerweise beeinflusst, ob gewollt oder nicht, einfach weil man andere Musik hört und auch gerne hört. Das sind dann Bands wie:
HELL'S FOR HEROES, AMEN, THRICE, SLIPKNOT (die neue Platte ist so erdig, dass man im Plattencover Blumen anpflanzen könnte), FILTER, INCUBUS...



Als ständiger Beobachter eurer bisherigen Karriere konnte man mitverfolgen, dass ihr immer bestrebt wart, euren Stil möglichst zu verfeinern und dabei auch durchaus schwerwiegende Neuerungen vorzunehmen. Ein ganz normaler Entwicklungsprozess ohne große Hintergedanken, oder war es stets eurer Ziel, maßgebliche Veränderungen in eurer Musik zu forcieren, um euch als Musiker quasi immer voll zu fordern?


Grundsätzlich darf ich behaupten, dass wir die Musik „aus dem Bauch“ betreiben. D.h. wir fangen das ein, was zumeist in irgendwelchen Jam-Sessions ensteht. Das ist der Grundstein von allem, worauf dann weiter aufgebaut wird. Geschmäcker verändern sich im Laufe der Zeit, so auch das, was man selber produziert. Das ist der Zugang zu unserer Musik. Nicht mehr und auch nicht weniger.


Kommen wir nun auf das bereits erwähnte Werk „Incorporated“ zu sprechen. Könnt Ihr aus heutiger Sicht mit diesem vollends zufrieden sein, oder würdet Ihr im Nachhinein so manches anders gestalten? (Songs, Sound etc.).


Grundsätzlich sind wir zufrieden. Wie glaube ich bei allen Musikern, weiß man natürlich im Nachhinein immer einiges, was man besser machen könnte. Wir nehmen’s mit als Anregung für die nächste Platte.


Wie fielen die Reaktionen seitens der Medien bzw. der Fans bisher aus?


Medien: Überraschend positiv. Wie auch schon oben erwähnt. Kann mich wirklich an keine negative Kritik erinnern.
Fans: Man gewinnt neue Hörende, verliert auch klarerweise welche bedingt durch stilistische Veränderungen. Fazit: Wir machen unser Ding weiter wie bisher ohne uns darüber Gedanken zu machen welche „Zielgruppe“ wir damit erreichen. Denn nur so haben wir Freude daran und wenn’s gefällt, dann freut’s uns umso mehr.



Wenn Ihr Eure aktuelle Veröffentlichung mit den bisherigen Demoproduktionen vergleicht, worin liegen eurer Meinung nach die wesentlichsten Unterschiede?


Es beginnt glaube ich damit, dass die Vorbereitung von jedem persönlich eine andere war, als bei den Demos zuvor. Es war schließlich das erste mal, dass wir „wirklich“ in einem Studio über einen längeren Zeitraum aufgenommen haben. Was auch schon das Stichwort für den nächsten Punkt sein soll. Wir haben mehr Zeit damit verbracht als bisher, hatten folglich auch mehr Möglichkeit zu experimentieren, auszufeilen, etc.


Die Verzögerung der Veröffentlichung eures Albums wurde auf die Tatsache zurückgeführt, dass einige Stücke verworfen wurden, weil sie eurer Meinung nach zu konstruiert wirkten („zu viel Hirn, zu wenig Bauch“). Laufen nicht überhaupt unzählige Bands Gefahr, den Songwritingprozess zu sehr nach den Erwartungen der Öffentlichkeit, den Fans sowie der Plattenfirma auszurichten, anstatt ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen? Wie kann dieses Problem vermieden werden?


Geheimrezept gibt’s nicht! Kann nur nochmals erwähnen, dass unsere Musik eher intuitiv entsteht. Wenn wir im Nachhinein kritisch betrachten und alle damit zufrieden sind, dann haben wir einen neuen Song, sonst nicht….


Welche Themen behandeln eure Texte?


Vielleicht hier grundsätzlich noch zu erwähnen ist, aus welcher „Richtung“ unsere Musik entsteht. Zuerst existiert bei uns immer die Musik an sich. Diese transportiert für uns an sich schon ein gewisses Gefühl, dabei haben wir selber eine gewisse Stimmung. Die Texte sollen das ganze stimmig ergänzen. Wir verstehen uns nicht als großartige Philosophen. Wortanteil sollte klar und nicht kitschig sein.


Eure erste Singleauskoppelung aus erwähntem Werk trägt den Titel „I Think Therefore I Am“. Ist dieses Stück so zu verstehen, dass ihr es quasi als euer Schicksal anseht gemeinsam Musik zu machen bzw. dass jeder Mensch eine Bestimmung hat bzw. über ein ureigenes Talent verfügt, für das es sich zu leben lohnt?


Die Formulierung, dass es unsere Bestimmung ist gemeinsam Musik zu machen, gefällt uns nun sehr gut! Das kann man so stehen lassen!


INCORPORATED bzw. INFERNAL INC. waren ja immer auch auf dem Livesektor höchst aktiv. So kann man nicht ohne Stolz auf Supportgigs für Größen wie z.B. MACHINE HEAD, SOULFLY, FARMER BOYS oder PUDDLE OF MUD uvm. verweisen. Welche Gigs könnt Ihr als absolute Highlights eurer Karriere bezeichnen?


Es ist nicht vorrangig wie groß eine Konzertveranstaltung ist, wie viele Leute da vorne stehen. Wenn die Stimmung gut ist und man das Gefühl hat, den Leuten da vorne gefällts, dann kann auch das „kleinste“ Konzert zum Highlight werden. Klarerweise stört es keinen namhaftere Bands zu supporten.


INCORPORATED waren ja auch bereits einige Mal in Deutschland live zu erleben. Ist derzeit gar eine Tournee in der BRD in Planung?


Wir sind natürlich bestrebt unser „Einsatzgebiet“ zu erweiten. Klar versuchen wir auch international Fuß zu fassen, folglich würden wir auch gerne in diese Richtung vermehrt losziehen. Geplant konkret ist im Moment noch nichts. Mal sehen was die Zukunft bringt.


Beschäftigen wir uns nun ein wenig mit der Vergangenheit eurer Formation, denn ihr seid ja bereits seit geraumer Zeit musikalisch aktiv. Mitte bis Ende der 90er gehörtet ihr dem Line-Up der Vorgängercombo von INCORPORATED, INFERNAL, an, die sich stilistisch im Bereich Death Metal/Thrashcore bewegten. Wie beurteilt ihr aus heutiger Sicht eure damaligen Veröffentlichungen bzw. wie steht Ihr zur generell zur Death Metal-Szene?


Ach du Sch…. So alt sind wir nun wirklich nicht.
Die Bezeichnung Thrash trifft’s am ehesten. Ist mit Bestandteil unseres „Werdeganges“ und gehört folglich auch dazu. Sind eigentlich schon damals (irgendwann in den 70ern) nicht mit nietenbestückten Stiefeln herumgelatscht und wissen daher auch heute nicht all zu viel damit anzufangen… Wir haben allerdings nach wie vor einige Klassiker im CD Archiv, die ab und an den Weg in den CD Player finden. Ich sage mal nur TESTAMENT, SLAYER, DEATH, CARCASS (für Uli).



Ihr stammt ja aus Pettenbach, einer überschaubaren, im oberösterreichischen Almtal gelegen Gemeinde, die seit langem über eine doch beachtliche Bandszene verfügt: Konnte einst auf durchaus hochwertige Kombos wie z.B. CLEAREOL oder auch WORKING ANIMAL verwiesen werden, sollten als aktuelle Vertreter neben euch vor allem LOXODROME und BOREAS besonders hervorgehoben werden, da diese ebenfalls äußerst professionell agieren. Wie seht Ihr die Szene in Pettenbach und in der näheren Umgebung, und warum fungiert gerade diese Region ganz offensichtlich als idealer Nährboden für talentierte „Nachwuchsbands“?


Naja, zwei von drei INCORPORATED-Buben sind einst bei CLEAREOL gesichtet worden. Was dann auch zum Werdegang gehört…
Offensichtlich gibt’s viele Nachwuchsbands hier, das stimmt durchaus. Warum das so ist, ist bis heute ungeklärt, an den örtlichen Gegebenheiten liegt’s aber mit Bestimmtheit nicht.



INCORPORATED haftet ja der Ruf an, die Musik nicht nur als optimale Freizeitbeschäftigung zu verstehen, sondern diese durchaus ernsthaft zu betreiben, um sich früher oder später nach Möglichkeit auch international etablieren zu können. Wie beurteilt ihr eure Chancen, dass dieser Traum einmal Realität wird bzw. wie lauten eure Zukunftspläne für die nächsten Wochen/Monate?


Unser Eindruck ist, dass dieses Vorhaben in diesem Land eher eine Mission Impossible ist. Genau deshalb sind wir natürlich bemüht international Fuß zu fassen. Der Mediensupport im eigenen Land gestaltet sich in diesem Genre schwierig, ist aber nun mal erforderlich um vielleicht über die Lande hinweg bekannter zu werden.
Nächste geplante Aktion ist ein erneuter Videodreh zum Song "Special".
Davon zu träumen werden wir allerdings nicht aufgeben, andernfalls wird die Sache jedoch auch nicht im Suizid enden.



Da ihr mittlerweile schon seit einem knappen Jahrzehnt zusammen Musik macht, würde mich interessieren, inwieweit sich die hiesige Szene bzw. die österreichische Musikmedienlandschaft im Allgemeinen aus eurer Sicht in diesem Zeitraum gewandelt hat (Zusammenhalt innerhalb der Szene, Qualität, Unterstützung seitens der Medien)? Eher zum Guten oder eher zum Schlechten?


Es gibt relativ viele „kleine“ Medien (dieser Ausdruck sei uns gestattet), die uns guten Support zukommen lassen. Dank an all diese! Bei den größeren gestaltet sich das Ganze schon ein wenig schwieriger. Diese sind oft auf bestimmte Genres zugeschnitten in die wir offensichtlich nicht hineinpassen.
Neue Hoffnungsträger sind für uns z.B. Medien wie GoTV.



Danke für das Interview! Last words?


Um an obigen Punkt anzuknüpfen: Spezieller Dank auch an Earshot!
What you’ve heard is what you real get – come to the next INCORPORATED-show and have fun!


www.inc-music.net

Autor: Hutti

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Beitrag vom 28.10.2004
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