Interview mit VANITAS - `Lichtgestalten` das Ende der nicht-kreativen Phase


Am Donnerstag, dem 6. Mai 2004, fand im Grazer Explosiv ein Konzert mit den Kroaten von PHANTASMOGORIA und den heimischen Bands DARKWELL, AUTUMN CLAN und allen voran VANITAS statt. Die österreichischen Gothic Metal Hopefuls präsentierten ihre neue CD „Lichtgestalten“, welche demnächst das Licht der Welt erblicken wird. Ich unterhielt mich mit Frontmann Andreas „Schärfi“ Schärfinger und dem Mann an den Tasten, Johannes Kickinger, um mehr über VANITAS, die neue CD und die Ansichten der Niederösterreicher heraus zu finden.



VANITAS gibt es nun seit dem Jahre 1996. In der inzwischen achtjährigen Bandgeschichte gab es in letzter Zeit einige Line-up Wechsel an der Gitarre und dem Schlagzeug. Wie ist nun der aktuelle Stand der Dinge?


Schärfi: Die Gitarristensuche dauerte ziemlich lange. Wir probierten drei verschiedene Kandidaten aus bis wir den Richtigen gefunden haben. Der Neue heißt Christoph und ist mittlerweile seit einem Jahr mit von der Partie. Der Schlagzeuger stieg während der Aufnahmen zur aktuellen CD „Lichtgestalten“ aus der Band aus. Also mussten wir schnell Ersatz finden, auch um die anstehende Tour zu bestreiten. Mit Franz haben wir definitiv einen guten Mann hinter den Trommeln gefunden. Mit Birgit Kurtz hatten wir auf unserer Debüt CD eine Gastsängerin. Mit Maria haben wir seit unserer letzten CD eine fixe Sopranstimme in der Band.

Du hast ja bereits euer neues Album „Lichtgestalten“ angesprochen. Könnt ihr mir etwas über die Aufnahmen erzählen?


Schärfi: Der Prozess im Studio war eigentlich recht gut und verlief schnell. Die Vorbereitung hat dafür etwas länger gedauert. Wir haben einiges herumprobiert und eine gewisse Zeit gebraucht, um heraus zu finden, was wir machen wollen. Letztlich sagten wir uns: „Machen wir einfach das, was kommt“. Dementsprechend spontan klingt auch die neue Scheibe. Sie ist eigentlich typisch VANITAS nur (überlegt)-


Johannes (führt den Satz zu Ende): in einem neuen Gewandt! Man merkt sofort um welche Band es sich handelt. Vor allem am Gesang von Schärfi, welcher dieses Mal um einiges abwechslungsreicher als auf den Vorgängern ausgefallen ist.


Seid ihr im Großen und Ganzen mit der Produktion und dem damit verbundenen Endergebnis von „Lichtgestalten“ zufrieden?


Schärfi: Ich würde sagen ziemlich.


Johannes: Als Band ist man mit seinem Werk nie ganz zufrieden. Man hat immer etwas zu kritisieren, da man im Kopf hat, wie es optimal klingen sollte. Grundsätzlich würde ich trotzdem behaupten, dass die Produktion subjektiv gesehen um einiges besser als die von „Der Schatten einer Existenz“, unserem Vorgängeralbum, ausgefallen ist.


Schärfi: Das liegt auch daran, dass wir dieses Mal im Studio mehr an den Soundeinstellungen herumprobiert haben. Da wir die CD ziemlich schnell eingespielt haben, hatten wir genug Zeit mit dem Schlagzeug-Sound zu experimentieren. Wir achteten auch darauf, dass sich der Gitarren-Sound etwas druckvoller anhört. Zum momentanen Zeitpunkt haben wir das Optimum aus der Produktion herausgeholt.




Wie unterscheidet sich „Lichtgestalten“ musikalisch gesehen von eurer ersten CD „Das Leben ein Traum“?


Schärfi: Ich glaube, dass „Lichtgestalten“ einfach variabler ausgefallen ist. Die typischen Stilelemente sind noch vorhanden, wurden aber etwas schneller und härter. Was ich persönlich finde ist, dass unser neues Album von den Texten her durch einen kränkeren Touch glänzt. Die Lyrics sind ziemlich psychopathisch...


Womit wir gleich bei meiner nächsten Frage angelangt wären. Um was geht es in den Texten hauptsächlich?


Schärfi: „Lichtgestalten“ ist irgendwie positiver ausgefallen. Es kommt die Textzeile: „Wir bringen euch das Licht“ des Öfteren vor. Was wir damit sagen wollen ist, dass man alles nicht so eng sehen sollte. Am Ende der CD kommt es zu einer textlichen Zusammenfassung, bei der die Fragen eigentlich offen bleiben. Somit kann der Hörer selbst entscheiden, ob die Lyrics nun positiv oder negativ zu deuten sind.


Verarbeitest du in den Texten persönliche Erlebnisse?


Schärfi: Zum Teil schon. Es gibt persönliche Textstellen, aber vieles ist auch durch andere Dinge beeinflusst. Durch Bücher, die ich lese oder verschiedenste Sachen, die ich irgendwo aufschnappe. Beim ersten Stück „Endlosschleife“ habe ich mich von einem Buch von Paul Watzlawick inspirieren lassen. Es geht um die Grenzerfahrung mit dem Tod, dass das Leben in Form eines Filmes noch einmal abläuft. Die logische Schlussfolgerung daraus: In diesem Film kommt man irgendwann wieder zu dem Punkt, an dem man stirbt. Also ist man in einer „Endlosschleife“ gefangen.


Werden wir in Zukunft einen VANITAS Song in englischer Sprache zu Gehör bekommen?


Schärfi: Da ich nicht unbedingt ein Englisch-Experte bin, muss ich dich enttäuschen. Es interessiert mich nicht wirklich. Außer wir covern einen Song.


Johannes: Da die Texte wichtig sind, als eigener Bestandteil der Musik, sollte man sie auch verstehen. Wer versteht schon alle englischsprachigen Lyrics?




Wie sieht es bei euch innerhalb der Band mit der Arbeitsaufteilung aus? Schärfi, du schreibst die Texte und auch die Musik?


Schärfi: Eigentlich mach eh alles ich (lacht)! Nein, im Ernst: Bei Musik und Texte mache das Meiste ich. Doch vor allem seit unserer letzten Tour helfen alle zusammen und organisieren mit. Der Zusammenhalt innerhalb VANITAS ist eindeutig gewachsen. Früher war es so, dass eigentlich nur zwei Leute bei den Konzerten für alles verantwortlich waren. Den Rest hat das Ganze nicht viel gekümmert. Heute ist das, wie bereits erwähnt, anders.


Als wir uns das letzte Mal bei einem der No Mercy Festivals in Wien unterhielten, hast du gerade in einer kreativen Krise gesteckt. CCP Records machte Druck wegen der neuen CD, doch dir fehlten die Ideen. Wie hast du aus dieser Krise heraus gefunden?


Schärfi: Es hat zwischendurch tatsächlich eine Phase gegeben, wo einfach nichts weiter gegangen ist. Weil wir uns viel zu viele Gedanken darüber gemacht haben, wie wir uns am besten weiterentwickeln. Sollen VANITAS härter klingen oder anders etc. Irgendwann sind wir an einen Punkt angelangt, wo es uns scheißegal war. Wir machten einfach das, was uns einfiel. Was dabei rauskam sind zehn Songs und erstmals eine Spielzeit von knapp einer Stunde. Nachdem die Krise überwunden war, ist es eigentlich wirklich schnell voran gegangen.


Johannes: Du wirst dich heute davon überzeugen können, dass sich unser neues Material gut anhört. Wir werden drei Songs des aktuellen Albums „Lichtgestalten“ zum Besten geben. Danach haben wir in der Nähe von Tulln/NÖ unsere offizielle CD Präsentation. Dort haben wir auch unsere ersten zwei Alben released. Ein Heimspiel sozusagen.


Welche Bands haben euch musikalisch beeinflusst?


Schärfi: Jetzt im Moment kann man das nicht mehr behaupten. Jeder von uns hat seine Roots im Metal Bereich, hat mit METALLICA und IRON MAIDEN angefangen.. Dann kommen irgendwann SLAYER und DEICIDE. Eine CD, die mich extrem beeinflusst hat ist „Tales From The Thousand Lakes“ von AMORPHIS. Doch in den letzten Jahren ist jeder von uns viel offener geworden. Wir setzen uns keine musikalischen Grenzen mehr. Bands wie zum Beispiel MUSE finde ich großartig. Ich glaube aber nicht, dass diese Musik direkt auf unser neues Material Einfluss hat. Das ist einfach unser VANITAS Stil – unverkennbar.


Was haltet ihr von der österreichischen Metal Szene?


Schärfi: Meiner Meinung nach gibt es in Österreich sehr viele gute, talentierte Bands. Die Schwierigkeit ist aus Österreich raus zu kommen, schon alleine vom Label her. Wir haben vor kurzem in Deutschland gespielt. Dort ist der Markt noch gigantischer und es gibt noch viel mehr gute Bands aus dem Metal Sektor. Es ist alles zehn mal größer als hier. Doch man muss auch zugeben, dass es für ein kleines Land wie Österreich, viele akzeptable Bands gibt.


Johannes: Ich würde sagen, dass die Harmonie zwischen den Bands, die wir kennen gelernt haben, jedes Mal schwer o.k. war. Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich. Die Neid–Gesellschaft ist halt doch vorhanden. Weiters ist es für eine junge Band schwer einen Deal zu bekommen. Es gibt unter anderem Gruppen, welche nicht so gut sind, aber einen Plattenvertrag haben. Andere wiederum halten sich jahrelang im Hintergrund. Auch bei uns war es eigentlich ein Zufall, dass wir einen Deal bekommen haben. Ob wir es verdient haben sei dahingestellt, aber wir haben wenigstens einen...


Bleiben wir noch kurz beim Thema Label. Seid ihr mit der Zusammenarbeit mit CCP Records zufrieden?


Schärfi: Im Großen und Ganzen schon, obwohl meiner Meinung nach jede Band mit seinem Label Probleme hat. Denn man will als Künstler alles und das sofort. T-Shirts in tausendfacher Auflage in möglichst vielen verschiedenen Varianten. Die Labels hingegen denken natürlich sehr markt- und geschäftsorientiert. Gerade im Zeitalter der MP3s, in denen die Verkaufszahlen der CDs zurückgehen.


Was ist eure persönliche Meinung zu diesem Thema?


Schärfi: Für uns persönlich ist es zweischneidig. Auf der einen Seite ist es für uns als Band gut, wenn MP3s verbreitet werden, da es unserem Bekanntheitsgrad zu Gute kommt. Auf der anderen Seite hingegen wirkt es sich negativ auf CCP Records aus, da diese dadurch Budget-Einsparungen machen müssen. Deswegen hatten wir für die Produktion von „Lichtgestalten“ weniger Geld zur Verfügung. Da trifft es uns - als kleine Band - natürlich schon sehr stark. Wobei sich das Ganze bei uns noch weniger auswirkt, als zum Beispiel bei KORN, welche dadurch tausende Platten weniger verkaufen.


Johannes: Generell ist CCP sehr kompromissbereit, gleich wie wir. Wir treffen uns immer so gut wie in der Mitte und handeln es dann auch fair aus. Wir haben also eine ganz gute Zusammenarbeit, auch wenn es hin und wieder ein paar Reibereien gibt.


Da ihr in letzter Zeit ziemlich oft in Deutschland gespielt habt, möchte ich gerne wissen, wie die Reaktionen des Publikums waren. Genießt ihr einen großen Bekanntheitsgrad bei unserem „großen Bruder“?


Schärfi: Den Bekanntheitsgrad würde ich als mittel bis klein bezeichnen. Es waren teilweise enttäuschend wenig Leute bei unseren Konzerten. Wir haben uns vor allem von DARKWELL erwartet, welche als Headliner mit waren, dass sie mehr Zuschauer anziehen. Man muss dazu aber auch bemerken, dass die Promotion vor Ort ziemlich mies war. Doch es hat immerhin in jedem Ort Leute gegeben, die uns kannten. Wir haben also auch in Deutschland eine Fanbasis. Es war schon eine lässige Erfahrung für uns.




Wie sieht es aus bei euch? Spielt ihr lieber auf Festivals oder in kleineren Clubs wie zum Beispiel hier im Explosiv?


Johannes: Das ist völlig verschieden. Das Wichtigste ist, dass es uns selbst Spaß macht auf der Bühne zu stehen und dass die Fans mitgehen. Wenn man merkt es kommt vom Publikum etwas zurück, macht es natürlich mehr Spaß zu spielen. Ich würde nicht unbedingt sagen Club oder Festival, sondern die Stimmung ist wichtig.


Schärfi: Als wir das letzte Mal beim Metal Fest in der Wiener Arena gespielt haben war es ein Hammer. Die Halle war bis zum letzten Platz ausverkauft und die Stimmung war am Kochen. Doch als wir letztens hier im Explosiv einen Gig hatten, waren zwar nur 15 bis 20 Fans anwesend, doch die Stimmung war genauso enorm genial.


Wir sind auch schon bei der letzten Frage angelangt. Wie lauten eure Pläne für die Zukunft?


Schärfi: Kurzfristiges Ziel ist einmal unsere neue CD zu promoten. In der nächsten Zeit spielen wir unzählige Konzerte auch auf kleineren und größeren Festivals. Ein weiteres kurzfristiges Ziel wäre es, eine seriöse Konzertagentur aufzutreiben. Diese könnte uns dann eine größere Tour organisieren, was ein langfristiges Ziel unserer Seite ist. Da wir alle berufstätig sind, bewegen wir uns momentan an der Grenze des Möglichen. Wenn wir auf Tour sind müssen sich alle Urlaub nehmen. Heute fuhren wir nach der Arbeit direkt nach Graz, spielen unseren Gig und fahren danach gleich wieder nach Hause. Schließlich müssen wir morgen früh wieder arbeiten. Zu Zeit besteht unser Tagesablauf nur aus Arbeit und Auftritten.


Gut, dann bedanke ich mich recht herzlich für eure Offenheit und das interessante Interview. Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und einen guten Gig heute abend.


Schärfi, Johannes: Danke und alles Gute...



www.vanitas.at

Autor: Gunther

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Beitrag vom 06.06.2004
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