Interview mit VINTERSORG - Folk Metal der außergewöhnlichen Art


Seit 1993, als das erste Demo von VINTERSORG erschien, zeigt uns diese Band immer wieder aufs Neue, dass man durchaus noch innovativ sein kann. Es ist quasi unmöglich, die Musik der Schweden in eine bestimmte stilistische Schublade zu stecken. Dafür ist sie zu eigen, vielschichtig und außergewöhnlich. Mit „The Focusing Blur“ legen uns VINTERSORG ihr mittlerweile sechstes Album vor und stoßen so einmal mehr in neue musikalische Gefilde vor. Ich sprach mit Mastermind Vintersorg persönlich, um mehr über die Band und die neue CD zu erfahren.



Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit, euer neues Album „The Focusing Blur“ zu hören. Könntest du mir etwas über die Musik und den Stil eures neuen Longplayers erzählen?


Wenn man unsere neue CD mit den älteren wie zum Beispiel „Ödenmarkens Son“ vergleicht, unterscheidet sie sich doch sehr deutlich. „The Focusing Blur“ ist viel progressiver ausgefallen, hat aber immer noch das Folk–Feeling als Grundgerüst. Diesmal findet man auch obskure, dunkle elektronische Elemente in unserer Musik. Des Weiteren ist der Sound um Etliches komplexer ausgefallen. Man muss sich die CD ein paar Mal anhören, damit sie im Ohr bleibt. In meinen Augen ist das gut, da die Musik dafür eine längere Wirkung hat. Unsere Wurzeln kann man eindeutig erkennen. Trotzdem ist die Musik anders. Jedes Album ist für uns eine neue musikalische Erfahrung. Es würde nicht viel Sinn ergeben, das selbe Album wieder und wieder aufzunehmen.


Auf euren bisherigen CDs habt ihr die Texte in zwei verschiedenen Sprachen (Englisch und Schwedisch) eingesungen. Diesmal sind die Lyrics nur in Englisch gehalten. Wie kam es dazu?


Wir machten es auf dem einen simplen Grund, da es sich bei „The Focusing Blur“ um ein Konzept–Album handelt. Wir wählten eine Sprache aus, damit die Leute die ganze Geschichte leichter verstehen können. Ansonsten würden nur unsere Fans in Schweden und Norwegen die ganze Story verstehen. Das würde nicht viel Sinn ergeben. Auf jeden Fall werden wir auf unserem nächsten Album wieder einen Schritt zurück machen und die Texte in zwei verschiedenen Sprachen schreiben. Es gibt den Songs eine Dimension, wenn man die auf Schwedisch singt.




Ich möchte noch kurz beim Thema Konzept–Album bleiben. Über was handelt das Konzept?


Es ist schwer, den Inhalt in ein paar Sätzen wiederzugeben. Es handelt über die Natur der Menschheit, seiner Umgebung und die der Erde. Ich würde es sogar in einer gewissen Weise als philosophisch bezeichnen, da die Lyrics viele Fragen aufwerfen, ohne dabei die Antwort vorwegzunehmen. Es bleibt dem Hörer also selbst überlassen, die Antwort auf diverse Fragen zu finden. Was wir auf keinen Fall machen würden, ist politische Statements in unsere Texte einzubauen. Solche Ambitionen haben wir noch nie gehabt.


Du hast neben VINTERSORG noch eine zweite Band namens OTYG. Gibt es sonstige Projekte in denen du involviert bist?


OTYG existiert leider nicht mehr. Aber ich singe auch noch bei BORKNAGAR. Ansonsten gibt es einige kleinere Projekte. Doch mit denen habe ich keine Alben aufgenommen. Noch nicht...


Zurück zu VINTERSORG. Hinter der Band stehen nur zwei Personen fix: du und Mattias Marklund. Wieso seid ihr nur zu zweit und wie teilt ihr euch die Arbeit?


Die ersten drei Alben habe ich alleine, als Ein–Mann–Band, aufgenommen. Mattias und ich kennen uns seit gut 15 Jahren und machen seit zwölf Jahren zusammen Musik. Es war ein natürlicher Prozess, ihn in die Band aufzunehmen. Es ist nicht unbedingt notwendig, fünf oder mehr Personen in seiner Band zu haben. Das bedeutet nämlich viele verschiedene Meinungen. Es ist nicht immer einfach, all diese Ideen unter einen Hut zu bringen. Man kann genauso gut Gastmusiker einladen und mit ihnen zusammen arbeiten. So ist es nicht so schwierig, die Band zusammenzuhalten. Denn die Leute entwickeln im Laufe der Zeit verschiedene musikalische Interessen. Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden, nur zu zweit zu sein. Ich schreibe die Musik und die Lyrics und komme mit meinen Ideen zu Mattias. Er bringt dann wiederum seine Ideen ein und wir schreiben zusammen Gitarrensoli.


Was haltest du von dem ganzen New Metal Zeug? Wie gefallen dir Bands wie HIM oder THE RASMUS?


Eigentlich mache ich mir nicht viel Gedanken darüber. Ich könnte nicht sagen, ob es gut oder schlecht für die Metal-Szene ist. Diese Art von Musik ist nicht unbedingt mein Ding. Ich hasse sie zwar nicht, aber ich beschäftige mich auch nicht viel damit.


Welche Musik hörst du gerne privat und was sind deine Einflüsse?


Meine Einflüsse hole ich nicht aus bestimmter Musik. Es gibt keine Band, die den Sound von VINTERSORG geprägt hat. Dafür lese ich sehr viel über alle möglichen Themen: Wissenschaft, Gedichte und so weiter. Das Leben selbst ist Inspiration genug für unsere Band. Natürlich höre ich auch viel Musik: von den 70er Jahren Oldies über symphonischen Rock bis hin zu progressiver Mucke. Extremer Metal und neuer, klassischer Heavy Metal gefallen mir auch sehr gut.




Also würdest du die Musik von VINTERSORG als Folk–Black Metal bezeichnen?


Es ist schwer, die eigene Musik zu beschreiben. Ja es stimmt, bei uns findest du Folk und Black Metal-Elemente genauso wie progressiven Rock-Sound und schon fast Ambiente-Anteile. Wir vermischen viele verschiedene Stile und versuchen so, unsere eigene Richtung zu finden.


Wie sieht es bei dir mit der österreichischen Metal-Szene aus? Kennst du irgendwelche Bands aus Österreich?


Um ehrlich zu sein, kenne ich nicht so viele österreichische Metal Bands. SUMMONING sind mir ein Begriff. Ich mag diesen epischen Sound, er gefällt mir gut.


Mit wem seid ihr als letztes auf Tour gewesen? Welche Erfahrungen konntet ihr sammeln?


Wir sind in letzter Zeit nicht viel auf Tour gewesen. Unsere vorige Tour war im Jahr 2001 mit TRISTANIA, ROTTING CHRIST und MADDER MORTEM. Doch ich kann mich nur noch sehr schwach daran erinnern. Es war eine nette Erfahrung, denn es kamen viele Leute zu den Shows. Nach dem Auftritt bin ich meistens mit meiner Stimme am Ende. Da ich alle Vocals singe, die cleanen als auch die Growls, braucht mein Gesangsorgan nach dem Gig eine kleine Ruhepause. Das macht es auch schwieriger, mit den Fans zu kommunizieren. Auf der einen Seite suche ich natürlich Kontakt zu unseren Fans und gehe mit ihnen auf einen Drink in ein Pub. Auf der anderen Seit versuche ich, mich für die nächste Show zu entspannen und so viel Schlaf wie möglich zu bekommen.


Kannst du dich an deinen schlechtesten Auftritt erinnern? Ist dir jemals etwas Seltsames auf der Bühne passiert?


Puh, lass' mich nachdenken. Das ist schon länger her, ich erinnere mich nicht mehr genau wo es war. Ich glaube es passierte irgendwo in Deutschland. Auf jeden Fall war es auf unserer ersten Tour. Der Sound war grauenhaft, so etwas habe ich nie wieder erlebt. Das Publikum war auch dementsprechend mies drauf und zu all dem Unglück riss auch noch mein Gitarrengürtel. Das war mir wirklich sehr peinlich...




Wie schaut es bei dir im Privatleben aus?


Im Moment verbringe ich sehr viel Zeit auf der Uni. Ich möchte Lehrer werden. Außerdem bin ich erst vor kurzem Vater geworden!


So, jetzt sind wir auch schon bei der letzten Frage angelangt. Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus? Wird VINTERSORG bald in Österreich zu bewundern sein?


Zum aktuellen Zeitpunkt weiß ich noch nichts Konkretes über eine Tour. Da ich im Moment sehr beschäftigt bin, wird es schwer sein, die nötige Zeit zu finden. Im Sommer kommen wir für ein paar Festival Auftritte nach Deutschland. Ich glaube wir spielen am Summer Breeze Open Air.



www.vintersorg.com

Autor: Gunther

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Beitrag vom 04.03.2004
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