Interview mit DECAPITATED - Frischer Death Metal aus dem fernen Osten


Neben VADER und BEHEMOTH sind DECAPITATED der neueste Death Metal-Export aus Polen. Nach zwei Demo-CDs und drei Alben schicken sie nun mit „The Negation“ ihr nächstes Album ins Rennen. Mit einem Durchschnittsalter von nur 20 Jahren lassen DECAPITATED nicht nur musikalisch von sich reden. Ich sprach mit Martin, dem Bassisten der Band, über die neue CD, die vergangene Tour mit IMMOLATION, die Metalszene und die viel versprechende Zukunft.




Ich hatte die Möglichkeit, euer neues Werk „The Negation“ vorab zu hören und muss sagen, dass es ein gutes Stück Death Metal geworden ist. Vor allem technisch ist es auf sehr hohem Niveau angesiedelt. Wie seid ihr mit euer neuen Scheibe zufrieden? Auf eurer Homepage nennt ihr den Stil New Wave of Death Metal...


Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie so eine Bewegung namens New Wave of Death Metal bemerkt. Vielleicht nannte man unsere Musik früher so. Für mich ist es die gleiche Musik wie vor zehn oder 15 Jahren. Ich sehe uns nicht unbedingt als den wichtigen Part der N.W.o.D.M.-Bewegung. Diese ganze Bezeichnung hat für mich keine Bedeutung – es ist einfach nur Bullshit! Außerdem ist es schwer, seine eigene Musik zu beurteilen. Ich sehe nicht viel Unterschied zu unseren früheren Alben. Trotzdem ist jede CD etwas Eigenes, Selbstständiges. Wir versuchen natürlich jedes Mal, neue Einflüsse in unserer Musik zu verarbeiten.


Des Weiteren werdet ihr öfters mit euren Landsmännern VADER verglichen. Wie siehst du die ganze Sache?


Ja, das stimmt. Vor allem unser erstes Album wurde mit VADER verglichen. Aber unsere nächsten Longplayer „Nihility“ und der aktuelle „The Negation“ unterscheiden sich meiner Ansicht nach doch deutlich von VADER. Ich sehe in der Musik keine Gemeinsamkeiten mehr. Das Einzige, was uns mit ihnen verbindet ist, dass wir beide aus Polen kommen und den gleichen Manager haben. Das ist aber auch schon alles. Doch der Sound ist total unterschiedlich.




Wie sieht es bei euch mit den Lyrics aus? Wer schreibt sie und um was handeln sie?


Auf der regulären Version unseres neuen Albums sind die Lyrics im Booklet abgedruckt. Das ist uns sehr wichtig, dass sie unsere Fans auch verstehen können. Ich persönlich beschäftige mich nicht viel damit. Es ist Sauron, der Sänger, er verfasst sie. Die Texte knüpfen inhaltlich teilweise an das Vorgängeralbum „Nihility“ an. Das Wichtigste an den Lyrics ist der Titel „The Negation“ (dt.: Leugnung, Verneinung), welcher unterschiedlich verstanden werden kann. Dies ist wiederum davon abhängig, wie die Leute unsere Texte interpretieren. Bei DECAPITATED stehen nicht die Texte im Mittelpunkt. Das Wichtigste ist natürlich die Musik, die Lyrics geben den Background.


Wie sieht es bei DECAPITATED mit Side-Projects aus? Sind einige von euch in welche involviert?


Ja. Ich und Vogg spielen nebenbei Gitarre bei LUCS OCCULTA. Wir sind gerade dabei, neues Material aufzunehmen. Es geht eher in Richtung Progressive Metal. Unser Sänger Sauron singt bei einer zweiten polnischen Death Metal Band namens ANAL STENCH, was so ziemlich der coolste Name ist, den ich je gehört habe! Sauron ist einer der zwei Sänger dieser Combo. Des Weiteren ist unser neuer Session-Gitarrist Hiro der Kopf der Band SCEPTIC. Er spielt auch mit einigen VADER Musikern zusammen in einem anderen Projekt.


Scheinen ja schwer beschäftigt zu sein die Jungs von DECAPITATED. Eine eurer bereits bestrittenen Touren war meinen Informationen nach mit LOCK UP und IMMOLATION. Kannst du mir ein bisschen von dieser Tour erzählen?


Ja, das ist zwar schon einige Zeit her, aber es stimmt. Es war unsere erste Tour außerhalb Polens und gleichzeitig eine sehr schöne und wichtige Erfahrung für uns. Wir wussten nicht, was wir von den britischen Fans erwarten sollten. Es handelte sich dabei nämlich um eine UK-Tour. Manchmal waren es mehr, dann wieder weniger Leute, die unsere Show besuchten. Auf jeden Fall waren es immer genug Menschen, um einen guten Gig zu spielen. Weiters waren wir von IMMOLATION sehr begeistert. Wir alle mögen ihre Musik und sie sind eine großartige Band, mit der man einen riesen Spaß auf Tour hat. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir sehr gerne touren.


Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Fans. Wie wichtig ist euch der Kontakt zu den Leuten?


Enorm wichtig. Ohne Fans wären wir nichts! Deswegen versuchen wir so viele E-Mails wie möglich zu beantworten, was nicht immer einfach ist. Oft reden wir auch mit den Leuten nach unserem Konzert und hängen mit ihnen ab. Die meisten Schwierigkeiten hatten wir mit schottischen Fans. Sie haben einen derart abgefahrenen Slang, dass man sie teilweise überhaupt nicht verstehen kann.


Was hörst du privat für Musik?


Ich hör' nicht nur Death Metal, das wäre doch langweilig. Aber es ist von meiner Stimmung und noch einigen anderen Faktoren abhängig. Was ich besonders gern höre, sind Film-Soundtracks. Eine meiner Lieblingsbands sind TOOL und A PERFECT CIRCLE.


Wann hast du angefangen, selbst Musik zu machen?


Wir alle fingen im Alter von sieben Jahren an, eine Musikschule zu besuchen. Es war eine natürliche Entwicklung für uns. DECAPITATED wurde 1996 gegründet, als wir 14 Jahre alt waren. Wir fingen also schon sehr früh an, uns mit Musik zu beschäftigen.


Auf eurem neuen Album ist ein DEICIDE-Coversong „Lunatics of God´s Creation“ vorhanden. Wie kam es dazu?


Wir coverten deswegen einen DEICIDE-Song, da wir uns dachten, dass es ein großartiges Lied ist, welches man live performen kann. Außerdem machte es uns wahnsinnig viel Spaß, diesen Song aufzunehmen. Doch in erster Linie machten wie es, um einen Coversong für unsere Konzerte zu haben.


Gibt es eigentlich österreichische Metalbands, die ihr gerne mal hört oder besser kennt?


Nun nicht wirklich. Hmm, lass mich nachdenken. Ist SUMMONING aus Österreich? Sind die Einzigen, die mir einfallen. Doch ich bin kein großer Fan von atmosphärischem Black Metal. DARK FUNERAL oder MARDUK sind mir da schon lieber. Doch ich glaube, in Österreich ist es gleich wie in Polen: es gibt zwar viele gute Metalbands, aber sie sind ziemlich unbekannt auf internationaler Ebene. In meinen Augen ist die polnische Death Metal-Szene eine der stärksten überhaupt. Es gibt viele gute und junge heranwachsende Bands. Es ist sehr interessant, diese zu beobachten.


Was haltest du von der ganzen Nu Metal,Szene? Bands wie LIMP BIZKIT oder SLIPKNOT, kannst du mit denen was anfangen?


Also LIMP BIZKIT ist nicht Metal für mich. Der Sound dieser Band ist derart hochpoliert – ich habe noch nie so einen perfekten Sound gehört. Kein Wunder, wenn man so viel Zeit im Studio verbringt. Doch es hat definitiv nichts mit Metal zu tun. Ich mag ein paar Songs von SLIPKNOT. Sie sind ganz okay. Ich kümmere mich nicht um ihr Image. Dies ist nur Teil der Show und des Geschäftes. Doch ihre Musik ist ganz cool.


So, jetzt sind wir auch schon bei der letzten Frage angelangt. Was sind eure Pläne für die Zukunft? Ich habe von einer Tour mit MAYHEM und ROTTING CHRIST gehört...?


Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir eine UK-Tour bestätigt. Fünf Shows zusammen mit MAYHEM und ROTTING CHRIST. Wir würden natürlich gerne weitere Gigs mit ihnen spielen, doch es ist noch nichts fix. Wenn wir auf Tour gehen, werden wir definitiv auch nach Österreich kommen. Also – man sieht sich!

www.decapitated.net

Autor: Gunther

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Beitrag vom 19.02.2004
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