Nach dem Gespräch mit Mastermind Peter Tägtgren am Metalfest Vienna 2002 stand nun jüngst anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums ein Telefongespräch mit Bassist Mikael Hedlund an. Der war guter Dinge und äußerst erpicht darauf, das neue Album zu promoten. Nachdem er mir auf meine Frage hin mitgeteilt hatte, dass er gemütlich in seinem Wohnzimmer saß und es das erste Interview wäre, das er zum neuen Album gab, waren also beide gespannt auf das altbekannte Frage- und Antwortspiel.



Ich habe das letzte Mal mit Peter am Metalfest Vienna im August 2002 gesprochen – was hat sich seitdem bei euch getan?

Wir haben die Musik für das neue Album geschrieben, eine Europatour gespielt und einige Festivalshows, dann war da noch eine Amerikatour und die Tour mit DIMMU BORGIR vorigen Herbst.


Es gab doch jüngst grundlegende Veränderungen in eurem Line Up – wie hat sich die Sache abgespielt?

Im Moment touren wir recht viel – wahrscheinlich mehr als „normal ist“. Lars (Szöke, der Ex-Drummer – Anmerkung des Verfassers) mag es allerdings nicht soviel zu touren, also mussten wir eine Entscheidung treffen. Die getroffene Entscheidung ist für beide wahrscheinlich besser und wir sind total heiß drauf, mit unserem neuen Drummer (Horgh, Ex-IMMORTAL) auf Tour zu gehen.


Wisst ihr, ob Lars musikalisch komplett das Handtuch werfen wird und seine musikalische Karriere an den Nagel hängen wird, oder wird er in anderen Projekten involviert sein?

Ich habe noch nicht mit ihm darüber gesprochen, da wir einen Haufen anderer Dinge zu besprechen hatten. Er ist ein guter Drummer, also hoffe ich sehr, dass er nicht aufhört und etwas Neues findet!


Wenn ich dich am Apparat habe, muss ich doch gleich nach deiner Beteiligung bei DARK FUNERAL nachfragen – tut sich da noch etwas?

Nein, ich bin zu 100 Prozent bei HYPOCRISY und half den Burschen nur live aus. Masse (Caligula, der Frontman von DARK FUNERAL – Anm. d. Verf.) ist ein alter Freund von mir, also war es eine coole Sache, aber das ist jetzt vorbei.


Wie stark war Lars´ Einfluss auf eure Musik? Glaubt ihr, dass sich an eurem Sound etwas verändern wird, jetzt, nachdem er weg ist?

Ich kann nicht sagen, ob sich etwas ändern wird und, wenn wie stark. Wir haben ja den neuen Drummer Horgh und Andreas unseren zweiten Gitarristen. Er ist ein großartiger Gitarrist und ich denke, es wird etwas Cooles herauskommen, jetzt, wenn wir mit zwei neuen Musikern zusammenspielen.


Hat Andreas etwas zum neuen Album beigesteuert?

Nur ein klein wenig, denn er war größtenteils (noch) nicht involviert, als wir die Songs geschrieben haben. Aber beim nächsten Album wird er hoffentlich einiges beitragen! Er ist auch guter Songwriter und ich bin jedenfalls neugierig auf das, was entstehen wird. (Ich denke, da ist er nicht allein mit seiner Neugier… – Anm. d. Verf.)


Was kannst du mir über das neue Album erzählen?

Hm, es ist schwer zu sagen. Wir haben natürlich unsere eigene Meinung zum neuen Album, es sollte sich jedoch jeder seine Meinung bilden. Was wir, denke ich, gemacht haben, ist die besten Elemente unserer bisherigen Songs zu vereinen. Es ist aber generell hart zu sagen, wie das Album mit den bisherigen zusammenspielt. Ihr werdet es ja ohnehin selbst hören (lacht).


Gut, dann lass' uns zum Titel des Albums kommen. Hat er eine konkrete Bedeutung?

(Lacht) Schon wieder so eine schwere Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Der Titel war einfach da und wir fanden ihn cool, also heißt das Album jetzt so. Er hat aber keine spezielle Bedeutung.


Hast du eine Lieblingsnummer auf dem Album, oder einen Song, den du den Fans besonders ans Herz legen würdest?

(Zögert) Ääääääääähm, ehrlich gesagt, finde ich sie alle gut, aber vielleicht würde ich „Eraser“ wählen. Ich bin mit dem ganzen Album sehr zufrieden, ihr werdet es hoffentlich auch mögen!


Ihr habt bisher acht Alben veröffentlicht, jetzt kommt Nummer neun, man kann also sagen, dass ihr schon recht viel produziert habt – habt ihr euch ein spezielles Feeling für das Schreiben neuer Songs bewahrt, kommt immer noch alles spontan, oder schleicht sich etwa schon eine negative Routine ein?

Wir haben nicht sonderlich viel nachgedacht, als wir diesmal die Musik zum Album geschrieben haben. Wir haben aus dem Bauch heraus gearbeitet und unser Ziel war einfach nur das zu machen, was wir am besten können. Ich denke das ist uns gut gelungen. Vielleicht haben wir uns etwas am „Hypocrisy“-Album orientiert, das Resultat ist eben das neue Album.


Habt ihr euch Gedanken über etwas Besonderes für das nächste, zehnte Album gemacht?

Wir fangen jetzt erst an mit dem neuen Album auf Tour zu gehen, ich habe mir also noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich denke, dass es bei Peter nicht anders ist. Jetzt kommt mal „The Arrival“ und alles andere ist schwer zu sagen, denn es kommt immer alles anders. (lacht)
Es hat also sowieso keinen Sinn, derartige Pläne zu machen, weil sich die Dinge von selbst entwickeln müssen.


Der vierte Track des neuen Albums – „Slave To The Parasites“ – erinnert mich verdammt an IN FLAMES-Songs wie „Only For The Weak“ – ist dir dieser Vergleich schon untergekommen?

Meiner Meinung nach ist es ein typischer HYPOCRISY-Song, wobei ich mir über solche Ähnlichkeiten keine Gedanken mache. Ich sehe den Vergleich aber als Kompliment an.


Ihr habt „The Abyss“ für das Album neu aufgenommen, wie kam es, dass ihr gerade diesen Song ausgewählt habt?

Das ist ganz einfach: auf unserer Homepage haben viele Leute gebeten, dass wir den Song neu aufnehmen und so haben wir es also gemacht. Nachdem wir den Song gerne haben und er nur auf der limitierten Version von „The Fourth Dimension“ zu haben war, fanden wir die Idee gut. Wir haben versucht, die originale Stimmung einzufangen und uns bemüht, sonst alles besser zu machen als vor zehn Jahren. That´s pretty much it.


Hast du eine Ahnung, worum sich Peters Texte diesmal drehen – schließlich finden sich wieder Aliens auf dem Cover – ist er doch wieder auf den Science Fiction Trip gekommen?

Viel kann ich zu den Texten nicht sagen, da sie nicht von mir sind. Wir sind alle nach wie vor große SF-Fans, weswegen nichts näher liegt, als darüber zu schreiben. Genau deswegen gibt es jetzt auch wieder einmal Aliens auf dem Cover – das gehört doch zu HYPOCRISY dazu. (lacht)


Kommen wir zur letzten Tour mit DIMMU BORGIR – bei eurem Konzert in Wien war die Halle zum Bersten voll und ihr hattet extrem gute Reaktionen.

Es ist sehr komisch, aber in Österreich bekommen wir immer so gute Reaktionen – meiner Meinung nach ist das hier das Land in Europa, wo es für uns am besten läuft, auch wenn wir vielleicht in Deutschland mehr verkaufen, weil es dort mehr Leute gibt. (Stellt sich die Frage, ob er das jedem Interviewer erzählt, wobei auch Peter vor zwei Jahren dasselbe von sich gab. Anm. d. Verf.)
Generell war die Tour ein Wahnsinn – es war sowohl in Europa, als auch in den Staaten, wo wir mit NEVERMORE und DIMMU BORGIR spielten, so gut wie jedes Konzert ausverkauft. Es hätte kaum besser sein können.


Letztes Mal habe ich mit Peter über kaputte Busse und ähnliche Zwischenfälle gesprochen – gab es auf der letzten Tour irgendwelche derartigen Vorkommnisse oder irgendwelche lustigen Zwischenfälle?

Neeeeeeeein. (lacht) … es passiert immer etwas, aber mir fällt nichts ein.
Doch, in Amerika hat ein Bus den Geist aufgegeben, was aber nicht so lustig war. Besonders, weil wir fünf Tage auf den neuen warten mussten.


Oh Scheiße!
Erwartet ihr euch etwas Besonderes für die nächste Tour, oder wird es eine von mittlerweile vielen sein?

Auf keinen Fall ist es eine von vielen. Wir freuen uns bereits sehr auf die No Mercy Festivals. Besonders gespannt sind wir, wie sich das neue Line Up live bewährt und wie die neuen Songs ankommen. Vorher kommt aber noch eine US-Tour mit CANNIBAL CORPSE im Februar. Ich bin auf jeden Fall schon total heiß drauf, die neuen Songs live zu spielen.


Was hältst du von den Festivaltouren, die sich in den vergangenen Jahren zu etwas Fixem entwickelt haben, sich aber auch fast nur mehr wiederholen – es sind immer entweder MARDUK, VADER, CANNIBAL CORPSE oder MORBID ANGEL mit von Partie. Das wird doch auf die Dauer langweilig.

Wir waren noch nicht oft dabei. Für uns sind das dann zwei Wochen, mehr nicht. Uns wird nicht langweilig, dazu hat das Billing den Vorteil, dass wir verschiedene Leute treffen können, die wir sonst nicht sehen würden. Außerdem kommen dadurch viele Leute. (Wie war das mit dem Abnutzungsfaktor, der durch die regelmäßige Wiederholung der beteiligten Bands entsteht?… Egal. – Anm. d. Verf.)
Wahrscheinlich wird es aber auch eine reine HYPOCRISY-Headlinertour irgendwann später dieses Jahr geben und ein paar Festivalgigs. Das wird sich aber noch entscheiden.


Hast du auf den letzten Touren ein Konzert gesehen, das dich besonders beeindruckt hat?

Vor zwei Monaten habe ich MOONSPELL gesehen und das war verdammt gut, aber sonst fällt mir nichts ein.


Wenn wir zum Schluss noch ein wenig in die Zukunft der Band schauen. Jetzt mal anschließend an meine Frage mit den Alben – findet ihr am Album-Tour-Kreislauf genug Spaß, es noch lange so zu betreiben, oder macht sich Routine im negativen Sinne breit?

(lacht) Nein, nein, es ist genau das, was wir machen wollen und wir hoffen, dass das noch lange geht. Uns macht es Spaß und es scheint, dass es den Leuten auch gefällt.


Irgendwelche Wünsche für die Zukunft der Band?

Noch möglichst viele Konzerte spielen, Leute treffen und Länder kennen lernen. Wir sehen uns also auf Tour, würde ich sagen…
Danke für das Gespräch und bis nächstes Mal in Wien.


Bleibt mir nur mehr euch das neue Album ans Herz zu legen und es euch bis zu kommenden Tour kräftig reinzuziehen.