Interview mit BELPHEGOR - Helmuth über Erfolg und gute Aussichten


BELPHEGOR konnten mit ihrem neuesten Werk "Lucifer Incestus" einiges an wohl verdientem Lob einheimsen - sei es von der Presse, sei es von Seiten der Fans. Höchste Zeit also, dass uns die Salzburger Knüppelmaschinerie mit Infos versorgt.
Shouter/Guitarrero Helmuth begab sich an die Tastatur, um via E-Mail Klarheit zu schaffen.

Zunächst einmal Gratulation zu eurem neuesten Werk „Lucifer Incestus“. Die Presse hat euch ja bis jetzt zu Recht in den Himmel gelobt. Wie zufrieden seid ihr mit dem Album (im Nachhinein gibt’s ja immer was zu meckern von Bandseiten)?


Ave Churchfukkers! Zurzeit läuft's hervorragend, das Album steht seit Dezember '03 in den europäischen Läden, und die Vorabreviews sind genialst und überschlagen sich, das Album ist Wollust, Blut und Feuer zugleich!
USA-Release-Date ist 1. März '04 und Lucifer Incestus-LP-Format kommt Anfang Februar, limitierte 1000 Cps. - via Napalm Records.
Dieses Mal konnten wir unser musikalisches Potenzial total ausspielen. Und das ist neben der Sünde auch der größte Triumph auf "Lucifer Incestus". Man spürt, dass unsere ganze Energie/Hass/Blut/Sperma in diesem Blastmusical steckt. Das ist auch immer unsere Einstellung, wenn wir an ein neues Werk herangehen, absolute Steigerung. Darum ist es auch wichtig, an den Instrumenten zu üben und immer besser zu werden.
Wir haben fast zwei Jahre an den Songs gearbeitet, arrangiert, verfeinert, um diese Intensität rauszuholen, auch haben wir noch nie so viel geprobt, was man ohnehin hört - wenn man ein Gehör sein Eigen nennt. Es ist nicht schwer, Blastbeats auf Tempo 260/280 30 Sekunden zu spielen, aber so wie bei uns, wo es ab und zu drei bis vier Minuten fast durchgeht, das ist wahre Kunst, weil da hört man, ob wer Saft in den Eiern hat und tight spielt. Natürlich gibt es Bands, die schneller spielen als wir, zum Beispiel Grindcore-Bands, aber wie ich bereits sagte, den Speed über mehrere Minuten zu halten, ist die Kunst. Da fallen mir zum Beispiel KRISIUN ein, die darin wahre Meister und unerreicht sind.

Unsere Trademarks sind natürlich auch die Gitarren, hör' dir die Strings an, diese virtuose Abwechslung. Belphegor haben dieses Mal viele kalte, klirrende Melodien am Start, trotzdem hört es sich nicht schön an, es klingt nach wie vor immer, als wenn dir wer Blei ins Maul gießt. Und das ist die Kunst an Melodien, sie so zu spielen/verpacken/arrangieren, dass es bolzt wie Sau, proud as fukk.





Im Vergleich zum Vorgänger ist diesmal wieder etwas mehr der Black-Einfluss zu spüren. Zufall oder Absicht, teilst du überhaupt meine Meinung?


Wo BELPHEGOR draufsteht, ist BELPHEGOR drinnen. Unsere Symbiose aus Death und Black Metal wurde im Laufe der Jahre immer verfeinert. Und wenn man ein Album von BELPHEGOR auflegt, weiß man, dass wir das sind, und das ist mir das Wichtigste. Weil sind wir uns ehrlich, es gibt kein damn Riff mehr, das nicht in irgendeinem Song bereits vor Dekaden verbraten wurde.
Frag' mal den Riffmeister Tony Iommi, der wird das bestätigen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass keine Metal-Band (viele unbewußt) an SABBATH-Riffs vorbeikommt. Der wilde Hund hat die besten Griffe derart ausgeschöpft, dass kein fukk daran vorbeikommt, Respekt!

Anyway, vor 5 bis 6 Jahren hieß es, man kann die beiden Musikrichtungen nicht mischen, ein paar Deppen gingen sogar so weit, dass sie von man "darf" nicht faselten. Diese ur-blöden imaginären Scheißer. Und zurzeit schreibt jede verdammte Truppe Death/Black Metal auf ihre Fahnen ...



Wie auch schon bei "Necrodaemon" lasst ihr euch klar als Death/Black-Metal definieren. Für mich trifft diese Bezeichnung (trotz Frage #2) euren musikalischen Status ziemlich exakt. Auffallend hierbei ist, dass man sogar so weit gehen kann und eure Songs entweder eher Death oder Black zuschreiben kann. Ist diese Trennlinie gewollt?


BELPHEGOR haben immer das gemacht, was sie am besten können. Hyperblast-Death Metal mit blackest influences. Schubladendenken geht mir seit Jahren am Arsch vorbei, wir entwickeln, verfeinern unseren eigenen Style seit über einer Dekade. Und ja, wir sprechen hier von hartem, intensiven Metal.



Textlich fallt ihr nicht aus dem konventionellen Rahmen des Genres. Themen wie Satanismus, Christophobie oder Chirurgie ohne akademischen Abschluss finden auch bei euch hinreichend Platz. Ich persönlich erkenne bei diversen Themen stets ein leichtes Augenzwinkern. Was überwiegt bei euch, Überzeugung oder Provokation?


Sehr, sehr mutig, ich bezweifle, dass du die "Lucifer Incestus"-Lyrics überhaupt kennst, aber scheiß' drauf, so läuft das eben heutzutage. Grenzen und Regeln sind dazu da, dass sie überschritten werden. Ich kann dazu nur sagen: Wenn unsere Musik gefällt - sehr super, danke, wenn nicht - fukk off! Das ist und war schon immer BELPHEGOR-Religion. Wir prostituieren uns nicht und kriechen niemandem in den Arsch, um ein paar CDs mehr zu verkaufen, wir sind keine scheiß Pfaffen! Kunst muss kontrovers sein, alles andere ist angepasster und schon zu oft dagewesener Shit, Death/Black muss aufregen und nicht beruhigen!


Wie wichtig sind für euch die Texte. Ist das bloß Zugabe zur Musik, oder stellt alles (Musik und Text) für euch eine unzertrennliche Einheit dar?


Natürlich "thront" die Musik über allem. Und das ist es ja auch, um was es geht und für das man bewertet werden will - nach all den Jahren. Weil sonst wären wir ja Autoren, aber die Texte müssen sich natürlich nahtlos in das jeweilige Konzept einfügen.
BELPHEGOR-Lyrics = Blood-Sex-Perversion-Violence-Blasphemy!

Für mich sind die Vocals sehr wichtig, ich mag es nicht, wenn die Sänger entweder nur hoch oder andauernd nur tief monoton singen. Das ist zwar der leichteste Weg im Studio, aber meiner Meinung nach nicht der beste. Ich mag die Abwechslung der Vokills, das steigert die kranke Atmosphäre und die Intensität der Riffs/Songs!

Das Cover verkörpert Stolz, Macht, Dominanz, Sünde, Hingebung, Passion, Unzucht, Blasphemie und triefende Geilheit. Es allumfasst die Lyrics und Musik BELPHEGORs, die Idee ist wie üblich von uns, ausgeführt wurde es von dem polnischen Künstler GraaL! "Lucifer Incestus" heißt übrigens so viel wie “Umtriebiger sexbesessener Totendämon“.
BELPHEGOR-Texte sind wie das Amen im Nazarener Schweinestall und gehören ins Booklet, wie Arsch - Teufel und Titten.




Seit dem neuen Album seid ihr beim heimischen Label Napalm Records, die meiner Meinung nach in ihrem Sektor einer der Speerspitzen Österreichs darstellt. Was hat sich für euch seitdem geändert?


Wir verhandelten mit vier Labels, die ernsthaft daran interessiert waren, in BELPHEGOR zu investieren. Napalm legten uns das beste Offer auf den Tisch, und wir unterzeichneten für drei Alben. Napalm sind Profis und eben die beste Wahl für BELPHEGOR. Auch haben wir nicht viel Konkurrenz am Napalm-Rooster, ich meine damit, sie haben am harten Sektor eben nur uns und ENTHRONED. Und nicht 20 andere Death- oder Black-Truppen am Start.
Bereits im Vorfeld sieht man, dass Max, Karl, Thomas und Co. sich den Arsch aufreißen, was sicher auch an den überwältigenden Reviews liegt, die "Lucifer Incestus" bereits eingefahren hat.



Torturer, der für „Lucifer Incestus“ die Drums eingespielt hat (und das mit Sicherheit auf höchstem Niveau), wäre eigentlich als langfristiges Bandmitglied geplant gewesen. Eure Wege haben sich getrennt und somit ist euer langjähriges Schlagzeuger-Problem wieder aktuell. Was waren die Gründe für Torturers Ausscheiden?


Ja, das Drumming von Torturer ist eine Leistung für sich. Hier kann man sehen, wenn man jahrelang im Probebunker übt, wie schnell und tight man mit der richtigen Technik an den Kesseln werden kann!
Und ja, ich hatte die Möglichkeit ihn zu behalten und halt maximal ein Mal im Monat eine Show zu spielen, oder wen Neuen zu suchen. Er hat einfach nicht mehr die Zeit. BELPHEGOR sind a Live-Band, wir spielten z.B. 2003 an die 40/50 Shows.
Dann noch lange Block-Proben fürs Studio, 4 Wochen Studio usw., das summiert sich. BELPHEGOR sind eine Live-Band, wir waren immer viel unterwegs, und dieses Jahr haben wir uns eben noch mehr vorgenommen, und das täte mit Torturer eskalieren, weil wir müssen auf die Bühnenaltäre.
Wir sand ka dahinsiechendes Studioprojekt.

Ist echt schade, aber wir sind es gewohnt, dass das Line-up wechselt, und das ist auch immer einer der Gründe gewesen, dass wir uns mit jedem frischen Blut, das in die Band kam, wieder steigern konnten. Obwohl alle Tracks eben aus Sigurds und meiner Feder stammen.
Erstmals war bei "Lucifer Incestus" ein dritter Maniac beteiligt, unser neuer Basseber Barth hat ein paar kranke Texte/Ideen beigesteuert.



Wie läuft es übrigens mit Barth, eurem langjährigen Freund, der ja seit dem neuen Album das Ruder am Bass übernommen hat?


Alles bestens. Barth ist seit März 2002 bereits im Stahlcamp und zupft nicht nur den Bass.
Ein treuer Kämpfer, der seit '97 ja bereits für's Merchandise und die eine oder andere Schweinerei gut war, ein richtiger Metal-Maniac.
Kein Fukker, der über Leichen-Gewalt singt und sich dann anscheißt, wenn ein Idiot neben ihm seinen Schwanz entleert, wie gewisse Evil-Kids, hähä.



Die Black Metal-Szene ist im Wandel. Viele zumals bekannte Bands lösen sich auf, machen gravierende Line-up-Wechsel oder verändern ihren Stil oder ihr Image. Was sagst du zu dieser Szeneentwicklung?


Im Wandel ist wohl durch die Blume ausgedrückt! Des is doch immer so, die Spreu trennt sich vom Weizen. Ein natürlicher Vorgang von überforderten und vor allem rückgradlosen Musikern, aber egal, um solche Leute, die nach den ersten Stolpersteinen kapitulieren, war es noch nie schade.
Um IMMORTAL definitiv, da sie ja einer der Vorreiter und Aushängeschild des Black Metals waren. Man braucht sowieso mindestens 5-6 Jahre, um als Band einen eigenen Stil zu finden, die meisten hören vorher auf.
Zum anderen, nur tote Fische schwimmen mit dem Strom! BELPHEGOR haben sich nie um Szenen/Trends gekümmert, wir ziehen unser eigenes Ding durch seit 12 Jahren, und das ist es. Was andere machen, ist uns ziemlich egal und geht uns auch nichts an.
Es ist essenzieller, man kümmert sich um die eigene Truppe, als zu viel Energie in andere Bahnen zu lenken und somit zu verschwenden.



Manche Leute sagen euch rechtsradikales Gedankengut nach. Wie viel ist an solchen Gerüchten dran?


Fukk off mit dem Shit! Das geht von ein paar kleinkarierten Wichtigmachern in Österreich aus, speziell in Musikerkreisen is a Rumoren zu vernehmen! Kein Wunder, der Konkurrenzkampf in Österreich ist wohl sehr hart. Mindestens 150 Metal Bands und nicht mal eine Hand voll hat einen Plattenvertrag.
Wo gehobelt wird, fallen eben auch Späne, und Neid und Missgunst sind eben schon seit jeher die Waffe von Kleingeistern und Würmern gewesen.
Nicht so viel Abfall reden, mehr üben wär' angebracht, dieser ganze Backstabbing-Shit geht uns am Arsch vorbei. Man sollte jetzt nicht vergessen, dass ich hier nur von ein paar debilen Jungs rede, wir haben natürlich sehr gute Bands und Hellmaniacs in Österreich wie PERISHED, ASMODEUS, DISASTROUS MURMUR, STYGMA IV, PUNGENT STENCH, EMPYRE, COLLAPSE 7, um ein paar zu nennen.

Anyway, BELPHEGOR sind hier, um den Necrobloodfukk-Dämonen musikalisch in den Arsch zu treten und nicht um politische Scheiße zu glorifizieren.
Ein aufrichtiges Danke schön an alle Incubus/Succubuse, die uns seit Jahren supporten, unsere Shows besuchen und dafür sorgen, dass die BELPHEGOR-Blastmaschinerie brachialer trümmert als je zuvor, arrggghhhhh - you rule!



Welche Musik hörst du privat? Szeneintern wird Toleranz zu anderen Stilen ja nicht gerade gepredigt. Gibt es die ultimative Musik?


Ich bin nicht nur Musiker, ich bin in erster Linie Metal-Fan. Das geht bei Klassik an über Rock-Heavy bis hin zu der extremsten Form, eben Feuer speiende Black/Death-Bands. Von dem Enggestirn, das ich in gewisser Weise vor 6-7 Jahren war, bin ich mittlerweile meilenweit entfernt, har har. Aber keine Entschuldigung an irgendwen von hieraus, im Gegenteil, wir hatten so viel Fun mit all dem ganzen Shit, ich könnte ein Buch schreiben, das dicker ist als die versiffte Bibel.

Speziell letztes Jahr war wieder ein äußerst interessantes Jahr für BELPHEGOR. Ein Höhepunkt der besonderen Art war, als wir zum größten Norge Festival, dem Inferno, geladen wurden und den Wikingern einen Blast-Scheitel zogen. Oslo war im Ausnahmezustand, über 4000 Maniacs, die ganze Stadt war voll von Pandabären, unbeschreiblich, wie da oben gefeiert wird, da könnte man sich hier in Österreich eine Scheibe abschneiden. Natürlich sind wir den steinigen Weg gegangen, also via Fähre, und ned mim Flieger. Wahnsinn, wie wir ankamen nach 8 Stunde Fähre, waren einige von uns bereits voll im Öl und hatten einen Sonnenbrand auf der Birne, da man natürlich an Deck dem Suff frönte! Einer der bleibensten, genialsten Momente für BELPHEGOR, dieser einwöchige Norway-Trip.

Okay, das war nicht die Frage ... hähä.



Eure Zukunftspläne musikalisch und persönlich?


Zurzeit ist Napalm Records an der DEICIDE-Tour im Mai '04 durch ganz Europa dran, mal sehen, ob das was wird. DEICIDE ist die einzige Band von unseren All-Time-Faves, mit denen wir noch nicht gemeinsam trümmerten, das wär doch was, gleich a ganze Europa-Tour mit dieser genialen Truppe. Aber höchstwahrscheinlich schlagen sie uns am 2. Tag die Fresse blutig und hauen uns aus dem Nightliner, har har.

Im Moment lassen wir die Promotion richtig gut anlaufen. Dann wird getourt und livehaftig verwüstet. Näheres dazu könnt ihr bald unserer Hompage entnehmen. Die erste Mini-Tour durch Italy ist bereits fixiert und einige Gigs in Österreich und Deutschland, checkt dazu die Tourdates-Section für einen möglichen Konvent in eurer Nähe.
2004 wollen wir unbedingt in die States, da wir bereits einige Offers von daher absagen mussten, aber dieses Jahr sollte es so weit sein. Und natürlich einige Sommer-Alkohol-Festivals sind geplant, um "Lucifer Incestus" auf den Bühnenaltären zu promoten, wir sehen uns on the road to Hölle!



Last words:


Haltet Ausschau nach "Lucifer Incestus". Demons, die auf ungezähmten-wilden-brutalen Todesstahl stehen, sollte sich dieses Werk in ihre Sammlung stellen. Das Verhängnis des Evangeliums entschied sich mit dem Tode - es hing am Kreuze ... Ave Maria!

www.belphegor.at

Autor: Hansi

6 bereits abgegebene Kommentare


Zurück

Beitrag vom 24.01.2004
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: