Interview mit ASMODEUS - jeder ist seines eigenen Glückes Schmied




Nach den Steirern MIDGARD vermochten die Grazer Black Metaller ASMODEUS mit ihrem neuen Album „Phalanx Inferna“ (Review hier) unsere Lesercharts zu knacken. Grund genug mit der Band ein Gespräch zu führen. Mit Frontman Desdemon als Gegenüber konnte ich einige aufschlussreiche Antworten ergattern.



Gebt mir bitte einen kurzen Abriss über eure Bandgeschichte.

Die Anfänge dieser Band gehen auf das Jahr 1994 zurück. Damals gründeten Tyr und Desdemon ein Projekt namens DIABOLUS. Als man ein einigermaßen stabiles Line-up gefunden hatte, benannte man sich in ASMODEUS um. Tyr (Gitarre), Desdemon (Bass, Gesang), Dargoth (Gitarre) und Harth (Schlagzeug) spielten das erste Demo Ende 1998 ein, "Supreme Surrender". Kurz nach den Aufnahmen verließen die beiden letztgenannten Musiker die Band und wurden durch Lestat (Gitarre) und Ashrak (Schlagzeug) ersetzt. Nach mehreren Konzertauftritten innerhalb Österreichs recordeten wir im Winter 1999 das zweite Demo "As The Wintermoon Bleeds". Im November 2000 brachten wir unsere dritte Demo CD "Embers of Aeon" als Eigenproduktion heraus. Diese Veröffentlichung ist ein Meilenstein in der Geschichte von ASMODEUS. Eine neue Ära begann, als Lestat die Band verließ und Naroth uns als permanentes Mitglied verstärkte.
Der 24.11.2003 sollte jeden in Ehrfurcht erzittern lassen, denn die Armee der Unterwelt ist angekommen. "Phalanx Inferna" - unser neues Album - has arrived!!



Eure Musik hat sehr klar hörbare Parallelen zu DARK FUNERAL und SETHERIAL – inwieweit gehen hier die Einflüsse und wovon seht ihr euch sonst beeinflusst?

Grundsätzlich möchte ich behaupten, dass sich jede Band mit irgendwelchen anderen Bands vergleichen lässt, wir leugnen auch nicht teilweise so zu klingen wie oben genannte Bands, jedoch ist es nicht unser Ziel, irgendjemandem nachzueifern; brutalen, schnellen und dennoch atmosphärischen Black Metal – die Musik und Lebenseinstellung aus den tiefsten Gründen unserer Seelen – zu leben und zu spielen ist das Ziel und diese Intention vertont, ergibt das neue Album und charakterisiert auch alle anderen Veröffentlichungen davor.
Ich denke jeder, der unser neues Werk einmal genauer anhört, wird feststellen, dass Tracks wie „Evoking the Beasts in Twilight“ , „The Ascend of My Demise“, „Odland“ oder „Accending the Throne of Devastation“ nicht einmal ansatzweise aus der Feder zum Beispiel oben genannter oder auch anderer Bands stammen könnten, da wir nicht nur andere Harmonien sondern auch andere Strukturen, Rhythmen und so weiter verwenden. Was wir hier maximal mit anderen Bands gemeinsam haben ist, dass wir auch Instrumente wie Gitarren, Gesang und Schlagzeug benutzen, um Musik zu machen….
Ich weiß, dass die Meinungen hier divergieren werden, aber wir können und wollen auch nicht jedermanns Geschmack treffen.



Was waren die bisherigen Höhepunkte der Bandgeschichte?

Wir sind stolz darauf, unser Ding bisher auf unsere Art und Weise durchgezogen zu haben, und dass wir unser Schaffen bisher ohne kommerzielle und finanzielle Hilfe verwirklichen konnten. Aktuell spornt es uns natürlich zusätzlich an, dass wir mit Twilight einen Partner gefunden haben, der unsere Kunst zu schätzen weiß und uns nicht nur gehörig in Vertrieb und Promotion unterstützt, sondern auch unsere Einstellung teilt.


Wo haben euch eure Konzerte bisher hingeführt und wo konntet ihr den größten Erfolg verbuchen?

Als kommerziellen Höhepunkt bis dato kann sicherlich jenes Konzert im Vorprogramm von SARTYRICON, BEHEMOTH und HECATE ENTHRONED Anfang 2000 angesehen werden. Es waren auch manche Konzerte in Österreich, Slowenien, Belgien und so weiter dabei, die im tiefsten Underground stattgefunden haben und wirklich absolut unvergesslich bleiben werden.
In Wirklichkeit zählt es nicht vor tausenden von Leuten zu spielen, was zweifelsohne ein gutes Gefühl ist und durchaus wünschens- und erstrebenswert; vielmehr zählt die Stimmung und das Erleben bei einem Auftritt.



Wie hat sich die Veröffentlichung eurer neuen CD „Phalanx Inferna“ ergeben? Sind die Leute von Twilight Vertrieb auf euch zugekommen oder war es umgekehrt? Wird die CD lediglich über Twilight vertrieben oder kann von einem Plattenvertrag gesprochen werden?

Ergeben hat sich der Deal insofern, dass die deutsche Band ENDSTILLE Twilight einen Tipp gegeben hat und ein paar Tage später haben sich Twilight bei uns gemeldet. Wir haben mit Twilight einen Exklusiv-Vertriebs- und Promotiondeal, das heißt jeder Output der Band, welcher Interessierten zugänglich gemacht werden soll, wird über Twilight diese Welt entern.
Nach langer Suche hat sich mit Twilight die optimale Möglichkeit dafür ergeben.



Ihr habt die neue CD selbst aufgenommen – wie kam es dazu? Was gibt es sonst wissenswertes zur CD?

Die CD wurde im R-Hall Studio aufgenommen und produziert mit Unterstützung von Helios, einem perfekten Produzenten und Tontechniker, der auf unsere Wünsche und Vorstellungen eingegangen ist und beim Recorden, Mischen und Mastern tatkräftigst mitgewirkt hat ohne den Freiraum der Soundgestaltung zu beschneiden.


Wie sieht es mit geplanten Live-Aktivitäten zur neuen CD aus?

Wir sind gerade in Planung für eine CD-Release Party, die höchstwahrscheinlich im Explosiv in Graz im Februar / März stattfinden wird. Vorher ist einfach keine Zeit dazu, da wir derzeit an der Produktion einer Gatefold – LP arbeiten, die im Jänner über Supreme Chaos Records / Twilight erscheinen wird und auch ein neues Shirt designen, das wir bis dorthin produziert haben möchten. Das nächste Live Konzert findet am 10. Jänner in Deutschland / Rosenheim statt - eine Auslandspremiere des neuen Albums sozusagen.


Wie seht ihr die österreichische Black Metal Szene beziehungsweise pflegt ihr Kontakt zu anderen Bands?

Natürlich pflegen wir engen Kontakt zu vielen einheimischen Bands aus jedem Genre und ich meine sogar, dass noch viel zu wenig gemeinsam unternommen wird. Jeder jammert über zu wenig Konzerte und Aktivitäten aber keiner macht wirklich was Ernsthaftes dagegen.
Da wir auch selber Konzerte veranstalten, wissen wir, dass es nicht einfach und immer leicht finanzierbar ist, aber wenn sich mehrere Bands zusammentun und ordentlich organisiert und Werbung gemacht wird, ist viel und wäre noch viel mehr möglich.



Gibt es etwas, das ihr tut, um nicht eine von vielen Black Metal Bands zu sein, oder kommt alles aus dem Bauch heraus?

Nachdem wir diese Musik leben, geschieht das meiste intuitiv und ich kenne auch keine Band, die die gleichen lyrischen Inhalte und Philosophie verkörpert. Zeichnet uns das aus? (Ich denke, dass die Burschen ihr Ding durchziehen und klargemacht haben, wo sie stehen – Anm. d. Verf.)


Ihr seid ja nicht erst seit gestern dabei und habt daher durchaus die Entwicklung des Black Metals in den letzten Jahren verfolgen können. Bands haben immer wieder versucht aus gewissen Klischees und Regeln auszubrechen – wie seht ihr die Sache? Kann Black Metal ohne einem gewissen Image, Outfit und Auftreten funktionieren – Fassade oder nicht?

Ich stehe jeder Innovation offen gegenüber, solange es nicht gekünstelt wirkt. Es muss jeder selber wissen, was er ist, wofür er stehen will und wie sich dies vereinbaren lässt.
Seit die Menschheit Musik macht, hat es immer wieder Trends und Stile gegeben, die mehr oder weniger angenommen wurden, manche haben sich kurz, viele bis heute gehalten, manche werden sich auch noch länger halten.
Speziell im Black Metal, wie in keiner anderen Musikrichtung, wird versucht, sich mit Klischees weiterzuentwickeln oder „in“ zu sein, ein gutes Zeichen meine ich, eine Bestätigung dafür, dass die Musik lebt. Man sollte sich nur dessen bewusst sein, ob man auch dazu einstehen kann - mit allen Konsequenzen.
Gewisse Elemente wie Corpsepaint und ein entsprechendes Outfit halte ich für absolut verpflichtend, da dies der Musik - vor allem live - höchst dienlich ist und die Wirkung und Stimmung verdeutlicht. Ich betrachte es als Teil der Kunst, genauso wie Melodie und Text.



Was haltet ihr davon, dass sich so manche Black Metal Band mittlerweile in Verkaufscharts wieder findet?

Jeder ist seines Glückes Schmied und wer die Erfüllung im kommerziellen Erfolg sucht und findet, sollte zufrieden sein, seine Ziele erreicht zu haben.


In Österreich gibt es eine gigantische NS-Paranoia, wie seht ihr unter diesem Aspekt die Tatsache, dass Black Metal immer wieder mit Faschismus in Verbindung gebracht wird?

Was vielerseits nicht unterschieden wird, jedoch sehr wichtig ist, um nicht verallgemeinert zu werden, ist die Tatsache, dass es einschlägige Bands gibt, die Kriegsverherrlichung betreiben. Diese befassen sich mit der Thematik „Krieg“ allgemein und werden leider in dieselbe Ecke wie andere Bands, die wirklich nationalsozialistisches Gedankengut verbreiten möchten, gedrängt.
Ich finde generell, dass Politik mit Musik nichts zu tun haben sollte.



Wie wichtig sind Texte für ASMODEUS? Seht ihr in euren Texten die Möglichkeit eine Botschaft zu transportieren – wenn ja, glaubt ihr, dass sie ankommt?

Natürlich sind Texte ebenso wie die Musik eine Ausdrucksform unserer Kunst und sehr wichtig für das Gesamtwerk.
Im Allgemeinen aber, schenkt man den Lyrics leider oft viel zu wenig Beachtung.



Zahllose Metal Bands haben sich dem Schaffen J.R.R. Tolkiens verschrieben – habt ihr euch je damit beschäftigt und was haltet ihr vom momentanen "Herr der Ringe"-Wahnsinn?

Die Thematik Tolkien ist ein durchaus interessantes Gebiet, wo man sich doch den einen oder anderen Text stibitzen könnte. Jedoch ist das dann nur eine Nacherzählung und nicht die Expression der eigenen Gedanken. Der momentane Hype ist zu verstehen. Peter Jackson hat ein wirklich imposantes Werk sehr gut in Szene gesetzt. Da ist es nur verständlich, dass ein neuer „Kult“ entsteht beziehungsweise entstanden ist.


Euer Kommentar zu:
VENOM


Der Name unseres Genres kam vom gleichnamigen Album. Sonst habe ich mit Venom recht wenig am Hut.


IMPALED NAZARENE VS DIMMU BORGIR

IMPALED NAZARENE hatten die Chance gleich groß wie DIMMU BORGIR rauszukommen. Doch hatten sie vor ein paar Jahren den Zug verpasst indem sie weniger Mainstream spielten (siehe z.B. Latex Cult)


Versteckte Botschaften mittels Backward Masking

Nette Idee, als Sie erfunden wurde. Ist aber mittlerweile abgedroschen.


Wie sieht es mit Nebenprojekten aus?

Keiner von uns spielt in anderen Projekten, zumindest nicht als fixes Member, da einfach die Zeit dafür fehlt.


Zu guter letzt: wie sieht es mit Plänen für die Zukunft aus?

Für die nächste Zeit sieht es so aus, dass wir so viele Konzerte wie möglich spielen wollen. Weiters werden wir bald damit beginnen neue Songs zu schreiben um in spätestens zwei Jahren ein neues Album am Start zu haben.


Eure Message an unsere Leser…

Danke, Gore, für das Interview.
Zieht Euch „Phalanx Inferna“ rein, wenn Ihr nicht zu schwach dafür seid.



www.asmodeus.at

Autor: Gore

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Beitrag vom 25.12.2003
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