Interview mit GAMMA RAY - die NWOBHM war immer schon ein Einfluss


Wenn man von "Powermetal made in Germany" spricht, spricht man automatisch von GAMMA RAY. Beim letzten Wien-Besuch der Band durfte ich (stellvertretend für Jürgen, der die Fragen ausgearbeitet hat, aber leider verhindert war!!!) mit ein paar anderen Kollegen der Presse an einem runden Tisch einige Fragen stellen! Was Mastermind Kai Hansen und Basser Dirk Schlächter so sprechen, ist in den folgenden Zeilen festgehalten. (Die Antworten zu den Fragen der Kollegen könnt ihr im Nocturnall Hall, Purator,.. nachlesen!)


Lugi: Euer neuestes Werk ist ja "No World Order" betitelt und textlich habt ihr euch darin mit Weltverschwörungen und Geheimbünden beschäftigt. Seid ihr sehr erschrocken, als diese Dinge beinahe zeitgleich mit der Veröffentlichung durch die Anschläge in New York plötzlich in ein völlig neues Licht gerückt sind?

Kai: Ist ja gar nicht mal völlig anders. Es hat uns natürlich schon umgehauen, so einen Tag nach der Veröffentlichung. Wir haben gleich angefangen, wild zu spekulieren. Es ist schon hart, es war aber abzusehen, dass früher oder später mal etwas passiert.

Lugi: Hattet ihr vor, demnächst in Amerika zu touren und werdet ihr dies trotz der Vorfälle durchziehen, oder seht ihr lieber davon ab?

Kai: Eigentlich war nichts geplant. Es ist auch schwer, dort einen Promoter zu finden. Alle sagen: "Kommt nur!", aber zahlen wollen sie nichts, doch so eine Tour kostet eben ein paar Mark, auch wenn wir nicht auf Gewinn abzielen.

Lugi: Hättet ihr gedacht, dass diese Art des Metal jemals wieder so populär werden könnte, wie sie es derzeit ist?

Dirk: Na ja, "on top" kann man nicht wirklich sagen, in den Radiostationen usw. ist da natürlich nichts zu hören von Powermetal, also wäre ich eher etwas vorsichtig, von einem Höhenflug zu sprechen.
Kai: Mit den 80ern kann man es keinesfalls vergleichen, aber es geht uns mal besser als beispielsweise ´92, da war ´s ja Schimpf und Schande. Auch die deutschen Magazine haben uns als deutsche Band ein wenig hängen gelassen.


Lugi: Gibt es überhaupt noch etwas auszureizen in dieser Stilrichtung, oder läuft man Gefahr, sich früher oder später selbst zu kopieren, sofern man von seiner Linie nicht abweicht?

Kai: Na klar! Das tun wir ja, wieso? (Gelächter!)
Dirk: Na es gibt immer einen Song, der jemanden z.B. an einen anderen Song erinnert.
Kai: Das passiert aber allen Bands. Zumindest denen, die schon etwas länger dabei sind. Die Gratwanderung zwischen dem, was die Fans hören wollen und Innovation ist sehr schwer. Wir machen halt das, was wir gerade fühlen, wie wir drauf sind, darum klingt jede Scheibe etwas anders. Gerade so, wie uns der Schnabel gewachsen ist.
Dirk: ...und wenn ein paar gute Songs zusammen gekommen sind, dann gibt ´s halt eine neue Scheibe.
Kai: Und mit den ersten 4-5 Songs kristallisiert sich dann eine Richtung heraus, die wir weiter verfolgen.


Lugi: Wäre in Zukunft mal eine Tour der großen 3 Deutschlands, GAMMA RAY, HELLOWEEN und BLIND GUARDIAN denkbar? Die Thrash-Ikonen haben sich ja mittlerweile auch zu einer solchen Tour entschlossen.

Kai: Absolut! Klar! Ich habe das schon diversen Leuten unter die Nase gerieben und die finden das auch recht toll, nur haben bis jetzt die Zeitpläne der Bands nie wirklich zusammen gepasst. Außerdem entwickeln die Plattenfirmen diesbezüglich immer ein gewisses Konkurrenzdenken. Ich finde es cool, wenn diese Bands mal vorzeigen, dass es überhaupt möglich ist und sich als Headliner auch immer abwechseln!

Lugi: Wie denkt ihr eigentlich darüber, daß sich die Metal-Szene irgendwie immer mehr in einzelne Gruppierungen zu spalten scheint. Gerade viele Fans nehmen ihr jeweiliges Genre teilweise so ernst, daß es immer wieder zu Anfeindungen kommt. Manch hartgesottener CRADLE OF FILTH Fan würde es wahrscheinlich nie zugeben, wenn ihm eine Nummer von GAMMA RAY gefällt. Gibt es solche beinharten Abgrenzungen auch zwischen einzelnen Bands?

Kai: Ja ja, so was gibt es sicherlich. Auf unserer Internetseite (www.gamma-ray.com) wird dann öfters über die lustigsten Sachen diskutiert! Da liegen sich die Fans schon in den Haaren. Meistens ist es natürlich witzig, aber hin und wieder sind die auch recht verbissen.

Lugi: Der Song "Solid" klingt bis auf den Refrain ziemlich exakt wie "Rapid Fire" von JUDAS PRIEST. Bei "The Heart Of The Unicorn" gibt es wiederum starke Parallelen zu "Painkiller", Kai singt sogar in ähnlichen Tonlagen wie Rob Halford auf "Painkiller"! Wolltet ihr damit eure Helden würdigen oder war es einfach ein Zufall?

Kai: PRIEST ist einfach ein Einfluss von uns, damit sind wir groß geworden, eigentlich mit der ganzen NWOBHM, darum wirst du auch immer wieder Zitate aus dieser Zeit finden. Der Song ist einfach so entstanden! Ich habe mir da echt keine Gedanken darüber gemacht. Aber irgendwann bin ich selber auf die Ähnlichkeit draufgekommen und habe versucht, noch ein wenig abzuändern. Es hat aber dadurch seinen Charme verloren, weswegen ich es einfach gelassen habe.
Dirk: In jeder Sparte der Musik wirst Du immer wieder Harmonien finden, die schon mal da waren, das sieht man z.B. im Blues und im Rock ´n´ Roll ganz gut. Im Metal gibt ´s das natürlich auch.


Lugi: Da hast Du Recht. Danke für das Gespräch!

Kai + Dirk: Gerne!


www.gamma-ray.com

Autor: Lugi

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Beitrag vom 18.12.2001
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