Interview mit MACHINE HEAD - Zwei sehr nette Maschinenköpfe über Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit


MACHINE HEAD ist bei Gott kein unbeschriebenes Blatt, so gab es auch nach der Veröffentlichung des neuen Albums "Through The Ashes Of Empires" einigen Tumult und Diskussionsstoff. Im Zuge des herrlichen Konzerts vom 18.12.2003 im Planet Music ließ ich mir die Gelegenheit nicht nehmen, mittels Interview bei rundem Tisch mit Schlagzeuger Dave und Neuzugang Phil für etwas Aufklärung zu sorgen.

Ihr seid ja jetzt schon seit Oktober auf Tour. Wie ist es bis jetzt gelaufen?

Dave: So weit so gut. Die Tour war bis jetzt ein ziemlicher Killer, die meisten Shows waren ausverkauft.


Es ist ja heute euer vorletzter Gig nach dieser langen Europa-Tournee. Ist man da schon etwas müde oder gibt einem gerade das noch zusätzliche Motivation?

Phil: Ich denke, jeder von uns ist im Laufe dieser letzten Woche etwas müde geworden, aber trotzdem ist es für uns immer gleich. Die Leute auf dieser Tour waren wirklich klasse, und sobald wir auf die Bühne kommen und die ersten Töne unseres Intros hören, ergibt sich alles von selbst.


Carina/Volume: Hat es irgendwelche Highlights oder Unfälle gegeben?

Dave: (lachend) ja, Phil hat’s ein paar Mal erwischt.
Phil: Ja, mich hat’s ein paar Mal auf den Arsch gesetzt, als ich über den Monitor stolperte. Ein paar peinliche Momente, aber das passt schon, wenn die Leute jeden Abend ausrasten und so.




Okay, zum neuen Album: vier Worte: back to the roots. Was brachte euch zurück ins Jahr ’94. War es vielleicht auch die Tatsache, dass „Supercharger“ einige Erwartungen nicht erfüllen konnte, oder wolltet ihr einfach nur wieder Arsch treten?

Dave: Es waren ein paar Dinge, die zusammenkamen. Weißt du, das Problem mit „Supercharger“ und Roadrunner in den US war, dass dieses Album sich um diesen einen Song „Crashing Around You“ drehte. Den hat man im Radio und im Fernsehen gespielt, und dann kam 911, und dann war’s aus. Der Song konnte nicht mehr gespielt werden und so weiter. Für uns war die Entscheidung: Wollen wir wieder so etwas machen, ein Album um einen Song herum zu konzipieren? Bei uns in den US ist es auch sehr hart mit den Musiksendern. Es ist ein regelrechter Kampf, dort gespielt zu werden. Und die Sender warten nicht auf die nächste MACHINE HEAD-Single, um dort gespielt zu werden. Wir sind nicht GODSMACK in den US, weißt du. Wir haben uns gedacht: Scheiß auf das alles, wir sollten zurückgehen und Songs schreiben, wie wir es früher gemacht haben, also Metal an Stelle eins. Einfach Zeug, das das Blut zum Kochen bringt, Zeug, das Spaß macht.
Außerdem, wir waren sogar eine Zeit ohne Label, ein Bandmember war weg, wir waren plötzlich wieder am Anfang, außer dass wir wussten, dass da unsere Fans sind. Dann fingen wir zu Schreiben an und alles entwickelte sich von selbst.


Ja, das merkt man. Wieder härter, ihr habt jetzt auch wieder Colin Richardson als Co-Produzenten, Rob lässt sich die Haare wachsen: Können wir wieder ein Tour mit SLAYER erwarten? ;-)

Dave: (lachend) ja, das ist der Grund, warum die neue Scheibe so gut ist, Rob lässt sich wieder die Haare wachsen.


Eure Lyrics betreffend habt ihr ja sowohl Elemente der Politik/Sozialkritik als auch solche, die persönliche Themen zum Beispiel von Rob streifen (Anm. d. Red.: Rob wurde als Kind zur Adoption freigegeben). Ihr schreibt ja auch über Krieg und die negativen Auswirkungen auf dessen Beteiligte. Was denkt ihr euch zu „War Against Terror“, liegt hier auch ein Machtmissbrauch vor, oder gibt es hier auch positive Sichtweisen?

Phil: Das ist jetzt meine persönliche Sicht. Primär bin ich Musiker und mache das, weil mir diese gefällt. Ich möchte mich zu diesem Thema eigentlich nicht äußern.


Ihr habt ja meiner Meinung nach schon Teile des Nu Metal bei euch integriert gehabt, bevor es überhaupt so etwas gab. Viele Bands waren vor kurzer Zeit recht erfolgreich mit dieser Musikrichtung. Wie steht ihr dazu? Ist das bloß ein Trend oder mehr?

Dave: Weißt du, so Bands wie LINKIN PARK, natürlich nichts Schlechtes über sie oder so, aber für mich ist das einfach kein Metal, das ist so 'ne Art Metal für Leute, die ständig MTV glotzen und es nicht besser wissen. So auf die Tour: „Yeah, ich mag LINKIN PARK, ich mag Metal“, das ist dasselbe, wenn jemand mit einem BLINK 182-Patch herkommt und meint, er liebt Punk Rock. Weißt du, BLINK sind ne tolle Band, aber … whatever.


Ich werde mal die Gelegenheit nutzen und dich von Drummer zu Drummer was fragen: Du hast ja einen ganz speziellen Drum-Stil: Die Toms sind bei dir ganz weit unten. Wie kam es dazu? Fühlst du dich beim Spielen einfach wohler so, oder möchtest du einfach stärker in der Band repräsentiert sein?

Dave: (lachend) hey man, kuck mich doch an, wieso sollte ich dieses Gesicht hinter den ganzen Trommeln verstecken? Da hab ich mir gedacht, runter mit dem Zeug.

(lachend) ja klar, dann verstehe ich das.

Dave: Nein, im Ernst, ich mag visuelle Drummer, die eine Show machen, nicht dass ich jemand wie Tommy Lee vom visuellen Standpunkt mein, aber ich möchte Drummer sehen, die echt hart spielen, die abheben. So hab' ich dann alles sukzessive runtergesetzt, dann hab ich auch meine Bassdrums weiter auseinander gegeben und so weiter.

Ja, man hat immer die Gitarristen, Sänger und Bassisten im Vordergrund, aber wenn man das Drumkit etwas höher hinstellt und eine Show macht, ist die Band eine Einheit.

Dave: Ja, du sagst es. Ich mach' das ja auch für alle Drummer (grinst).


Carina/Volume: Gibt’s für euch noch irgendwelche Ziele, die ihr noch erreichen möchtet?

Phil: Ja, Grammy wäre toll. SPINESHANK ist für den Grammy nominiert worden. Du weißt ja nie. Aber wir wollen natürlich immer mehr Alben verkaufen, aber in den Staaten schau'n wir uns nach einem Label um. Das ist ein neuer Beginn für die Band, es gibt ein neues Mitglied, einen neuen Stil, naja nicht neuer Stil, aber wie erwähnt back to the roots-like, was großartig ist. Wir mögen alle Touren, wir lieben die Musik.


Kann man sagen, dass die zwei vorigen Alben (Anm. d. Red. „Supercharger“ und „The Burning Red“) eine eigene Sache war, auch in Hinsicht zum Label, jetzt ist alles wieder beim Alten, und das andere war, nennen wir es ein Experiment oder einen Prozess, den die Band durchlaufen hat?

Dave: Ja, für meinen Teil denke ich, dass bei diesen zwei Alben, im Speziellen „The Burning Red“, uns doch sehr bewusst war, dass wir eine andere Art von Label haben und eine andere Art von Musik - dass einfach alles anders ist. Ja und jetzt, weißt du, wir haben das alles gemacht. Ein paar Sachen waren schon so, dass versucht wurde, die Band größer zu machen, Roadrunner meinten, sie können versuchen, uns jetzt im Radio spielen zu lassen, gebt uns halt entsprechende Songs. Ja, für uns hat das eben nicht geklappt, ich persönlich bin viel glücklicher, Musik wie die jetzige zu machen, wenn derselbe Vibe wie bei „The More Things Change“, als ich dazustieß, vorhanden ist. Jetzt müssen wir uns nicht mit diesem ganzen Musik-Business-Politik-Bullshit herumschlagen, jetzt gibt man uns halt Kohle, wir schreiben die Songs, machen das Cover und geben das am Ende ab. Man vertraut uns genug. Das ist Freiheit.


Mich würden eure musikalischen Einflüsse außer die des Metals interessieren. Was mochtet ihr, als ihr aufgewachsen seid, was mögt ihr heute?

Phil: Bands im Non-Metal, mit denen ich aufgewachsen bin … (überlegt)

Nun, du kannst auch die Metalbands nennen.

Phil: Ich glaub, das wäre so Hard Rock wie AC/DC, THIN LIZZY, aber ich höre auch viel Elton John. Bei Musik geht’s immer um Stimmungen. Wenn ich zur Probe gehe, hör' ich Sachen wie SLAYER, PANTERA und Co., wenn ich nach Hause komme, mag ich eher die Easy Listening-Sachen, viel Instrumentelles.


Ist es für euch ein Tabu, euch Bands von der direkten Konkurrenz anzuhören, oder ist das okay?

Dave: Naja, eigentlich sind wir sogar von vielen solchen Bands beeinflusst. Solche wie CHIMAIRA und LAMB OF GOD, die einfach Killer sind und etwas total Spezielles machen. Solche Bands, wie es früher für mich als Kid bei IRON MAIDEN, allgemein dem NWOBHM-Zeug war. Ja, wir sind also definitiv beeinflusst, wenn du genau hinhörst, wirst du auf einige Ähnlichkeiten stoßen.


Na gut, dann danke ich für das sehr aufgeschlossene Interview und hoffe, dass ihr heute ordentlich abrockt!

Phil: Worauf du wetten kannst! Danke auch.

Dave: Mach's gut.

www.machinehead1.com

Autor: Hansi

1 bereits abgegebene Kommentare


Zurück

Beitrag vom 24.12.2003
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: