Interview mit FIRESTORM - Garantiert trendfrei


Nachdem FIRESTORM Anfang Juli endlich das langerwartete neue Album namens "Back from hell" auf die Menschheit losließen, und dieses gleich auf Anhieb zu gefallen wusste, empfand ich es an der Zeit, mich wieder mit dem musikalischen Kopf der Band, David Stawa (v/g),zwecks Interview in Verbindung zu setzen.

Unser letztes Interview führten wir vor etwas mehr als zwei Jahren. Seitdem hat sich bei Euch einiges getan: Wie beurteilt Ihr die letzten zwei Jahre Eurer Bandgeschichte, und wo seht Ihr Euch in zwei Jahren?


In den letzten 2 Jahren haben wir uns hauptsächlich auf den Livesektor konzentriert. Es gab viele Konzerte, die gespielt werden mussten und wir wollten dadurch generell unsere Live-Erfahrung und unser Auftreten verbessern. Unter anderem haben wir uns in dieser Zeit auch dazu entschlossen, ein Keyboard in den Bandsound zu integrieren, was gar nicht mal so leicht war, wie wir uns das anfangs vorgestellt hatten. Außerdem konnten wir (das längst überfällige) neue Album fertig stellen, was neben den ganzen Livegigs und Neu-/Umbesetzungen ebenfalls eine große Hürde war. Wo wir uns in zwei Jahren sehen ...hm...ich wünsche mir, dass wir wieder ein paar Schritte weiter sind als heute. Am meisten Spaß macht es, wenn man merkt, dass es immer ein wenig bergauf geht – das ist wohl bei allem so und trifft natürlich auch auf die Bandaktivitäten zu.


Wie Du bereits erwähnt hast, wurde FIRESTORM vor einiger Zeit um eine Keyboarderin namens Elisabeth Fangmeyer ergänzt, die wenig später aber wieder durch Reinhard Oppenauer ersetzt wurde. Wie kam es zu diesem relativ prompten Wechsel, und wie kamt ihr überhaupt auf die Idee, auch Keyboardparts in Euren Sound zu integrieren?


Nun, die Idee mit dem Keyboard schwirrte uns schon seit langem im Kopf herum. Wir kannten Elisabeth schon seit unserem ersten Auftritt 1999 und waren mit ihr in freundschaftlichem Kontakt. Irgendwann Ende 2001 trafen wir uns bei einem Konzert und wir fragten sie ohne große Erwartungen, ob sie nicht bei uns das Keyboard übernehmen wollte. Sie hat gleich ja gesagt und so hatten wir auch diese Stelle besetzt. Es war eine sehr schöne Zeit mit Ihr und wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Doch nach ungefähr einem Jahr mit sehr vielen Proben (wir proben in NÖ und Elisabeth wohnt in Wien) und Live-Gigs, war sie doch scheinbar ein bisschen ausgebrannt. Ein kleiner Zwist mit einem anderen Bandmitglied war dann nur noch der Tropfen auf dem heißen Stein. Sie verließ dann von einem Tag auf den anderen – und das ganze recht unerwartet – die Band. Das war für uns natürlich harter Tobak, da noch einige Gigs (u. a. noch in der gleichen Woche) angesagt waren und wir noch schnell die Songs umarrangieren mussten. Wir nehmen es ihr aber überhaupt nicht übel, da sie in dieser Zeit auch gesundheitlich stark angeschlagen war und vor einem Haufen Problemen stand. Nach wie vor sind wir in ständigem Kontakt mit Ihr und treffen uns sehr oft. Somit war es an der Zeit, sich nach einem Nachfolger umzusehen. Und ca. 3 Monate später war der neue Mann gefunden. Reinhard ist ein langjähriger Freund, der uns immer als Roadie zur Seite stand und eigentlich Gitarrist war. Als wir ihn fragten, ob er nicht den freien Posten in der Band übernehmen wollte, war er sofort Feuer und Flamme. Er gliederte sich sofort und ohne Probleme in die Band ein und ist heute nicht mehr aus FIRESTORM wegzudenken!


Vor etwa zwei Monaten erschien Euer zweites Album „Back from hell“. Warum hat es eigentlich rund 3 Jahre gedauert, bis man wieder mit Material von Euch beglückt wurde?


Nach dem Erscheinen des ersten Albums ‚VR1’ haben wir uns sofort ans Songwriting für den Nachfolger gemacht. Wir wollten aber nicht denselben Fehler wie auf der Vorgänger-CD machen und die Songs bei der Aufnahme ausarbeiten, sondern den Songs durch ‚Bühnenerprobung’ sozusagen mehr Leben einhauchen. Hinzu kam, dass wir recht viele Konzerte spielten und wir uns auf Live-Gigs immer sehr gut vorbereiten. Da konzentrieren wir uns dann auf die Setlist und das Songwriting gerät etwas in den Hintergrund. Und drittens war die Integration des Keyboards eine recht langwierige Sache. Wir brauchten ca. 6 Monate, bis wir mit Elisabeth die Songs ‚keyboardisiert’ hatten. Als sie dann ausstieg und Reinhard zu uns stieß, ging die Sache von vorne los ... in Summe hat alles 3 Jahre ergeben. Aber die nächste CD wird nicht erst 2006 erscheinen – versprochen!


Beim Vorgängeralbum „VR 1“ wurde in den Fachzeitschriften stets weniger die Klasse der Songs in Frage gestellt, sondern vielmehr die Soundqualität kritisiert. Diese Kritik ist allerdings für „Back from hell“ nicht mehr gültig. Da Ihr das Album aber wieder selbst produziert habt, stellt sich die Frage, ob Ihr bewusst in neues Equipment investiert habt, um dieses Manko zu beheben, oder ob es sich auch hierbei um einen Lernprozess handelt¸ d.h. ihr verfügtet zu „VR 1“-Zeiten noch nicht über ausreichendes „Know How“, was den Aufnahmeprozess angeht. Empfindet Ihr es als direkt betroffene Gruppe gerechtfertigt, dass Demo-CDs ob der mangelhaften Qualität der Produktion bei Besprechungen in Magazinen/Fanzines regelmäßig durchfallen, obwohl die Musik eigentlich gut wäre? Eine professionelle Produktion ist ja bekanntlich auch eine Frage des vorhandenen Budgets!Frage


‚VR1’ haben wir komplett zu Hause produziert. Ich habe mir damals einen 8-Spur-Minidisc Recorder gekauft und am Tag darauf schon ‚Beyond Stormwind’ aufgenommen. Und da lag schon der erste Fehler! Ich hab mich total selbst überschätzt und nach dem Lesen von Unmengen an Recording-Literatur geglaubt, dass ich das drauf hab. Jetzt kann ich nur darüber lachen, denn es kommt sehr viel auf Erfahrung an. Wir haben damals auch das Schlagzeug selbst aufgenommen und den Mix via Stereoanlage gehandhabt. Dafür hört sich die ‚VR1’ wieder gar nicht so schlecht an, aber im vergleich zu zeitgemäßen Produktionen ist der Sound total inakzeptabel. Wir haben sehr aus diesem Fehler gelernt und sind die Sache bei ‚Back from hell’ gleich von vornherein anders angegangen. Die Drums haben wir im Studio, den Rest hab ich auf dem selben 8-Spur-Gerät aufgenommen, was bei so vielen Instrumenten und Stimmen gar nicht mal so einfach war. Wir haben die Gitarren auch nicht mehr direkt aufgenommen, sondern via Mikro und die Spuren gedoppelt. Den Mix haben wir dann wieder im Studio erledigt. Equipmenttechnisch hat sich für den Aufnahmeprozess nicht wirklich was geändert – es war rein die Herangehensweise, die wir ändern mussten. Mit Demos hat man es heutzutage sehr schwer. Das Ohr des Hörers oder Rezensenten ist durch den Sound von ‚großen’ Produktionen verwöhnt. Früher gab es die professionellen Produktionen auf Platte, Demos waren auf Kassette. Da war einfach schon von Grund auf eine Trennung zwischen professionellen Produktionen und Demos. Heute bewegen sich beide Produktionstypen auf dem CD Sektor. Da wird unweigerlich alles in einen Sack geworfen und auch untereinander verglichen. Andererseits sind heute wieder gute Produktionen viel bezahlbarer als damals. Es kostet aber noch immer eine Stange Geld, sich das entsprechende Equipment zu besorgen, oder sich in ein Studio einzumieten. Aus der Sicht des Musikers wäre es sicherlich gerechter, Demos nach dem Inhalt und nicht nach der Produktion zu beurteilen. Aus der Sicht des Konsumenten denke ich, ist der Sound fast genauso wichtig wie der Inhalt selbst, denn wer hört sich denn nach einer Monsterproduktion gerne ein rauschendes und dumpfes Demo an?


Meiner Meinung nach kann „Back from hell“ das Songmaterial von „VR 1“ locker überflügeln, wenngleich Ihr Euch stilistisch doch weitgehend treu geblieben seid. Wo liegen Eures Erachtens die gravierendesten Unterschiede zwischen den beiden Werken, und warum habt Ihr „Paralyze my fear“, das eben schon auf dem Debut und auch dem letzen „X-ACT-Sampler“ vertreten war, für „Back from hell“ erneut aufgenommen?


Auch uns gefallen die Songs von ‚Back from hell’ besser als eben jene von ‚VR1’. Wäre auch schlimm, wenn’s umgekehrt wäre . Die Songs auf ‚Back from hell’ sind nicht mehr ganz so rockig, wie jene auf ‚VR1’. Sie sind auch dynamischer, besser arrangiert und haben keine Überlängen mehr. Darauf haben wir sehr genau geachtet. ‚Paralyze my fear’ ist ein sehr persönlicher Song, der mir sehr viel bedeutet. Der Hauptgrund für die Wiederverwendung war jedoch jener, dass wir zwei Songs, die wir aufgenommen haben, gekickt haben und nur spaßeshalber die Drums von ‚Paralyze’ auch im Studio aufgenommen haben. Das Loch wollten wir dann eben gestopft wissen und da bot sich diese Möglichkeit förmlich an. That’s all ...


Das Album enthält auch einen „Hidden Track“. Welchen Namen trägt das Stück, welches qualitativ auch mit den weiteren Tracks mithalten kann, und warum wird dieses auf der Tracklist nicht erwähnt?


Der Hidden Track heißt ‚Unwelcome return’ und ist eigentlich eine Art Ballade. Ursprünglich haben wir 2 langsamere Stücke für die CD geplant. Eine haben wir gekickt, weil wir uns über die Ausführung uneinig waren. Als wir unsere Live-Shows und damit auch quasi unser Image weiterentwickelt haben, sind wir zur Überzeugung gekommen, dass Balladen irgendwie nicht zu FIRESTORM passen, das Konzept nicht unterstützen und live indiskutabel sind J. Und so kickten wir auch ‚Unwelcome return’. Doch gefiel uns die Nummer zu sehr, um sie nicht zu veröffentlichen. Die Hidden Track-Sache war eine Art Kompromiss: ‚Unwelcome Return’ ist somit keine reguläre Nummer auf dem Album, aber die wirklich interessierten Fans finden den Song und können selber darüber urteilen ...


Sämtliche Texte und Songs stammen bei FIRESTORM aus Deiner Feder. Warum steuern die restlichen Mitglieder eigentlich keinerlei Texte/Kompositionen bei?


Weil sie nicht wollen (hahahahaha). Nein, wirklich. Ich hab’s Ihnen schon so oft angeboten, aber bislang ist von keiner Seite auch nur ein Ton oder ein Buchstabe gekommen. Das hat aber bei FIRESTORM viel mit ‚Arbeitsteilung’ zu tun, denn bei uns macht jeder das, was er am besten kann: Beate ist zum Beispiel für den Fankontakt zuständig. Sie macht unsere Aussendungen, und kümmert sich darum, dass bei unseren Gigs immer genug Leute sind J. Daniel hat die Finanzen der Band fest im Griff und bei mir ist’s unter anderem eben Songs zu schreiben. Ich bin dem Rest der Truppe auch sehr dankbar, dass sie soviel Vertrauen in mich stecken und meine Songs so akzeptieren! Mich persönlich stört das natürlich überhaupt nicht, da ich locker noch 50 Nummern auf der Seite liegen hab und sobald ich die Gitarre in die Hand nehme, kommt ein neuer Song raus. Der Rest der Truppe ist aber beim Ausarbeiten des Materials kräftig am Mitentscheiden und das macht Ihnen dann richtig Spaß. Wäre für mich trotzdem sehr interessant, mal einen Song von Beate oder Daniel serviert zu bekommen, aber dazu zwingen kann und will ich sie nicht ...


Apropos Texte: Mit „War“ enthält „Back from hell“ auch ein Stücke, dessen Text sich kritisch mit dem Thema Krieg auseinandersetzt. Gab es einen besonderen Anlass, der Euch dazu bewog, solch einen Text zu verfassen? Etwa der Ausbruch eines größeren Konfliktes?


Anlässe zum War-Text gab es ja in letzter Zeit leider zur Genüge. Sicherlich war der Konflikt in Afghanistan der Auslöser für mich, mich mal mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Inhalt ist jedoch nicht auf einen speziellen Krieg bezogen, sondern generell auf das kriegerische Handeln der Menschheit. Ich wollte damit einerseits den Schrecken des Krieges irgendwie ins Gedächtnis rufen, andererseits stelle ich damit die Fähigkeit der Menschheit in Frage, intelligent zu handeln. Irgendwie sind ‚wir’ noch nicht so weit, Konflikte mit Verständnis und Einsicht zu führen und dieses blinde Handeln ist das Kernproblem, mit dem sich die Lyrics beschäftigen, sowohl als auch die Tatsache, dass immer die draufzahlen, die den Krieg nicht wollten: ‚ ... we can send fire from the sky, but we cannot feed the mouths of thousand souls ...’


Wie bereits erwähnt, ist „Back from hell“ erst vor etwa zwei Monaten erschienen. Trotzdem würde mich interessieren, welche Rektionen dieses Werk bei Fans und Medien bisher hervorgerufen hat?


Durch unsere Zusammenarbeit mit RESONANCE Promotion haben wir auch schon im wahrsten Sinne des Wortes innerhalb von eben nur 2 Monaten einen ganzen Haufen an Resonanzen eingefahren. Erfreulicherweise fast ausschließlich sehr positive. Es gibt zwar vereinzelt auch mal negative Rückmeldungen, aber es kann nicht jedem alles gefallen, wie auch mir nicht alles gefällt. Und das ist auch gut so! Das was wir oft zu Gehör bekommen ist, dass wir sehr nach den 80ern klingen. Sehe das aber nicht unbedingt als Nachteil, da wir musikalisch diese ‚Epoche’ sehr verehren und unser halbes Leben darin verbracht haben. Mit dem nächsten Output wird die vermeintliche 80er Schiene dann eine Stufe weiter nach hinten gerückt, um Platz für neue Einflüsse zu machen – bin selbst schon sehr gespannt wie das wohl klingen wird …


FIRESTORM halten ja die Fahnen des traditionellen Rocks/Metals hoch. Warum gibt es in Österreich Euerer Meinung nach weniger Power/True Metal-Bands, dafür aber umso mehr Death Metal-Bands?


Wenn ich das nur wüsste (hahaha). Wie das Metalfest bewiesen hat, gibt es in Österreich nicht nur sehr viele, sondern vor allem viele sehr gute Death Metal Bands. Power/True/Heavy Metal Bands sind in der Tat vergleichsweise dünn gesät. Mich stört das aber nicht. Da FIRESTORM selbst aus der Death/Black Szene kommen, fühle ich mich in dem Umfeld doch recht wohl. Es hat vielleicht auch was mit der ‚Volksmentalität’ zu tun, denn in Deutschland zum Beispiel, was ja auch net so weit von uns entfernt ist, gibt es wieder viel mehr Power/True Metal Bands und dergleichen. Möglicherweise ist einer der Gründe der, dass der geneigte Österreicher den Hang zum etwas ‚Derben’ hat. Kann man ja auch in gewissen Margen auf das österreichische Kabarett umlegen: Der bitterböse und schwarze Galgenhumor, den heimische Kabarettisten teils mitbringen ist recht einzigartig – man nehme nur Filme wie INDIEN oder MUTTERTAG als Beispiel. Aber das ist nur eine an den Haaren herbeigezogene Vermutung! Vielleicht hast Du eine Erklärung?


FIRESTORM kommen ja aus Laa/Thaya im Weinviertel. Da ihr ja des öfteren auch außerhalb von Niederösterreich aufgeigt, würde mich interessieren, ob es Eurer Meinung nach markante Unterschiede zwischen den Szenen am Land bzw. der Stadt gibt. Ich gewinne nämlich zunehmend den Eindruck, dass meist in kleinen Orten am Land der Zusammenhalt zwischen den Bands stärker ist als im urbanen Raum, und dass Gruppen aus der sogenannten „Provinz“ oft viel engagierter und ehrgeiziger agieren als Bands aus kleineren und größeren Städten.


Wir haben Gigs quer durch die ganze Alpenrepublik gespielt und man kann tatsächlich einen Unterschied zwischen Provinz und Stadt feststellen. Dieser Unterschied bezieht sich aber in erster Linie aufs Publikum. Am ‚Land’ sind die Leute viel aufmerksamer bei Konzerten. Vor allem in OÖ haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht: Fast egal welche Band wie spät die Bühne betritt, das Publikum bleibt größtenteils und gibt der Band eine Chance bzw. bleibt bis zum Ende. Vergleichsweise in Wien läuft die Sache meist so ab, dass das Publikum nur ‚seine’ Band begutachtet. Spielt eine andere, wird die Location größtenteils in Richtung Bar oder Pub verlassen. Man muß viel mehr um sein Publikum kämpfen. Wird wahrscheinlich deshalb sein, weil das Wiener Publikum mit Konzerten verwöhnt und quasi überschwemmt wird, was im Restalpenland doch nicht ganz so der Fall ist. Die Besucher sehen sich halt wirklich nur mehr an, was sie wirklich sehen wollen. Der Zusammenhalt zwischen den Bands ist meiner Meinung nach nahezu überall gleich. Von Konkurrenzdenken haben wir bisher glücklicherweise nicht viel gemerkt. Finde das auch irgendwie unangebracht und sinnlos. In einem so kleinem Land, das musikalisch links außen steht, sollte man zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, wo nur möglich! Daß die Bands außerhalb von Städten engagierter und ehrgeiziger sind, hab ich auch noch nicht so wirklich mitbekommen. Es gibt da wie dort Bands, die sich den Arsch (sorry für den Ausdruck ) aufreißen und alles geben und solche, die alles etwas gelassener angehen und sich damit begnügen, alles so zu hinzunehmen wie es (vielleicht) kommt.


In ca. 4 ½ Jahren habt Ihr immerhin bereits über 60 Gigs bestritten, was schon eine beachtliche Anzahl darstellt. Ich denke, Ihr werdet mir Recht geben, wenn ich behaupte, dass Livegigs für Bands wie Euch essentiell sind, um neue Fans anzusprechen, oder? Verspürt Ihr noch so etwas wie Lampenfieber, wenn Ihr die Bühne betretet?


Naja, eigentlich sinds nichtmal ganz 4 Jahre Liveaktivität – egal. Livegigs sind für uns ‚the only thing we want to do’. Es ist für uns eine Herzensangelegenheit einen Gig zu bestreiten – eines der schönsten Dinge der Welt. Wir legen unser ganzes Herzblut in die Performance und sind nach den Gigs oft so erschöpft, dass wir knapp am kollabieren und umkippen sind. Wir geben immer 100 %! Sicherlich auch, weil wir alle schon vor FIRESTORM zahllose Konzerte besucht haben und als Fans davon geträumt haben, auch mal selbst auf der Bühne zu stehen. Wir erfüllen uns diesen Traum immer wieder aufs neue! Natürlich ist ein Konzert auch eine Plattform, um neue Fans für seine Sache zu gewinnen. Da man sich von Radio oder Fernsehen keine Unterstützung erwarten kann, ist der Gig neben Zines so ziemlich die einzige Möglichkeit den Kontakt zum potentiellen Publikum zu finden. Lampenfieber haben wir immer noch – vor jedem Gig. Es ist zwar nicht diese Art von Lampenfieber, wie man sie am Anfang seiner Liveaktivität noch hat, es ist eher eine Art innerliche Unruhe – ein letztes Mal gedanklich alles durchchecken – und ein Hauch von Spannung/Vorfreude. Aber auch ein wenig Ungewissheit, ob technisch alles glatt laufen wird, ob man sich hört, ob die Batterien schlapp machen, ob der Mix unten ankommt. Dieses Quäntchen Lampenfieber macht den eigentlichen Kick beim Livespielen aus und ich möchte es nicht missen


Die Namen der Bands, die schon mit Euch die Bühne teilten, können sich wahrlich sehen lassen: (U.a.) JUDAS PRIEST, DIO, DORO, BONFIRE, GAMMA RAY usw. Wie schafft Ihr es eigentlich immer wieder, regelmäßig vor solchen Größen aufzutreten, und welcher Supportgig war das größte Highlight?



Die Sache mit den Supports ist einerseits eine Glückssache. Man meldet sich beim Veranstalter und hofft, dass er einem die Chance gibt. Den Großteil unserer Supportgigs haben wir allerdings unserer Promotionagentur RESONANCE Promotion zu verdanken! Der Kopf der Agentur, Andi Appel, hat gute Kontakte in der Szene und setzt sich sehr für seine Bands ein. Die obenerwähnte Sache, dass es recht wenige Heavy Metal Bands in Österreich gibt, wirkt sich natürlich darauf zusätzlich positiv aus. Denke, dass es auf dem Death/Thrash Metal Sektor schwieriger ist, einen gewissen Support zu bekommen. Kann mir vorstellen, dass wenn SLAYER mit Local Support spielen würden, die Hölle los wäre und wahrscheinlich unzählige Death/Thrash Bands dafür bluten würden, diesen Gig zu spielen. Ein persönliches Highlight war sicherlich der Priest Gig. Die Band selbst war sehr nett zu uns, hat uns beim Soundcheck und dann beim Gig zugesehen und uns zum Auftritt gratuliert! Die Techniker waren auch supernett und zauberten uns einen wahnsinns Bühnensound. Im großen und ganzen waren eigentlich alle Supports unvergessliche Momente, denn alle der erwähnten Bands waren sehr nett und fair zu uns. Und für einen alten Metalfan, der seit seiner frühesten Jugend nichts anderes getan hat, als diese Musik zu hören, gibt es nichts schöneres, als mit seinen Heroes Backstage herumzuhängen und die Bühne zu teilen!


Anlässlich der verheerenden Hochwasserkatastrophe, die Österreich im Vorjahr bewegte, organisiertet Ihr mit anderen Gruppen ein Benefizkonzert namens „Rock for help“, dessen Einnahmen den Opfern des Hochwassers zur Verfügung gestellt wurde. Als Headliner konnte niemand geringerer als DORO engagiert werden. Wie es dazu gekommen, diesen bekannten Act zu verpflichten, und wie lief diese Aktion generell?


Initiiert wurde das ganze von den DRUNKEN ANGELS, von denen die ursprüngliche Idee, auch von musikalischer Seite her Unterstützung für die Hochwasseropfer zu leisten, stammt. Als sie uns fragten, ob wir die Sache nicht livemäßig unterstützen wollten, sagten wir natürlich sofort zu. Zu diesem Zeitpunkt waren nur österreichische Bands für dieses Event geplant. Von dieser Idee schien auch das Planet Music Team begeistert zu sein und überlegte sich, der Veranstaltung einen internationalen Act zur Seite zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war DORO mit ihrem Gitarristen zufällig in Wien auf Promotiontour für ihr aktuelles Album. Als man sie fragte, ob sie dieses Benefizkonzert unterstützen wolle, sagte sie sofort zu. Natürlich ist es leichter, mit einem international bekannten Künstler, Leute zu einer Veranstaltung zu bringen. Und so schafften wir es, in etwa € 1.500,-- für die Hochwasseropfer zusammenzukratzen. Der Scheck wurde dann hochoffiziell an die CARITAS weitergegeben, welche den zwar kleinen, aber von Herzen erspielten Betrag einer betroffenen Familie zur Verfügung stellte. Das Konzert selbst war sehr angenehm, da wir mit allen beteiligten Bands fast in familiärem Verhältnis stehen. Auch DORO war wirklich sehr nett, plauderte mit uns stundenlang im Backstagebereich und hat sich sofort mit uns angefreundet. Sie ist eine sehr nette, bodenständige und zuvorkommende Person. Und was ich ihr persönlich sehr anrechne, ist, dass sie trotz Promostress, Schlafmangel und Krankheit nach Ihrem Auftritt geblieben ist und sogar noch unseren Auftritt mitverfolgt hat! Daumen hoch und ein großes RESPECT für DORO!



Bei Auftritten glänzt Ihr immer durch äußerst extravagantes Outfit, das an Science Fiction-Filme erinnert, und dementsprechend Aufsehen erregt. Warum habt Ihr euch für dieses Outfit entschieden, das natürlich geteilte Meinungen hervorruft, aber nichtsdestotrotz dafür sorgt, die Band ins Gerede zu bringen?


rinzipiell hast Du die Frage schon selbst beantwortet. Das Outfit entwickelt sich bei uns immer irgendwie weiter. Wir wollten mal was anderes machen und haben uns für einen Auftritt 2001 Kontaktlinsen und eine paar Kleidungsaccessoires besorgt. Beim Publikum ist die Sache besser als erwartet angekommen. Als wir bei den darauffolgenden Konzerten wieder ‚normal’ die Bühne enterten, fragten uns viele Zuseher enttäuscht, warum wir nicht mehr mit dem etwas anderen Styling auftreten würden, denn es wäre mal was ‚anderes’ gewesen und hätte ihnen sehr gefallen. Also gaben wir ihnen was sie wollten. Mittlerweile haben wir ein richtiges Faible für das Bühnenoutfit entwickelt und es macht nur noch Spaß, auf der Bühne ein anderer Mensch zu sein, als im normalen Leben! Da kann man all das ausleben, was so nicht wirklich möglich oder angebracht ist. Lustig ist aber vor allem, dass sich manche Leute durch dieses Outfit angegriffen fühlen, was ich zwar nicht verstehen kann, mich darüber aber köstlich amüsiere – dadurch auch die Idee mit SHOCK ROCK. Im Grunde muß jeder für sich entscheiden, was ihm gefällt und was nicht. Für uns ist dieser Weg definitiv der richtige! Es macht aber auch tierischen Spaß, kontrovers zu sein, Diskussionen über für und wieder auszulösen und die Leute irgendwie zum Nachdenken zu animieren. Und den Zweck erfüllt die Sache allemal – jeder redet darüber – egal ob gut oder schlecht! Das schlimmste, was einem Künstler passieren kann, ist in Vergessenheit zu geraten. Und dieses doch gewagte Outfit hilft ein wenig, dem entgegenzuwirken. Aber in allererster Linie geht es uns darum, den Zusehern etwas zu bieten. Da kommen schon Leute zu Deinem Konzert und zahlen Eintritt dafür, um Dich zu sehen - da haben sie dann auch eine ordentliche Show verdient. Ein Konzert ist ein audiovisuelles Erlebnis und als Zuseher will man auch was geboten bekommen für sein Geld, etwas, das man in Erinnerung behält. Im Endeffekt ist es doch so, dass sich die meisten darüber freuen, mal was anderes/neues gesehen zu haben, und nur wenige sich darüber ärgern – aber egal, beide Seiten nehmen emotional einen Teil davon mit nach Hause und darum geht es doch.


Anlässlich unseres Interview im Jahre 2001 bat ich Euch um eine Statement zu heimischen Musikszene: Inwieweit hat sich die österreichische bzw. die globale Musikszene in den letzten beiden Jahren zum Positiven bzw. zum Negativen verändert?


Die österreichische Musikszene hat sich für mich eigentlich nicht wirklich gravierend verändert. Es gibt viele gute neue Bands, es sind aber mindestens genauso viele gute alte Bands von der Bildfläche verschwunden. Global gesehen ist die Musikbranche ja in einer Krise. Zumindest stellen das die Plattenfirmen so dar, da Ihnen Millionen durch, wie sie sagen, ‚Internetpiraterie’ entgehen. Ich denke, dass es die CD-Preise sind, die zum großen Teil dazu verleiten, die Musik durch das günstige Internet zu saugen. Egal, ist jetzt nicht Kern der Debatte ... Ich glaube (und hoffe) zu bemerken, dass Rock/Metalmusik generell wieder mehr gehört wird als in den letzten Jahren. Ich frage mich nur, wann und ob die österreichische Medienlandschaft auf den Zug aufspringt und vielleicht auch mal wieder ‚richtige’ Musiker mit Background anstatt ‚Klone’ und ‚Marionetten’ der Konzerne fördert. Das gibt einen schon ein wenig zu denken und momentan geht ja dieses Konzept auch total auf, was ja weltweit unzählige Casting Shows beweisen. Der richtige Weg ist das allerdings nicht. Andererseits beweisen ja div. ‚Starmaniacs’, dass sogar in Österreich Kaufkraft und Publikum für nationale Acts vorhanden ist. Ich glaube, daß bei derartiger Promotion, beinahe jede halbwegs fähige Undergroundband, egal aus welchem Genre, Hallen füllen könnte und ‚Goldstatus’erreichen könnte. Egal, ich finde besonders die österreichische Underground Szene stark wie nie zuvor. Es gibt haufenweise talentierte, geniale und kreative Bands und Musiker und es wird mit Sicherheit in Zukunft wieder besser werden – denn viel schlechter kann es ja eigentlich nimmer werden ;-)!


Hattet Ihr eigentlich schon mal Kontakt mit diversen Plattenfirmen bezgl. Eines Deals?



Wir haben bisher den Kontakt zu Plattenfirmen vermieden. Der Grund dafür lag darin, dass unsere alte CD ‚VR1’ soundtechnisch indiskutabel war und schon deshalb wäre das Kontaktieren von Labels verschwendetes Portogeld gewesen. Außerdem fühlten wir uns noch nicht ‚so weit’ und wollten erst mal ein wenig Live-Erfahrung sammeln. Mit der neuen CD sieht die Sache schon etwas anders aus. Wir können diesmal voll hinter der Produktion stehen und konzerttechnisch hat sich ja auch so einiges getan in den letzten 3 Jahren. Mal sehen, wir werden mit Sicherheit das eine oder andere Label bemustern und mal die Reaktionen abwarten ... Erwarten tun wir uns nicht sehr viel (das machen wir aber generell nie – so sind ganz kleine Erfolge auch immer sehr schön), aber vielleicht ergibt sich ja die eine oder andere Möglichkeit ...


Da Ihr bei Auftritten gerne auch Fremdkompositionen spielt, stellt sich die Frage, ob Ihr Euch mal vorstellen könnt, eine dieser Nummern auch mal auf einem Album zu veröffentlichen bzw. gar ein Tributealbum auf den Markt zu bringen?



Die Idee, dass wir eine Covernummer mal auf eine CD raufpacken, ist uns auch schon durch den Kopf gegangen, aber die Sache mit den Urheberrechten hat uns immer ein wenig abgeschreckt. Vor allem, weil wir ja nicht nur eine Nummer covern, sondern mehrere Songs miteinander vermischen ergibt sich da eine rechtliche Lage, um die ich gerne einen großen Bogen mache (hahaha). So haben wir uns einfach dazu entschlossen, die Coverversionen exklusiv live zu spielen. Ein Tribute-Album wäre eine großartige Sache und wir würden uns vermutlich die Köpfe einschlagen, wenn es darum ginge, Songs dafür zu wählen! Aber momentan sitzen wir auf einem derart großen Haufen an Eigenkompositionen, dass die Veröffentlichung von einem Tribute-Album nicht zur Debatte steht. Aber prinzipiell ist das eine sehr gute Idee – mal sehen was die Zukunft bringt!


Wie lauten Eure Zukunftspläne? Sind schon neue Songs im Entstehen?



Unsere Zukunftspläne: Livespielen soviel wie nur möglich! Wir arbeiten auch jetzt schon an den Songs für das nächste Album. Derzeit sind 2 neue Songs relativ weit ausgearbeitet und beinahe fertig. Deren Titel lauten: FEED ME und PERSONAL DEMONS. Drei weitere sind gerade in der Entstehungsphase und insgesamt gesehen, gehen die Songs in eine etwas neue Richtung. Das neue Material ist ein wenig härter, riffiger und es kommen nun neue Einflüsse hinzu, aber darüber möchte ich noch nicht zu viel verraten, nicht zuletzt, weil wir selbst noch nicht so 100%ig genau wissen, wie die definitive Richtung des neuen Materials sein wird. Im Grunde wird man mit Sicherheit hören, dass es sich um FIRESTORM-Songs handelt, aber sie werden garantiert anders sein, als das Material auf BACK FROM HELL!


Danke für das Interview! Letzte Worte?


Auch ich möchte mich im Namen der ganzen Band recht herzlich für das Interview bei Dir bedanken! Weiters möchte ich mich bei allen Fans und Freunden, die uns nun schon über Jahre die ‚Stange’ halten, für Ihre Unterstützung bedanken. Nicht zuletzt möchte ich noch alle Bands, mit denen wir in Kontakt stehen und natürlich das ganze EARSHOT Team grüßen! Lasst Euch nicht unterkriegen und kämpft für das, an das ihr glaubt!

www.thefirestorm.com

Autor: Hutti

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Beitrag vom 26.09.2003
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