Interview mit MALUS ORALEK (ARENA) - über das One-Way Ticket, Wurfgeschosse und Renovierungsarbeiten


Da das Metalfest Vienna 2003 einige Fragen und Beschwerden seitens unserer Leser aufwarf, beschloss ich, Malus Oralek, seines Zeichens Booker und Verantwortlicher für das Kulturmanagement der Arena Wien, mit einigen dieser Punkte zu konfrontieren. Was dabei herausgekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.



Das Metalfest Vienna 2 wurde vorab damit beworben, dass es kein One-Way-Ticket geben würde, kurz vor der Veranstaltung wurde dieser Beschluss jedoch revidiert. Nach Aussagen von Stefan Hattinger (Rock The Nation) lag es an euch, da ihr hierfür keine Sicherheit garantieren konntet - bei einigen Lesern unserer Seite lag daher die Vermutung nahe, dass einfach nicht auf die Verdienste bei Getränke- und Speisenverkauf verzichtet werden wollte, ist immerhin direkt neben euch eine Tankstelle gelegen. Darum: Bitte kurz eine Erklärung, warum das Versprechen wieder abgeändert werden musste und ob es - im Falle einer Fortsetzung nächstes Jahr - wiederum beim One-Way Ticket bleiben wird. Wie könnte ein Konzept aussehen, dass kein One-Way Ticket vorsieht?


Es war sicherlich ein Fehler seitens der Arena, die Frage des One-Way Tickets lange Zeit offen zu lassen (die Ankündigung, es gäbe kein One-Way Ticket wurde nicht von uns kolportiert). Nach den Erfahrungen des dreitägigen Punkfestivals im Juli, bei dem wir bekanntlich nur ein Viertel der Besucherzahlen verzeichnen konnten, mussten wir - in erster Linie aus Sicherheitsgruenden das One-Way Ticket aktivieren.
Ganz abgesehen davon, sehen wir auch ein Problem darin, eine derartige Anzahl von BesucherInnen ohne überlange Wartezeiten in das Venue zu bekommen. Wir sind leider aus rein baulichen (infrastrukturellen) Gründen nicht in der Lage, einen zweiten Ein- oder Ausgang zu schaffen. Der Platz hierfür ist zwar gegeben, nur die Erlaubnis der Veranstaltungspolizei haben und bekommen wir nicht.
Die immer wieder auftauchende Unterstellung, dass wir, die Arena, nur auf die Gastroeinnahmen aus sind, ist vollkommen irrelevant. Der Speisenverkauf war nicht von uns, sondern vom Veranstalter angemietet - die Arena verdiente keinen Cent daran, defacto wurde nicht mal die Miete für Betriebskosten, Reinigung und dergleichen veranschlagt.
Üblicherweise haben wir auch kein Problem damit, wenn manche unserer Gäste die Möglichkeit haben, sich die Getränke an der Tankstelle zu holen (sind zum Großteil auch nicht wirklich billiger) - auch wenn sich das Leergut auf unserem Gelände verteilt. Aber das One-Way Ticket hat definitiv nichts mit einem geplanten Getränkeumsatz zu tun - und wer die Preise in der arena kennt und verglichen hat, weiß, dass wir immer schon versuchen, so fair wie irgend möglich zu bleiben. Das betrifft übrigens auch die Ticketpreise der Arena-Eigenveranstaltungen.



Beim Einlass wurden Stöpsel von Flaschen und teilweise auch Plastikflaschen sowie volle Pappbecher abgenommen, mit der Aussage der Security, sie könnten als Wurfgeschoss verwendet werden - einige Konzertbesucher erhielten jedoch Eristoff Ice in Glasflaschen (!) - stellen die keine Gefahr dar?


Bei Open Air Veranstaltungen sind wir vertraglich gegenüber "Fremdveranstaltern", bzw. auch gegenüber den Produktionen der gebuchten Bands verpflichtet, derartige Maßnahmen zu ergreifen. Auch das Veranstaltungsgesetz, sowie das Veranstaltungstaettengesetz zwingen uns zu diesem Vorgehen. Auch wir sind nicht immer glücklich damit (ist auch immerhin ein riesen Arbeitsaufwand und oft schwer argumentierbar) - wenn aber etwas passiert, so sind wir die Alleinverantwortlichen. Die Vodka-Ice Flaschen waren übrigens aus Plastik !


Alle nicht - aber nun gut. Auch das Versprechen, der Euro würde als einziges Zahlungsmittel am Gelände gelten, wurde nicht gehalten - keine große Sache, aber für einige Leser war es nun doch ärgerlich, sich bei der Essensausgabe zwei mal anstellen zu müssen...


Wie bereits im Zuge deiner ersten Frage beantwortet, war der Speisenverkauf vom Veranstalter organisiert. Es gab aber eine Vielzahl von sehr positiven Meinungen bzgl. Qualität, Preis / Leistungsverhältnis und Abwicklung.


Zu recht! Die Qualität war diesmal hervorragend, und auch die Preise waren vergleichsweiße äußerst moderat. Von euren Securitys wurde dem Schlagzeuger der Band MISANTHROPIC MIGHT der Zutritt ins Gelände verweigert, obwohl er eine gültige Karte besaß und auch nach sowohl eigenen Aussagen als auch derer von Augenzeugen nicht negativ aufgefallen ist. Die Begründung hierfür?


Leider kennen wir nicht alle unserer Gäste persönlich, wenn es sich aber um jene Person handelt, die schon vor einiger Zeit ein Geländeverbot erhalten hat, so ist es allein uns zu überlassen, wer das Gelände betritt und wer nicht. Im übrigen ... wer die Arena kennt, weiß genau, dass es nicht leicht ist ein solches Geländeverbot zu bekommen!!


Es hat mehrere Vorfälle gegeben, dass die weibliche Security beim Einlass während der Taschenkontrolle geraucht hat, und dabei Asche in die Taschen gefallen ist - sie fand es nicht als nötig, sich dafür zu entschuldigen, sondern witzelte mit ihrem Kollegen darüber...


Dieser Punkt wird intern sicher noch sehr intensiv besprochen werden - wenn sich dieser Vorwurf so zugetragen hat, dann möchten wir uns dafür entschuldigen und deutlich versichern, daran zu arbeiten, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.


Einige Securities schienen über eure Gepflogenheiten nicht informiert, wurden immerhin einige Besucher gebeten, ihr mitgebrachtes Getränk beim Eingang von der Dose in einen Plastikbecher umzufüllen, welcher dann einige Schritte weiter ebenfalls abgenommen wurde. Andere Securities waren wiederum nicht informiert, dass es gewisse Tickets gab, die durchaus zum Ein- und Austritt aus dem Gelände berechtigten.


Warum ein gefüllter Becher abgenommen wurde, können wir uns nur damit erklären, dass vor der Taschen- und Leibeskontrolle ein Verschütten vermieden werden sollte... danach konnte jeder seinen Becher mit aufs Gelände nehmen. Das ist ein üblicher und einstudierter Ablauf und habe ich selbst zig mal beobachtet, sehe darin auch kein Problem. Sollte das in einiger Hektik zu Missverständnissen geführt haben, sorry - lag sicher nicht in unserer Absicht.
Bei solch' langen Dienstzeiten werden Securities immer wieder getauscht und neu eingewechselt. Diverse Unzulänglichkeiten lagen hier sicher an einem internen Kommunikationsproblem, bezieht sich aber nach deiner Formulierung wohl nur auf einen einzigen Vorfall...



Es wurden angeblich Aussagen der Securities gehört, die in Richtung "Mah, langsam solltma die scheiß Metla loswerden" gingen - eure Stellungnahme hierzu... Wird es in Zukunft eine harmonische Zusammenarbeit mit der Metal-Szene geben, oder will man tatsächlich die Arena eher für Punkveranstaltungen freihalten?


Klar sollte man als Mitarbeiter eines Venues (und nicht nur als solcher) sich im Klaren darüber sein, dass unsere BesucherInnen, in erster Linie unsere Gäste sind und natürlich möchten sie auch als solche behandelt werden und den Eindruck vermittelt bekommen, hier willkommen zu sein. Wenn ich aber im Gegenzug erwähnen würde, als was "wir" oft bezeichnet werden (betrifft nicht nur das Metal-Publikum), so sind einige abfällige und ruppige Aussagen zwar nicht gerechtfertig, aber doch nachzuvollziehen. Unser Security-Team besteht auch nur aus Menschen, deren Geduld und Nerven nur begrenzt belastbar sind. das Entschuldigt aber auch keine derartigen Aussagen in der Öffentlichkeit.
Nach unseren Möglichkeiten wird es immer eine Zusammenarbeit mit Menschen geben, die an der Arena interessiert sind. Ein, vor allem in der Metal-Szene weit verbreitetes Gerücht ist, dass wir "nur" Punks sind und deshalb auch nur an Punkveranstaltungen interessiert sind. Das ist definitiv falsch - unsere Crew setzt sich aus Menschen zusammen, denen die Arena ans Herz gewachsen ist und diese Menschen kommen aus allen sozialen und musikalischen Einflussbereichen... lediglich unsere politische und soziale Grundhaltung unterliegt einem gewissen Konsens.



Das letzte Anti-X-Mas fand nicht in der Arena statt, sondern im Planet Music - Vermutungen gingen in die Richtung, dass Bands mit der Attitüde wie zum Beispiel MARDUK sie vertreten, in eurem Haus nicht gern gesehen werden...


Die Vermutungen sind absolut richtig. Auch "Konfrontation" hat ihre Grenzen! Das betrifft auch DEICIDE, Headliner des kommenden Anti-X-Mas. Wenn man nach einem derartigen Act einige Tausender (damals noch Schillinge) in die Wiederinstandsetzung investieren muss, macht Rock 'N Roll auch keinen Spaß mehr...


Verständlich. Danke für deine Stellungnahme zu den obigen Themen, ich denke, einige Sachen sollten hiermit nun geklärt oder zumindest offen gelegt sein, und ich hoffe, dass eine gute Zusammenarbeit seitens der Arena auch mit der Metalszene (weiterhin) gegeben sein wird.


Zum Abschluss sei noch einmal betont, dass wir weiterhin offen sind für Konzerte/Parties/Veranstaltungen jeglicher Musikrichtung. Dass bei einem Megaevent - wie dem Metalfest Vienna - immer Zwischenfälle passieren werden, ist jedoch eine fast logische Nebenerscheinung. Aus Fehlern kann und wird man jedoch lernen.
Ich möchte noch anmerken, dass natürlich nicht nur wir fehlbar sind, sondern auch das Metalgenre nicht frei von "schwarzen Schafen" - im politischen, wie im sozialen Sinne - ist. Leider fällt es immer leichter, die negativen Aspekte zu betrachten und leider passiert es viel zu schnell, dass sich ein Event dann über diese definiert.
Im Allgemeinen fand ich das Metalfest Vienna aber ein interessantes und wertvolles Event und ich freue mich darauf, auch nächtes Jahr an diesem Projekt weiter zu arbeiten!!
Danke auch an dich, für die Möglichkeit, mit einigen Unklarheiten aufzuräumen!



www.arena.co.at

Autor: Macabre

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Beitrag vom 01.09.2003
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