Interview mit DIE HAPPY - Was Marta zum neuen Album zu sagen hat


Kurz vor der Veröffentlichung des neuen DIE HAPPY-Albums "The Weight Of Circumstances" stand uns deren charmante Sängerin Marta Rede und Antwort.
In einem Telefon-Interview aus dem verregneten München hatte sie so einiges zu erzählen...



Am 11.August ist Euer neues Album „The Weight Of Circumstances“ veröffentlicht worden. Was darf man sich davon erwarten?


Eine wunderschöne Platte, ganz einfach ausgedrückt ;) Es ist sozusagen eine Weiterführung von den ersten zwei Platten und wir haben uns stilmäßig auch ein bisschen mehr getraut. Wir schlagen immer gerne die Brücke von harter bis ganz poppiger oder langsamer Musik und das haben wir noch etwas mehr ausgeweitet als auf der zweiten Platte. Es gibt also harte Nummern, aber auch schöne Balladen.


Das heißt also, dass es wieder eine Weiterentwicklung gegeben hat. Schließlich sind auch „Supersonic Speed“ und „A Beautiful Morning“ stilmäßig sehr unterschiedliche Platten.


Ja, also das geht noch weiter...


Was verbirgt sich hinter dem Albumtitel „The Weight Of Circumstances“?


Es geht darum, dass wir Menschen uns sehr gerne viel Last auf die Schultern laden lassen und das dann jahrelang mit uns rumschleppen und uns von jedem Problem wirklich zu Boden drücken lassen. Das passiert natürlich bei uns auch, bei den Plattenfirmen hört man eben, dass man gute Liedern abliefern muss, oder man bekommt von Freunden oder der Familie Druck auferlegt, es passiert einfach überall.
Wir haben uns mal zusammengesetzt und darüber philosophiert, warum man sich eigentlich immer in einem Moment wegen irgendwas stresst, wenn man ein halbes Jahr später darüber lacht. Es sollte also zumindest eine Art Mittelweg geben.
Natürlich gibt es immer wieder Sachen, die man mit sich schleppt und von denen man sich erdrücken lässt, aber es gibt auch viele Dinge, bei denen man es wirklich anders machen könnte. Am besten ist es einfach, dass, wenn man gestresst ist oder Druck ausgesetzt ist, man das ganze aus einigem Abstand beobachtet, um sich zu entscheiden. Es geht hauptsächlich darum, Nein sagen zu können..
Oft stimmen Leute in Stresssituationen vielen Dingen zu und sind danach wirklich unglücklich und daher wäre es das Ziel, sich zu entscheiden, was man mit sich mitschleppen will und wo man nein sagt, um einen Ausweg zu finden..



Wollt ihr mit Eurer Musik etwas Bestimmtes ausdrücken? Wollt ihr euren Fans irgendeine bestimmte Message vermitteln?


Auf jeden Fall, wir sind eine sehr positive Band. Auch wenn wir mal böse Texte haben, dann sind das keine negativen Texte, nach denen man sich erhängen will - sondern es geht eher darum, seine Wut rauszuschreien. Und ich denke, es gelingt uns sehr gut, eine positive Message zu vermitteln, unser Publikum, denk' ich mir, verlässt unsere Konzerte immer mit einem Lächeln im Gesicht. Wir haben wirklich Spaß am Leben und die Musik, die wir machen, machen wir aus unserem Bauch und aus unserem Herzen. Deswegen ist unser Musikstil auch so breitgefächert, weil wir einfach sehr viel gut finden. Und ich glaube, dass die Leute zwar nicht nur wegen unserer Musik zu den Konzerten kommen, aber doch hauptsächlich deswegen. Wir versuchen, die Leute einfach glücklich zu machen.


Wie war die Erfahrung, in einem amerikanischen Aufnahmestudio eine CD zu produzieren? Geht es dort viel professioneller zu als in Europa?


Nicht unbedingt viel professioneller. Die Studios sehen überall gleich aus, es gibt überall die gleichen Geräte und die gleichen Räume. Der Unterschied zu dem, wie wir in Deutschland immer gearbeitet haben ist, dass unsere Produzenten nur zu zweit waren und alles selber gemacht haben. Wenn aufgenommen wurde, haben sie das selber geschnitten, selber Effekte drüber gemacht, selber abgemischt usw. In Amerika sitzen dann drei Produzenten um dich herum, die aber andere Menschen haben, die für sie die Tasten drücken. Und die Produzenten sitzen wirklich einfach nur da und deren einzige Aufgabe ist es, zu denken.
Da gibt es einfach viel mehr Leute, die auf einzelne Bereiche spezialisiert sind. Das amerikanische Team, mit dem wir gearbeitet haben, „The Matrix“, sind drei Leute, drei Männer und eine Frau. Die Frau war nur für den Gesang, also nur für mich, zuständig, einer für die ganzen Instrumente, die Arrangements und der Dritte im Team hat sich nur die letzte Woche eingeklinkt, weil er nur für Sounds und Effekte zuständig war.



Wie kam es dazu, dass vier Eurer Songs für die DVD des Films „Gefährliche Brandung“ verwendet werden?


Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau wie es zustande kam. Ich bin aber sehr stolz drauf, weil ich den Film immer schon sehr geil fand.
Wir haben uns heute Morgen die Szenen angeschaut, die mit unserer Musik unterlegt sind und wir sind alle sehr stolz drauf, weil es einfach total geil ausschaut. Aber ich weiß leider wirklich nicht, wie es zustande kam.



Die Verlosung eines Unplugged-Gigs zur Album-Veröffentlichung beweist, dass ihr sehr viel Wert auf Eure Fans legt. Was bedeuten Eure Fans für euch?


Alles... denen haben wir unsere Karriere zu verdanken, denen haben wir unsere Touren und die Tatsache, dass wir CDs verkaufen und ich dieses Interview hier führe, zu verdanken. Die Leute hören uns zu und sie unterstützen uns seit zehn Jahren, wir haben sehr treue und liebe Fans und wir wollen uns dadurch bei Ihnen bedanken, indem wir ihnen geben, was sie haben wollen. Dass wir sie eben an vielen Dingen teilhaben lassen.


Apropos Fans: Als Frontfrau hat man es bei Live-Konzerten nicht immer leicht. Wie gehst du mit diversen Zurufen von vorwiegend alkoholisierter Zuhörerschaft um?


Es nervt natürlich. Ich mein, es passiert immer wieder, vor allem bei Festivals, wenn man nicht nur eigene Fans da hat, sondern auch die Leute von anderen Bands, die mit einem gemeinsam spielen. Bei unseren Clubshows passiert das kaum.
Manchmal ist es ein bisschen anstrengend, manchmal zieh' ich es ins Lächerliche, manchmal überhör ich’s, es kommt drauf an. Aber manchmal versteh' ich das einfach nicht, dass nach zehn Jahren Musik immer noch jemand auf die Idee kommt, „AUSZIEHN!“ zu schreien, obwohl ich mich noch nie ausgezogen habe. Die Leute wissen doch, dass dieses Schreien schon zum Scheitern verurteilt ist, weil ich mich eben nicht ausziehen werde.
Aber es ist einfach so, dass sich Leute in einer Gruppe stärker fühlen. Aber ist okay, ich bin auch nur eine Frau und ich hab' keine Lust, mir jetzt ein XL-T-Shirt anzuziehen, nur um diesen Zurufen zu entgehen. Das gehört auch dazu, genauso wie schlechte Kritik.

Dein Styling hat sich von CD zu CD deutlich verändert. Auch jetzt präsentierst Du Dich wieder in ganz anderem Licht. Hat die Stylingveränderung auch etwas mit Imageveränderung zu tun?


Nicht unbedingt, ich zieh' immer das an, was gemütlich ist und in dem ich mich hübsch fühle. Beim ersten Album war das nicht unbedingt mein Stil, wobei es zur ersten Platte natürlich supergeil gepasst hat. Wir gehen jetzt aber immer mehr in sportliche Richtung. Wir haben uns immer gewünscht, Fotos zu haben, die ausdrücken, wie wir auch live sind und wie man uns normal kennt. Und ich glaub', das haben wir mit dem Shooting jetzt ganz gut hingekriegt.


Was hörst du privat für Musik?


Bis auf Techno und Acid Jazz eigentlich fast alles. Letztes Jahr hatte ich meine Chill-Zeit, mit MASSIVE ATTACK, AIR, ..., dieses Jahr bin ich voll auf dem Rock`n`Roll-Trip. Gerade die letzten zwei Tage hab ich sehr viel JIMMY EAT WORLD gehört, dann bin ich großer INCUBUS-Fan, dann hab' ich mir vor kurzem eine alte HELMET-Platte gekauft. Gerade bin ich also wirklich auf einem Rock-Trip.


Mit DIE HAPPY ist es ja in den letzten Jahren rasant bergauf gegangen. Was erwartest Du Dir von der Zukunft?


Ich hoffe, dass es weiterhin so stetig nach oben geht. Die Schritte bei uns waren nie wirklich groß, und ich hab auch Angst vor zuviel Erfolg auf einmal. Ich hab vor allem durch meinen Vater in Tschechien, der auch Musiker ist, sehr viele total eingebildete Menschen kennengelernt, die diesen Riesensprung nicht geschafft haben.
So kleine Schritte nach oben sind auch wesentlich stabiler, man kann nicht so tief fallen.
Natürlich zittere ich jetzt, weil ich gespannt bin, wie die neue Platte ankommt, aber das ist immer so.



www.diehappy.de

Autor: Kati

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Beitrag vom 14.08.2003
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