Interview mit STONE SOUR - Gitarrist Josh beim nachmittäglichen Plausch


Wahrscheinlich wäre den meisten unter Euch ein Interview mit Sänger Corey oder Gitarrist Jim lieber gewesen, wegen deren SLIPKNOT-Connections meine ich. Ich zumindest hatte auf einen der beiden gehofft, schließlich war der Großteil meiner Fragen auf sie zugeschnitten. Oft kommt's aber anders und so stand ich quasi ohne Fragen da und die paar mit SLIPKNOT verbundenen, die ich Josh doch zumutetete, interessierten ihn offenbar nicht so wirklich. Zum Glück konnte ich dann in ihm doch noch einen Bruder im Geiste finden als wir auf die Entwicklung vom Thrash-Metaler hin zum offenen Gitarristen kamen. Da is' der Schmäh dann gerannt...

Kronos: Du warst bereits Mitglied der ersten Inkarnation STONE SOURs und vor etwa drei Jahren auch eine der treibenden Kräfte hinter der Reunion der Band. Gab es zwischenzeitlich andere Projekte oder Bands in denen du tätig warst?


Josh: Nein, STONE SOUR war meine einzige Band, weil einfach nicht das Bedürfnis nach etwas anderem da war und sich nichts ergeben hat. STONE SOUR ist mein Ding und tja ich habe halt mit niemand anderem gespielt...



Kronos: Und wie hat sich STONE SOUR ergeben? Wie hast du die anderen Jungs kennengelernt?


Josh: Das ist schon lange her. Shawn (Economaki, Bassist; Anm.) und ich kannten uns von der Schule und so etwa 1988 oder ‘87 starteten wir das ganze. Er kannte Corey und stellte uns dann einander vor und wir drei spielten in einer Band - das heißt wir versuchten eine Band zu sein, wir waren alle noch absolute Anfänger. Shawn spielte damals Gitarre, Corey Schlagzeug und ich Bass, also über die Jahre haben wir alle unseren Platz gewechselt. Joel kam dann so um 1992 dazu weil wir einen Drummer benötigten und das war dann der eigentliche Anfang von STONE SOUR. Wir alle kannten Jim, er spielte in anderen Bands und somit war sein Einstieg auch kein Problem.




Kronos: Hast du ein Problem damit, dass STONE SOUR immer als Side-Project zweier SLIPKNOT-Mitglieder gesehen wird und jeder Corey und Jim kennt, du und die anderen beiden Mitglieder aber eher in deren Schatten stehen?


Josh: Hmmm... Sagen wir mal so: Ich habe keine Problem damit, dass sie mehr beachtet werden als ich, sehr wohl aber damit, dass wir als Side-Project SLIPKNOTs tituliert werden, weil wir absolut nicht wie SLIPKNOT klingen, nicht einmal Corey klingt bei STONE SOUR wie er sonst bei SLIPKNOT klingt. Das (der Vergleich mit SLIPKNOT, Anm.) regt mich auf, und nicht, dass sie mehr Medienpräsenz haben - honestly I don’t really give a shit. Ich spiele nicht Gitarre um mein Bild in einem Magazin zu sehen...


Kronos: Du erwähntest bereits, dass euer Album überhaupt nicht nach SLIPKNOT klingt...


Josh: ... Oh, Ohne Zweifel! Ich mein‘, SLIPKNOTs letztes Album ist von der ersten bis zur letzten Sekunde “full roar”, bei STONE SOUR gibt’s in dieser Hinsicht keine Grenzen, wir können einen Song wie “Bother” genauso gut machen wie einen Song wie “Get Inside”....


Kronos: Und woher kommt diese Bandbreite? Was sind eure Einflüsse?


Josh: (brabbelt irgendwas, dass ich aufgrund eines vorbeifahrenden Rettungswagens im Einsatz, der Joshs Stimme auf der Aufnahme meines Diktiergerätes verschwinden lässt, nicht wiedergeben kann. Aber Josh dürfte mitdenken, hält kurz inne, und fährt als es wieder ruhiger ist fort, Anm.) Okay... Also ich komme ursprünglich aus der ‘80er-Jahre Thrash-Ecke. SLAYER, METALLICA, MEGADETH waren immer meine Favorites (Josh trägt zum Zeitpunkt des Interviews auch ein METALLICA-Flameskull-T-Shirt, Anm.) . Aber ich bin älter geworden und habe meinen Musikgeschmack ausgeweitet. Als ich jünger war, gab es für mich eben nur SLAYER, TESTAMENT, METALLICA alles andere war zum Vergessen. Jetzt, mit ein paar Jahren mehr am Buckel, bin ich da wesentlich offener, weil es einen als Musiker offener macht. Wenn du zum Beispiel etwas wie zum Beispiel (denkt nach) John Coltrane oder Charlie Parker -phänomenale Jazzmusiker aus vergangen Jahrzehnten- hörst, kann es dich auch in einer gewissen Art und Weise inspirieren Songs zu schreiben. “Blotter” etwa ist einer der härtesten Tracks auf der CD und ich weiß nicht wie aber...tja.
Allgemein kann man sagen... solange es nicht Rap ist (lacht) ... naja, oder Country, das mag ich auch nicht all zu sehr.
Meine CD-Sammlung ist halt ziiiemlich groß, über 1000 Stück und das von SLAYER über die BEATLES und LED ZEPPELIN bis Beethoven.



Kronos: Erzähl uns mal was über das Rollerball-Remake und den Spiderman-Soundtrack.


Josh: Also zu “Rollerball” kann ich nicht viel sagen, das ist eine SLIPKNOT-Angelegenheit.
Bei “Spiderman” war es so, dass Corey ein Riesen-”Spiderman”-Fan ist und somit war es eine große Ehre für ihn, am Soundtrack oben zu sein. Der Grund warum seine Name dort steht und nicht STONE SOUR hängt allerdings mit rechtlichen Angelegenheiten zusammen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geregelt waren.



Kronos: In Kürze steht ja ein neuer Release an, das “Inhale”-Digipack.


Josh: Ja, eine andere Version von “Inhale”, also “Inhale” in der Album-Version, ein Song namens “Inside the Cynic”, der bei den Aufnahmen übriggeblieben ist und die lange Version von “Inhale”. Die Geschichte dazu ist: als wir es aufnahmen, wussten wir bereits, dass das eine Singleauskopplung wird und Singleauskopplungen dürfen -ausser die Band heißt METALLICA- im Hardrockbereich nicht länger als etwa vier Minuten sein. Und da die Middle-Section manchen in der Band als entbehrlich erschien, nahmen wir sie raus. Auf der Version des Digi-Packs wird dieser Mittelteil -eine gedoppelte Gitarrenharmonie- wieder drauf sein und das Intro wird ein wenig länger sein.


Kronos: Und gibt es Pläne für ein neues Album oder schon neue Songs?


Josh: Ja, wir haben vorher an neuem Material gejammt, allerdings wird sich bei zukünftigen Aufnahmen die Frage stellen, ob sich der Studiotermin nicht mit dem SLIPKNOTs überschneiden wird. Deswegen sind Pläne für ein neues Album noch sehr vage.


Kronos: Wir haben vorher über Einflüsse geredet und dabei sind die Namen der alten Klassiker gefallen. Welche jüngeren Bands hörst du zur Zeit gerne?


Josh: Da sind wohl SHADOWS FALL meine momentanen Favoriten. Die sind großartig. Sie haben dies Old-School-Mentalität, und deswegen liebe ich so sehr. Sie klingen wie eine moderne Version TESTAMENTs in ihrer Blütezeit.
Eine andere, die ich jetzt unbedingt mal anchecken muss - ich kenne nur einen Song von ihnen - ist POISON THE WELL. Mal schauen, wo ich das Album bekomme...
Und ansonsten höre ich zur Zeit wieder viel IRON MAIDEN, von denen ich alle Alben habe. IRON MAIDEN und “St. Anger”.



Kronos: Und was hältst du von “St. Anger”?


Josh: Gefällt mir immer besser, mein Problem ist die Produktion, die Snare macht mich wahnsinnig. Und um ehrlich zu sein, ich hab’ die DVD gesehen und die ist besser als das Album, hahaha...
Ich bin durch dasselbe mit “Load” und “Reload” gegangen, wobei ich bei der schon vorbereitet war.
Auch das schwarze Album war anstrengend für mich, aber es hat sich immer wieder rausgestellt, dass auch gutes Material drauf war.



Kronos: Mich stört, dass keine Soli drauf sind auf “St. Anger“, sehr wohl aber welche hingepasst hätten. Was sagst du als Gitarrist dazu und war Kirk Hammett ein Einfluss für dich?


Josh: Sicher, Kirk ist manchmal phänomenal. Was mich mehr stört, ist, dass METALLICA nicht mehr ihre Songwriting-Formeln verwenden und ich mache mir Sorgen, dass sie Dinge von Bands übernehmen, die sie eigentlich beeinflusst haben. Ich hoffe auch, dass sie nicht auf Solos verzichtet haben, weil das zur Zeit viele machen, es so üblich ist.


Kronos: Ich find’s schade, weil es oft gut zu den Songs passen würde, ich bin ja nicht der Meinung, dass man alles zu-duddeln muss aber wenn’s passt, wieso nicht?


Josh: Genau. So machen wir das. Wenn es passt, dann ja, aber wir erzwingen es nicht, man muss ja nicht immer wäääääh (imitiert ein Gitarrensolo) spielen...


Kronos: Wie Yngwie...


Josh: Was? (Lacht) Ja, wie Yngwie... genau.
Es muss in den Song passen und nicht den Gitarristen ins Rampenlicht stellen. Und zu Yngwie: Phänomenaler Gitarrist, aber nach den ersten zwei Alben hat er mich nur noch enttäuscht. Trotzdem habe ich alles was er gemacht hat, aber ich denke mir immer “Mann, du bist so toll, Trau dich doch mal was anderes auszuprobieren..” aber jetzt wird er wahrscheinlich angepisst sein und mich bedrohen und umbringen wollen hahaha er bedroht ja alles und jeden damit....



Kronos: Und andere wichtige Gitarristen für dich?


Josh: Oh ja, Steve Vai, Joe Satriani, Paul Gilbert, die drei waren immer die großen für mich, neben Hetfield, der was das Songwriting angeht, der wichtigste ist. Das wären dann die großen vier: Vai, Satriani, Gilbert, Hetfield. Mit METALLICA-Covers hab ich angefangen und dann später die Satriani- und Gilbert-Sachen gelernt... Mit Vai ist das etwas anderes, Vai ist einfach Vai. Er ist unglaublich, und ich finde es schade, dass er nur als Gitarrist geehrt wird und er nie Anerkennung für seine Arrangements und seine Kompositionen und alles was hinter seinen Solos ist.


Kronos: Und als Entertainer auf der Bühne ist er auch nicht zu unterschätzen...


Josh: Auf jeden Fall. Aber alle diese Leute sind auch menschlich wirklich beeindruckend. Trotz des Erfolges sind sie am Boden geblieben, was sehr cool ist. METALLICA etwa, mit denen wir vor kurzem spielten, machen nicht nur tolle Musik sondern sind auch tolle Leute. Nicht wie etwa ein gewisser anderer Gitarrist, der auch sehr gut ist hahaha...


Kronos: jojo, da Yngwie...Ihr habt mit METALLICA gespielt?


Josh: Wir haben mit ihnen hier in Europa auf verschiedenen Festivals gespielt und es war echt toll, weil ich manchmal noch immer das Gefühl verspüre wie damals, als ich zehn war und das Plattencover von “Master of Puppets” fasziniert in meinen Händen halte, das große Plattencover...


Kronos: Willst du unsere Leser noch etwas wissen lassen, das wir im Interview vielleicht nicht erwähnt haben?


Josh: Wir haben das Digipack erwähnt, das im Herbst rauskommen soll, eine andere Disc ist in Planung, mit allen drei Videos als DVD anstatt dem typischen CD-Rom-Zeug... tja... Ich glaube, das war’s...


www.stonesour.com

Autor: Kronos

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Beitrag vom 05.07.2003
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