Interview mit DEVIN TOWNSEND - Eine Retrospektive 1993 – 2003




Tobias: Devin, jedes Projekt, das Du initiierst, ist musikalisch meistens das präzise Gegenteil des Vorgängeralbums, z.B. folgte auf die sehr schlüssige Konzeptscheibe OCEAN MACHINE das sehr komplexe Experimentalalbum INFINITY, nach zweijähriger Pause hast Du den überaus schnellen, chaotischen PHYSICIST losgelassen und daraufhin das entspannte, dennoch deutlich progressive TERRIA. Jetzt ist die neue SYL-Schlachtplatte veröffentlicht und auf deinem neuesten Baby DTB zeigst Du dich von deiner fröhlichsten Seite…


Devin: Der Grund warum jedes Album anders klingt ist die Langeweile, die mich jedes Mal gegen Ende der Aufnahmen beschleicht. Ich bin derart in den Aufnahmeprozess involviert, dass ich das Zeug zum Schluss nicht mehr hören kann.


Tobias: Ich glaube, dass Du selbst dich ebenfalls mitveränderst. Wenn ich ältere Interviews mit Dir mit neueren vergleiche, scheinst Du nun sehr viel kontrollierter und ausgeglichener.


Devin: Ich halte das lediglich für eine Auswirkung des Älterwerdens, man ist ständig am Lernen und Wachsen. Ich bin ein bisschen gelassener als früher. Man lernt viel, und leider wird man nie fertig damit.


Tobias: Es ist bekannt, dass Touren nicht besonders angenehm für Dich ist: Wie war dein letzter Europa-Ausflug Anfang diesen Frühling für Dich?


Devin: Ziemlich anstrengend, denn ich war mit STRAPING YOUNG LAD und DTB unterwegs. Aber es war recht erfolgreich; im Gegensatz zu früher werden wir in den nächsten Jahren sehr viel öfter unterwegs sein.


Tobias: UNIT 187, ZIMMER’S HOLE, THE ALMIGHTY PUNCHDRUNK. Allesamt neue, viel versprechende Bands ähnlichen Stils im Sinne SYLs, allesamt in derselben Gegend ansässig wie Du. Wächst da eine neue Bewegung heran?


Devin: Ich denke nicht, dass da von einer neuen Bewegung gesprochen werden kann. Ich habe halt „my fingers in a lot of pies“ und die meisten dieser Bands sind in irgendeiner Form mit SYL verbunden. Wir werden sehen wie sich jede entwickelt, momentan sind sie noch dabei sich mit ihrem Stil zu etablieren…


Tobias: Bis vor wenigen Jahren hast Du es vehement abgelehnt andere Bands zu produzieren. Nun hast Du erfolgreich die Schweden SOILWORK produziert und tust dasselbe für die Projekte Deiner SYL-Kollegen. Warum hast Du Deine Meinung diesbezüglich geändert und lässt Du Dich musikalisch von den Bands mit denen Du arbeitest beeinflussen?


Devin: Ich bin definitiv davon beeinflusst und hüte mich stets davor auf Autopilot zu schalten. Produziert habe ich, weil ich ausnahmsweise Zeit dafür aufbringen konnte, als diese Projekte ins Laufen kamen.


Tobias: Du hast ebenfalls darauf beharrt, dass Du für Dein Label HevyDevy Records keine anderen Bands unter Vertrag nehmen wirst. Zitat aus dem Booklet zu TERRIA über der Kontaktadresse von HevyDevy: „Don’t be a plebian! Make much Metal with us!“ Denkst Du in dieser Hinsicht jetzt auch anders?

Devin: Also eigentlich ändere ich meine Meinung ständig, meistens nachdem ich sie gerade in einem Interview dargestellt habe. Sag niemals nie, es gibt wohl nichts, was ich nicht tun würde, man sieht was die Zukunft bringt.


Tobias: Immer wenn ich mir OCEAN MACHINE oder TERRIA gebe, spekuliere ich, dass Filme Dich viel mehr inspirieren als andere Musiker.


Devin: Das würde ich unterschreiben, wobei mich mein Leben selbst noch viel mehr inspiriert. Mir hat immer sehr gefallen wie Musik das Leben ergänzt.


Tobias: Die OCEAN MACHINE ist mein persönlicher Favorit unter Deinen Werken. Wovon handelt das Album inhaltlich? Wird es eine Fortsetzung geben?


Devin: Wie ich schon sagte, habe ich es inzwischen aufgegeben Dinge auszuschließen. Demzufolge werde ich vielleicht ein weiteres OM-Album schreiben. Textlich geht es um die Dinge, die ich auf allen CDs behandle: Nichts weiter als Liebe, Beziehungen und der Ozean, denke ich.


Tobias: TERRIA war irgendwie zuviel für mich. Ich habe mir die CD bestimmt gut 99-mal angehört und halte sie für ein absolutes Unikat, aber sie erscheint mir immer noch etwas mysteriös.


Devin: Dann solltest Du sie Dir unbedingt noch einmal anhören, denn es gibt da einen Bonus-Effekt beim hundertsten Hören, der Dir verdeutlichen wird, dass das Album der nächste logische Schritt nach PHYSICIST war.


Tobias: Mich deucht, Deine größte Waffe ist Deine Unberechenbarkeit?


Devin: Da stimme ich Dir zu, auch wenn ich es nicht für eine Waffe halte, ich mache ja nur Musik und lege es nicht darauf an, irgendetwas zu beweisen.


Tobias: Haben Drogen eine kreative Wirkung auf Dich? Wenn ja, benutzt Du sie gezielt mit dieser Absicht und was nimmst Du so?


Devin: Und ob ich Drogen absichtlich gebrauche, meistens jedoch nur Gras. Das hat definitiv kreative Wirkung, manchmal macht es mich lethargisch und faul, manchmal ermöglicht Gras es mir sehr hart zu arbeiten. Die Zeit nach dem Rauchen ist ebenfalls sehr nett. Viel schwarzer Kaffee und diverse verschreibungspflichtige Medikamente halten mich auch am Laufen…


Tobias: Die brillante Death Metal-Parodie PUNKY BRÜSTER ist in Europa offiziell nie veröffentlicht worden. Wäre es nicht so langsam mal Zeit das nachzuholen?


Devin: PUNKY BRÜSTER ist zumindest über meine Homepage erhältlich. Da ich zurzeit so viel am Laufen habe, mache ich mir über meinen back catalogue weniger Gedanken. Unter Umständen wird das Teil in Zukunft wiederveröffentlicht, fürs Erste kann man es bei www.hevydevy.com ordern.


Tobias: Wie wichtig ist Geldverdienen für Dich?


Devin: Tja, man braucht es halt zum Leben. Ich hätte gern genug davon, um mich nicht mehr damit befassen zu müssen. Sehen wir was die Zukunft bringt.


Hier geht es zum seinem aktuellsten Werk: THE DEVIN TOWNSEND BAND -"Accelerated Evolution"

www.hevydevy.com

Autor: Tobias

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Beitrag vom 22.06.2003
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