Interview mit DEREK SHERINIAN - Widersprüche und Unklarheiten und wahrscheinlich mit dem linken Fuss zuerst aufgestanden


Leider konnte ich die Möglichkeit dieses Interview per Telefon zu führen nicht wahrnehmen und so müssen wir uns mit den per Mail gegebenen Antworten Dereks zufrieden geben. Gerade bei den Fragen, die das von mir vermutete Konzept betreffen und die im Zusammenhang mit der derzeitigen weltpolitischen Lage zu sehen sind, ist es schade, dass ich nicht nachhaken konnte. Warum mich die politische Einstellung eines Künstlers interessiert, der ein Instrumentalalbum auf den Markt bringt? Nun ja, allein schon der Titel „Axis of evil“ ist recht politisch und angesichts des Aufruhrs, den es rund um einen Malmsteen-Auftritt vor rund zwei Jahren gab (Derek war damals in der Band des Gitarristen), und nun der Aussage, dass die Welt in den letzten zwei jahren (seit dem elften September 2001) “a darker place“ geworden ist, ist das hier schon interessant. Außerdem gibt es auch sonst noch ein paar Unklarheiten, aber naja...
Allerdings kommt‘s mir bei den Antworten so vor, als wäre ich mit Nachhaken bei Mr. Sherinian, der nicht nur recht amerikanisch-patriotisch zu denken scheint, sondern auch ein wenig eingebildet sein dürfte, eh nicht weit gekommen wäre. Vielleicht hatte der Gute auch nur einen schlechten Tag...

Hi Derek,
Du hast „Black Utopia“ mit einem Film verglichen. Gibt es so etwas wie eine Handlung oder ein Konzept hinter den Songs?


Es ist nicht wirklich wie ein Film, aber meine Musik ist sehr visuell. Ich sehe jeden der Songs als eine einzelne Szene, doch auf eine gewisse Art sind sie alle miteinander verbunden.


Was ist die Idee hinter den Songs „Axis of Evil“ und „Black Utopia“? Gibt es eine Verbindung zwischen den zwei titeln? Meinst Du, dass unsere Zukunft eine „Black Utopia“ ist?

Ich denke die Welt ist in den letzten zwei Jahren ein dunklerer Ort geworden. Die Musik und das Cover von „Black Utopia“ spiegeln meine Sicht der Dinge wieder.


Wie passen die anderen Titel in das Konzept des Albums?

Das einzige Konzept war, eine großartige Platte zu machen...


Welche Bedeutung hat der zweite Song des Albums „The Sons of Anu“ und was bedeuten seine drei Teile?

Die Idee zu „The Sons of Anu“ kommt aus der sumerischen Mythologie. Es faszinierte mich, also beschäftigte ich mich damit.


Gibt es zurzeit andere Projekte oder Bands in denen Du spielst?

Ich konzentriere mich darauf, die Tour zu „Black Utopia“ vorzubereiten. Ich hoffe irgendwann im Herbst in Europa zu spielen.


Für mich - als Gitarristen - ist „Black Utopia“ eine Wahnsinnsplatte, aber es wunderte mich doch sehr, dass auf dem Solo-Album eines Keyboarders die Gitarre die Hauptrolle spielt. Warum ist das so?

„Black Utopia“ spiegelt meinen Musikgeschmack wider. Ich höre hauptsächlich Gitarren-orientierte Musik, also ist es selbstverständlich, dass ich auch solche schreibe.


Die verschiedenen einzigartigen Stile der ausgewählten Gitarristen erzeugen oft starke Kontraste, von denen die Spannung der Songs lebt. War dieses Erzeugen von Kontrasten durch verschiedene Charaktere eine Absicht oder gar die Grundidee des Albums?

Ich finde diese Kontraste einfach schön. Sie sind es, die meine Musik so einzigartig machen. Wo sonst bekommst du ein Soloduell zwischen Yngwie (Malmsteen) und Zakk (Wylde) zu hören oder Al DiMeola und Yngwie im selben Lied? Ich erschaffe historische Momente auf Platte.


Wie kommt es, dass Steve Lukather auf drei Songs auf diesen aber immer als einziger Gitarrist spielt während die anderen sich Songs teilen?

Das hat sich so ergeben. Auf meiner letzten CD „Inertia“ teilte er sich einen Song mit Zakk Wylde.


Warum hast du Jeff Becks „Starcycle“ gecovert? Hast Du Steve Lukather ausgesucht weil er als Jeff Beck-Fanatiker verschrien ist?

Dieses Lied war sehr wichtig für mich als ich ein junger Musiker war. Und ja: Luke ist offensichtlich perfekt dafür.


Hast Du alle Songs auf „Black Utopia“ selbst geschrieben oder hatten auch die anderen Musiker etwas mitzureden?

Drei Songs stammen von mir, drei schrieb ich gemeinsam mit Brian Tichy und einen mit Simon Phillips und Tony Franklin.
Einerseits wusste ich genau, was ich von jedem Musiker wollte, andererseits habe ich ihnen nicht jede Note vorgeschrieben. Ich habe jeden Musiker dazu gebracht einfach einzustöpseln und zum Kontext passend zu spielen.



Gerüchten zufolge soll Yngwie Malmsteen leicht egozentrisch veranlagt und daher nicht unbedingt unproblematisch sein, was die Arbeit mit ihm angeht.
Was meinst Du?


Ich liebe es mit Yngwie zu arbeiten. Er hat einen tollen Humor und ihn direkt vor dir spielen zu sehen, ist wirklich erstaunlich. Nachdem er seinen brillanten Part auf „Sons of Anu“ in einem Take eingespielt hatte, sagte er zu mir „Ich wünschte es wäre für mich genauso leicht, meine eigene Musik einzuspielen“. ich bin stolz mit ihm gespielt zu haben und würde es jederzeit wieder tun.


Warum hast Du neben all den Rockmusikern Al Di Meola und den Violinisten Jerry Goodman verwendet?

Ich wollte die perfekte Mischung aus Metal, Prog und Jazz-Fusion und dies habe ich meiner Meinung nach mit „Sons of Anu“ (wo die beiden genannten Musiker mitspielen) erreicht.


Gibt es Pläne „Black Utopia“ live zu performen? Natürlich kannst Du nicht die Musiker, die die CD eingespielt haben, mit auf Tour nehmen, aber wird es vielleicht einen Gig geben, an dem alle teilnehmen? Und wie sieht es mit der Live-Promotion mit anderen Musikern aus?

Ja, ich werde im Juni in Südamerika und dem Osten der USA touren. In Europa hoffentlich im Herbst.


Gab es Musiker, die Du nicht für „Black Utopia“ gewinnen konntest?

Ich habe Steve Vai eingeladen, doch er war zu beschäftigt mit seiner eigenen CD aber er zeigte sich interessiert in Zukunft etwas mit mir zu machen.


Mit wem würdest Du in Zukunft noch gerne arbeiten?

Auf meiner Wunschliste wären Eddie Van Halen, Jeff Beck, Steve Vai, Allan Holdsworth, Steve Morse, Bill Bruford, Tony Levin und noch ein paar andere...


OK, das ist alles. Ich hoffe die Fragen haben sich nicht allzu sehr gelangweilt. Danke für die Antworten. Gibt es noch etwas, dass Du loswerden willst?

Hört schon mal in die MP3-Samples von „Black Utopia“ auf www.dereksherinian.com rein und man sieht sich auf Tour...

www.dereksherinian.com

Autor: Kronos

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Beitrag vom 06.05.2003
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