Interview mit AROMA - warum sie das machen, was sie wollen


Über AROMA wurde ja auf Earshot schon einiges berichtet (Bericht über AROMAs Gig mit ZUE im Reigen, Bericht über AROMAs Auftritt mit SELTSAM im Chelsea und das Review der aktuellen CD ">>I<<")
Nun hatte ich auch die Möglichkeit in gemütlichem Rahmen ein ausführliches Interview mit den wirklich ausgesprochen netten Menschen Judith (voc), Roland (guit) und Klemens (bass) zu führen.
Was dabei herauskam, lest am besten selbst!

Zunächst mal die obligatorische Frage nach eurem Bandnamen: warum habt ihr euch Aroma genannt?


Klemens: na warum nicht? Da gibt es keine besondere Bedeutung.. Wir haben ziemlich viele Bandnamen durchprobiert, haben ziemlich lange gebrainstormt und AROMA schaut find ich schön aus, klingt schön und hat auch eine positive Assoziation im Sinne von „gut“ und „angenehm“, „gutes Aroma“.

Judith: Verbindet die Sinne...

Klemens: Genau, es ist eher freundlich, eher positiv vom Namen her und man verbindet es auch nicht direkt mit einer Musikrichtung. Es gibt ja schließlich Bands, wo man vom Namen her schon sagen kann, welche Musik sie machen.



Eure Musik bezeichnet ihr selbst als Sunset.. und das was ihr macht, kann man wohl eindeutig NICHT als Mainstream bezeichnen. Wollt ihr mit eurer Musik etwas ausdrücken, also habt ihr bewusst diesen Stil gewählt, oder ist eure Musik einfach das, was in euch vorgeht?


Judith: Also für mich ist Musik so etwas wie Tagebuchschreiben. Ich kann überhaupt nicht sagen, wie das dann klingen wird. Ich kann mich nur hinsetzen und Musik machen, aber was das dann für ein Stil ist, oder wie das klingt, das kann ich in dem Moment noch nicht sagen. Das ist aber auch das Coole an der Musik, es ist wie wenn man ein Kind kriegt. Du weißt nicht, wie es wird, aber du kriegst es trotzdem!

Klemens: Unsere Musik ist glaub ich ganz ganz stark das, was wir sind. AROMA macht sozusagen, was ihnen gefällt. Es entstehen sehr viele Dinge auch einfach in Jams in den Proben. Dadurch, dass jeder etwas in die Musik einfließen lässt, klingt es auch jedes Mal irgendwie anders. Wenn man 4 Lieder von uns hernimmt, kann man nicht einfach so sagen, das ist der und der Stil, deswegen haben wir einen Eigenen kreiert, um das irgendwie in Worte verpacken zu können.



Welche Musik hört ihr privat?


Judith: Ich hör Jimi Hendrix und Neil Young, Björk, Beck, Counting Crows, die CD mit Mr.Jones, die liebe ich heiß!

Klemens: Red Hot Chilli Peppers, Radiohead, Muse, Björk mag ich auch total gern, Massive Attack, deus ist auch eine verdammt gute Band. Ich hör aber auch sehr viel Jazz, oder Dire Straits, natürlich Police. Blendwerk ist auch super...

Roland: Hip Hop, ich hör Hip Hop, aber nicht mehr soviel wie früher. Im letzten halben Jahr hab ich sehr viele österreichische Bands gehört.

Judith: Ich glaub, die Zeit ist gottseidank vorbei, wo man sagt, „ich hör nur die eine Musikrichtung“, es gibt so viel gute Musik..

Klemens: .. und so viel Schlechtes. ;)





Lasst ihr euch in eurer Musik und eurem Auftreten von anderen Bands beeinflussen?


Judith: Ja, von den ROLLING STONES. In den 60ern haben sie sich nix drum gschissen, wie sie ausschaun, sondern sie haben einfach das gemacht, was sie gefühlt haben. Und von dem lass ich mich schon beeinflussen, weil ich finde, dass es schon genügend Posing-Sachen gibt und das mag ich persönlich einfach nicht so gern.
Ich denk mir, es is wurscht ob es blöd ausschaut, was du machst.. weil wenn es das ist, was man fühlt, dann schaut es eben deswegen nicht mehr blöd aus!

Klemens: Auch ich denk mir, dass man bei AROMA merkt, dass nicht wahnsinnig viel aufgesetzt ist, sondern dass es relativ kompakt und echt rüberkommt. Also im besten Falle lassen wir uns indirekt beeinflussen, aber sicher nicht absichtlich. Ich denk mir, man würde es uns auch automatisch ansehen, wenn wir was aufsetzen würden. Die Leute würden sich denken: „Das seids nicht ihr!“

Roland: Wir können nicht etwas verkörpern, was wir nicht sind. Das ist schon ein ziemlicher Kern von uns, dass wir das sind, was wir sind.



Eure neue CD heißt >>I<<, ein wahrlich ungewöhnlicher Name, sowohl für die CD als auch für das gleichnamige Lied. Was soll das bedeuten?


Roland: Naja, dieses I kann man ja genauso gut auch als römischen Einser sehen, es ist ja die erste CD die wir mit der Judith zusammen aufgenommen haben. Das hat also etwas Zweischneidiges, sowie AROMA eben ist, man kann sich nie auf eine Sache festlegen.

Klemens: Es ist eben eine Doppelbödigkeit zwischen >>I<< dem Song und..

Judith: ... der Nummer 1. Es gibt ja genügend Platten, die „Number One“ oder so heißen. Das ist auch blöd, aber irgendwie mag ich das dann doch immer ganz gern, wenn man sagt, dass das das erste ist, was man macht.



Welche Themen behandeln eure anderen Songs?


Judith: Liebe, Schmerz, na ja, eben alles, was so passiert. Wenn mir irgendwas nahe geht, dann muss ich es eben schreiben, weil wenn ich es niedergeschrieben hab, dann kann ich dazu stehen und es ist irgendwie weg von mir. Ich spür es zwar dann schon immer wieder, wenn ich es singe, aber es ist eben so, dass man sagen kann: „Ok, ich steh dazu, ich hab das so empfunden.“.
Meistens geht es um die Liebe.. aber bei „Sleeper“ hab ich mich damals so gefühlt, als wäre ich irgendwie untergraben von der Welt und der Song bedeutet eben: „Ich werds euch schon zeigen!“

Klemens: „I`m a sleeper but I`ll awake…”, “Well” ist ja so ähnlich..

Judith: Genau, “No one ever told me not to breathe again..”, also es hat mir nie irgendjemand gesagt, dass ich net atmen dürfte. Es ist auch meine Welt und ich will sie mir so gestalten, wie ich sie gerne haben möchte, denn das könnte auch richtig sein.



Ihr habt verschiedene T-Shirts mit lauter unterschiedlichen Motiven. Haben diese eine besondere Bedeutung oder habt ihr sie einfach nur wegen der guten Optik gewählt?


Klemens: Jedes dieser T-Shirts hat irgendwas mit AROMA zu tun. Also der Granatapfel zum Beispiel hat eben ganz einfach ein gutes Aroma, das ist ganz simpel. Das Flugzeug steht so ein bisschen für manche Elemente in der Musik, die fliegen, es steht für Freiheit.
Das Gras ist das „Sleeper“-T-Shirt, „Fresh air is in my hair“.. Das Gras, das eben für Haare und Kopf steht…
Die Gewürznelken sind auch ganz direkt Aroma.
Das No-War-T-Shirt war einfach mein Statement zum Irak-Krieg. Ich find Krieg einfach grundsätzlich scheiße und ich hatte einfach irgendwann mal die Idee, die Buchstaben im AROMA-Logo so umzudrehen, dass dann einfach No War drinsteht! Also das war mir einfach wichtig...



Begonnen habt ihr mit einer anderen Sängerin, Conny.. warum hat sie damals aufgehört?


Roland: Sie ist für ein gecastetes Projekt ausgestiegen, so à la NO ANGELS oder Starmania, wo sie eben bis in die letzte Runde gekommen ist. Aus dem Projekt ist dann aber für sie leider nichts geworden, aber sie war eben vertraglich gebunden und durfte einfach nichts machen. Proben ja, auftreten nein, aufnehmen auch nicht, nur wofür probt man dann?

Klemens: Das ist eigentlich schon eine wichtige kleine Geschichte.. Roland und ich machen ja schon sehr lange Musik und haben früher selber gesungen. Das hat sich aber dann irgendwie aufgelöst, weil nichts weitergegangen ist. Aber wir wollten unbedingt weitermachen und haben dann den Stefan gefunden, mit dem wir lange herumgejammt haben. Dann haben wir natürlich jemanden gesucht, der singt und dann kam die Conny, wo auch ziemlich viel passiert ist. Es war eine recht schöne Zeit und die Conny war sicher nicht schlecht, da kann man garnix sagen, und wir haben uns eben gedacht, ja, jetzt geht alles los und zack, plötzlich war sie weg.
Wir haben uns dann überlegt, was wir machen sollen, aufhören oder weitermachen. Und 1 ½ Monate haben wir dann irrsinnig viel Zeit und Energie hineingesteckt, jemanden zu finden. Wir haben überall Plakate aufgehängt, hunderte E-Mails verschickt, auf den Unis Plakate aufgehängt, usw...

Judith: Ich habs dann eben auf der Akademie gesehen, wo ich studier und habs 1 Woche oder so mit mir herumgeschleppt, weil ich mir gedacht hab, dass ich sicher nicht gut genug singe. Dann hab ich aber doch angerufen und wir haben uns eine Probe ausgemacht, haben einmal geprobt und am nächsten Tag haben sie mich angerufen und gemeint, dass das ok geht.

Klemens: Es haben sich ja über 30 Mädels bei uns gemeldet! Es war also so ein richtiges Casting und wir haben uns in etwa die Hälfte angehört, aber um ehrlich zu sein, es gab niemanden, der auch nur annähernd so gut gewesen wäre, wie die Judith. Das war einfach volles Glück... Das war ein schöner Moment damals

Roland: Das Schöne war ja, dass wir sozusagen beidseitig voneinander fasziniert waren. Wir waren fasziniert von ihrer Stimme und ihrem Auftreten und sie war fasziniert von unserer Musik, also das hat einfach beidseitig gepasst. Deswegen hat die Entscheidung auch nicht lange auf sich warten lassen...



Was habt ihr in Zukunft vor, was wollt ihr unbedingt noch erreichen?


Klemens: Alles und nichts..

Judith: Also ich bin mal auf einem John Mayall Konzert in Graz gewesen, der war in den 60ern ein irrsinnig super Bluesmusiker und toller Gitarrist, bei dem auch Eric Clapton begonnen hat zu spielen. Der verkauft seine CDs heute bei den Konzerten selber.. Und für mich ist das irgendwie mein Traum.. Mein Leben lang Musik machen zu können, wie ich will und von niemandem abhängig zu sein, von keinen Plattenfirmen und auch von niemandem, der dir sagt, dass du etwas so oder so machen sollst. Einfach für die Musik leben, egal wieviel Leute zu einem Konzert kommen. Auch wenn nur zwei kommen und einem davon hats getaugt, dann ist das schon ein Erfolg..

Klemens: Unser nächstes wirkliches Ziel ist es eben, eine gscheite CD aufzunehmen und möglichst viel zu spielen und natürlich schon irgendwie bekannter zu werden. Wir wollen ja schon, dass die Leute unsere Musik hören. Aber sich in Abhängigkeitsgeschichten bei irgendwelchen Plattenfirmen oder so zu begeben, ist natürlich schon scheiße. Man weiß ja, wie das dann läuft. Ich kann also wirklich nicht voraussagen, welchen Weg das dann nehmen wird. Ganz ohne Plattenvertrag oder Ähnliches wird’s wahrscheinlich nicht gehen, aber ich will schon, dass die ganze kreative Sache unsere bleibt.
Aber ich wünsch mir eben schon, dass möglichst viele Leute die Chance haben, AROMA kennenzulernen.

Judith: Die Plattenverträge, die du bei kleinen Labels kriegst, das kannst dir ja fast selber auch schon machen. Und die Großen nehmen dich ohnehin nicht, wenn du das machst, was du machen willst. Für Bands, die einfach machen, was sie machen wollen, für die gibt’s einfach nix.
Es gibt sicher so viele gute Musiker und Bands, die extrem gut sind, aber nie eine Chance haben, weil sie einfach nicht dem entsprechen, was sich die Plattenfirmen vorstellen. Und ich hab einfach null Bock die ganze Zeit zu versuchen, etwas zu entsprechen.
Ich will auch nicht unbedingt berühmt werden.. Denn gerade in Kriegszeiten wird einem klar, dass man ja eh alles hat was man zum Leben braucht. Was will ich denn mehr? 5 Autos, 3 Wohnungen? Wozu?

Roland: Im Prinzip kann ich das auch unterstützen, mein Leben lang einfach Musik zu machen. Denn Musik ist mein Leben, das ist eine Tatsache.



Ihr seid alle sehr gute Einzelmusiker.. nehmt ihr Unterricht oder habt ihr euch alles selbst beigebracht?


Klemens: Wir drei hatten alle nicht so wirklich Unterricht... Ich hab auch lange Klavier gespielt und hab dann irgendwann zur Gitarre gewechselt. Da hab ich dann ein bisschen Unterricht gehabt und hab dann zu Bass gewechselt, da hatte ich überhaupt nie Unterricht.

Judith: Ich hatte als Kind Klavierunterricht, aber Gitarrespielen hab ich von meinem Papa geerbt. Und singen, ich hab selber einfach immer gesungen..

Roland: Ich hab begonnen, Orgel zu spielen, dann Klavier und mit etwa 15 bin ich dann umgestiegen auf Gitarre. Das hab ich mir dann aber eigentlich alles selbst beigebracht. Wenn man vorher aber schon Instrumente gelernt hat, dann hat man einfach Ahnung von der Theorie und tut sich dann auch viel leichter.



Was haltet ihr von der österreichischen Underground-Bandszene? Seid ihr mit anderen Bands befreundet?


Judith: Laut Fm4 gibt’s keinen Underground, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es so etwas schon gibt. Es kommt halt drauf an, was man als Underground bezeichnet. Wenn man damit auch jene Bands meint, die noch im Proberaum stecken und in den Medien einfach auch noch nicht präsent sind, dann ist das einfach Underground.

Klemens: Wir haben natürlich ein paar Bands mit denen wir uns gut verstehen, aber das ist eben eher eine freundschaftliche Geschichte. Aber so szenemäßig tut sich da nicht wirklich was.. und es ist halt auch so, dass AROMA vom Stil her sehr eigen ist und sich schwer einordnen lässt, deswegen sind die Freundschaften zu anderen Bands eher persönliche Sachen. Man versteht sich gut und spielt halt auch mal zusammen.

Roland: Man schätzt dann eben an der anderen Band auch etwas.. sei es das Spielerische, oder die Bühnenshow, oder sonst irgend etwas, was einen irgendwie fasziniert, da wär eben zum Beispiel SELTSAM. Aber in Wien spielen halt auch viele Bands ganz alleine, aber ich find schon, dass Musik halt was Gemeinschaftliches ist.

Klemens: Auch ZUE sind total nette Leute...

Judith: Gemeinsam ist es einfach lustiger.. Ich find aber auch nicht, dass es notwendigerweise so sein muss, dass nur Bands von einer Stilrichtung zusammen spielen können. Ich finds einfach interessanter, wenn die Bands unterschiedliche Musik machen.



www.aroma-music.com

Autor: Kati


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Beitrag vom 29.04.2003
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