Interview mit SNEAKER PIMPS - Wir sind eine seltsame Band


Ein neues Album will vorgestellt werden und so ziehen die SNEAKER PIMPS in veränderter Besetzung (Joe Wilson nimmt eine „Auszeit“, ersetzt wird der von Ian Pickering) durch die Lande um die Wartezeit bis zur Erscheinung etwas zu verkürzen. Nach einem langen Soundcheck und Probleme mit dem Computer, der die Visuals für diesen Abend steuern sollte und aber nicht richtig arbeiten wollte, haben Chris Corner und David Westlake ein wenig ihrer Zeit zwischen Soundcheck und Auftritt für ein Interview erübrigen können.

Wie war die Tour bis jetzt?

Exzellent; Es war eine Befreiung, weil wir soviel Zeit im Studio waren und es ist gut da rauszukommen, sich auszuleben, sich ein wenig zu betrinken und herumzusauen...

Habt ihr jeden Tag die gleichen Visuals?

Wir hatten viele Visuals, die wir gefilmt haben; aber wir haben auf der Tour neue gemacht, die nur Text sind, simpler Text. Wir wollten etwas zum ansehen. Also jede Nacht die gleichen Visuals vom Computer.




Wie geht es euch mit den neuen Songs? Sind sie schwer zu spielen?

Wir üben noch immer.

Was können wir vom neuen Album erwarten? Wie wird es klingen?

Es ist eine Art Erweiterung von "Bloodsport", wir wollten es roh und trashy halten. Ich denke, es klingt wie ein dreiteiliges Ding.

Mehr Gitarren oder elektronische Samples?

Es ist etwas anders, es ist mehr eine Performance mit Elektronik im Live-Sinne, also klingt es mehr nach ein paar Leuten mit Synthesizer in einem Raum als nach einem Computer, der Synthesizer spielt.

Ist das Album schon ganz fertig?

Es ist noch nicht ganz gemixt, aber es ist abgeschlossen. Wenn wir zurück gehen, würden es nur Details sein, die wir ändern, wir würden keine ganzen Songs ändern.

Wann wird das neue Album herauskommen?

Im Spätsommer, wir nehmen zwar schnell auf, aber es braucht bei uns aus irgendeinem Grund immer lange, die Platten herauszubringen, es gibt immer ein Problem. Aber man kann es schon anhören. Allein der Schritt, die Platte auch in den Shop zu bringen, braucht bei uns immer eine lange Zeit. Also hoffentlich Sommer.

Wird es auch auf DVD erscheinen?

Nein, das ist etwas verwirrend, weil wir auch am 5. Album arbeiten. Wir haben unsere Pläne etwas geändert. Wir wollten einen Film und einen Soundtrack dazumachen, aber wir hatten schnließlich soviel Material, dass wir dachten, dass der Film zulange dauern würde, und also nahmen wir das mehr Upbeat-Material, um zumindest das schnell zu veröffentlichen, um die Leute fröhlich zu halten, während wir einige Zeit mit dem Film weitermachen. Der Film wird etwas später auf DVD folgen und der wird langsamer, mehr lyrisch, poetisch.

Welche Art von Film?

Es ist ein Märchen. Ein unheimliches Märchen, ein schwarzes Märchen. Wir haben drei Kapitel geschrieben und wissen noch nicht so recht, wie das Ende funktionieren soll, aber wir werden schon draufkommen. Wir sind am ausprobieren.

Haben die politischen Vorgänge euch beim Schreiben für das neue Album beeinflusst?

Die entscheidenden politischen Entwicklungen in England kamen erst, nachdem wir die Lieder schon geschrieben hatten, aber es ist etwas in den Liedern, das gut zum Krieg passt. Es gibt Lieder, die in Kombination mit den Lyrics eine neue Ebene von Bedeutung bekommen haben. Wir sind gegen den Krieg im Irak, um das klarzustellen. Es ist im Moment sehr schwer Brite zu sein, weil ich glaube, dass die Mehrheit in England gegen den Krieg gegen den Irak ist, aber die Regierung hört diese Leute nicht. Wir haben die größten Proteste, die England je hatte und niemand hört sie! Wir fühlen uns machtlos, verwirrt und beschämt über unser Land. Man wird aber auf jeden Fall unbewußt davon beeinflusst.

Würdet ihr auch offen sagen, dass ihr gegen den Krieg seid? Manche Bands sind ja schon von ihrem Label gekickt worden wegen so etwas?

Ja, natürlich!
In England wie in Amerika gibt es eine gesunde Anti-Kriegs-Bewegung. Es ist zu wichtig, es ist absurd, nur zu kommerziellen Zwecken nichts gegen den Krieg zu sagen, also muß man es offen aussprechen. Seit wir durch Europa touren fühlen wir uns dazu verpflichtet, es immer öfter zu sagen. Wir waren auf den Demos in London, es gibt so eine große Zustimmung gegen den Krieg. Wenn wir hier sind, merkt man, dass die Leute glauben, nur weil wir Briten sind, müssen wir stärker klarstellen, dass wir gegen den Krieg sind.


Sollten Künstler sich mehr als andere gegen solche Sachen aussprechen?

Ich würde nicht die Art ändern, wie ich Musik mache. Aber ich glaube, man wird beeinflusst irgendwie und als Künstler hat man auch das Recht seine Meinung zu sagen und auch eine Meinung nicht zu sagen, aber es ist einfach nicht lustig, die Leute finden es nicht interessant, wenn man keine Meinung hat. Aber in der Vergangenheit haben wir uns immer gegen das explizit Politische widerstrebt. Wir waren immer in Politik zwischen zwei Menschen interessiert, kleinere, intimere Situationen, Liebesaffären. Und da ist einiges an Politik in Liebesaffären: Diplomatie etc. Wir fanden, dass dies gute Metaphern für umfassendere Sachen sind. Seit dem krieg gibt es mehr Grund sich zu artikulieren und seine Meinung zu sagen.

Zurück zum Album: War Joe Wilson ins Songwriting involviert?

Nein; er war nie sosehr darin involviert, auch nicht in den Aufnahmeprozess. Ian, der jetzt mit uns spielt, ist ein ursprüngliches Mitglied, er war immer schon da. Aber wir sind eine seltsame Band, wir verändern uns, wir verändern alles: Die Leute, die Instrumente, Sounds, alles ist offen für Veränderungen. Und es gibt keinen Grund sich irgendwie zu limitieren, bei etwas zu bleiben. Wir haben die Freiheit, alles zu jeder Zeit zu ändern. Alle stimmen da zu und wir sind immer noch Teil des gleichen Zusammenschlusses und die ist größer als die SNEAKER PIMPS. Wir haben noch andere Projekte, Joe ist so auch noch dabei.

Wer macht bei euch exakt was?

Gute Frage. Dieses Album unterscheidet sich von anderen – obwohl sich natürlich alle unterscheiden – am Anfang ist es im Schlafzimmer aufgenommen worden, wie "Becoming X" mit dem wir dann ins Studio gingen. Das zweite("Splinter") wurde im Studio aufgenommen und "Bloodsport" am Land unter freiem Himmel und beim vierten Album kommen wir zurück ins Schlafzimmer, weil es so gemütlich ist. Und weil das Schlafzimmer in Chris´ Haus ist, hat er die meiste Arbeit gemacht.

Wenn ihr zu Programmieren anfangt, wisst ihr genau, was ihr wollt oder entstehen die Beats beim Aufnehmen, zufällig?

Manchmal passiert etwas zufällig, es hängt davon ab, wie schnell wir die Sachen machen. Wir probierten beim neuen Album sehr schnell zu sein. Wir versuchten ähnlich angeordnete Sounds zu verwenden, so dass es sich nach dem gleichen Drumkit anhört und das gleiche bei den andren Instrumenten und so klingt es wahrscheinlich sehr vereinfacht, wie eine Band. In der Vergangenheit wollten wir alles anders klingen lassen und haben jeden Ton ausprobiert und lange drüber diskutiert und es dauerte lange um etwas zusammenbringen. Diesmal war es so, dass wir einen guten Drumsound gefunden und entschlossen haben, ihn am ganzen Album zu verwenden. Eine neue Herangehensweise für uns und so hat das Album Stetigkeit.

Seht ihr "Bloodsport" als ein Konzeptalbum, nicht auf die Texte bezogen, sondern wie die Songs zusammenpassen?

Ich sehe es als eine art Reise. Ich glaube, wir haben das in der Vergangenheit oft gemacht und das neue klingt mehr wie ein großer Song. Vielleicht kommen wir wieder auf das Geschichtenzeugs zurück.

Es gibt ja eine deutsche Version von „Loretta young silks“. Wer hat das Lied übersetzt und wo kann man es bekommen?

Das Lied hat ein Freund von uns übersetzt, weil wir nicht wirklich Deutsch sprechen, eigentlich überhaupt nicht. Das Lied ist regulär nicht im Handel erhältlich, es wurde allein zur Promotion an Radiostationen usw. verschickt.

Was ist mit dem Remix von „Loretta young silks“, den Brian Molko von PLACEBO schon seit langer Zeit für euch machen wollte?

Den gibt es immer noch nicht. Brian ist einfach ein fauler Mensch.


www.sneakerpimps.com

Autor: MaDu


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Beitrag vom 05.04.2003
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