Interview mit DONOTS - Was es über den Krieg und andere Dinge zu sagen gibt...


Am 19.3. gastierten die deutschen Punkrocker DONOTS in Wien. So fanden sie in der Person ihres Sängers Ingo auch für Earshot Zeit.

Wie kommt ihr auf den Namen „Donots“?


Das fragt im Grunde genommen jeder... Das ist eigentlich eine ganz bescheuerte Geschichte, nur ein Rechtschreibfehler, den unser Bassist gemacht hat, der sich damals überlegt hat, er könnte die Band ja Doughnuts nennen, eben wie die Schmalzkringel.
Er hat dann das Logo aber mit 2 O gezeichnet, also statt einem O und einem U und zuerst haben wir uns gedacht, der hat total einen an der Klatsche, dass er das nicht gesehen hat. Aber dann haben wir wiederum gedacht, „to do not“ – „nichtstun“, the Donots, das passt irgendwie, deswegen haben wir das beibehalten.



Seid ihr euch in musikalischen Belangen immer einig, oder gibt es einen der alles vorschreibt?


Also wir sind eine sehr basisdemokratische Band. Und ich glaub auch nicht, dass es irgendjemand in der Band haben könnte, wenn da einer sozusagen der „Band-Hitler“ wäre, der irgendwie den anderen vorschreibt, was sie zu tun haben und was nicht.
Wir machen die Musik für uns, daran hat jeder in der Band Spaß und er soll seinen Teil auch in der Musik wiederfinden. Und dementsprechend werden wir so lange an Liedern herumschrauben, bis alle damit zufrieden sind.



Euch gibt es jetzt schon seit 8 Jahren, und einige von euch sind seit den Anfängen dabei. Beginnt man sich nicht irgendwann auf die Nerven zu gehen?


Also Alex geht mir schon auf die Nerven ;) Aber mit dem Rest ist es ganz gut


Also es gibt auch keinen der die Nummern alleine schreibt, sondern ihr macht das gemeinsam...


Ja, das stimmt, das passiert alles zusammen.


Ihr seid inzwischen schon sehr erfolgreich... aber auch ihr habt mal klein begonnen. Was habt ihr getan, um das zu erreichen, was ihr erreicht habt?


Im Grunde genommen – klingt bescheuert – aber eigentlich nur spielen, spielen, spielen, da wo es eben geht. Wir haben durchaus einige Wegstrecken auf uns genommen und haben auch richtig viel draufbezahlt am Anfang, um Konzerte spielen zu können. Da haben wir auch keine Spritkohle, Gagen oder so bekommen, wir haben einfach die ganze Zeit probiert, konstant unterwegs zu sein und probiert irgendwo im Vorprogramm von Bands zu spielen, die musikalisch halt irgendwie passen. Wir haben dann eigene Demos aufgenommen, eigene erste CD`s in 1000er Auflage produzieren lassen, um die dann auf unseren Konzerten selbst zu verkaufen, ohne ein Label oder eine Plattenfirma oder Promoagentur. Wir haben das dann halt an alle möglichen Magazine herumgeschickt, bis langsam aber sicher Leute auf uns aufmerksam geworden sind. Im Grunde kann man jeder Band, die fragt: „Wie kann man das machen?“, nur sagen, spielt, spielt, spielt, da wos geht. Probt soviel ihr könnt und spielt soviel ihr könnt.




Also das heißt, ihr würdet jungen Bands raten, einfach zu spielen...


Ja, wenn wir überhaupt irgendwie Ratschläge geben sollten, aber das ist definitiv das, worauf es ankommt, live präsent zu sein, damit die Leute einen sehen. Was nützt es, die schönste Band zu haben, wenn man den ganzen Tag lang in einem Proberaum sitzt.


Was hat es mit diesem „Introduce your band“-Abschnitt auf eurer HP auf sich?


Das ist im Grunde genommen so eine kleine bzw. wachsende Rubrik auf der Website, die den Nachwuchsbands in Deutschland oder überhaupt eine Chance geben möchte. Genauso wie wir davon profitiert haben, dass uns einige Bands mal mitgenommen haben auf Tour oder unsere Platten empfohlen haben, machen wir das halt auch für Bands, die noch keinen Deal bei irgendeinem Label haben. Die können uns ihre Demos schicken, wir hören uns das an und die Sachen, die uns gefallen, die packen wir eben auf diese „Introduce your band“-Page, da haben dann die Bands eben die Möglichkeit, ihre News zu posten, Mp3`s hinzustellen. Damit die Leute, die auf unsere Website gehen, sich vielleicht auch für andere Bands interessieren. Und diesen ganzen Bands bieten wir dann auch an, dass, wenn wir Shows, vornehmlich in Deutschland, spielen, die Bands auch hie und da mal mitspielen können, um denen einfach ein bisschen Forum zu bieten.


Wie man an eurer HP erkennt (Fans sollen die CDs reviewen, Fans only-Bereich) legt ihr anscheinend viel Wert auf die Meinung eurer Fans. Es gibt nicht viele Bands, die das in dem Ausmaß tun.. Trefft ihr euch auch mit euren Fans?


Also auf Konzerten sind wir sowieso nicht die Band, die die ganze Zeit im Backstage Raum rumhängt und wartet, dass das Konzert vorbei ist, damit man dann wieder in den Bus gehen kann. Wir unterhalten uns alle super gerne mit Leuten, die zu unseren Konzerten kommen und das haben wir immer so gehalten und werden es auch immer so halten. Also ein Extra-Treffen anberaumen, muss man da nicht, wir rennen da irgendwo immer rum und wenn man uns sieht, dann quatschen wir auch immer gerne. Es ist uns schon wichtig, dass die Leute, die sich für unsere Band interessieren, dass sie einfach auch die Möglichkeit haben, neben den Konzerten mehr machen zu können, mit unserer Band, für unsere Band, aber auch so, dass sie selbst davon profitieren, also Votes auf der Website, wo gefragt wird, was sie gerne hätten. Da geht es einfach darum, den Fans etwas zurückzugeben.


Das heißt, ihr verwendet die Kritik dann auch...


Ja, natürlich, auf jeden Fall. Letztendlich macht man die Musik natürlich für sich selbst und alles was mit der Band passiert, sollte natürlich auch in erster Linie von der Band abgesegnet sein. Aber sich komplett der Meinung der Leute zu verschließen, die einen unterstützen, wäre einfach komplett blauäugig meiner Meinung nach. Du möchtest ja auch den Leuten was zurückgeben bzw. etwas geben, worauf sie Bock haben. Wenn wir jetzt die ganze Zeit irgendwelche unpopulären Entscheidungen treffen würden, dann würde sich auch kein Schwein mehr für die Band interessieren. Ich finde, dass wir das den Leuten schon schuldig sind, die uns unterstützen.


Ihr habt einen Anti-War-Song als Protest gegen den Irak-Krieg geschrieben. Wie steht ihr zu dieser Problematik und was wollt ihr mit eurem Song erreichen?


Geschrieben haben wir den in allererster Linie, weil uns Justin, der Sänger von ANTIFLAG mit denen wir gemeinsam mit MILLENCOLLIN auf Tour waren, ein Mail geschickt hat, er wollte halt gerne so einen Song aufnehmen und wir waren auch direkt von der Idee überzeugt.
Der Song ist im Grunde genommen eine Geste, nicht mehr und nicht weniger. Mit einem Lied, das in erster Linie Entertainment ist, kannst du nicht mehr erreichen, als dass Leute auf eine Problematik aufmerksam gemacht werden. Viel mehr geht halt nicht, aber es ist einfach ein Fakt, dass die Art und Weise, wie die Bush-Regierung derzeit außenpolitisch agiert in der Weltpolitik, dass das absolut inakzeptabel ist. Es gibt keinen wirklichen Grund, den Irak jetzt anzugreifen. Natürlich ist Saddam Hussein eine Person, die ganz bestimmt einiges auf dem Kerbholz hat, aber da sollte man sich nicht vertun. Und die Art und Weise wie das irakische Volk selbst über Saddam Hussein denkt, spiegelt Gleiches wider, nur das Ding ist einfach, dass die Vehemenz mit der die USA jetzt zur Zeit Druck machen auf den Irak, das sind komplett andere Hintergründe, die für die wichtig sind. Es geht gar nicht so sehr um die Entwaffnung des Iraks, es geht einfach darum, sich einen wirtschaftlichen Standort im Osten zu errichten. Der Irak ist für die, als wirtschaftlicher Zweig, nicht zu verachten, wegen den ganzen Ölreservoirs. Grad neulich gabs bei Spiegel Online so einen riesen Artikel darüber, worauf das halt wirklich hinauslaufen soll. Da wird nicht einfach nur eine Entwaffnung akzeptiert.. Saddam Hussein soll gestürzt werden, es soll halt ein amerikanischer Platzhalter an seinen Posten rücken und das sind Sachen, wo es dann irgendwann anfängt, imperialistische Züge anzunehmen, und das sind Sachen, die gehen einfach gar nicht. Sich über UN-Mandate hinwegzusetzen, das ist auch eine Sache, die überhaupt nicht geht. Deswegen gibt es eigentlich diese große Staatenverbindung und das scheint der USA zur Zeit auch scheißegal zu sein.
Lange Rede kurzer Sinn: Der Krieg sollte eigentlich verhindert werden, ob das jetzt noch möglich ist, ist die Frage, aber letztendlich geht es einfach darum, mit diesem Song ein Zeichen zu setzen, ein friedliches Zeichen zu setzen und ein bestimmtes Zeichen zu setzen.



Was erwartet ihr euch von eurem heutigen Auftritt in Wien, habt ihr schon mal hier gespielt?


Wir haben schon 4-5 Mal in Wien gespielt und größtenteils war es immer positiv. Einmal weiß ich, da haben wir erst gedacht, die Leute hätten etwas zu viel geraucht, weil die mehr so abgehangen haben, aber letztes Mal, als wir im Planet Music gespielt haben, war das eine der besten Shows der ganzen Tour. Da war das Publikum super enthusiastisch und wir hoffen halt mal, dass es heute Abend genauso schön wird. Wir sind derzeit schon zwei Wochen auf Tour und haben bis jetzt jeden Abend wirklich ein tolles Konzert gehabt und ich freu mich heut echt tierisch auf das Konzert.. ich glaub, das wird eine gute Sache.


www.donots.com

Autor: Kati


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Beitrag vom 30.03.2003
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