Interview mit ASGAARD - Gothic Metal aus Polen


Ich hatte die Gelegenheit, die Polen ASGAARD bzw. als Interviewpartner den Keyboarder Wojciech Kostrzewa zu befragen. Hier das Ergebnis:

Hallo. Ich kannte eure Band ASGAARD vorher nicht, bevor ich eben die CD "XIII Voltum Lunae" zugeschickt bekam. Erzählt doch mal was zur Bandgeschichte!


Mein Bruder Bartlomiej Kostrzewa, Jacek Monkiewicz und ich gründeten ASGAARD 1994. Das erste Demo wurde 1995 aufgenommen, nämlich "Excellent Darkness Art". Wenn ich mich richtig daran erinnere, wurde es von der Presse als Gothic-Doom Metal bezeichnet und kam ganz gut an. 1997, nach zahlreichen Lineup-Wechsel, nahmen wir ein Tape auf, sandten es an einige Labels, das Resultat war ein Deal mit Mystic Records, und zwar über drei Alben. Das erste kam 1997 heraus, "When The Twilight Sets In Again", produziert wurde es unter anderem von Doc von VADER. Der Stil wurde als Gothic Metal mit einigen Folkeinflüssen bezeichnet. Zu der Zeit hatten wir auch schon Flöte und female Vocals, was bei der Presse erneut gut ankam. Wir konnten zahlreiche Gigs spielen, darunter sogar welche mit Bands wie LIMBONIC ART oder BEHEMOTH.
Dann wurde Przemek von Malgorzata Razniak ersetzt, was ein großer Wechsel war. Das zweite Album "Ad Sidera Ad Infinitum" wurde mit dem Soundproducer von BEHEMOTH aufgenommen, es dauerte volle 200 Stunden, mit dem 40-minütigen Album als Ergebnis, welches den ersten Teil einer Triologie darstellte. Leider war die Promotion von Mystic Production sehr schlecht und wir kamen zu dem Ergebnis, dass wir uns ein neues Label suchen mussten. Nach langen Verhandlungen unterschrieben wir bei Metal Mind Productions. Im Juli 2001 wurde das dritte Album aufgenommen, das symphonischte ever.
Durch Gigs mit ATROSIS bekamen wir viel Selbstvertrauen, aber das Album selber war kein besonders großer Erfolg. Unsere neue CD "XIII Voltum Lunae" wurde im Juli 2002 aufgenommen, im Hertz, wo auch schon DIES IRAE, DECAPITATED oder TRAUMA aufnahmen.



Wieso habt ihr ASGAARD als Bandname ausgewählt? Welche Bedeutung steckt dahinter?


Wir sind so von nordischer Mythologie fasziniert! Schon unser erstes Album beinhalte viele solche Elemente. Wir haben einen alten Song namens "1168", slavische Mythologie, der Song handelt vom Niedergang der letzten slawischen Festung namens Arcona. Die Texte haben sich im Lauf der Zeit geändert, aber wir wollten den Bandnamen deswegen nicht wechseln und blieben bei ASGAARD.


Wie würdet ihr euren Stil beschreiben? Für mich klingt es wie Gothic Metal mit einigen härteren Parts. Eure Sängerin erinnert mich z.B. an TRAIL OF TEARS.


Sängerin? Wir müssen da was erklären, wir haben keine Sängerin, nur einen Sänger. Er hat eine große Vocalrange...wir werden öfter mit ARCTURUS verglichen, ob das so stimmen kann, weiß ich nicht, vielleicht. Ich würde es als atmosphärischen Metal bezeichnen, mit klassischen Einflüssen und Black Metal...aber als Gothic Metal würde ich es nicht bezeichnen. In letzter Zeit wurden wir öfters als Black Metal bezeichnet...aber mir ist es eigentlich egal, wie wir beschrieben werden.


Wie unterscheidet sich die neue CD von den alten?


Es war früher eher so Gothic-Doom...aber die Übergänge waren stets natürlich, es gab keine musikalische Revolution. Eines änderte sich allerdings nie- die Arrangements. Das letzte Album ist auc hwohl das aggressivste, brutalste und nicht so symphonisch...ich persönliche sehe schon einen großen Unterschied zwischen den alten Songs und den neuen, was eben ein jahrelanger Prozess war.


Ich finde das Konzept eurer CD interessant, alle Songs haben "Mare..." im Titel, z.B. "Mare Frigoirs" oder "Mare Crisium". Was steckt dahinter?


Die Songs sind verschiedene Blickwinkel. Der Albumtitel bedeutet 13 Vollmond oder so. Die Songs sind untereinander sehr stark verbunden, gehören alle irgendwie zusammen.


ASGAARD hat sechs Mitglieder, wie funktioniert der Songwritingprozess? Sind alle beteiligt oder wie geht ihr an die Sache heran?


Nur zwei sind eigentlich beteiligt, sie bauen das Grundgerüst, dann gehen eben die anderen, jeder für sein Instrument, heran und tragen ihren Teil bei, wobei aber eben zwei die Hauptarbeit besonders bezüglich Arrangement machen. Jemand kommt mit einem Riff an, wir sprechen darüber, fügen andere hinzu, nunja.


Ihr seid ja aus Polen, wie sieht da die Szene aus? Wieviele Leute kommen zu Metalgigs, gibt es auch Metallokale, wo man fortgehen, Bier trinken und Metal hören kann?


Die Szene ist sehr untypisch. Man gondelt im Underground herum, versucht das beste zu machen. Vor einigen Jahren spielten KREATOR, es kamen ein paar tausend Leute. Unser letztes Konzert mit ROTTING CHRIST und ENSLAVED war von 350 besucht. Es gab auch mal ein Mystic Festival mit KREATOR und SATYRICON oder das Thrash 'Em All mit KRISIUN, aber die guten Tage gehören schon der Vergangenheit an. Und fortgehen, Metal hören und Bier trinken kann man natürlich, in Krakau gibts da echt viele Möglichkeiten.


Wenn ich an polnische Bands denke, fallen wir VADER oder DECAPITATED ein. Welche nennenswerten gibt es sonst noch?


Man darf natürlich nicht auf BEHEMOTH oder LUX OCCULTA vergessen. Andere haben leider nicht so eine gute Promotion. DECAPITATED sind echte Genies und verdienen die Promo, aber es gibt auch welche wie DIES IRAE, TRAUMA, CRIONINS, ATROPHIA RED SUN und SCEPTIC, die genauso bekannt wie VADER oder DECAPITATED sein sollten.


Hattet ihr mal Probleme mit der Kirche? Der Papst stammt ja als Polen und so weit ich weiß, hat die Kiche in eurem Land einen großen Einfluss. Metal wird ja oft als satanistische, brutale Musik von ein paar gottlosen Barbaren gesehen, die nur danach trachten, anderen zu schaden...


Ehrlichgesagt hatten wir noch nie Probleme. Manchmal haben Bands Komplikationen, ein Konzert zu organisieren, aber hier haben ja nichtmal satanische Elemente in den Lyrics. Es ist schwer, das zu beschreiben. Komischerweise haben irgendwelche Satanisten Angst vor ihren Großeltern und würden sich das nie sagen trauen, dass sie Satanisten sind...irgendwie wie spielende Kinder...


Welche Pläne hat ASGAARD für die Zukunft? Habt ihr schon mal außerhalb von Polen gespielt?


Die Zukunft gehört uns! Wir basteln halt wieder an einem neuen Album, es wird aggressiver, aber auch experimentell, da wir Jazzelemente einbauen wollen, wir haben uns auch schon nach einem Violinquartett umgesehen. Weiters wollen wir unser erstes Demo und das zweite Album noch mal releasen, auf 100 Stück limitiert. Im Ausland haben wir noch nie gespielt, werden das aber noch, denke ich.


Danke für das Interview und viel Glück für die Zukunft. Letzte Worte?


Danke für das Interview. Schaut alle auf unserer Homepage vorbei, bald gibt es auch eine englische Version. Hört euch polnische Bands an, es gibt einige, die ein Ohr verdienen.

asgard.art.pl/

Autor: Leander

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Beitrag vom 08.12.2002
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