Interview mit IN FLAMES - Genug jetzt mit dem Scheiß!
Pünktlich war ich zum Interviewtermin im Planet Music gestellt, um zu erfahren, dass ich leider eine Stunde warten müsse, da die Band unter der Dusche und nicht ganz frisch sei, weil am Vorabend heftig gezecht wurde. Nach ein wenig warten fand jedoch das Interview statt. Meine Gesprächspartner sollten Sänger Anders und Drummer Daniel sein. Daniel war zwar mehr als Statist anwesend, denn meine Fragen wurden an sich nur vom Frontman und offenbaren Sprachrohr der Band beantwortet. Sonderlich gut gelaunt und erfreut darüber, dass er ein Interview machen musste schien er nicht, aber einige nette Antworten habe ich trotzdem aus ihm herausbekommen .... Lest selbst!
Wie läuft die Tour bis jetzt? Ich habe gehört, dass die Leute gestern echt zufrieden waren mit dem Konzert! War es das oder gibt’s da was dazu zu sagen.
Ja es war cool. Du sagst selber, es hat den Leuten gefallen. Wir finden das auch. Ich meine, deswegen sind wir hier, um zu spielen, und den Leuten ein Konzert zu geben, das ihnen gefällt. Es muss eine Kommunikation zwischen uns und den Leuten da sein, wenn die passt, dann ist es ok, dann finden wir das auch gut. Wir wollen Leute erreichen, die IN FLAMES noch nicht gesehen haben.
Kommen wir gleich zum neuen Album: viele Leute werfen euch einen großen Sprung oder sogar Stilwechsel vom letzten zum neuen Album vor....
Wir haben so viele Einflüsse bei IN FLAMES, du kannst das nicht einfach ausdrücken. Ich möchte auch nichts dazu sagen, denn sonst heißt es gleich du hörst dies und das, deswegen bist du so und so ein Typ. Das will ich nicht. Verdammt, erwacht zum Leben und seid ihr selbst! Die Leute sind einfach viel zu engstirnig. Für uns ist es logisch, weil wir schon lange mit den Songs leben. Der Zuhörer hört „Clayman“, dann nichts, nichts, lange nichts und dann kommt das neue Album. Klar, dass da etwas anders ist! Wir haben einfach mehr verwendet. Wir haben die akustischen Gitarren wieder zurückgeholt, die wir schon lange nicht verwendet haben. Ich habe mehr gesungen. Jeder möchte auf seinem Instrument andere Sachen ausprobieren – ich auch auf meinem. Es ist viel Zeit seit 2000 vergangen und das zeigt sich auch in den Songs. Auch die Einstellung der Leute zur Musik ändert sich, für uns ist es einfach ein weiteres gutes IN FLAMES Album.
Hat etwa die Plattenfirma Wünsche bezüglich des Sounds geäußert?
Nein.... Also ok, ja sie haben es versucht. Wir haben aber gleich 96 als wir bei Nuclear Blast unterschrieben haben, klar gemacht, dass uns niemand hineinpfuscht, wenn es um unsere Musik geht. Du gibst doch auch nicht dein Baby wem anderen!
Also siehst du keinen wirklich Unterschied zum letzten Album?
Klar sehe ich einen Schritt. Es ist aber nur ein Schritt auf der Linie, die wir seit „Lunar Strain“ (das Debutalbum – Anm. d. Verf) verfolgen. Ich sage das nicht, um mich zu verteidigen. Ich versuche es lediglich zu erklären. Es muss jeder selbst beurteilen. Wir geben ein Album der Plattenfirma und dann muss der Käufer entscheiden. Wir sehen die Schritte als Band nicht so wirklich. Es macht doch für eine Band keinen Sinn zu sagen: „Wir haben ein neues Album, aber es nicht so gut, wie das vorige...“ Wir finden es ist einfach besser und fertig!
Ihr habt für „Cloud Connected“ einen Song vom neuen Album, ein Video gedreht, soll es im Fernsehen gezeigt werden, oder ist es für Compilations vorgesehen?
Ich weiß nicht, was ihr für Kanäle hier habt, bei uns gibt es einen, da wird es rauf und runter gespielt. Täglich. Wir haben es in Götheburg mit einem Freund gedreht.
Ihr wart in den Staaten mit SLAYER auf Tour. War das auch so geil? Wie haben euch die Leute aufgenommen?
Klar war es geil. Keine Frage! Es ist eine Ehre, mit so einer Band auf Tour zu sein. Sie haben uns gefragt, ob wir es machen wollen und klarerweise war da kein Zögern! Wir konnten dadurch ein großes Publikum erreichen. Sie haben einen Haufen älterer Fans, die vielleicht nicht mehr verfolgen, was in der Musik Szene so vor sich geht. Wenn wir die Aufmerksamkeit einiger von ihnen erreichen können, dann ist das gut!
Dann habt ihr auch eine Support Tour für SLIPKNOT im UK gespielt. Hat das etwa einen Einfluss auf die Musik gehabt?
Die Frage hören wir oft hehe. Wir haben mit Clayman einige Male in den USA getourt mit EARTH CRISIS oder Mit ICED EARTH, waren aber nie im UK. Es scheint, dass die SLIPKNOT Geschichte aber sehr aufregt. Es ist witzig, dass sobald wir auf unserer Website angekündigt haben, dass wir mit SLIPKNOT auf Tour gehen würden, wir massenhaft Reaktionen bekamen, die sagten wir wären Scheiße usw. Wir haben die Musik nie zuvor gehört und viele Leute regten sich gleich auf drüber und meinen wir wären beeinflusst worden. Wir haben genug Musik davor geschrieben, also was soll das? Es war für uns als Band genauso eine große Chance vor vielen Leuten zu spielen. Da zeigst du dann denen, die dich fragen, ob du mitkommst auch nicht den Finger! Wäre doch dumm! Wir haben schon vor sehr wenigen Leuten gespielt, warum sollen wir diese Chance auslassen? In London haben wir vor 12000 Leuten gespielt. Wenn nur 10% der Leute unsere CD kaufen, haben wir Erfolg gehabt. Es ist auch eine gute Möglichkeit zu lernen wie die Dinge in größerem Rahmen funktionieren. Außerdem ist es die billigste Möglichkeit für deine Band zu werben. Aber genug jetzt mit dem Scheiß!
Ihr wart mehrmals in Japan wie sieht es mit dem Unterschied zwischen hier und dort aus?
Es ist derart anders dort. Alles ist anders. Es ist ein anderer Kulturkreis. Du kannst dort Leute in Anzug und Krawatte sehen, die bangen und daneben steht wer in einer Jeansjacke, die voll ist mit Aufnähern. Echt witzig.
Ist es etwas besonderes hier zu spielen? Fällt dir etwas zu Österreich ein? (Ein Interview Kollege meint, Anders hätte gesagt, Wien wäre die Metal Hauptstadt der Welt.)
Das mit der Hauptstadt war gelogen hahaha. Es sind hier echt coole Leute! Sehr offen. Gestern waren wenig Leute, aber sehr bei der Sache.
Wieviele Leute?
So 500 bis 600... Wenn ich sage die Leute sind voll dabei, ist das aber keine Lüge. Die Band hatte Hochs und Tiefs und hier war es irgendwie immer cool. Die Leute sind immer zu uns gekommen und haben Party gemacht. Es ist ein gutes Land für Metal, würde ich sagen.
Bekommt ihr bei sovielen Touren nicht in eine Art negative Routine?
Naja, wir brauchen keinen Soundcheck und das ist cool. Sonst stehst du halt irgendwann auf, hast vielleicht einen Kater, sitzt dann herum, tust irgendwas, tust irgendwas, dann tust du irgendwas und irgendwann ist dann das Konzert. Das ist der Sinn des Ganzen. Auf Bühne geben wir dann alles. Dann tust du wieder irgendwas, fängst an zu trinken, gehst schlafen und dann wieder von vorne. Es kommt irgendwie in deinen Kopf hinein. Ich mag es auch nicht, außerhalb des Konzerts zu viele Leute um mich zu haben. Wenn ich auf der Bühne bin, ist es ok und da mag ich die Leute, aber sonst möchte ich eher meine Ruhe haben. Außer ich bin betrunken, dann ist es mir egal hehe... Du lebst in einem Bus mit 16 Leuten und der einzige Platz, den du hast, ist nicht gerade groß. Es ist anstrengend und macht es hart, aber wenn wir live spielen entschädigt uns das für alles.
In einem anderen Interview hast du gesagt, dass ihr viel härter für euren Erfolg arbeitet,als andere bekannte Götheborg Bands...
Habe ich das gesagt? (lacht)
Worauf ich hinaus wollte, war: ihr seid dadurch besonders viel auf Tour, bekommst du eine Art Kulturschock, wenn du nach Hause kommst?
Irgendwie schon. Ich möchte in meinen vier Wänden sein und nur wenige Leute um mich herum haben. Irgendwie wirst du durch das ganze Touren asozial und verlierst zu vielen Leuten den Kontakt. Es ist schwer zu erklären, wenn du es nie erlebt hast. Wir waren nach der Veröffentlichung von „Clayman“ gleich sieben Monate auf Tour, dann nochmals fünf Monate, dann nochmals. Für nächstes Jahr sind drei Tourneen geplant. Jede Band soll das machen, wie sie glaubt, wir machen es halt so. Ich hätte gern, dass jeder Mensch ein IN FLAMES Album hätte und dafür arbeiten wir!
Gibt es bestimmte Bands, die ihr gern als Kollegen auf Tour habt?
Diese Package ist perfekt. Wir kannten die PAIN Leute außer Peter nicht aber sie sind cool. Die anderen kennen wir sowieso. PAIN ist eine coole Band, SOILWORK sind noch viel besser. Wir kommen aber irgendwie mit jedem aus. Wir reden mit jedem hehe
Kommen wir weg von den Tour Sachen, zu dir. Gibt es etwas, das du in deinen Texten besonders gern behandelst? Irgendein Thema, das du als roten Faden seit dem Beginn verfolgst?
Am Anfang habe ich die Texte gemeinsam mit wem anderen geschrieben. Nach einiger Zeit habe ich es nur mehr allein gemacht. Ich versuchte, besser englisch zu lernen und mich besser auszudrücken. Ich versuchte auch von den klassischen Metalthemen wegzukommen. (reckt die Finger zum Satansgruß, schaut böse und lacht dann) Mit der Zeit habe ich das gelernt und kann meine Texte jetzt einfach als Ausdruck für mich verwenden. Wenn ich es brauche mit etwas rauszukommen, habe ich hier die Möglichkeit. Ich fange an mit mir zu reden, was nicht immer gut ist (lacht) und bringe dann meine Gedanken zu Papier. Es sind Sachen mit denen jeder heutzutage zu tun hat und mit denen jeder etwas verbinden kann. Ich möchte jedoch nicht zu sehr auf Details eingehen, das macht keinen Sinn. Es ist so lähmend, wenn die Leute kommen und meinen, das ist über das und das soll dieses und jenes bedeuten. Ich freue mich aber, wenn jemand zu mir kommt und sagt „Hey, du hast mir mit deinem Text echt geholfen ....“. Wenn ich den Leuten etwas zeigen kann, ist das gut.
(Der Tourmanager kommt in den Raum und deutet an, dass das Interview gleich aus sein soll, weil die Band essen müsse. Also stelle ich noch die Frage, die ich im Begriff bin zu stellen, und muss dann abbrechen...) Kurz noch, habt ihr irgendwas mit dem DIMENSION ZERO Projekt (Projekt von Gitarrist Jesper) zu tun, und wie gefällt euch die Scheibe?
Ich habe sie produziert, also hatte ich durchaus Kontakt. Sonst hab ich damit nichts zu tun. Die Musik ist ok. Solange es auf IN FLAMES keinen Einfluss nimmt, ist mir alles recht. Jesper ist ein kreativer Kerl, also soll er es machen.
Abschlussfrage gab es dann keine mehr, da die beiden mit dem Manager abzogen. Der weitere vorhandene Fragekatalog, der sich über einige aktuelle Fragen und Themen hinausbewegt hätte, konnte nicht mehr gestellt werden. Somit war das Gespräch beendet und ich machte mich auf den Weg zu einem kühlen Blonden und traf vor Konzertbeginn noch einige Freunde...
www.inflames.com
Autor:
Gore Weitere Beiträge von Gore
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