Interview mit FEEDER - Das Album hat mir geholfen Jons Tod zu verarbeiten


Die derzeit laufende Promo Tour zum neuen Album „Comfort in Sound“ führte Sänger, Gitarrist und Mastermind der Band, Grant Nicholas, auch nach Wien. Wir waren natürlich dabei und plauderten über die Entstehung des neue Albums, Jons Selbstmord und über den derzeit noch vakanten Schlagzeugerposten.



Wann hast du mit dem Schreiben der Songs zu "Comfort in Sound" begonnen?

Den Großteil der Songs fürs neue Album habe ich im Anfang des Jahres geschrieben. Aber prinzipiell schreibe ich immer Songs und habe meine Gitarre auch überall mit dabei. Ich habe auch heute hier im Hotelzimmer mit einem Song begonnen. Es sind zwar nur Fragmente vorhanden. Es ist eher nur eine Idee, etwas für eine B-Seite.
Aber um wieder zurück zur Frage zu kommen. Ich habe die Songs kurz nach Jons Tot fertig gestellt, da die Plattenfirma bereits danach gefragt hatte. Erst dachte ich, dass es aufgrund der Trauer nicht leicht sein würde die Songs einzuspielen, aber es hat mir geholfen die Sache besser zu verarbeiten. Ich will euch aber nicht erklären worum es bei den Texten geht. Diese Interpretation liegt ganz bei den Hörern.


Es wird doch sicher nicht einfach auf der bevorstehenden Tour diese, doch sehr persönlichen Songs, Abend für Abend spielen zu müssen.

Als wir die Songs das erste Mal bei einem kleinen Warm up Gig live spielten, war es schon schwierig für uns. Ich bin mir aber sicher, dass die Leute, wenn sie nichts von FEEDER und unserer Vergangenheit wissen, etwas komplett anderes hinein interpretieren würden. Das macht es für mich ein wenig leichter damit umzugehen. Aber sobald das Album herauskommt ist es ein Teil der Öffentlichkeit. Mittlerweile ist es auch schon leichter für mich, als es noch vor einem halben Jahr war.

Für das aktuelle Album hast du dich wieder für Produzent Gil Norton entschieden, der auch schon beim Vorgänger Album dabei war. Ihr scheint schon ein eingespieltes Team zu sein...

Ja, ich habe viel von ihm gelernt und über die Jahre mitbekommen. Ich würde mich zwar selbst nicht als Produzent bezeichnen, aber ich habe sozusagen co-produziert. Bei den Aufnahmen zu „Comfort in Sound“ wusste ich genau welche Instrumente ich wo haben wollte. Ich wusste, wo die Streicher hingehörten und wie sie zu klingen hatten. Ich hatte eine klare Vorstellung von dieser Platte. Ich weiß zwar nicht warum und wie aber es war so. Alles was ich weiß, ist: ich glaube in diese Platte. Aber nun hängt alles von den Hörern ab. Ich hoffe, dass sie dieses Album ebenso mögen wie ich es mag.

Wer entscheidet wann ein Song fertig ist?

Meistens wird das von mir oder Gil entschieden. Bei den Aufnahmen zum aktuellen Album hatten wir eine besser Atmosphäre als es bei den Aufnahmen zu „Echo Park“ der Fall war. Wahrscheinlich liegt es daran, weil das Album um einiges poppiger ist. Aber ich will die Platte nicht schlecht reden. Es gibt sicher auch gute Songs auf “Echo Park“ und die Platte half uns sehr, immerhin schaffte sie Platin in UK, doch bei „Comfort in Sound“ war es ganz anders. Es ist mir zwar unangenehm es zuzugeben, vor allem nachdem, was mit Jon geschehen ist. Ich fühle mich sogar schuldig, dass die Atmosphäre bei den Aufnahmen so angenehm war. Aber es wäre sicher auch so gekommen, wenn Jon bei den Aufnahmen dabei gewesen wäre. Es liegt wahrscheinlich viel mehr an Gil als an der Band. Er hat begonnen, mich und die Band zu verstehen und ich habe begonnen, ihn zu verstehen. Das hat der Platte sichtlich geholfen.

Der Song „Godzilla“ ist um einiges aggressiver als der Rest der Platte und hebt sich von den anderen Songs stark ab. Warum wurde er dennoch auf das Album genommen?

Ich habe mit Jon begonnen, an dem Song zu arbeiten und dabei ist dieser ungewöhnliche drumbeat entstanden. Dieser Beat wurde dann von Mark nachgespielt. Allein deshalb war es für mich wichtig, dass der Song auf das Album kommt. Außerdem zeigt der Song sehr gut wie wir uns fühlten, wie ich mich fühlte, nach dem Tod von Jon. Und wir wollten auch eine härtere Seite von uns zeigen. Es ist beinahe ein Trademark für FEEDER von Songs wie “Child in you“ zu “Godzilla“ zu wechseln. Das unterscheidet uns auch von anderen Bands.

Wie gehst du an den Songschreibe Prozess heran? Sind da zuerst die Lyrics oder die Musik?

Bei manchen Liedern dieses Albums hatte ich zuerst die Lyrics. Meine Texte sind immer sehr persönlich. Prinzipiell ist es mir egal, ob die Leute auch meine Texte mögen. In erster Linie bedeuten sie nur mir selbst etwas und ich singe sie auch auf meine Art und Weise. Ich mag zum Beispiel John Lennon, denn manche seiner Lyrics sind so einfach, aber die Art, wie er gesungen hat, bedeutete mir etwas. Melodien und Texte sind sehr wichtig. Die Melodie kann die Wirkung der Lyrics beeinflussen. Das ist etwas, was viele Leute wohl nicht bemerken.

Siehst du das Musik machen als Job an?

Manchmal. Ich mag es verschiedene Länder zu bereisen. Aber meistens sieht man ohnehin nichts anderes als das Hotelzimmer oder man vergeudet viel Zeit auf die Hauptband zu warten. Musik ist aber mehr eine Art von Zufriedenheit und Glück, und das ist ebenso eine Art Job, denn man kommt nicht mehr so leicht davon los.

Wer ist für das Cover Artwork von "Comfort in Sound" zuständig?

Anfangs hatten wir Probleme gute Bilder für das Cover zu finden. Die Plattenfirma zeigte mir einige Mappen verschiedener Künstler und dabei bin ich auf die Arbeiten dieser jungen japanischen Künstlerin gestoßen. Ihre Zeichnungen sind sehr schlicht und wirken irgendwie traurig, aber ich habe mich sofort in ihre Arbeiten verliebt.

Es stimmt, es wirkt sehr schlicht, fast so als wäre es von einem Kind gemalt…

...ja, es ist eine Menge Unschuld in ihren Bildern. Aber so zu zeichnen ist viel schwieriger als es ausschaut. Ich mag die Einfachheit, und dieses Bild ist sehr, sehr simpel. Wir werden ihr Artwork bei allen Singles und während der ganzen Kampagne zum neuen Album benutzen.

Wer hatte die Idee die Mark Richardson die Drums spielen zu lassen?

Ich, denn ich kenne Mark schon seit Jahren. Wir tourten früher auch mal gemeinsam mit SKUN ANANSIE. Er ist ein großartiger Drummer. Da Jon auch verdammt gut war, war es schwer für mich jemanden zu finden der so spielen kann wie er. Mark war die erste Person, die mir in den Sinn kam. Also fragte ich ihn.

Wird Mark auch die Tour mit euch machen?

Klar. Ich denke Mark wird bald fixes Mitglied werden. Es erschien mir nur viel zu früh ihn so kurz nach Jons Tod ganz aufzunehmen. Aber in den nächsten Monaten wird er sicher zu einem permanenten Mitglied von FEEDER werden.


www.feederweb.com

Autor: Stiga

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Beitrag vom 17.11.2002
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