Interview mit SPEARHEAD - Upper austrian metal masters


SPEARHEAD zählen wohl zu den Urgesteinen der oberösterreichischen Metalszene. Mit ihrer letzten Promo-CD gaben sie vor einiger Zeit ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Martin Edtmayr (Bass) beantworte bereitwillig meine Fragen.

T.H.: Da SPEARHEAD noch nie für EARSHOT interviewt wurden, bitte um kurze Vorstellung der Band.


M.E.: Tja, den Anfang nahm das ganze im Jahre 1990 unter dem Namen „SARCASTIC MURDER“. Mit Umbesetzungen an Bass und Gesang wurden bis 1997 zwei Demos und eine Full-lenght-CD eingespielt. Natürlich gab’s auch noch zahlreiche Gigs, unter anderem mit internationalen Bands wie CARCASS und BENEDICTION. Im Rahmen der CD wurde der Name auf “SPEARHEAD” geändert. Mit Ende 1999 gab es dann einen einschneidenden Umbau der Besetzung. Bis auf Christian (Git.) und Martin (Bass) wurde ein komplett neues Line Up zusammengestellt. Die neuen Musiker sind Hartwig (Vocals), Alex (Git) und Markus (Drums). Diese Veränderung wurde auch zum Anlass genommen, ein komplett neues Set zu schreiben


T.H.: Welche Bands könnt Ihr als Eure allerwichtigsten Einflüsse nennen? Gibt es eine Gruppe, die von allen Bandmitgliedern gleichermaßen verehrt wird?


M.E.: Da gibt es viele! Angefangen mit Bands aus der NWOBHM über den Bay Area Thrash zum Death. Daher können wir Bands wie BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, TESTAMENT, DEATH, NEVERMORE, CANNIBAL CORPSE als Beispiele angeben.


T.H.: Wie funktioniert im Hause SPEARHEAD eigentlich der Prozess des Komponierens? Existiert bei SPEARHEAD jemand, der die Funktion eines Hauptsongwriters innehat?


M.E.: Der musikalische Mastermind ist Christian. Er sprudelt geradezu über vor Ideen. Aber auch die anderen bringen sich ein. Das Komponieren läuft meist so ab, dass einer von uns mit einem bereits fertigen Konzept bzw. ausgearbeiteten Songgerüst kommt und dieses dann mit den anderen fertig ausarbeitet.


T.H.: Unter Eurem jetzigen Bandnamen wurden bisher 2 CDs auf den Markt gebracht. Zum einen das Album „Spearit“ (1998), das zum Teil Songmaterial enthielt, das bereits vorher auf Demos, die noch unter dem alten Namen SARCASTIC MURDER veröffentlicht wurden, vertreten war, und zum anderen die aktuelle „Promo-CD 2001“ mit fünf Songs.
Worin besteht Eures Erachtens die wesentlichsten Unterschiede zwischen diesen beiden Releases? Meiner Meinung nach klingt Euer aktuelles Werk teilweise noch um ein paar Ecken brachialer und intensiver.



M.E.: Der Unterschied von der neuen zur alten CD besteht wohl auch darin, dass wir jetzt Musiker haben, mit denen wir jetzt Ideen verwirklichen können, die mit den gegangenen Mitgliedern teilweise leider nicht möglich waren. Andererseits entwickelt man sich weiter, und die neuen Mitstreiter haben auch noch ihre Einflüsse eingebracht. Die Nummern sind direkter und kompakter geworden. Warte auf die neuen Songs, die wir gerade für eine neue Full-lenght-CD ausarbeiten bzw. schon ausgearbeitet haben, die gehen noch mehr nach vorne ab!


T.H.: Wie steht es generell um Eure Identifikation mit Songs, die noch unter dem alten Bandnamen SARCASTIC MURDER geschaffen wurden ? Greift Ihr, wenn es die Spielzeit des Gigs zulässt, auch mal auf alte Stücke aus dieser Epoche zurück, oder konzentriert Ihr euch voll und ganz auf Songs, die vom gegenwärtigen Line-Up ausgearbeitet wurden?


M.E.: Es haben nur 3 von 26(!!!) der alten Stücke geschafft, noch live gespielt zu werden. Davon 2 vorwiegend als Zugabe. Wir wollen uns tatsächlich voll und ganz auf das neue Material konzentrieren.


T.H.: Welche Themen behandeln eigentlich Eure Texte? Im Gegensatz zu den Demos wurden diese bei Euren beiden Scheiben nicht im Booklet abgedruckt.


M.E.: Dafür sind wir schon öfter beanstandet worden. Bei der Promo-CD haben wir es als nicht so wichtig erachtet. Die Texte werden vorwiegend von Hartwig (voc.) und Martin (bass) geschrieben. Inhaltlich geht’s meist um alltägliches, aber auch politisches, kritisch betrachtet. Phantasie- und Splattertexte haben wir keine (mehr). Peinlich sind sie uns zum Glück nicht, darum werden wir bei dem nächsten Booklet die Texte ,wenn möglich, vollständig abdrucken.


T.H.: Auf „Spearit“ ist ein deutschsprachiger Song namens „Getrennte Gefühle“ enthalten. Handelte es sich hierbei um ein spontanes Experiment auf textlicher Ebene, oder stand es gar einmal zur Diskussion dass Ihr generell nur mit deutschen Texten arbeitet? Schließlich würde dies wohl ein Novum in diesem Genre darstellen.


M.E.: Das war eher reiner Zufall. Christian brachte einen Text zum Übersetzen mit in die Probe. Unser damalige Sänger wollte dann gleich mal probieren, wie sich das in Deutsch anhört. Weil es sich interessant anhörte, blieben wir einfach gleich dabei. Wir hatten aber nicht die Absicht, weiterhin deutsche Texte zu verwenden – dafür hat das „österreichische Deutsch“ einen zu eigenen Klang, und in Mundart würde es voll daneben klingen.


T.H.: Auf „Spearit“ war mit „Im Westen nichts neues“ auch ein Song vertreten, der thematisch an den gleichnamigen Antikriegsfilm angelehnt ist. Wie steht Ihr zur Verbindung Death Metal und Lyrics über Krieg etc.. (Wie es z.B. BOLT THROWER praktizieren.)


M.E.: Es ist natürlich leichter aggressive Themen in unserer Musik zu verarbeiten, aber bei „Im Westen nichts neues“ hat sich der Film förmlich für einen Text aufgedrängt. Leider ist das Thema Krieg immer aktuell, zur Zeit mehr als je


T.H.: Ihr geistert nun schon eine geraume Weile durch den heimischen Underground. Schließlich formierten sich SARCASTIC MURDER bereits Anfang der 90er. Wie seht Ihr die österreichische Metalszene, wenn Ihr sie mit jener von vor rund 10 Jahren vergleicht?


M.E.: Wir haben viele Bands kommen und gehen gesehen. Richtig was auf die Beine gebracht hat kaum eine dieser Bands. Die Szene ist vielleicht nicht gerade kleiner geworden, nur hat sie sich klarerweise verschoben. Da gibt’s nur noch eine Hand voll Thrash- und Deathbands, die einer Armada von Nu-Metal Bands gegenübersteht. Der Black Metal hat sich ohnehin schon wieder in den Underground zurückgezogen.
Viele dieser Bands machen so ziemlich die gleichen Fehler! Erstens wollen sie unbedingt wie ihre Lieblingsbands klingen und vergessen dabei auf eigene Kreativität (wer braucht schon die dreitausendste Kopie von KORN, SLIPKNOT usw.)! Der zweite Fehler ist die letzte Konsequenz, und das ist typisch österreichisch – solange was leicht geht, machen wir’s, aber wenn Risiko und Anstrengung dazukommen, lassen wir’s lieber bleiben, ist doch alles so unsicher.
Dass es nicht an der Größe unseres Landes liegt, beweisen die Finnen – 5,5 Mio. Einwohner aber eine Dichte an Bands (und davon nicht wenige international erfolgreich) die mit deutschen Verhältnissen messbar ist!



T.H.: Wie steht Ihr eigentlich zu dem Faktum, dass es heutzutage für viele Menschen üblich ist, dass man sich Musik ausschließlich aus dem Internet herunterlädt, anstatt sich die CD der jeweiligen Band in einem Geschäft zu kaufen. Ist diese Entwicklung ein Fluch oder ein Segen für Bands wie SPEARHEAD?


M.E.: Für uns ist es zur Zeit weder das eine noch das andere. Ich selber halte nicht viel vom Runterladen im Internet, denn die MP3 Files sind meistens von schlechter Qualität. Da kauf ich mir lieber das Original!
Die angeblich rückgängigen Verkäufe sind natürlich ein willkommenes Argument für die Plattenfirmen, um ihren Bands schlechtere (oder gar keine) Verträge anzudrehen.



T.H.: Bedingt durch Eure lange Bandkarriere konntet Ihr schon zahlreiche Gigs darbieten, und vor Szenegrößen wie u.a. BENEDICTION oder CARCASS aufgeigen. Gibt es dazu einige amüsante Anekdoten oder unvergessliche Ereignisse, die es wert sind, hier erwähnt zu werden?


M.E.: Da fallen mir DEW SCENTED ein, die auch in Milwaukee auf dem Festival gespielt haben und neben uns die einzig deutsch sprechende Band war. Einer ihrer Gitarristen war so auf Amerika eingestellt, dass er bei jedem zweiten Satz von Deutsch in Englisch umsprang, wenn wir miteinander redeten. Nett war es dann, wie er sich dafür auch noch auf englisch bei uns entschuldigte!


T.H.: Heuer im Juli hattet Ihr die große Ehre beim legendären Metal Fest Milwaukee (USA)aufzutreten. Wie kam es dazu bzw. wie reagierten die Amis auf Euren Gig?


M.E.: Das war ein Zufall wie im Film! Rob Grohl, ein Musikagent aus New Jersey entdeckte auf irgendeiner uns unbekannten Website unseren Link, und forderte eine CD von uns an. Dann ging’s rasant – nach einer euphorischen Reaktion von Rob auf unsere CD im Mai, stiegen wir am 22. Juli auch schon in den Flieger nach Chicago. Neben dem Festival spielten wir auch noch einen Clubgig in Milwaukee downtown. Die ganzen Eindrücke dieses Events hier wiederzugeben würde den Rahmen sprengen! Nur soviel – nach den Gigs waren wir als crazy austrians bekannt, bekamen ein paar Angebote von amerikanischen Labels (wobei die Entscheidung erst mit Anfang nächsten Jahres fallen wird) und Rob ist mittlerweile unser Manager für USA und Kanada geworden!


T.H.: Was haltet Ihr von der Musikszene in Oberösterreich? Pflegt Ihr Kontakte zu anderen Bands?


M.E.: Die Musikszene in OÖ sieht eigentlich recht gut aus. Hier sind einige Bands daran die österreichische Trägheit zu überwinden und für internationales Aufsehen zu sorgen. Allen voran INFERNAL und CENTAO als Vertreter der neueren Generation, aber auch alte Haudegen wie MORTUS, die ein kräftiges Lebenszeichen gegeben haben


T.H.: Letzte Frage: Wie sieht der aktuelle Stand der Dinge bei Euch aus bzw. was plant Ihr für die nähere Zukunft?


M.E.: Bis Ende des Jahres bereiten wir uns für die Aufnahme der neuen Full-length-CD vor. Anfang nächsten Jahres sollte die Entscheidung fallen, mit welchem amerikanischen Label wir zusammenarbeiten werden. Im März sind wir dann wieder in den Staaten, in New Jersey bei einem weiteren Festival, und wenn’s klappt sind wir Ende Sommer 2003 für ein paar Gigs in Finnland.


T.H. Letzte Worte?


M.E.: Erstmals danke für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg mit EARSHOT. Sonst lade ich gerne Eure Leser ein, unsere Homepage www.spearhead.at zu besuchen und vielleicht eine Message im Guestbook zu hinterlassen. Danke und bis hoffentlich bald mal wieder.


www.spearhead.at

Autor: Hutti

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Beitrag vom 20.10.2002
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