Interview mit OLEMUS - Sei dein eigener Gott!


Aufgrund der Tatsache, dass uns die Gothic-Thrasher OLEMUS schon wieder ein brandheißes Album um die Ohren dröhnen konnten (Review in dieser Ausgabe), musste ich natürlich Sänger Robert einige Fragen dazu stellen. Mehr Worte als Einleitung braucht es eigentlich auch nicht, also gleich zum Interview:

Beim ersten Durchlauf eurer neuen Scheibe "EgOd" war ich ehrlich gesagt leicht überrascht, zwar erkennt man schon OLEMUS, aber auf dem Album kommt ein neues Gesicht zum Vorschein, ein elektronisches, solche Elemente sind zwar dezent eingesetzt, aber doch klar da.


Freut mich zu hören, dass du überrascht warst beim ersten Mal Hören, genau das wollten wir mit unserer neuen Scheibe erreichen, nämlich dass wir zwar unsere Trademarks beibehalten, die Leute aber trotzdem mit neuen Ideen überraschen können.


Es gibt von euch ja diese Sticker "digital passion, binary hate, electric blood", falls ich sie so richtig in Erinnerung habe. Was bedeuten nun die elektronischen Einflüsse, für mich scheint es wie eine Verschmelzung von Emotionen (Leidenschaft, Wut usw.), welche die Musik von OLEMUS durchziehen (siehe auch Vorgängeralbum "Passionfall", der Titel) mit Moderne, mit Technik usw. zu sein, bzw. eben zwei Kontraste, die ihr vereint, wie es auch VNV NATION
machen (Elektro meets gefühlvolle Strings) oder was hat es mit "binary", "electric", "digital" auf sich?


Da geb ich dir Recht. Es ist immer interessant, sich Kontraste herauszunehmen, die auf den ersten Blick sehr gegenteilig sind, und diese dann versuchen zu vereinen. Ich bin kein Anhänger des Dualismus und glaube, dass es zwischen Gut und Böse noch ein drittes, nämlich mein Drittes, gibt. Genauso versuchen wir in der Musik mit Kontrasten zu arbeiten, unsere Musik sollte auf der einen Seite melancholisch, auf der anderen Seite kalt wirken. Und das Dritte, das es zwischen beiden Extremen gibt, ist OLEMUS.

Beim Song "Egogod" (bzw. durchzieht dieses Konzept eh die ganze CD) geht
es ja um einen Menschen, der nicht er selbst sein will, möchte jemand anderes
sein, wartet auf "Gott", hofft auf Hilfe. Doch dann realisiert er, dass das Warten vergeblich ist, der Mensch erkennt sein eigenes Ich, seine Kraft,
seine Möglichkeit, sein Leben zu ändern, seine Probleme zu lösen - und dass es
nichts bringt, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern dass jeder selber
sein Schicksal in die Hände nehmen sollte...so gibt es quasi keinen "Gott"...der
Mensch wird selber zum "Gott"...zum "Veränderer", zum "(Er)schaffer". Am Schluss der CD heißt es ja noch "when someone asks you, if you are god...say
YES!" Sehe ich das so richtig? Beschreib mal das Konzept der "Egogod"!


Im Prinzip handelt es sich bei "EgOd" um ein Konzeptalbum. Fast alle Lieder
behandeln das Thema Ego. Wenn man mit strenggläubigen Menschen diskutiert, kommt unvermeidlich immer die Frage, ob man an Gott glaubt.
Ich sage dann immer, "natürlich, ich bin Gott". Die Leute denken dann immer, dass ich verrückt bin, darum geht es auch in dem Song "Insane within". Aber was ich damit sagen will, ist einfach, dass jeder sein eigener Gott ist. Jeder gestaltet sich seine Welt um sich herum, so wie er will, mit all seinen Erfahrungen und Gefühlen, jeder lebt in seiner eigenen Welt und
regiert diese, es sind nur ein paar soziale Fäden, die alle unsere Welten
dann zu scheinbar einer werden lassen. Niemand kann dir deine Probleme abnehmen, nur du kannst diese entweder lösen oder darin ersticken.
Bei dieser Person handelt es sich übrigens nicht um eine fiktive, sondern um
mich.


Sooo lange ist ja noch gar nicht aus, dass "Passionfall" herauskam, doch
nun rotiert bei mir schon der Nachfolger. Habt ihr schon einige Songs als Polster, quasi einen Songvorrat, mit dem ihr zum heutigen Zeitpunkt bereits neue
Alben rausbringen könntet oder sprudeln die Ideen nur so heraus? Wie funktioniert das Songwriting bei euch?


Bei der "Passionfall" war es so , dass die Songs teilweise schon vier Jahre
alt waren, und wir hatten einen grossen Vorrat an Songs. Bei "EgOd" hingegen waren wir sehr faul. Der Studiotermin ist immer näher gerückt und erst als es wirklich knapp war, haben wir mit dem Songwriting begonnen. Es fällt uns scheinbar leichter unter Druck zu arbeiten. Für die nächste Cd haben wir geplant, dass wir jetzt schon beginnen, Ideen zu sammeln,
weil es einfach wie bei jedem kreativen Prozess nicht gerade vorteilhaft ist, wenn du dich zu etwas zwingen muss. Mit dem Songwriting ist es normalerweise so, dass ich das Grundgerüst der Songs in den Proberaum bringe. Da ich die einzelnen Instrumente alle auch selber spielen kann, sage ich dann den Leuten, was sie ungefähr spielen sollten, sie zeigen mir dann, wie es wirklich gespielt gehört, und dann wird solange an dem Song gefeilt,
bis jeder damit zufrieden ist. Zum Schluss basteln dann Manuel, Simon und ich noch an den Samples und Keyboards.


Auf dem Album habt ihr keinen fixen Drummer, auf dem Metalfest in Wien seid ihr mit einem Gastschlagzeuger aufgetreten, was wurde aus eurem ehemaligen? Habt ihr in der Zwischenzeit schon Ersatz gefunden?

Cunzla war über neun Jahre ein grossartiger Schlagzeuger und Freund. Leider hat seine Motivation und sein Engagement für die Band nachgelassen, worunter die Stimmung innerhalb der Band sehr gelitten hat. Als wir ihn dann rausgeworfen haben, waren wir wieder fähig, neue Sachen zu schreiben, und uns auch für andere Bandsachen zu motivieren. Mittlerweile haben wir in Martin, der schon bei ASTAROTH und THIRDMOON gespielt hat, einen sehr guten Ersatz gefunden.

Die Liste eurer Alben ist schon beträchtlich, "Bitter tears", "Psychpath", dann ein Demo, glaube ich, "Passionfall", nun "EgoD". Wie würdet ihr eure
Alben und eure musikalische Entwicklung revüepassierend sehen? Seid ihr im Nachhinein mit dieser Diskographie zufrieden oder fragt ihr euch, wie zur Hölle
ihr nur diesen oder jenen Song aufnehmen konntet?


Ich bin bis auf einen Song mit der gesamten Diskographie zufrieden. Die
Alben sind natürlich alle Momentaufnahmen, wenn wir die Songs heute aufnehmen
würden , dann würden sie bestimmt ein wenig anders klingen. Bei "Bitter tears"
waren wir z.B. alle erst 16 und kannten kaum andere Bands , hatten also kaum Einflüsse, die sich in unsere Musik niederschlagen hätten können , die gesamte Produktion war in fünf Tagen erledigt, die CD wurde im Radio gespielt, wir bekamen ein Interview auf FM4, spielten grosse Festivals. Dann kam der Split mit NSM, und mit "Psycho-Path" eine 4-Track-CD, die jetzt ausverkauft ist, und die wir bis auf einen Vertrieb in USA und Kanada
selbst vertrieben haben. "Passionfall" ist im Prinzip eine Ansammlung von Liedern, die wir über all die Jahre hinweg geschrieben haben. Auf die neue bin ich natürlich momentan besonders stolz, weil wir alles allein gemacht haben. Vom Komponieren, Texten bis Cover und Homepage sind
wir diesmal ohne fremde Hilfe ausgekommen. Wenn ich mir das alles so überlege, bin ich schon zufrieden damit, wie sich alles entwickelt hat.


Auch habt ihr schon zahlreiche Liveauftritte absolviert, welcher Gig war eurer schlechtester, welcher eurer bester und wieso?

Der schlechteste fällt mir gleich ein, das war in Helfenberg, als wir zusammen mit SANGUIS und FESTERING FLESH spielten. Der Strom fiel ständig aus. Unser Gitarrist und damaliger Drummer waren so besoffen, dass es mich überhaupt gewundert hat, dass sie noch was spielen konnten. Dann, wahrscheinlich von FESTERING FLESH inspiriert, hörte unser Drummer während eines Songs auf zu spielen, kam nach vorn und wollte mich mit einem Blowjob beglücken... manchem würde das ja gefallen, für mich aber war es schrecklich.

Einen besten zu sagen fällt mir schwer. Es gibt Konzerte, wo ich in der
richtigen Stimmung bin, um meine Texte auch richtig rüberzubringen und die anderen sind auch gut drauf, aber das Publikum geht nicht mit, bei anderen Konzerten sind wir nicht so gut drauf, und das Publikum geht super mit.
Optimal ist es halt, wenn beides passt, und da hat es ein paar gegeben, aber da
einen aussuchen kann ich nicht.


Wie gehts nun mit OLEMUS weiter? Schon konkrete Pläne, Ideen?

Als erstes möchte ich einen persönlichen Wunsch anbringen. Ich hoffe noch
immer, dass sich die Metalszene in Österreich mehr einig ist. Die Bands sollten aufhören sich untereinander auszuspielen, denn ich bin mir sicher, dass, wenn alle nur ein wenig zusammenarbeiten, sich die österreichische Szene international bald grösserer Anerkennung erfreuen darf. Stattdessen muss ich immer wieder in Interviews lesen, wie sich heimische Bands aufregen, dass sich in der Szene nichts tut, das kotzt mich einfach an, weil diejenigen die sind, die sich über andere stellen, und glauben, es allein zu schaffen, ich vergönne es zwar jeder Band, wenn sie es "schafft", aber es gibt hier so viele grossartige Bands, dass ich nie sagen würde , dass wir besser als die oder jene Band sind und es deswegen eher schaffen werden. Meiner Meinung nach geht es entweder miteinander oder eben nicht.

Wir möchten einen fixen Keyboarder in die Band aufnehmen, da wir zu wenig
Zeit haben, uns mit diesen Sachen zu beschäftigen, unsere Suche brachte aber
bis jetzt keinen Erfolg. Dann möchten wir so viele Konzerte spielen wie möglich, eine kleine Tour wäre auch super, und vor allem sind wir jetzt einmal gespannt, wie "EgOd" bei den Leuten ankommen wird.


Noch ein paar Blödsinnigkeiten, um nicht immer typische Fragen zu
stellen: Wie findest du die Teletubbies? Ich mag sie, halte sie aber doch für
bedenklich, die versteckten militaristischen Aspekte z.B. Po macht Karateeinlagen, alle tanzen zu Marschmusik usw.


Sag mal, kann ich auch was von dem Zeug haben, das du nimmst?
Wie du bei genauerem und wiederholtem schauen feststellen kannst, sind es weit mehr versteckte Botschaften als nur militärische , die diese vier Ausgeburten Satans transportieren, und daher als sehr gefährlich einzustufen sind.


Spielt ihr öfters bandintern "Simon sagt", falls du dieses Spiel kennst?
(Anmerkung: Ein Gitarrist heißt Simon).


Das nicht, obwohl wir öfters andere "Spiele" mit Simon machen, aber ich darf
da nicht mehr darüber verraten.


Von ALKBOTTLE gibt es ein Bier, von JBO ebenfalls, habt ihr schon mal
darangedacht, Apfelmus herauszubringen? Das sogenannte OLE-MUS...


Haha, das wäre ja eine Idee, aber wer soll den bitte Apfelmus essen?
Ausser vielleicht, wenn wir das ganze mit Hochprozentigem würzen... mal sehen.


Danke für das Interview, es ist immer ein besonderes Ereignis, euch live
zu sehen. Letzte Worte?


Metallische Grüsse an alle Earshot-Leser. Schaut auf unserer Homepage www.olemus.com vorbei.


www.olemus.com

Autor: Leander

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Beitrag vom 22.09.2002
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