Interview mit PSICORRAGIA




Die Band PSICORRAGIA ist vor einiger Zeit per Email an mich herangetreten und ließ mir ihr Album "La Pasión De Lo Mortal" zukommen. Wäre ja an sich nichts besonderes, aber PSICORRAGIA stammen aus Peru in Südamerika. Da wurde ich dann doch ein wenig neugierig was in der Band und in der Szene so abgeht. Sänger und Bassist Mario beantwortete meine Fragen recht ausführlich:

Peter: Hallo Mario! Erzähl mal was von PSICORRAGIA und der Bandgeschichte. Wer sind die Bandmitglieder und was treibt ihr so?

Mario: Hi! Erstmal danke für dieses Interview! Was ich Dir über die Band erzählen kann, ist dass die Idee eine Band zu gründen bereits im Jahre 1994 entstanden ist. Damals war es mehr eine Vision der drei ersten Bandmitgliedern. Erst 1996 hatten wir ein halbwegs passendes Line Up beisammen. Alick González (git), Antonio Duncan (keys) und ich waren von Anfang an dabei, die heutige Besetzung vervollständigten Manuel Saavedra (dr) und Marco Borra (git). Unsere Absicht war und ist es ein neues Example im Metal zu kreieren, dass die musikalischen Ansprüche aller Mitglieder gleichermaßen erfüllt. Wir sammelten unsere Vorlieben aus den verschiedenen Metal Sparten und kreierten etwas das wir so ähnlich wie "Experimental Dark Metal" nannten.
Unser CD Debut "Otoño" (was übersetzt so viel heißt wie "Herbst", Anm. Peter) wurde 1998 released. Es wurde super in der peruanischen Metalszene aufgenommen. Unsere weitere Entwicklung erfolgte stufenweise bis wir mit dem Label "American Line Productions" in Kontakt kamen. Sie wollten unbedingt unsere nächste CD veröffentlichen (was sie ja schließlich auch getan haben, Anm. Peter). Wir versuchen heute eben die Produktion "La Pasión De Lo Mortal" so gut wie möglich zu promoten.
Über uns, die Musiker, kann ich nur sagen, dass wir Metal hören seit dem wir Kinder waren. Wir sind auch Aufgeschlossen und finden sehr schnell Zugang zu anderen oder neuen Arten von Musik, vorausgesetzt es ist Musik, die mit Herz und Hirn gemacht wird.
Neben der Band bastelt jeder von uns an seiner Kariere. Aber wir stecken einen Großteil unserer Freiziet in die Band, in Proben und in saufen, hehe.


P: Warum habt Ihr damals eigentlich beschlossen eine Band zu gründen?

Mario: Ich habe die Band mit meinen beiden Seelenverbündeten gegründet (Alick und Antonio, Anm. Peter). Warum? Ich denke es war deswegen weil jeder Mensch sich den anderen irgendwie mitteilen möchte, seine Gefühle einfach loswerden will. Und für viele Leute ist der Kunstbereich das beste um sich frei auszudrücken. Soweit wir hier miteinbezogen sind, ist auch Metal ein Bereich dieses Konzepts und wir sehen es als eine Art Befreiung. Ich kann Dir sagen, dass das auch der Sinn und hintergrund von PSICORRAGIA ist. Das motiviert uns auch immer weiterzumachen.

P: Wie arbeitet ihr an den Songs? Schreiben nur ein oder zwei Leute, oder sind alle Musiker am Songwriting beteiligt?

M: Die Kompositionen werden eigentlich von allen in der Band übernommen. Jedes Stückchen das von einem kommt ist wichtig für die anderen. Das ist meist auch der Grundstein für die Mixtur in unserem Sound wie wir ihn mögen. Oft schreibt einer ein Riff oder einen ganzen Song, das er den anderen dann beibringt. So fühlen wir uns am wohlsten.

P: Wie liefen die Aufnahmen im Studio für "La Pasión De Lo Mortal?

Mario: Wir begannen mit den Aufnahmen in den ersten Monaten im Jahr 2001 in einem bekannten Studio hier in Peru, "El Techo". Hier nehmen viele Metalbands auf (auch MORTEM und KRANIUM aus Peru, Anm. Peter). Trotzdem dass wir alles recht gut vorbereitet hatten, kan man es nie vermeiden, dass unvorhergesehene Dinge im Studio passieren. In den ersten Tagen des Aufnahmeprozesses haben wir im Studio gewohnt, gegessen und auch geschlafen. Aber als die CD endlich fertig aufgenommen war, fühlten wir uns unheimlich erleichtert. Kurzum, wir hatten eine großartige Zeit dort.
Eine tolle Erfahrung war für uns die ganze Technik im Aufnehmeprozess. Es ist einfach unglaublich wie man mit kleinen Änderungen gravierende Änderungen im gesamten Sound erhält. Wir hatten zwar vorher schon ein Demo aufgenommen, aber nicht in so einer perfekten Umgebung. Du kannst Dir vorstellen wie wir erleichtert waren als wir endlich die fertigen CDs in Händen hielten...


P: Beschreibt mir mal das Album im Generellen, Songs die ihr irgendwie hervorhben möchtet...?

M: Das ist für mich etwas schwierig zu beschreiben. Oder besser etwas zu lange um hier jedes Detail anzuführen. Das Problem ist, dass unser Stil sich in recht breitgefächerten Mixturen darstellt. Der erste Song auf der CD ist ein sehr vielfältiger, ruhiger Song mit klassischen Arpeggios und eher 60er Soli. Danach kommen einige heavy Tracks, die soundmäßig viel mehr ins Gewicht fallen ("Padecer Solamente", "Otoño", "Aspid", "Amen", "La Misma Historia", Anm. Peter). In "Amen" kann man zum Beispiel einiges an experimentieller, hinduistisch anmutender Atmosphere finden und in "Nuestro rio de
Recuerdos" wiederum einiges an Einflüssen von Klassischer Musik. Aber wir haben es lieber wenn unsere Fans und Hörer sagen, was ihnen am besten gefällt.


P: Wie ist die Metal-Szene in Lima und Umgebung? Wir wissen ja, dass es in Südamerika einen ganzen Haufen geiler Bands gibt. Wie denkt ihr darüber? Und was wisst ihr über den europäischen Underground?

M: Es gibt genügend Heavy Metal Bands in ganz Südamerika, ganz richtig. Nochmehr, der Underground ist hier schon älter als der kommerzielle Metal.
In einigen Berichten habe ich gelsen, dass einige Leute glauben, dass hier nur die Deaththrash Bands aktiv sind. Natürlich, sie sind in einer gewissen Anzahl vorhanden, aber es gibt eben auch noch andere. Grundsätzlich, denke ich auch dass unser Land hier ein Problem mit der zeitgerechten Promotion der Bands hat. Das hat meistens eher wirtschaftliche Gründe. Trotzdem müssen wir froh sein über die Entwicklung des Undergrounds und dass wir hier Band der ersten Stunde sein dürfen, nicht nur in Peru sondern in ganz Südamerika.
Wir wissen natürlich auch etwas über die Europäische Szene. Das Wettbewerbslevel der Metalbands ist dort sehr hoch. Und ein weiteres gutes Beispiel sind die Plattenfirmen, die ihr habt. Europa ist ein exzelenter Start für die Promotion von Bands. Im Gegensatz zu Euch mögen wir auch eine ganze Reihe europäischer Bands, haha.


P: Wie seid ihr zu dem Plattenvertrag mit "American Lines" gekommen und wie ist deren Arbeit in Euren Augen?

M: Joel Morales, der Chef von American Line Productions war vor zwei Jahren
mal hier in Peru in einer Pension von einem Freund untergebracht. Ich erfuhr davon und wollte ihn treffen, um ihm unser damaliges Demo zu geben. Ich war verdammt überrascht, denn er kannte uns bereits. Das einzige was er noch nicht kannte war der letzte Track nach dem Demo. Also blieben wir per Email in Kontakt. Als wir dann soweit waren die CD aufzunehmen, war Joel natürlich der erste den ich fragte, ob er unser Album veröffentlichen möchte. Und der Rest ist dann auch schon wieder Geschichte, haha! Wir sind sogar sehr zufrieden mit der Arbeit des Labels. Produktion und Vertrieb sind bis jetzt in Ordnung.


P: Wer ist den auf die Idee gekommen Songs mit Violine zu kombinieren?

M: Wir mochten die Geige als klassisches Instrument. Wir kamen eigentlich schon früher auf den Gedanken, und auch auf "Otoño" sind schon Violinenpassagen zu hören. Wir haben uns gedacht, dass wir dieses Feeling auch auf der neuen Platte wieder haben wollen. Der Geiger unterstützte uns damals erneut und auch die anderen, exotischeren Instrumente wie Charango und etliches an Percussion waren mit von der Partie. Das ist unsere Vorliebe zu experimentieren.

P: Mir gefällt das Artwork auf der CD sehr gut. Kannst Du mir verraten, wer es gemacht hat und was es genau vermittelt?

M: Das ganze Design wurde von Nimer Gómez (Gitarrist der Peruanischen Death Metal Band DISINTER, Anm. Peter) gemacht. Er ist ein guter Freund der Band. Er bekam unser "Konzept" oder besser gesagt unsere geistigen Vorlagen und erreichte ziemlich genau unsere Vorstellungen. Das Cover stellt die Dualität von Leben und Tot im Menschen darstellen.

P: Erzähl uns mal von einer "normalen" PSICORRAGIA Show. Was erwartet Eure Zuseher?

M: Ein PSICORRAGIA Konzert hat viel Seele, Kraft und Gefühl. Wir achten sehr auf die musikalische Performance. Jeder Song wird mit der selben Passion gespielt, die er repräsentiert. Die Leute, die zu unseren Konzerten kommen fühlen genauso und das verbindet uns, ähnlich wie eine Freundschaft. Glücklicherweise hatten wir immer gutes Feedback in unserem Land. Bis jetzt haben wir nur in Peru gespielt (ist ja auch nicht schlecht, immerhin ist Peru fast 16x größer als Österreich, Anm. Peter).

P: Was sind eure Pläne für die Zukunft? Neue CD, Welttournee...?

M: Wir werden uns sicher nicht auf die faule Haut legen und alles dafür tun, dass PSICORRAGIA und "La Pasión De Lo Mortal" bekannt gemacht werden. Je nach dem wie das Ergebnis ist, werden wir dann an neue Pläne herantreten. Wir haben weiters vor eben auch ausserhalb Perus aktiv zu werden, was das auftreten anbelangt. Aber es hängt auch am Support der Banger ab, wie unsere Zukunft aussehen wird. Nur soviel: Wir arbeiten schon an neuem Material. Unsere Ziele sind groß, aber wir werden noch sehen, ob wir sie auch verwirklichen können...

P: Last Words? Habt Ihr unseren Lesern noch was mitzuteilen?

M: (Original Zitat) "Thank you so much for this chance and regards to the Austrian metal insanity. All the readers that feel identify with what was said, keep in touch for getting the cd or for further information. We permanently check our email box. Death goes with ya!!!"

P: Kein Probelm, ach ja, die Kontaktadresse von ist übrigens: PSICORRAGIA, c/o Mario Romanet Rivas, Av. Santa Gertrudis 585, Urb. Santa Emma, Lima 1, Peru;
psicorragia@hotmail.com

psicorragia.cjb.net

Autor: Peter


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Beitrag vom 11.06.2002
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