Interview mit THEATRE OF TRAGEDY




Im Zuge der "Assembly"-Tour stand mir Sängerin Liv Kristine Espenaes, kurz vor ihrem Wien Gig am 3. Mai, für ein kurzes Interview zur Verfügung.

Euer neues Album "Assembly" scheint wieder genau so kontrovers zu sein wie der Vorgänger "Musique" - zumindest was die Reaktion der Fans betrifft. Andererseits finde ich sind die Gitarren wieder mehr im Vordergrud und die Elektro Samples eher spärlicher eingesetzt als beim Vorgänger. Würdest du „Assembly“ als einen Schritt zurück bezeichnen ?

Ja, da hast du Recht. Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn wir „Assembly“ vor „Musique“ veröffentlicht hätten.

War dieser Schritt zurück beabsichtigt?

Naja, irgendwie schon. Aber das hat sich eigentlich nur so ergeben weil Raymond, der für die ganze Elektronik und das Programmieren zuständig ist, nach Hause musste und wir die beiden Gitarristen im Studio für den Endmix gelassen haben. Deswegen stehen die Gitarren wieder ein bisschen mehr im Vordergrund. „Musique“ war halt doch elektronischer.

Was hat euch an „Musique“ nicht gefallen bzw. was wolltet oder habt ihr am neuen Album anders gemacht?

Wir planen eigentlich nie etwas im Voraus. Auch die Entwicklung von „Aegis“ zu „Musique“ war ein natürlicher Prozess und nicht geplant. Es hat sich einfach so ergeben. Es komme was kommen muss.

Für die Musik ist bei euch Raymond zuständig. Ich habe erfahren, dass er ein großer Fan von den deutschen Gothic Acts DAS ICH und GOETHES ERBEN ist. Inwieweit hat euch das für „Musique“ bzw. „Assembly“ beeinflusst?

Ja, er hört viele dieser Neu Deutschen Welle Bands. DAS ICH und GOETHES ERBEN gehören eher zur Vergangenheit. Aber KRAFTWERK ist seine absolute Lieblingsband. Und dieser Sound hat in natürlich sehr beeinflusst.

Bis jetzt war immer Raymond für die Texte zuständig, beim neuen Album hast du diesen Part übernommen. Wie ist es dazu gekommen bzw. was ist das Konzept des Albums? Was steht hinter den Lyrics?

Ich habe die Demos als mp3 bekommen, habe sie mir angehört und dachte dass Raymond die Texte schreibt. Er hat mich dann aber angerufen – eine Woche bevor ich meinen Gesang aufnehmen sollte – und meinte, dass er keine Zeit habe die Texte zu schreiben und dass ich das übernehmen soll. Ich arbeite gerne spontan und intuitiv und die besten Ideen habe ich immer morgens, wenn ich meine tägliche Runde durch den Wald jogge. Eben so sind dann auch die meisten Texte entstanden. Ganz spontan und intuitiv und ohne großes Konzept. Deshalb war es für mich diesmal auch einfacher, denn ich musste nicht seine Texte auswendig lernen. Früher war es sehr schwierig als er mit den Shakespear Texten daherkam und ich nicht alles verstanden habe und ich wollte auch nicht für jede Zeile Raymond fragen dass er es mir übersetzt und erklärt. Deshalb fand ich es schön diesmal meine eigenen Texte singen zu dürfen, denn dann wirkt das alles auch viel natürlicher.

Du hast dich auch gesanglich enorm weiterentwickelt, vor allem was die tieferen Oktaven anbelangt.

Ja, das stimmt. Schön dass du das bemerkt hast. Das hat sich so ergeben, als ich mir die mp3s angehört habe. Da habe ich gemerkt, dass ich etwas ändern muss. Es geht jetzt nicht mehr mit Engelgesang. Und das war ganz toll im Studio weil unser Produzent Hiili Hiilesmaa (Produzent von Him, Apocalyptica, Moonspell, Bush, 69 Eyes,…) hat mich sehr unterstüzt und gemeint ich soll mal eine Oktave tiefer singen. Das war am Anfang ziemlich ungewöhnlich für mich, aber irgendwann hat es dann super geklappt.

Hattest du eigentlich irgendwann mal Gesangsunterricht?

Nein, hatte ich nie. Ich denke das ist einfach angeboren. Meine Schwester hat das auch im Blut. Sie ist jetzt 18 und hat auch schon ihre erste Gothic-Metal Band so wie ich damals. Aber ich darf noch nicht allzu viel verraten, außer dass sie im Sommer zu mir nach Stuttgart kommen wird und wir sicher auch einiges gemeinsam aufnehmen werden.

Um noch mal auf eure alten Alben „Theatre of Tragedy“ und „Velvet Darkness They Fear“ zurückzukommen. Habt ihr mal darüber nachgedacht, ob es nicht einfacher gewesen wäre sich nach „Aegis“ aufzulösen und „Musique“ unter einen neuen Bandnamen zu veröffentlichen? Denn der Name THEATRE OF TRAGEDY wurde ja damals aufgrund der Shakespeare Texte bzw. der melancholischen, langsamen Musik ausgewählt wovon jetzt eigentlich nichts mehr übrig ist.

Ja, das stimmt, da hast du irgendwie recht. Wir haben uns schon deutlich verändert, weil zwischen „Aegis“ und „Musique“ zwei Jahre Pause war und der Gitarrist und der Bassist uns verlassen haben und wie gesagt das ganze komponieren von Raymond übernommen wurde. Aber irgendwie sehe ich das auch wieder etwas anders. Denn unsere musikalische Vergangenheit hat uns jetzt dahin geführt wo wir jetzt sind. Ohne unserer Vergangenheit wäre es nicht möglich, dass wir jetzt da sind wo wir sind. Wir haben zwar überlegt uns nur T.O.T oder Theatre of Happiness (lacht) zu nennen, aber irgendwie passt das auch nicht so. Und unser Label möchte natürlich auch nicht, dass wir unseren Namen ändern.
Ich habe auch das Gefühl, dass wir jetzt eine neue Familie sind. Früher war das nicht so. Da gab es so oft Krach und ich bin so oft rausgeschmissen worden von der Band, das glaubst du mir gar nicht. Aber das war immer von Mitgliedern die später in die Band eingestiegen und mit meiner Rolle als Frontfrau nicht zurechtkamen. Und die haben dafür gesorgt, dass ich rausgeschmissen wurde. Aber ich habe immer wieder dafür gekämpft dass ich in der Band bleiben darf. Jetzt ist es aber anders. Jetzt haben wir unsere Rollen bekommen – die sind nun fix – und jeder akzeptiert das. Nun ist es auch so, dass Raymond mehr produzieren, programmieren und komponieren möchte und nicht mehr so im Vordergrund stehen will. Er überlegt sogar sich auch gesanglich etwas zurückzuziehen.


Wie schaut es eigentlich mit deinem Soloprojekt aus. Gibt’s bald einen Nachfolger zu „Deus x machina“?

Geplant ist schon seit einigen Jahren, dass es weitergeht und die Ideen sind auch schon vorhanden und es ist mein größer Traum, damit endlich wieder anfangen zu können, aber das Musik Business ist nicht immer fair. Es müssen noch ein paar Dinge mit meinem alten Plattenlabel geklärt werden. Aber mehr darf ich dazu nicht mehr sagen. Hoffen wir, dass alles gutgeht.

Was werden wir heute von euch zu hören bekommen? Gibt’s nur Stücke aus „Assembly“ und „Musique“?

Nein, wir spielen etwas aus den drei letzten Alben. Dh. „Aegis“, „Musique“ und „Assembly“. „Tanz der Schatten“ wird daher nicht zu hören sein.

Ach, schade…

Ja, wir haben zwar vorher Band intern diskutiert ob wir es spielen sollen, haben uns dann aber dagegen entschieden.

Was hältst du eigentlich von eueren Vorgruppen ENTWINE und RAM-ZET?

Soviel ich weiß ist es für RAM-ZET die erste größere Tour. Die sind noch ziemlich frisch.

Aber für ENTWINE ist es doch auch die erste Europa Tour, oder ?

Ja, das stimmt. Die sind zwar in Finnland schon sehr bekannt und haben dort auch schon einiges gespielt, aber es ist auch deren erste Europa Tour. Ich persönlich finde beide Bands sehr gut, obwohl sie nicht die perfekten Vorgruppen für uns sind, da die musikalische Stilrichtung doch etwas anders ist. Ich wäre zum Beispiel gern mit ZEROMANCER auf Tour gegangen. Das wäre wirklich klasse gewesen. Hat aber leider nicht geklappt.

Ja, stimmt, die hätten besser zu euch als Support Acts gepasst.

Vielleicht wird es ja noch was….

Auf welchen großen Festivals werdet ihr heuer noch zu sehen sein?

Wir spielen heuer noch am Zillo Festival. Weitere Termin wären dann noch in Beirut, London, Moskau und Mexiko. Bis auf Mexiko sind das alles neue Städte für uns – neues Teretorium. Das wird sicher spannend.

Ja, sicher, Beirut auf jeden Fall *gg*

Ja! (lacht) Aber es gibt im Vertrag ein Klausel, dass wir nicht spielen müssen wenn es Krieg gibt oder irgend welche Aufstände.

Gut, dann bedanke ich mich für das Interview. Wünsche euch noch alles Gute für die weitere Tour und viel Erfolg und ein gelungenes Konzert heute Abend, sowohl für die Fans als auch für euch.

Danke!


www.theatreoftragedy.com

Autor: Stiga

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Beitrag vom 23.05.2002
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