Interview mit THRUDVANGAR - Den Kurs nicht verlieren


In Deutschland sind THRUDVANGAR fixer Bestandteil der Pagan/Viking Metal Szene, bei uns in Österreich vielleicht noch nicht so bekannt, aber möglicherweise ändert sich das mit dem neuen Album „Vegvisir“, das im November erscheint. Deshalb packte ich die Gelegenheit beim Schopf, um mit der Band ein Interview zu führen, und ich bekam wirklich ausführliche Antworten zu allerlei Themen.


Hallo! Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, euch ein paar Fragen zu stellen!
Ich kenne euch ja bereits seit ein paar Jahren, aber möchtet ihr euch bitte unseren Lesern ein bisschen vorstellen? Wofür steht euer Bandname und wie habt ihr damals zusammengefunden?



Der Name beschreibt den Heimatsitz Thors in Walhall und heißt übersetzt „Feld der Stärke“.
Die ursprüngliche Band gründete sich damals aus einem Freundeskreis heraus. Von dieser Besetzung ist heute nur noch der Drummer Torsten geblieben. Matze (Vocals) kam dann 2004 dazu, als der ursprüngliche Sänger die Band verließ. Vor und nach „Tiwaz“ gab es wiederum einige Wechsel, die auch den Sound der Band maßgeblich beeinflussten. Die aktuelle Besetzung besteht seit 2018.





Ich war ja in den letzten Jahren bei einigen Gigs von euch, aber bei den Bildern vom Fimbul-Festival ist mir aufgefallen, dass ihr eure Optik stark verändert habt. Wollt ihr düsterer herüberkommen als zuvor?


Es ist weniger der Wille irgendwie anders „rüberzukommen“ als viel mehr der letzte Schritt einer langen Reise der Veränderungen. Das Lineup hat sich massiv verändert, ebenso wie der Schreibstil der Musik. Diese Veränderungen und der damit verbundene neue Input in der Band spiegelt sich dann letztendlich auch optisch wieder. Zudem wollen wir natürlich auch dem geneigten Live-Publikum neue Reize bieten.


Wie geht es euch eigentlich mit den ganzen negativen Einflüssen durch Corona, und wie schlimm glaubt ihr, werden die Auswirkungen auf die Musikszene sein?


Es schränkt uns, wie auch alle anderen Künstler, massiv dabei ein, die Kunst tatsächlich zu präsentieren. In unserem Fall sind das die Konzerte, die uns sehr fehlen. Der Kontakt mit den Fans, die Interaktion mit dem Publikum, die Treffen mit Kollegen, all das gibt es momentan nicht oder nur sehr begrenzt. Wir versuchen trotzdem irgendwie für unsere Fans da zu sein, ob über soziale Medien oder Youtube oder neues Merch. Da wird in naher Zukunft immer mal wieder etwas Neues zu erleben sein.
Die Auswirkungen auf die Musikszene sind momentan sicherlich nur zu erahnen. Viele Künstler, die auf Live-Konzerte angewiesen sind, da sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, werden es sehr schwer haben sich über Wasser zu halten. Hier stehen sicher viele Existenzen auf dem Spiel. Wir hoffen, dass diese belastende Situation bald vorüber ist.



Aber nun zu etwas deutlich Positiverem – eurem neuen Album! Wie lange habt ihr daran gearbeitet, und wie funktioniert das Songwriting bei euch?


Die Arbeiten an „Vegvisir“ haben sich tatsächlich über viele Jahre erstreckt und kamen, durch die Wechsel in der Besetzung, immer wieder zum Stocken. Am Ende wurden teilweise nur noch Textfragmente und einzelne Musikparts beibehalten, und in den letzten zwei Jahren ein komplett neues Album geschaffen. Das Songwriting lief und läuft dabei unterschiedlich ab. Es gab Texte, um die dann die Musik herum komponiert wurde, und es gab Musik, zu denen ein Text erarbeitet wurde. Meist orientiert sich die Musik an der Stimmung des Textes, oder eben der Text an der Stimmung der Musik. Bei harten Riffs und 180 bpm Drums ist der Text meist kämpferisch und aggressiver als bei den Mid-Tempo Titeln. Musikalisch teilen sich Daniel und Sebastian (beide Gitarre) die Arbeit. Für die Texte ist meist Matze verantwortlich. Zu guter Letzt werden aber alle Ideen in der Band diskutiert und von allen abgesegnet.




Wofür steht der Titel „Vegvisir“, und gibt es eine besondere Geschichte zu diesem Album?


Der „Vegvisir“ als Symbol geistert nun schon seit einigen Jahren durch die Viking-Metal-Szene und ist mittlerweile genauso oft auf Plattencovern oder Shirts zu finden, wie ein Mjöllnir. Er hat sich in den letzten Jahren einfach zu einem der wichtigsten Symbole des Viking Metal bzw. Pagan Metal schlechthin entwickelt. Für uns hat er jedoch auch eine sehr persönliche Bedeutung. Er steht zum einen für unsere Bandgeschichte der letzten Jahre: Wir haben uns nicht nur bei der Bandbesetzung neu aufgestellt, sondern uns auch musikalisch weiterentwickelt. Auch in Sachen Liveshow haben wir einiges verändert, und haben noch ein paar Ideen auf Lager, die wir in naher Zukunft umsetzen werden. Die letzten sieben Jahre unserer Bandgeschichte waren sehr bewegt, und wir mussten stets darauf achten, unseren Kurs nicht zu verlieren. Zum anderen beschreibt der „Vegvisir“, den man als einen Kompass verstehen darf, die verschiedenen Spielarten der Songs auf dem neuen Album. Durch die vielen musikalischen Einflüsse aller Mitglieder ist ein heterogenes Album entstanden, das sich in seiner Gesamtheit nicht immer klar definieren lässt. Der „Vegvisir“ weist hier also auf die verschiedenen Richtungen hin, die man auf dem Album hören kann.


Ihr beschäftigt euch in euren Lyrics ja mit der nordischen Geschichte und Mythologie. Sind alle Bandmitglieder Fans davon?


Also diese Frage lässt sich mit einem klaren ja beantworten. Sicherlich sind alle auf verschiedenen Wegen auf diese Thematik gestoßen, aber sie verbindet uns und somit auch unseren Einfluss auf die Musik und den Schreibstil.


Die meisten Tracks sind ja sehr druckvoll, aber beim letzten Titel „Alles Was Bleibt“ geht ihr einen völlig anderen Weg! Warum?


Das liegt zum Einen an der besungenen Thematik. Diese ist sehr schmerzvoll und persönlich und wir haben lange überlegt wie man dies angemessen vertonen kann. Es war uns wichtig deutlich zu machen, dass hierbei eine hoch emotionale und tief bewegende Situation angesprochen wird, und diese entsprechende Würdigung verdient. Zum Anderen war es uns wichtig zu zeigen, dass Viking- und Paganmetal wesentlich facettenreicher sind, als man dies allgemein vermutet.


Mittlerweile gibt es ja viele Interessierte an der Wikingerzeit! Worin liegt eurer Meinung nach die Faszination der Geschichte des Hohen Nordens?


Auf die letzten Jahre betrachtet hat eine gewisse TV-Serie sicherlich einen großen Teil zur Begeisterung beigetragen. Dies kommt Bands wie uns natürlich entgegen. Die Wikingerzeit mit ihren Mythen und Legenden, den Sagas und Helden übt aber generell einen gewissen Reiz aus. Viele betrachten dies wie Geschichten aus einer alten Zeit, in die man sich, bei aller Hektik, flüchten kann. Es gibt aber auch eine breite Masse an Fans, die sich tatsächlich mit der Historie auseinandersetzen, und sowohl über die Mythen, als auch über die tatsächliche Geschichte der Nordmänner bestens Bescheid wissen.


Ich hab euch ja in erster Linie bei Festivals in Deutschland gesehen. Habt ihr auch schon einmal in meiner Heimat Österreich gespielt?


Wie haben leider erst zwei mal in Österreich gespielt. Das ist aber schon sehr lange her.




Welcher Auftritt war bisher für euch das Highlight?


Da kann man sich gar nicht richtig festlegen, da das jeder anders empfindet.
Meist bieten aber die großen Festivals eine ganz besondere Atmosphäre, wobei die kleinen Clubs aber ihren ganz eigenen Charme haben.



Und dann noch die gegenteilige Frage: Was ist euch negativ in Erinnerung geblieben?


Ähnlich wie bei den Highlights kann man sich auch hier nicht einigen. Dem einen gefällt das Catering nicht, der andere ist mit der Bühne oder der Unterkunft unzufrieden - da gibt es ab und zu mal etwas, was einfach nicht passt.


Was für Pläne habt ihr für die Zukunft?


Was die Zukunft im Einzelnen für uns bereit hält können wir nur hoffen. Aktuell arbeiten wir bereits an neuem Material und werden uns bemühen dieses dann auch zeitnah zu produzieren. Wir werden uns jetzt aber erst mal mit „Vegvisir“ beschäftigen und versuchen dieses Album irgendwie live zu präsentieren. Das wäre dann tatsächlich auch der Plan für die nahe Zukunft - Konzerte spielen sobald es wieder möglich ist, und endlich wieder wallendes Haar vor der Bühne fliegen zu sehen.


Und habt ihr noch ein paar abschließende Worte für eure Fans bzw. unsere Leser?


In dieser aufwühlenden Zeit ist es wichtig die Bands, die man gern hört, weiterhin zu supporten. Sie sind für die Fans da und machen weiter Musik, und ohne Fans geht das irgendwann nicht mehr. Passt auf euch auf und bleibt gesund. Wenn alles überstanden ist sehen wir uns bei den nächsten Konzerten wieder.


Ich bedanke mich für die Beantwortung meiner Fragen, und hoffe sehr, euch bald wieder einmal live erleben zu können.



www.facebook.com/ThrudvangarOfficial

Autor: Metalmama

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Beitrag vom 11.11.2020
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