Interview mit BEARTOOTH - Es gibt keine Heilung


[ENGLISH VERSION BELOW]

Mit ihrem dritten Werk "Disease" meldeten sich die US-Postcore´ler BEARTOOTH mehr als eindrucksvoll zurück. Wir sprachen mit Mastermind und Sänger Caleb über die Entstehung, Hintergründe und psychische Erkrankungen.



Hey Caleb, du bist gerade aus Österreich gekommen, gestern warst du beim Frequency Festival. Wie war es?


Ja, es war eine verdammt geil! Ich habe definitiv nicht erwartet, eine so großartige Resonanz zu haben. Wir waren wie die einzige Metalband des Festivals, aber am Ende hat es Spaß gemacht. Supercool, wirklich lustig, das Publikum war einfach unglaublich.




Das letzte Mal, als ich dich sah, war in Österreich, in Wien. Erinnerst du dich an die Show? Es war eine ausverkaufte Show, sehr intensiv.


Oh ja, es war der Veranstaltungsort, wo all das coole Zeug überall hing.


Ich glaube, es war eine U-Bahnstation.


Wir spielen gerne in Wien. Einfach nur in Wien zu spielen macht uns immer viel Spaß. Diese Show war besonders verrückt.


Ich erinnere mich, es war das erste Mal, dass ich euch sah und ich freue mich auf die heutige Show. Was können wir heute erwarten?


Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich meine, es ist schon so lange her, seit wir auf einem europäischen Festival gespielt haben, weil wir damit beschäftigt waren, ein neues Album zu machen. Wir werden sehen, wie es läuft, wir werden heute ein paar neue Songs spielen, das sollte Spaß machen. Wir gehen einfach hinauf und werden uns den Arsch aufreissen, damit die Menge eine gute Zeit hat.


Habt ihr schon live ein paar neue Songs gespielt?


Es ist immer etwas komisch, neue Songs zu spielen, um den Groove zu finden und sehen dann in die Menge, um herauszufinden, wie sie sich fühlen, aber ich denke, es läuft sehr gut.


Ah, ok. Ihr habt auch bereits ein Video zur „Disease“ herausgebracht. Was war die Idee des Videos?


Ich finde, in unserer Realität ist alles sehr schnell gegangen. Ich kam einfach mit einer Idee. Es geht darum, wenn man von negativer Energie und psychischen Erkrankungen ergriffen wird. Solche Dinge und der Schmerz, der Tod und Dunkelheit repräsentiert.




Und wie kam es dazu, das neue Album „Disease“ zu betiteln?


Ich versuche immer, ein Wort auszuwählen, das das Album als Ganzes beschreibt. Ich finde es ist der beste Weg, es in einem Wort zusammen zu fassen. "Disease" bezieht sich nur auf eine psychische Erkrankung und ist wie der Versuch, durch die harten Zeiten zu leiten.


Ich hatte letztes Jahr ein Interview mit Cameron und wir sprachen über eure ersten beiden Platten und er sagte, die erste habe sich mit psychischen Erkrankungen befasst und deshalb an einem dunklen Ort zu sein, und "Aggressive" habe einen Ausweg gefunden. Was ist jetzt "Disease"?


Bei „Disease“ handelt es sich eigentlich nur darum, herauszufinden, warum man sich so fühlt. „Aggressiv“ holte mich nicht wirklich heraus. So sehr man es auch versucht, man stellt fest, dass es keine Heilung gibt und es nie aufhört, sich so zu fühlen, man lernt einfach mehr darüber. Darum geht es bei „Disease“.


Wie schwer fällt es dir, über solche persönlichen Dinge zu reden und Texte zu schreiben?


Manchmal ist das definitiv unbeholfen, aber ich versuche nur, nicht darüber nachzudenken. Ich versuche mir vorzustellen, dass ich nur einen Song für mich schreibe, und niemand wird es hören. Ich versuche nur, mich dazu zu reizen und einfach zu schreiben und zu sehen, was passiert. Wenn es zu verrückt ist, ändere ich vielleicht einige Texte. Meistens bleibt es aber dabei.


Ihr habt diese sehr aggressiven und dunklen Texte, aber ihr erhaltet auch die Energie von den Leuten, um eine gute Zeit zu haben.


Ja, ich meine, das ist das, was mir in den letzten fünf Jahren wirklich klar wurde. In einer BEARTOOTH-Show geht es darum, eine gute Zeit zu verbringen, aber ich möchte Musik schreiben, die wirklich Leute zusammenbringt und alle Spaß an den Shows haben, aber der Text ist genau das Gegenteil (lacht).


Ihr habt auch diese "Greatness Of Death" -Videos, ich habe sie mir gerade angesehen. Ich habe aber nicht alles verstanden, worum geht es? Zuerst ist es eine Art Making-of, aber kein klassisches Making-of.


Ja, im Grunde haben wir alles auf Video aufgenommen, den gesamten Prozess. Es ist eine Art Mini-Dokumentationsserie. Es gibt viele Folgen. Es fängt mit Sicherheit irgendwann an mehr Sinn zu machen.




Du hast wieder alles selbst aufgenommen, alle Instrumente gespielt, alle Vocals eingesungen und auch die Platte alleine gemischt und produziert. Ich meine, du hast eine großartige Band, warum machst du die ganze Arbeit alleine?


Das war einfach irgendwann mal so. Für mich ist es so, dass ich mich einfach so am wohlsten fühle, wenn ich so persönliche Songs schreibe. Als ich mit BEARTOOTH zum ersten Mal spielte, wollte ich nur eine Band haben, in der ich alles tun kann, was ich wollte. Ich spiele gerne die Instrumente, aber ich singe auf der Bühne immer, sodass das Aufnehmen des Albums die einzige Chance ist, dass ich tatsächlich Instrumente spielen kann. Ja, so funktioniert die Band. Jeder ist cool damit, es war noch nie eine unangenehme Sache, weil es so viel anderen Scheiß mit der Band gibt, um die sie sich kümmern. Alles was ich mache ist die Musik und ich habe keine Ahnung, was im Hintergrund vorgeht. Alle anderen Jungs stehen auf Merch und Logos und wie man die Band wahrnimmt, mit welchen Bands wir auf Tour gehen. Ich stehe einfach auf und spiele, das ist alles, was ich tue.


Du wirst es also in Zukunft so lassen oder denkst du, du wirst die anderen Jungs eines Tages einbeziehen?


Ich habe mit den anderen Jungs Musik geschrieben, aber alles auf der Platte selbst gemacht. Ich weiß nicht, ob sich das ändern wird. Ich bin mir sicher, dass sich jeder mehr und mehr einbringen wird, und ich denke, jetzt ... wir hatten im Laufe der Jahre viele Änderungen in der Besetzung und wir denken jetzt, dass wir eine großartige Besetzung haben. Ich bin sicher, sie engagieren sich in der Zukunft mehr.


Ich habe gehört, dass Taylor die Band gerade verlassen hat. Ist das richtig?


Ja, er will andere Sachen machen. Ich glaube, er wollte einfach nicht auf Tour gehen und Musik und so, er will nur ein anderes Leben.


Hast du schon jemand anderen?


Ja, haben wir. Sein Name ist Zach Huston. Er ist großartig, er hat in einer Black Metal-Band in Columbus gespielt, also ist er ein verdammter Shredder.


Was war dieses Mal für dich der Unterschied am Kreieren, Schreiben und Aufnehmen des Albums?


Ich denke, der größte Unterschied war das Studio. Wir haben eigentlich in diesem unglaublichen Studio aufgenommen, weil ich das normalerweise in einem Kellerstudio mache. Dieses Mal wollte ich, dass sich alles roh anfühlt, als ob es direkt von einer Konsole kommt. Also gingen wir nach Nashville und es war verdammt cool.




Für mich ist die Platte etwas abwechslungsreicher als die anderen. Was war Absicht oder ist es einfach passiert?


Es passierte einfach, weil es so viele verdammte Lieder gab, die wir aus über zwanzig ausgewählt haben. Ich glaube, wir haben uns als Band konzentriert, ich habe allen die Songs gezeigt und wollte sehen, was sie denken. Der allgemeine Gedanke war, dass die Texte kohärent sein sollten, also haben wir einfach Songs ausgewählt, die in die Geschichte passen, und dann wurde die Musik ziemlich abwechslungsreich.


Habt ihr schon Reaktionen von Kritikern oder Fans erhalten?


Ich weiß es nicht wirklich, ich habe nicht viel gehört. Es ist so, als würde man sich zurücklehnen und es geschehen lassen. Wenn das Album herauskommt, werden wir sehen.



Ich mag es wirklich sehr und habe die Vielfalt genossen, vor allem „Fire“ ist mein Favorit…


Ja, cool, danke! "Fire" ist auch mein Favorit (lacht).


Warum spielt ihr nie "Loser", wenn wir schon über Favoriten sprechen? Ich liebe dieses Lied!


Ja, ich weiß es nicht, die Leute schienen es nicht wirklich zu genießen. Wir haben es für ein paar Tours gemacht und dann spielten wir andere Songs. Wir spielen Shows und wollen es wirklich für die Fans tun. Wir spielen die Shows, die sie wollen.


Gibt´s noch was zu sagen?


Vielen Dank an alle Fans unserer Band, die uns unterstützt haben.







--------------------------------------------------------------------------------------------------------------
[ENGLISH VERSION]

Hey Caleb, you came straight from Austria now, you were at the Frequency Festival yesterday. How was it?


Yeah, it was fucking rat! I definitely didn´t expect to have such a great response. We were kind of like the only metal band on the festival, but in the end it was fun. Supercool, really fun, the audience was just amazing. < a>>

The last time I saw you was in Austria, in Vienna. Do you remember the show? It was a sold out show, very intense.


Oh yeah, it was the venue with all that cool stuff hanging everywhere. < a>>

It was a subway station I think. < f>>

We love playing in Vienna. Just playing in Vienna in general is always a lot of fun for us. That show was extra crazy.


I remember it was the first time I saw you and I am looking forward to the show today. So what can we expect today?


I have really no idea. I mean, it has been so long since we´ve played at a European festival, because we were busy making a new album. We´ll see how it goes, we will play some new songs today, that should be fun. Just go up and rip it so that the crowd has a good time.


You have already played some new songs?


It´s always kind of weird playing new songs, to get the groove out of it and to look at the crowd an see how they feel, but I think it´s going very well. < a>>

Ah, ok. You already brought out a video for disease. What was the idea of the video?


I mean in our reality it all happened very fast. I just came up with an idea. It really is about like being consumed by negative energy and mental illness. Things like that and the pain that represents death and darkness. < a>>

And how came the idea to call the new records “Disease”?


I just always try and choose one word that describes the album as a whole. The best way to put it in one word. “Disease” just referring to mental illness really and just like trying to get through the hard times.


I had an interview last year with Cameron and we talked about your first two records and he said, the first one was about mental disease and being in a dark place because of it and “Aggressive” was about finding ways out of it. So what´s “Disease” now?


Disease is really just about figuring out why I feel this way. “Aggressive”, didn´t really get me out of that. As much as I tried, I discovered, there is no cure and I never gonna stop feeling this way, it´s just learning more about it. That´s what disease is about.


How hard is it for you to talk and write lyrics and that stuff about such personal things.


It´s definitely awkward sometimes, but I´m just trying not to think about it. I´m trying to imagine that I only write a song for me and nobody is gonna hear it and I just try to trick myself into that and just write and see what happens. When it is too crazy I maybe change some lyrics. But most of the time it´s what you get.


You have this very aggressive and dark lyrics but you also get the energy from the people to have a good time.


Yeah, I mean that´s the thing I really realized i the last four five years. A BEARTOOTH show is about having a good time, but I wanna write music that really get people together and everybody have fun at the shows, but the lyrics are just the opposite (laughs).


You also have this “Greatness Of Death” videos, I just saw it. I didn´t understand everything so what is it about? At first I that it is a kind of making-of but it is not a classic making-of. < f>>

Yeah, basically we shot the whole thing of recording on vidoe, the whole process. It´s kind of a mini documentary series. There is a lot of episodes. It all start making more sense as it goes, for sure.


You recorded again everything by yourself, played all instruments, did all vocals and you also mixed an produced the record alone. I mean, you have a great band, so why do you do all the work alone?


That´s just how it started. For me, writing songs so personal like that´s just how I feel comfortable. When I first played BREATOOTH, the whole point was I just wanted to have a band, where I can do anything I wanted. So I loved to play instruments but I always sing so recording the album is the one chance I can actually play. Yeah, that´s how the band works. Everybody is cool with it, it has never been an awkward thing because there is so much other shit with the band, that they take care of. Like all I do is the music and I´ve no fucking clue what´s going on in the background. All the other guys are on top of merch and logos and what the bands perception is going to be, what bands we take on tour with. I just get up and play, that´s all what I do.


So you will keep it that way in the future or do you think you will involve the other guys some day?


I have written with some music with the other guys, but perform it all on the record. I don´t think that is gonna change. I´m sure naturally everybody gets more and more involved and I think now... we had a lot of line-up changes over the years and a think now we have a great solid line-up. So I am sure, they get more involved in the future.


I heard Taylor just left the band, is that right?


Yeah he wanna do different stuff. I think he just didn´t wanna go touring and music and stuff, he just want a different life.


Do you already have someone else?


Yes we do. His name is Zach Huston. He is awesome, he played in a Black Metal band in Columbus, so he´s a fucking shredder.


What was the difference for you to create, write and record the sounds this time?


I Think the most different part was the studio. We were actually recording in this incredible studio, because I usually do this in a basement studio. This time I wanted everything to feel raw, like it comes direct of a console. So we went to a place in Nashville and it was really fucking cool. < a>>

For me the record is a little bit more diverse than the other ones. What was the intention or did it just happen?


It just happens, because there were just so many fucking songs that we picked from over twenty. I think we just focused as a band, I showed everybody all the songs and wanted to see what they think. The general thought was the lyrics should be cohesive so we just picked songs that fits into the story and then the music ended up pretty diverse.


Did you already get reactions from the critics or the fans?


I don´t really know, I haven´t heard much. It´s just like laying back and let it happen. When the album comes out we will see.


I really like it and enjoyed the diversity, especially “Fire” is my favourite...


Yeah, cool, thanks man! “Fire” is also my favourite (laughs).


While we talking about favourites, why do you never play “Loser”? I love that song!


Yeah I don´t know, people didn´t really seem to enjoy it that much. We did it for a couple of tours and then we play other songs. We play shows and we just really wanna do it for the fans. We play the shows that they want.< a>>

Do you have anything left to say?


To all the fans from our band, thank you for supporting us.



www.beartoothband.com

Autor: maxomer

Weitere Beiträge von maxomer


Zurück

Beitrag vom 06.03.2019
War dieses Interview
interessant?

76 Stimme(n)
Durchschnitt: 3.76

Diesen Beitrag bewerten:
  
Diesen Beitrag per E - Mail verschicken:
An:
Von:
Kommentar: